TESTBERICHT
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Publikationsdatum
1. Oktober 2007
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Für den anspruchsvollen Musikfreund mit hohen Anforderdungen an Design und Verarbeitung schuf der Horgener Lautsprecherspezialist Piega die TP-Serie und bestückte sie einheitlich mit dem Markenzeichen dieser Firma, dem LDR-Bändchen.

"Ästhetisch, elegant und fein", das sind drei Attribute, die Piega zur Beschreibung ihrer TP-Serie verwendet.

Der beachtliche 1,6 Meter hohe Säulenlautsprecher TP 7 soll "ästhetisch", die mittelgrosse Standbox TP 5 „elegant und schlank“ und das kleinste Mitglied dieser Familie, die TP 3, „klein aber fein“ sein.

Ein Blick auf das Aufreisserbild gibt dem Werbetexter von Piega recht: Diese Lautsprecher sind regelrechte Schmuckstücke für den gediegen eingerichteten Wohnraum. Die TP-Serie steht in der Mitte zwischen der TC-Serie mit koaxialem Bändchen und der preisgünstigeren, kalottenbestückten TS-Serie.

Obwohl die TP-Serie nicht die State of the Art-Linie von Piega ist, beansprucht man für alle drei Modelle der TP-Serie den Begriff „Spitzenklasse“. Ob das zutrifft, sei Thema dieses Testberichtes.

Was braucht es für Swiss Made?

Fertigung des LDR-Bändchens in Horgen

Während bekannte High-End-Nobelmarken ihre Produkte neuerdings teilweise oder ganz in China fertigen lassen, gibt es für die Piega-Leute nur einen Produktions-Standort, und der heisst Schweiz.

Um das "Swiss made" - Gütesiegel tragen zu dürfen, muss die Wertschöpfung eines Produktes zu mindestens 50% aus der Schweiz stammen. Bei Piega liegt die CH-Wertschöpfung, laut Piega-Klangdesigner Kurt Scheuch, je nach Modell bei 60% bis 90%.

Während die dynamischen Chassis wie Bässe und Mitteltöner aus Dänemark kommen, wird das Bändchen bei Piega in Horgen hergestellt und das aufwendige Alu-Gehäuse bei der Firma Alcan in Chippis (Wallis) gepresst. Einzig gewisse Bauteile, wie etwa die Kondensatoren in den Frequenzweichen, die kaum mehr in Europa hegestellt werden, kommen aus Fernost.

Ebenfalls im eigenen Hause erfolgt das gesamte Engineering und schliesslich auch die Montage und die Endkontrolle.

Spitzenklasse zu Spitzen-Preisen?

Wer sich Produkte mit dem Attribut "Spitzenklasse" leistet, weiss, dass dann meist eine gesalzene Rechnung folgt.

Deshalb ist es äusserst interessant, die Preise dieser Swiss-Made-Produkte unter die Lupe zu nehmen. Die kleine TP 3 ist mit 1050 Franken pro Stück gewiss kein Schnäppchen aus dem Supermarkt, sondern ein Qualitätsinstrument "made in Horgen", das über Jahre, ja ohne weiteres über Jahrzehnte, Freude bereiten kann.

Rund das Doppelte kostet die TP 5. 1950 Franken darf - ja sogar muss - eine erstklassig verarbeitete und kompromisslose Standbox mit teurem Handmade- Bändchenhochtöner einfach kosten, wenn der Hersteller seinen Angestellten die Löhne pünktlich ausbezahlen will.

Die schon fast gigantische und aufwendige TP 7 geht zu einem fairen Preis von 3150 Franken pro Stück über den Ladentisch.

Wenn man bedenkt, unter welchen Bedingungen gewisse Firmen ihre Produkte in China fertigen lassen und zu welchen Preisen diese Produkte dann auf den Markt kommen...

Die Technik hinter der TP-Familie

Allen Mitgliedern dieser Familie gemeinsam ist, wie schon erwähnt, das Piega-typische LDR-Bändchen.

LDR steht für "Linear Drive Ribbon" und soll verdeutlichen, dass sich die Membrane, ganz im Gegensatz zum ersten Piega Bändchen aus dem Jahre 1986, nun linear, also mit gleichen Betrag nach vorne und hinten bewegt.

