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Publikationsdatum
19. Juli 2004
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Was kommt wohl dabei heraus, wenn ein japanischer Ingenieur jahrelang tüftelt, um einen Lautsprecher mit Holzmembran zu kreieren? Antwort: Schnuckelige Echtholzboxen – kombiniert mit einem ultrakompakten DVD-Steuergerät und Digitalverstärker. Also keineswegs eine Schnappsidee – aber japanischer Reiswein war entscheidend am Erfolg beteiligt!

Auf die Idee, einen „Holzlautsprecher“ zu bauen, muss man erst mal kommen. Einen solchen aber tatsächlich zur Serienreife fertig zu entwickeln, zeugt von einem Idealismus, dessen Existenz man in der heutigen, schnelllebigen Zeit kaum noch vermutet.

Zumal nicht bei einem Grossserien-Hersteller wie JVC. So darf man es diesem hochanrechnen, dass ein Entwicklungsingenieur offenbar jahrelang experimentieren durfte, um schliesslich eine Holzmembrane zu präsentieren, die brauchbare akustische Eigenschaften aufweist und sich auch industriell fertigen lässt.

Breitbandchassis mit Holzmembran

Was spricht für eine Holzmembran? Einerseits kann eine solche sehr steif ausfallen, was für ein gutes Impulsverhalten wichtig ist, und andererseits verfügt sie – natürlich je nach Konsistenz – über eine gute innere Dämpfung.

Das Hauptargument des Entwicklers lautet aber dahingehend, dass Holz „im Vergleich zu herkömmlichen Materialien wie Papier, Karton, Aluminium oder Kunststoff wegen seiner Maserung keine homogene Flächenstruktur aufweist und sich deshalb weniger Resonanzpunkte und stehende Wellen bilden“.

Solche Aussagen sind natürlich schwer nachzuvollziehen, da es unzählige Holzsorten mit verschiedenen Eigenschaften gibt. Jedenfalls wurde der Entwickler beim Birkenholz fündig und stand nun vor dem Problem, die ausgesuchten Furnierblätter beim Membran-Formprozess vor dem Brechen zu schützen.

Wie er dann auf die Idee kam, diese in Sake, japanischen Reiswein, zu tauchen, ist wohl eine andere Geschichte. Jedenfalls wurden sie dadurch – und durch weitere Massnahmen wie Beschichten mit heisshärtendem Harz – so geschmeidig, dass sie den nachfolgenden Stanzprozess unbeschadet überstanden.

Echtholzboxen

Holz, wohin das Auge blickt: Bei der Membran kommt Birke zum Einsatz, beim Gehäuse massive Kirsche.
Das Kernstück der „Wood-Cone“-Boxen bildet eine zierliche 6-cm-Konusmembran aus Birkenholz, die, mit einer Langhub-Sicke und einer vierlagig hochkant gewickelten Schwingspule gekoppelt, in einem massiven Gusskorb arbeitet.

Angetrieben wird das Ganze durch einen kräftigen Neodym-Magneten, der zwecks AV-Einsatz gekapselt wurde, damit man die Boxen auch nahe an einem Bildröhren-TV aufstellen darf.

Ebenfalls massiv sind die Echtholzgehäuse in Kirsche. Mit gerade mal 12 x 16 x 24 cm finden sie wirklich überall Platz. Lediglich sollte man sie aufgrund der nach hinten gerichteten Bassreflexöffnung nicht allzu dicht an einer Rückwand plazieren, sondern mindestens einige Zentimeter Abstand lassen.

Insgesamt sehen diese Lautsprecher wirklich wunderschön aus; nicht nur die Birkenmembranen sonden auch die Kirschholzgehäuse sind mit ihrer natürlichen Maserung eine Augenweide.

Ultrakompaktes Steuergerät

DVD-Audio inklusive: JVCs Steuergerät gibt ausser SACD so ziemlich Alles wieder.
Wer glaubt, mit den „Wood Cones“ wären die Besonderheiten des JVC EX-A1 erschöpft, sieht sich angesichts des beim Steuergerät betriebenen Aufwands getäuscht.

