Wer in einer reinen Apple-Welt lebt, kann viele Beschallungsfragen mit der Airplay-Technik lösen. Dabei wird meist auf einem Mobilgerät die Audiodatei aufbereitet und drahtlos an einen Airplay-Lautsprecher geschickt. Dabei kann eigentlich alles, was aus einem iOS-Lautsprecher krächzt, umgeleitet werden. Airplay ist aber weder audiophil noch hat es ein richtiges Multiroom-Konzept. Ferner saugt es den Akku von Mobilgeräten leer.
Ähnliches erreicht Google mit seinem Chromecast-Stick. Dieser war bisher auf Videowiedergabe spezialisiert und hatte keinen Audio-Ausgang, sondern nur einen HDMI-Anschluss. Neu gibt es aber für rund 40 Franken den Chromecast Audio, der über eine analoge Klinke und einen digitalen Ausgang verfügt. Er ist damit wohl die günstigste Lösung, um bestehende Aktivlautsprecher oder Verstärker zu vernetzen.
Audioübertragung via Bluetooth ist nur eine Notlösung. Die Qualität ist nicht audiophil und die Reichweite auf wenige Meter beschränkt. Lediglich mit Erweiterungen wie AptX wird vernünftige Audioqualität erreicht. Viele Mobilgeräte, darunter auch alle iOS-Geräte, unterstützen aber kein AptX. Ferner „killen“ Telefonanrufe auf ein Handy meist auch die Musikwiedergabe.
Die Silberscheiben mit der sperrigen Bezeichnung Ultra HD Blu-ray zaubern seit einigen Wochen mit 4K/UHD-Auflösung und HDR-Bildverbesserungen die schönsten Bilder auf den Fernseher. Um die Scheiben abzuspielen, braucht es allerdings einen neuen Player wie den Samsung UBD-K8500 oder den Panasonic DMP-UB900. Die sind allerdings mit Preisen von knapp 500 Franken kein Schnäppchen.
Die günstigere Alternative kommt im August von Microsoft. Die Xbox One S wird rund 300 Franken kosten. Als Geschenk kriegt man dabei noch eine Spielkonsole, 500 Gigabyte Festplattenspeicher und eine smarte Box für den TV dazu. Die Xbox streamt dann auch gleich 4K-Netflix-Filme oder macht mit Live-TV-Apps wie Zattoo den Kabel-TV-Anschluss überflüssig. Mit ihrer Festplatte dient die Spielkonsole zudem als Datenlager für die mit dem Handy erzeugten 4K-Videos und Fotos und zeigt diese in 4K/UHD-Auflösung. Eine ähnliche Spielkonsole wird auch von Sony (Playstation 4 Neo) erwartet, dort fehlen allerdings Detailangaben.
Eine Box für alles
Natürlich wird die Spielebox von Microsoft von den grossen Marken der Unterhaltungselektronik als Kinderkram belächelt. Das war übrigens auch bei den BD-Abspielgeräten so. Allerdings nur, bis die Spielkonsole PS3 von Sony zum weitverbreitetsten BD-Abspieler wurde.
Allerdings ist der Vergleich zwischen dem Alleskönner Xbox und einem spezialisierten Ultra-HD-Blu-ray-Player unfair. Denn letzterer beherrscht genau eine Funktion perfekt, nämlich das Abspielen von Silberscheiben. Sowohl seine Bedienoberfläche als auch seine Fernbedienung sind für diese Aufgabe ausgelegt. Ferner föhnt darin garantiert kein so lauter Lüfter wie in den auf Hochleistung getunten Spielkonsolen.
Dass bei den nächsten Weihnachtseinkäufen aber dennoch mehr Kunden zu einer Xbox statt zu einem Ultra-HD-Blu-ray-Player greifen werden, liegt nicht nur an quengelnden Kindern. Die Spielkonsolenhersteller haben es nämlich geschafft, ihre Boxen zu wahren Universalisten hochzupäpplen. So lassen sich Fotos und Videos direkt vom PC zur Box streamen, und mit Apps wie Plex greift die Box auf die heimische Filmsammlung komfortabel zu. Im Gegensatz dazu geizen die Hersteller von Unterhaltungsgeräten oft bei Zusatzfunktionen und lassen beispielsweise nicht mal die Wiedergabe von 4K-Inhalten via USB-Dose zu. Schlecht für das Image der grossen Marken ist auch, wenn sie Funktionen ihrer Geräte einfach nachträglich kastrieren.
Boxen lernen dazu
Ein weiteres Beispiel, wo die klassischen Unterhaltungshersteller von Gamer-Boxen lernen können, ist die Nvidia Shield. Die haben wir bereits ausführlich vorgestellt.
Mit einem kostenlosen Software-Upgrade bringt nun Nvidia seiner Shield noch mehr Tricks bei. In Zukunft wird sie zu einem vollautomatischen Film-Transcoder unter Plex. Transcodierung löst das Problem, dass sich viele Filme nicht auf allen Geräten abspielen lassen und deshalb zuerst konvertiert werden müssen. Die Shield-Box übernimmt nun diese Aufgabe vollautomatisch im Heimnetzwerk. Egal, ob der Film auf einer angeschlossenen USB-Festplatte oder sonst im Netzwerk ist: Alle Geräte mit der kostenlosen Plex-App können ihn perfekt abspielen.
Es sei nur nebenbei erwähnt, dass die Shield-Box auch als erstes Gerät Netflix-Filme mit der Kontrast- und Farbverbesserung HDR an einen Fernseher weitergeben kann. Einige Käufer eines neuen 4K-Fernsehers mussten also erst eine Zusatzbox von Nvidia kaufen, um das letzte Quäntchen Qualität aus ihrem Gerät zu kitzeln.
Das sich die Nvidia-Box inzwischen auf die neuste Android-Version aktualisiert hat, sei nur nebenbei erwähnt. Bei gewissen TV-Herstellern wartet man hingegen oft vergeblich darauf, dass die Software der Geräte neue Funktionen integriert oder wenigstens bekannte Fehler behebt.
Die bekannten Hersteller von Unterhaltungselektronik werden die Boxen von Microsoft und Nvidia vermutlich weiterhin als Kinderkram bezeichnen. Dagegen ist nichts einzuwenden, weil sie beispielsweise bezüglich Design so gut in eine gepflegte Stube passen, wie eine Migros-Einkaufstasche. Aber trotzdem sollten die Edelmarken dazulernen – beispielsweise, wie man seine Käufer mit cleveren Zusatzfunktionen glücklicher macht.