TESTBERICHT
ARTIKEL
Publikationsdatum
24. Dezember 2007
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Am Hörplatz mischen sich der Direktschall des Lautsprechers und die Reflexionen von Boden, Decke und Wänden

Die Raumakkustik spielt mit

Die Raumakustik hat einen fundamentalen Einfluss auf das Klangergebnis in unseren Wohnräumen. Erst der Mix aus dem Direktschall der Lautsprecher und den Schallreflexionen von angrenzenden Wänden, Decken und Boden ergibt das tatsächliche Klangerlebnis am Hörplatz. Ganz heikel wirds im Bassbereich, wo sogenannte stehende Wellen, die zwischen parallelen Wänden entstehen, ausgeprägte Auslöschungen und Resonanzen verursachen.

Doch was tun? Nur wenige lassen bei der Hausgestaltung den Akustiker mitreden und zudem sind bauliche Massnahmen oft schwierig zu realisieren. Dicke Bassabsorber in der Ecke und eine Schall absorbierende Hängedecke passen zwar ins professionelle Studio, gehören aber nicht gerade zu den allgemein akzeptierten Wohnaccessoires. Eine Lösung verspricht die digitale Raumkorrektur, eine inzwischen gut erforschte Methode zur Kompensation der negativen Einflüsse der umgebenden Raumakustik. Die Grundlagen wurde einst der militärischen Unterwasser-Sonarforschung entnommen.

Hell- und Dunkelgrün der typische unkorrigierte Verlauf im Bassbereich. Rot/Schwarz der mit dem DRC-205 korrigierte Verlauf

Das grundsätzliche Vorgehen eines digitalen Raumkorrektursystems besteht darin, die Wiedergabe des Lautsprechers am Hörplatz zu messen, die durch Raum und Lautsprecher hervorgerufenen Fehler zu analysieren, um während der Wiedergabe mit einem Korrektursignal den negativen Einfluss der Raumakustikphänome auf das Klangergebnis zu neutralisieren. Lautsprecher und Raum werden als Einheit betrachtet und können auf einen Schalldruckverlauf hin entzerrt werden.

Konventionelle Equalizer eignen sich dazu nicht. Sie können zwar tonale Unregelmässigkeiten eines Lautsprechers ausgleichen, jedoch nicht den Maskierungseffekt der zeitlich verzögert eintreffenden Raumreflexionen kompensieren. Im Gegenteil: Equalizer verursachen mit ihrer Impulsverzögerung im Bassbereich sogar zusätzliche Probleme.

Der dänische Hersteller Copland bietet mit dem DTC-205 eines der ganz wenigen Raumkorrektursysteme für den Heimgebrauch an. Dabei setzt man auf die Technologie der Firma Dynaton, die sich vor einigen Jahren auf die Entwicklung von Raumkorrektursystemen spezialisierte. Die Dynaton Technologie wird in Theatern, Konferenzräumen, aber auch in TV/Radio-Studios weltweit eingesetzt. Dynaton bietet komplett aufgebaute Module an, die in Elektronikkomponenten von Drittherstellern integriert werden können.

Innnensicht des DRC-205. Rechts unten die beiden Raumkorrekturmodule von Dynaton
Zwei solche Module von Dynaton - je eines pro Kanal - verwendet Copland beim DRC-205 und bedient sich damit klugerweise in diesem reichen Fundus an Fachwissen. Das Mainboard mit der Steuerungselektronik, das Netzteil und die analogen Schnittstellen stammen von Copland. Das Gerät ist absolut hervorragend verarbeitet. Die sehr kompakte Hauptplatine hätte aber auch ein deutlich kleineres Gehäuse erlaubt.

Einfaches Setup

Mit dem DRC-205 mitgeliefert wird ein kalibriertes Mikrofon zur Raumeinmessung sowie eine Software für Windows (keine Mac- oder Linux-Version), welche zusätzlich die Einstellung der tonalen Balance erlaubt. Auf der Rückseite finden sich hochwertige WBT-Cinch-Buchsen für den analogen Ein - beziehungsweise Ausgang. Der DRC-205 wird in die Tape-Schlaufe des Verstärkers eingebunden.