Ein – wiederum sehr massives - Aluminium-Gehäuse beherbergt einen hochwertigen Digital-Verstärker, dem JVC mit einer aufwendigen Rückkopplungschaltung zu besonderer Rauscharmut verhilft.

Getrennte Kammern für das Schaltnetzteil und die Audio-Elektronik sorgen dafür, dass kein hochfrequenter „Müll“ den sauberen Klang beeinträchtigt. Erst beim Öffnen des Geräts wird deutlich, welche Menge an hochwertiger Elektronik hier auf engstem Raum durchdacht untergebracht wurde.

Auch darf man den JVC-Aussagen durchaus Glauben schenken, dass nach klanglichen Kriterien ausgesuchte Bauteile wie zum Beispiel Elkos mit Seidenfolie (!) eingesetzt wurden.

Die Anfassqualität des Alu-Gehäuses sowie der Bedienelemente hinterlässt rundum einen sehr gediegenen Eindruck, was zusammen mit dem schicken Styling den Spassfaktor beim Umgang mit dem Gerät hoch ansiedelt.

Alles dabei

Alles was man braucht: Stabile Lautsprecherklemmen, Scart-RGB, Digital Out und sogar ein Ausgang für einen optionalen Subwoofer.
Punkto Ausstattung verfügt das JVC EX-A1 genau über den richtigen Zutatenmix, der im Alltag kaum etwas vermissen lässt und die Bedienung dennoch überschaubar hält.

Das Laufwerk spielt – abgesehen von SACD – alle wichtigen Datenträger inkl. DVD-Audio/Video, MP3 und JPEG. Natürlich muss (und will) man auf echten Surround-Sound verzichten, aber Dolby-Digital- und DTS-Tonspuren werden immerhin in virtuellem Raumklang wiedergegeben.

Bei der Stereowiedergabe wurde – abgesehen von Bass- und Höhenregler – auf fragwürdige Klangeffekte hingegen verzichtet. Gut so.

Sinn macht der Lineausgang für einen separaten Aktiv-Subwoofer, den man via Fernbedienung aktivieren kann. In diesem Fall werden die Satelliten im Tiefbass elektronisch entlastet, und auch mittelgrosse Räume lassen sich so adäquat beschallen.

Punkto Bedienung haben die Japaner ebenfalls ganze Arbeit geleistet. Die Fernbedienung ist zwar recht gross, aber ausnehmend übersichtlich und daumengerecht gehalten.

DVD/TV-Spezialfunktionen sind unter einer Klappe versteckt. Am Gerät selber hat man über lediglich acht Tasten Zugriff auf alle wichtigen Befehle inkl. Quellenumschaltung und Stück-/Sendersuchlauf.

Anspringender Klang

Wer sich schon mal mit Breitbandlautsprechern beschäftigt hat, der weiss, dass man an solche Systeme vorab nicht die gleichen Erwartungen an die Verfärbungsfreiheit stellen darf, wie bei 2- oder 3-Weg-Boxen.

Dafür waren/sind Hersteller wie Redehko, Lowther oder Fostex bekannt für einen anspringenden Klang mit überdurchschnittlich guter räumlicher Abbildung, da eine Frequenzweiche mit den unvermeidlichen Phasendrehungen wegfällt.

Die bange Frage betreffend den JVC-Wood-Cones lautet demnach: Halten sich die Verfärbungen in erträglichen Grenzen und trumpfen sie mit den erwähnten Tugenden auf? Und, angesichts der winzigen Abmessungen: Wird überhaupt eine nennenswerte Basswiedergabe geboten?