Dies macht sich in deutlich reduzierten Klirrfaktoren und damit hörbar weniger Eingenklang bemerkbar.

Und dieses Hochtonsystem ist, wie zahlreiche Tests es bewiesen haben, echte Spitzenklasse. Weiter benutzt Piega die Bezeichnung "MDS-Technologie" für ihre 13 cm Bass-Mitteltöner.

MDS steht für Maximum Displacement System. Dies bedeutet, dass die Membranen dieser Systeme sehr grosse Auslenkungen vollführen können. Damit lassen sich auch mit relativ kleinen Chassis in kleinen Gehäusen grosse Schalldrücke erzielen.

Das ist allerdings nicht neu. Diese Chassis haben jedoch nicht nur im Bass, sondern auch im so wichtigen Mitteltonbereich sehr gute Eigenschaften. Und gerade dies ist neu, denn bis vor einigen Jahren konnte man langhubige Chassis nur für den Bassbereich einsetzen. So darf man denn gespannt auf die Wiedergabe des Mitteltonbereichs der TP-Serie sein.

Weitere Gemeinsamkeit aller TP-Lautsprecher ist das innen aufwendig verstrebte und bedämpfte Alu-Gehäuse. Die Standfüsse sind stabil, schwer und trotzdem elegant. Sie sind denn auch nicht aus Aluminium, sondern aus stabilem, lackiertem Eisen.

Musikalische Familie

Bei diesem Hörtest hatte die ganze TP-Familie zum Probespiel anzutreten. Während bei anderen Herstellern Boxen aus ein und derselben Serie wie aus purem Zufall mal dunkel, mal hell, ja sogar grell klingen, so huldigen alle Lautsprecher der TP-Serie einem einheitlichen Klangideal.

Die Klangbilder sind alle ausgewogen und gleichen sich, abgesehen von unterschiedlichen Fähigkeiten im Bassbereich, ganz klar. Verantwortlich für diesen einheitlichen Klang ist nicht nur die Hardware, sprich identische Chassis, gleichartige Weichen- und Gehäusekonstruktionen, sondern vor allem die sensiblen und geschulten Ohren der Klangtuner aus Horgen mit ganz klaren Vorstellungen, wie die Boxen schliesslich beim Hörer zu Hause klingen sollen.

Klein und fein

Die zierliche TP 3 stellten wir auf den passenden Ständer von Piega und steuerten sie mit Swiss made Elektronik von Hans Ruedi Neukomm an. Was die TP 3 an Klangvolumen bieten konnte, war schon echt beeindruckend. Ebenfalls erstaunte die räumliche Darstellung grosser Klangkörper.

Wer die Augen schliesst und sich zum Beispiel die swingenden Klänge einer Big Band anhört, würde nie auf die Idede kommen, vor einem derart kleinen Lautsprecher zu sitzen.

Auch bei klassischer Musik erregte dieser Lautsprecher Erstaunen und konnte, dank seiner erstklassigen Klangdefinition und einem ausgewogenen, räumlichen und breitbandigen Klang, bei der gestrengen Juri ganz gehörig punkten. Grenzen zeigte diese kleine Box erst im Tiefstbass und massiv erhöhten Schallpegeln.

Doch in eher kleinen Abhörräumen bis rund 20 m2 bietet sie ein absolut ausreichendes Klangvolumen, sodass ein zusätzlicher Subwoofer glatter Luxus wäre.

Summa Summarum ist die TP 3 eine erstklassige und sehr ausgewogen klingende Kompaktbox, die sogar ein Tonmeister aufgrund ihres präzisen Klangbildes als kompakter Kontroll-Lautsprecher für sein mobiles Aufnahmestudio verwenden könnte. Die TP 3 bietet somit Studioqualität für den anspruchsvollen Musikfreund zu Hause.

Allrounder mit Klasse

Wer sich die TP 5 Box in einen Wohnraumm von rund 30 m2 stellt, kann sich praktisch alle musikalischen und klanglichen Wünsche erfüllen.

Bei Klassik bietet sie, wie auch die kleine TP 3, ein sehr ausgewogenes, fein durchzeichnetes Klangbild.

Dabei klingt die kleine TP 3 allerdings noch um einen Tick räumlicher. Doch wenns um die Wiedergabe eines Kontrabasses oder einer Bassgitarre geht, zeigt die TP 5 der kleinen Schwester klar den Meister.

