Erstens hat man bei Apple abgeschaut und den Ladestecker so gebaut, dass man ihn auch verdreht einstöpseln kann. Auch ich schaffe es nun, im Halbdunkeln vor dem Einschlafen, das Handy mit Saft für die Nacht zu versorgen. Falls ich das vergesse, saugt es sich während des Morgenkaffees innert 30 Minuten eine halbe Akkuladung. Das reichte meist sogar für einen ganzen Tag.
Zweitens erkennt mich mein Handy. Statt Passwörter zu tippen oder mit dem Daumen auf Sensoren zu fummeln, kann ich es einfach anstarren. Seine Iris-Erkennung statt PIN-Eingabe funktioniert zuverlässig und auch im Halbdunkeln.
Drittens hält mich Microsoft nicht für blöd. Die Kamera-App gibt mir alle die Möglichkeiten zurück, die ich auch als Amateur an richtigen Kameras geschätzt habe. Ich darf also wieder Fokus, ISO, Belichtung und Korrektur bei HDR selber einstellen. Und sogar wenn ich mich blöd anstelle und einfach den „Auto-Tubeli-Modus“ verwende, macht das Lumia eine Spur bessere Bilder als mein iPhone 6s.
Viertens - und das ist wirklich neu -, kann ich mit dem Lumia 950 auch arbeiten. Eine handtellergrosse Dockingstation verbindet es nämlich mit richtiger Tastatur, Maus und dem PC-Bildschirm. Was man darauf zu sehen kriegt, ist nicht einfach ein aufgeblasener Handy-Bildschirm, sondern richtige PC-Programme. Meine Mails lassen sich also wieder in drei Registertiefen innert Sekunden durchklicken. Und Word sieht aus wie Word, und nicht wie ein Handy-Tipperei-Zombie.
Dabei hat Microsoft nicht nur einfach gebastelt, sondern viel studiert. Die Apps sind universell. Das heisst, sie merken, ob sie nur auf dem Handy oder via Dockingstation ablaufen. Ist das Dock da, nutzen sie die grössere Bildschirmfläche und Maus und Tastatur vernünftig.
Leider, und das tut wirklich weh, funktionieren via Dock nur speziell angepasste Universal-Apps. Davon gibt es nur eine Handvoll, die meist von Microsoft stammen. Warum die Redmonder nicht auch gleich einen Spiegel-Fernsteuer-Modus integriert haben, bleibt schleierhaft. Denn notfalls möchte ich einfach den Handy-Inhalt auf dem Bildschirm haben und statt Fingerspitze die Maus verwenden. Das geht auch beim Lumia 950 und Dock nur mit Bastelei und Zusatzsoftware.
Fernsteuer-Trauma
Trotz dieser Kritik: Das Lumia 950 ist das erste Smartphone, das mobiles Rumgefummle mit echter Arbeit am PC-Bildschirm kombinieren kann. Die Erfahrung hat mich animiert, das auch endlich mit iOS und Android zu probieren.
Es sollte doch möglich sein, sein Handy am Ladegerät im heimischen WLAN zu haben und es dann am PC mit Maus und Tastatur einfach fernzusteuern. Das funktioniert in der PC-Welt dank kostenlosen Helfern wie VLC und Teamviewer schon seit über einem Jahrzehnt.
Meine Versuche mit meinen Smartphone-Sortiment waren aber meist Zeitverschwendung. Ganz schlimm ist es bei iOS. Ich habe keine App gefunden, die das ermöglicht. Für Android gibt es zwar Apps wie Airdroid, Teamviewer QuickSupport, Droid VNC Server, Droid@Screen (http://droid-at-screen.org/) oder Vysor https://chrome.google.com/webstore/detail/vysor-beta/gidgenkbbabolejbgbpnhbimgjbffefm. Glücklich wurde ich mit keiner Lösung.
Teils funktionierten die Apps gar nicht. Teils funktionieren sie nur per USB-Kabel. Bei anderen sollte ich dafür meinen Androiden rooten oder eine Android-Debugging-Bridge auf meinem PC installieren. Bestenfalls startete die Lösung, schmierte aber nach wenigen Minuten ab. Den App Herstellern kann man wenig Vorwürfe machen. Sie müssen sich mit vielen Tricks um die Sicherheitssperren der Handy-Hersteller herummogeln.
Aber, falls die Entwickler bei Google, Microsoft und Apple mal eine halbe Stunde Langeweile haben, könnten sie doch selber endlich eine gescheite, zuverlässige Fernsteuer-Lösung entwickeln und sauber im Betriebssystem verankern. Statt mich mit monatlichen Updates zu nerven, die Features enthalten, die ich wohl nie brauchen werde.