Schon nach den ersten Takten wird klar, dass für schlimme Befürchtungen überhaupt kein Anlass besteht. Im Gegenteil: Die Höhen zeichnen die Schallwandler für ein Breitbandsystem überraschend fein. Lediglich im Mitten- und Präsenzbereich agieren sie zuweilen etwas vorlaut, ohne jedoch wirklich unangenehm zu werden.

Also Entwarnung auf breiter Front: Die Winzlinge taugen durchaus auch für klassische Musik, wenn man kein allzu hohen Ansprüche stellt. Ihren grossen Auftritt haben sie bei akustischem Jazz. Hier punkten sie – immer im Zusammenspiel mit dem Digitalverstärker – mit einem erstaunlich tiefreichenden und dazu aussergewöhnlich konturierten Bass, strahlenden Bläsern und recht gut definierten Schlagzeugbecken. Lediglich der Flügel macht gewisse Verfärbungen wieder hörbar, allerdings in vertretbarem Rahmen.

Und wie steht’s mit Rock/Pop? Der berüchtigte „Boxenkiller“ ab der High-End-Test Record verblüfft: Satte Base-Drums sowie knallige Bassgitarrenläufe – und dies bei Pegeln, die man so nicht erwartet hätte. Sauber!

Auch Rockmusik macht dank dem druckvollen Bassfundament wirklich Spass, lediglich bei präsent aufgenommenen Titeln wirken Stimmen bei lautem Hören manchmal etwas vorlaut. Eine Tendenz, die man durch eine leichte Absenkung am Höhenregler aber gut kompensieren kann.

Um das Potential der „Wood Cones“ auszuloten, sollte man punkto Aufstellung einige Punkte beachten: Wer sie eng zueinander aufstellt – beispielsweise links und rechts des Fernsehers, verscherzt die tolle räumliche Abbildung, zu der sie fähig sind.

Am wohlsten fühlen sie sich ca. 15 – 30 cm von der Rückwand entfernt, recht weit auseinander und zur Hörposition hin angewinkelt. Optimalerweise plaziert man sie auf einem Ständer auf Ohrhöhe. Wobei die Klangbalance nicht allzu stark abfällt, wenn man als Hörer vom Sessel aufsteht oder im Raum herumgeht. Schliesslich hat man es bei den „Wood Cones“ mit einer in gewisser Hinsicht fast idealen – da punktförmigen und phasenlinearen – Schallquelle zu tun.

Bleibt nur noch die Bildqualität ab DVD nachzutragen: Via Scart-RGB schlichtweg sehr gut. Ebenso einwandfrei der Tunerklang ab Kabel.

Fazit

Keine Massenware, sondern ein liebevoll konzipiertes audiophiles Produkt mit einzigartigen Details: JVCs DVD-Mikro-HiFi-System EX-A1 gefällt mit anspringendem, räumlichem Sound sowie – angesichts der winzigen Abmessungen – verblüffendem Klangvolumen.

Mit hervorragender Verarbeitung, edlem Design und kompakten Abmessungen wird der Lifestylefaktor ganz gross geschrieben. Die Sake-behandelten Holzlautsprecher sind keine Gimmicks, sondern neben dem forschrittlichen Digitalamp ausschlaggebend für den insgesamt hohen Spassfaktor. Na denn – Kampai!
STECKBRIEF
Modell:
EX-A1
Profil:
Audiophiles Mikro-HiFi-System mit Echtholzboxen inkl. Holzmembrane.
Pro:
hervorragende Verarbeitung, geringe Abmessungen, edles Design;anspringender,räumlicher Klang mit sattem, konturiertem Bass;vielseitiger Player inkl. MP3, JPEG und DVD-Audio/Video;leicht zu bedienen;hervorragendes Preis-Leistungsverhältnis
Contra:
geringe Verfärbungen etwa bei Stimmenwiedergabe
Preis:
999.00 CHF
Hersteller:
Jahrgang:
2004
Vertrieb:
Masse:
120 x 161 x 239 (Boxen) mm
Gewicht:
3 kg
Farbe:
silber, Kirsche (Lautsprecher)