Von Copland nicht empfohlen wird, die Raumkorrektureinheit zwischen Vor- und Endverstärker zu schalten. Dies mit gutem Grund: Die Signalaufbereitung erfolgt auf der digitalen Ebene, das Audiosignal muss daher erst eine Wandlerstufe durchlaufen. Analog-Digital Wandler arbeiten aber nur bei hohem Eingangspegel im optimalen Bereich. Wird der AD-Wandler zwischen Vor-/Endstufe eingebunden, erhält er bei kleiner Lautstärke trotz 24-Bit Wandler einen zu geringen Signalpegel, wodurch die Signalqualität stark beeinträchtigt wird.

Ein Hochpassfilter verhindert, dass während der Einmessung die Lautsprecher beschädigt werden. Um den Raum breitbandig auszumessen, enthält das Messsignal sehr tieffrequente Anteile. Gerade kleinere Lautsprecher wären damit überfordert. Das Hochpassfilter ist jedoch nur bei der Raumeinmessung aktiv und nicht bei der Musikwiedergabe!

Messergebnisse am PC. Der Bassbereich und die Pegelüberhöhung bei 5kHz wurden linearisiert.

Der DRC-205 erlaubt nicht nur die Kompensation der Raumeinflüsse, sondern auch die Anpassung der tonalen Balance.

Die Wiedergabecharakteristik des Gesamtsystems Lautsprecher/Raum kann somit dem Verwendungszweck angepasst werden.

Der DRC-205 stellt dazu sechs Programmplätze zur Verfügung, wobei vier sogenannte Zielkurven bereits von Copland vorprogrammiert wurden:

  1. "Linear". Die technische Variante mit geradem Amplitudenverlauf. Klingt aber gerade bei Kleinlautsprechern oft zu dünn.
  2. "BBC Hörkurve". Bassbetonung von 3 Dezibel bei 50 Hz und einer Pegelabsenkung im Sprachbereich, wo unser Gehör besonders empfindlich ist. Wer den „British Sound" liebt, wird diese Einstellung bevorzugen. Sie bewährt sich besonders auch bei Kleinlautsprechern.
  3. "Cinema Style". Bassanhebung mit abfallendem Pegelverlauf zu den Höhen. Die Akzentuierung des Tieftonbereichs lässt Kinofeeling aufkommen.
  4. "Bypass". Die Raumkorrektur wird übergangen und das Eingangssignal direkt an den Ausgang weiter gegeben.
  5. und 6. Für benutzerdefinierte Amplitudenverläufe vorgesehen, die mit der Software am PC erstellt werden.

Raumeinmessung

Die LED-Kette zeigt den Verlauf der Raumeinmessung an.

Für die Berechnung des Korrekturfilters müssen die akustischen Verhältnisse erst ermittelt werden. Dazu wird während einigen Sekunden ein Messsignal über die Lautsprecher abgegeben und die akustische Antwort mit dem Mikrofon eingefangen. Das Prozedere fällt überraschend einfach aus. Durch Betätigung des Setup-Knopfs auf der Frontseite für mindesten 3 Sekunden wird der Vorgang gestartet. Die LED auf der Front beginnt zu blinken, danach hat man 5 Sekunden Zeit sich und das Mikrofon in Position zu bringen, bis der Einmessvorgang startet.

Wie positioniere ich das Mikrofon, mag sich wohl manch einer fragen? Die einfachste Variante wäre mit einem Mikrofonständer und entsprechender Halterung das Mikrofon genau auf Ohrhöhe am Sitzplatz zu platzieren. Copland scheint sich jedoch über die Verfügbarkeit von Mikrofonständern beim Heimanwender nicht ganz sicher zu sein, und legitimiert offiziell das Mikrofon von Hand zu halten. Wohl dem, der eine ruhige Hand hat.

Die LED-Kette gibt über den aktuellen Status Auskunft und nach rund 30 - 40 Sekunden ist der Einmessvorgang bereits abgeschlossen. Das Vorgehen ist bewundernswert einfach und absolut Heimanwender tauglich. Allerdings wird nur ein Messpunkt ermittelt, während andere Raumkorrektursysteme auch Mehrfachmessungen an unterschiedlichen Positionen und deren Gewichtung im Korrekturfile zulassen. Dies soll eine Optimierung auf lediglich einen kleinen Sweetspot verhindern.


Die Nagelprobe

Zur Zeit fast konkurrenzlos. Das Colpmad DRC-205 Raumkorrektursystem.Zur Zeit fast konkurrenzlos. Das Colpmad DRC-205 Raumkorrektursystem.