Auch bei höheren Pegeln gerät eine TP 5 selten ins Schwitzen und kann auch mal ganz gehörig abrocken. Während der Bassbereich sehr kräftig und mit gehörigem Druck kommt, hätte man im allertiefsten Frequenzkeller etwas mehr Pegel erwartet.

Doch die Piega Klangtuner haben diese Abstimmung absichtlich so gewählt, damit die Boxen in vielen heutigen, eher unterbedämpften Wohnräumen keine Probleme bereiten.

Qualität und Quantität

Die TP 7 gehört zu jenen Lautsprechern, die auch in grösseren Abhörrräumen keine Limiten kennen.

So können diese Klangsäulen mit einem Klangbild aufwarten, das vom absoluten Tiefstbass bis zum höchsten Diskant präsent und perfekt durchzeichnet ist.

Zudem erfüllen diese Klangskulpturen auch ausgefallenene Wünsche in Sachen Dynamik und Schallpegel.

Ihre Stärken zeigen sie nicht nur in der Qualität, sondern auch in der Quantität.

Was es zur Erzielung von brachialen Pegeln in grösseren Wohnräumen natürlich braucht, ist eine potente Endstufe.

Sei es bei hauchzarten Streicherklängen oder den brachialen Sounds einer Gruppe namens Rammstein, die TP 7 sind echte Alleskönner, die sowohl bei heiklen und komplexen Klängen, als auch bei gigantischen Klangorgien äusserst souverän aufspielen.

Die TP 7 ist natürlich auch in grösseren Räumen nicht mehr zu übersehen. Doch wer sich diese Klangskulptur in den Wohnraum stellt, will mit ihr ganz gewiss nicht nur in puncto Sound aufsehen erregen...

Fazit

Die TP-Familie von Piega darf das Attribut "Spitzenklasse" gewiss zu Recht tragen. Sowohl Verarbeitung, Syling und Klang liegen auf sehr hohen Niveau. Erfreulich ist zudem, dass diese hochwertigen Swiss-Made-Produkte auch für den durchschnittlich betuchten Musikfreund  erschwinglich sind.

STECKBRIEF
Modell:
TP 3
Profil:
Preiswerte Lautsprecherserie made in CH, welche hohe Anforderungen an Klang, Design und Verarbeitung erfüllen kann.
Pro:
Exzellener Klang; Top Verarbeitung; attraktives Design
Contra:
echt schwierig, das Haar in der Suppe zu finden...
Preis:
1,050.00 CHF
Hersteller:
Jahrgang:
2006
Vertrieb:
Masse:
190 x 310 x 210 mm
Gewicht:
7 kg
Farbe:
silber
Bass:
1 x 13 cm MDS-Bass
Bauprinzip:
2 Wege
Empfohlene Leistung:
20 - 150 Watt
Frequenzgang:
40 - 50'000 ± 3dB
Hochton:
1 x LDR-Hochtonsystem
Impedanz:
4 Ohm
Wirkungsgrad:
89 dB
Modell:
TP 5
Preis:
1,950.00 CHF
Hersteller:
Jahrgang:
2006
Vertrieb:
Masse:
190 x 1110 x 210 mm
Gewicht:
21,5 kg
Farbe:
silber
Bass:
2 x 13 cm MDS-Bass
Bauprinzip:
2 1/2-Wege
Empfohlene Leistung:
20 - 200 Watt
Frequenzgang:
35 - 50'000 ± 3dB
Hochton:
1 x LDR-Hochtonsystem
Impedanz:
4 Ohm
Wirkungsgrad:
91 dB
Modell:
TP 7
Preis:
3,150.00 CHF
Hersteller:
Jahrgang:
2006
Vertrieb:
Masse:
190 x 1610 x 210 mm
Gewicht:
31 kg
Farbe:
silber
Bass:
4 x 13 cm MDS-Bass
Bauprinzip:
3 Wege
Empfohlene Leistung:
20 - 250 Watt
Frequenzgang:
30 - 50'000 ± 3dB
Hochton:
1 x LDR-Hochtonsystem
Impedanz:
4 Ohm
Mittelton:
1 x 13 cm MDS-Mitteltöner
Wirkungsgrad:
91 dB