Google TV mit Bild in Bild
Dass Google nicht nur ein bisschen rumbastelt, sondern in den einzelnen Segmenten wirklich Entwicklung betreibt, zeigt sich insbesondere auch bei Google TV. Über die Hälfte der in China heute verkauften Fernsehgeräte sind bereits mit Android-TV ausgestattet. In der Schweiz setzt nicht nur Swisscom-TV bei seiner Box auf Android, sondern auch Dritthersteller wie Nvidia.
Wurde Google-TV anfänglich belächelt, ist es heute Innovationstreiber. So wird die nächste Softwareversion Picture-in-Picture bringen. Man kann also gleichzeitig in einer App gamen und die TV-Nachrichten im eingeblendeten Bildfenster verfolgen. Auch die Edel-Bildqualität HDR wird Google einfach per Softwareupdate nachliefern, während man bei einigen anderen TV-Marken dafür ein neues Gerät kaufen muss.
Inzwischen hat sogar Spotify den Google-Fernseher akzeptiert, seit wenigen Tagen ist Spotify auch offiziell auf Google-TV zu haben.
Autonome Apps auf der Uhr
Auch bei den Wearables von Fitnesstracker bis Smartwatch bestimmt Google weiterhin die Entwicklung. Bei Google Wear 2.0 werden Apps autonom auf der Smartwatch arbeiten, ein Handy als "Datenlieferkrücke" ist nicht mehr nötig. Das kann inzwischen zwar auch Apple, aber bei ihrer Uhr ist man auf wenige Modelle beschränkt. Im Android-Imperium erfüllen inzwischen Hunderte Anbieter mit unterschiedlichsten Designs und Lösungsansätzen fast jedes Bedürfnis und Budget.
Hightech statt Karton
Auch im Bereich der virtuellen Realität wird Google im Herbst den Konkurrenten wie Oculus, Samsung und HTC das Fürchten lehren. Die Kartonbox Google Cardboard hat den VR-Trend vor Jahren angestossen. Nun kommt mit Daydream von Google ein intelligentes VR-Gehäuse mit eigenem bewegungsgesteuertem Controller für die Hand. Auch hier spielt man die Breite des Angebots aus. In das Daydream-Gehäuse werden sich Dutzende Handys unterschiedlichster Hersteller einlegen lassen. Passende Filminhalte liefert Google bereits heute auf seinem YouTube-Dienst. Dort gibt es nicht nur 360-Grad-Filme, sondern diese sind bereits mit immersivem Sound ausgestattet, damit auch der Ohreneindruck beim Drehen des Kopfes realistisch bleibt.
Zwischen Faszination und Angst
Google hat an seiner I/O-Konferenz ein Produkte- und Ideenfeuerwerk veranstaltet, das begeistert. "Wir wollen deinen Alltag einfacher und besser machen", lautet das Versprechen. "Die werden nun meine Daten auch sammeln, wenn ich im Schlaf rede", lautet dagegen die Angst des Individuums. Das rasante Entwicklungstempo überfordert nicht nur die Google-Konkurrenten, sondern auch Gesetzgeber und Gesellschaft.
Wer letztlich was mit meinen Daten macht, die ich dank Google in künstliche Intelligenzsysteme einspeise, verbirgt sich hinter ellenlangen AGBs und nebulösen Datenschutzerklärungen. Wie ich mich in meinem googalisierten Heim noch zurechtfinden soll, wenn die Internetverbindung abbricht, ist ebenfalls offen oder der Inhalt von Alpträumen.
"Ok, Google, was machst du mit all meinen Daten?", habe ich deshalb ins Handy gesprochen. Und bin dann gleich beim Feierabend-Video von Loriot gelandet. Was irgendwie auch eine gute Antwort ist. Denn die dort gezeigten Dialoge zwischen Mann und Frau werden vielleicht in Zukunft einfach zwischen Mensch und Google Home geführt.