Wie eigentlich zu erwarten war, ist der Einfluss des DRC-205 im Bassbereich am markantesten. Und es ist schon erstaunlich, wie so ein modernes Raumkorrektursystem die Basswiedergabe aufwerten kann. Nicht nur war ein leichtes Dröhnen plötzlich verschwunden, die Entschlackung der Raummoden brachte ein neues Mass an Definition und Nuancenreichtum in den Tieftonbereich.

Schön, wie die musikalische Details in der dezidierten Spielweise eines Kontrabassisten nun in all ihren Schattierungen hörbar wurden. Die Durchhörbarkeit verbesserte sich deutlich und zwar bis in die tiefsten Lagen. Der Bassbereich wurde regelrecht zerlegt und aufgefächert selbst bei erhöhter Lautstärke.

Doch auch im Mittel- und Hochtonbereich war der Einfluss des Copland DRC-205 mehr als deutlich wahrnehmbar. Das Klangbild wirkte ein gutes Stück ruhiger und homogener. Auch tonale Unsauberkeiten aus dem Wechselspiel von Lautsprecher und Raum wurden eliminiert.

Die akustische Bühne erschien zwar gerade bei etwas trockenen Studioaufnahmen teilweise beengter - damit aber auch näher am Orginal und gerade am Rand des musikalischen Geschehens präziser und besser definiert. Die Orchestrierung bei sinfonischer Musik war nun genauer ortbar; die Fokussierung auf die Instrumente wurde geschärft. Insgesamt gewann das Klangbild unüberhörbar an Transparenz und Prägnanz.

Der Maskierungseffekt durch die erste Reflexionsfront von Decken und Wänden lässt Stimmen in der räumlichen Positionierung oft etwas nach hinten treten. Mit zugeschalteter Raumkorrektur rückte das A Capella Quintett der Fairfield Four „Standing in the Safety Zone" sicher einen guten halben Meter nach vorne. Die Stimmen wirkten deutlich direkter und klarer umrissen. Gleichzeitig aber auch harmonischer, weil über alle Lagen ausgewogener.

Das „neue" Klangerlebnis kann anfangs auch irritieren. Gerade wer sich an einen „grossen" und etwa verklärten Sound gewöhnte, wird erstaunt sein, wenn er plötzlich einen vordergründigen Klang mit deutlich weniger diffusen Schallanteilen vorfindet, der obwohl ehrlich, erst mal auch ungewohnt wirkt.

Angenehm ist, dass der Copland DRC-205 relativ zurückhaltend eingreift und nicht mit akademischer Genauigkeit jegliche Raumreflexion ausblendet. Die Gefahr, unnatürliche Signalartefakte zu erzeugen, wäre zu gross und würde die Vorteile mehr als zunichte machen.

Wie ein Raumkorrekturprogramm die Vielzahl an Parametern insgesamt gewichtet, ist schlussendlich das Kriterium, welches über das Klangergebnis und die Praxistauglichkeit entscheidet. Die Software macht schlussendlich den Unterschied aus. Einschränkungen durch die Integration des Copland DRC-205 in den Signalweg waren praktisch nicht auszumachen, abgesehen von einer geringfügig reduzierten Dynamik.

Fazit

Das Copland DRC-205 Raumkorrektursystem ist zur Zeit fast einzigartig. Die Verbesserung der Audiowiedergabe im Wohnraum beeindruckt und dürfte nicht nur in akustisch schwieriger Umgebung einen echten Klassenunterschied erbringen.

Auf die Basistechnologie eines bekannten Anbieters aus dem professionellen Bereich zu setzen, macht sich für Copland bezahlt. Negativ zu Buche schlagen der Verlust eines Tape-Eingangs und der hohe Preis.

STECKBRIEF
Modell:
DRC-205
Profil:
Hochwertiges und modernes Raumkorrektursystem, das die Raumphänomene auf der Zeitebene analysiert.
Pro:
Moderne Technologie;kein Equalizer;Verarbeitung;Klang
Contra:
Preis;Verlust eines Tape-Eingangs
Preis:
3,950.00 CHF
Hersteller:
Jahrgang:
2007
Vertrieb:
Masse:
430 x 86 x 390 mm
Gewicht:
8 kg
Farbe:
silber