Die Idee, mit Kopfhörern und raffinierter Elektronik Lärm zu vernichten ist nicht neu, und es ist auch nicht der erste und einzige QuietComfort-Hörer, den Bose anbietet.
Diese Firma hat inzwischen über 25 Jahre Erfahrung (!) im Bau von aktiven, lärmreduzierenden Kopfhörern und bietet heute auch zahlreiche professionelle Headsets für Piloten an.
Bereits seit einigen Jahren hat Bose den "QuietComfort 2" , kurz QC2, im Programm, welcher bei seinem Erscheinen Massstäbe setzte. Er war nicht ganz billig, aber extrem effizient in der Lärmreduzierung.
Zudem bot er auch den Komfort, dass die gesamte Elektronik inklusive Batterie im Hörer untergebracht war. Damit konnte Bose den Kabelsalat, der sich bei Hörern mit separaten Elektronik-Einheiten unweigerlich einstellt, vermeiden.
On-Ear im Trend
Weshalb bringt nun Bose einen neuen Hörer, darf man sich fragen und erhält vom Hersteller eine aussagekräftige Antwort:
Der neue QuietComfort 3 (648.- Franken) ist kein modifizierter QC2 (488.- Franken), sondern eine völlige Neukonstruktion.
Während der QC2 zu den "ohrumschliessenden" Hörern gehört, arbeitet der QC3 mit "ohraufliegenden" Hörermuscheln.
Die ultrasoften Ohrpolster drücken nicht unangenehm auf die Ohren. Sie passen sich der Ohrform perfekt an und dichten nach aussen wirkungsvoll ab. Das kann allerdings, wie bei ohrumschliessenden Systemen, in tropischer Umgebung zu gewissen Hitzestaus führen
Akkus statt Batterien
Auch bei der Stromversorgung geht man neue Wege: Während der QC2 mit einer AAA -Batterie arbeitet, wird der neue Hörer von einem Akku gespeist.
Damit jederzeit genügend Power für die Elektronik zur Verfügung steht, legt man dem QC3 gleich zwei Akkus bei, die eine Betriebsdauer von je rund 20 Stunden ermöglichen.
Das Ladegerät arbeitet praktisch überall auf dieser Welt an Wechselspannungen von 100 bis 240 Volt.
Top-Ausstattung, Top-Handling
Beide QuiteComfort-Hörer von Bose kommen in einem stabilen, aber nicht gerade kleinen Case. Zum Lieferumfang des QC3 gehören 6 (!) Netzstecker-Adapter.
Ebenfalls dabei sind Kopfhörer-Audiokabel, Zweifachstecker-Adapter für den Betrieb an Flugzeug-Audio-Anlagen, 6,3 mm Klinkensteckeradapter und ein Audioverlängerungskabel.
Der Einsatz des QC3 ist denkbar einfach und sein Tragekomfort ist, trotz eines Gewichtes von rund 150 Gramm, relativ hoch.
Dazu tragen die ultraweichen und geschmeidigen Ohrpolster, die bei Bedarf später auch ausgetauscht werden können, viel bei.
Dank des zweiten Akkus und einer sehr langen Betriebszeit pro Akku-Füllung, wird es kaum jemals vorkommen, dass dem Hörer im schönsten Moment der Saft ausgeht...
Stiller Komfort
Die Lärmverminderung des QuietComfort3 ist, wie beim Vorgängermodell, absolut genial.
Während man hohe Sirenen von Polizeiautos und Krankenwagen noch hören kann, werden tiefe Frequenzen nahezu vollständig ausgelöscht. So herrschte auch in einem Auto mit lautstarken Rollgeräuschen (Winterpneus!) bei aufgesetztem Hörer fast die totale Stille und sogar leise Oboen-Solis wurden bei zarter Klassik gut hörbar.
Öffnete man das Fenster, wurden allerdings hochfrequente Windgeräusche vernehmbar. Während der QC3 den Auto-Mitfahrern eine wunderschöne, musikalische Zeit ermöglicht, sollte der Fahrer doch besser seine Ohren frei halten, um hautnah den Verkehr zu erleben.
Der QC3 lässt sich in unendlich vielen lärmigen Situationen, sei es im Flugzeug, in der Bahn, auf lärmigen Campgrounds, oder im Garten, wenn der Nachbar seinen Rasen mäht, als sehr wirkungsvoller Lärmkiller einsetzen.
Es soll sogar Leute geben, die setzen sich den Hörer - ohne Musik zu hören - einfach so auf, um endlich Ruhe zu haben.
Besser als Valium...
Zur Klangqualität ist zu sagen, dass sich der QC3 vom Vorgängermodell drastisch unterscheidet.
Der neue Hörer klingt wesentlich wärmer und voller, kann aber im Bass je nach Aufnahme, dann und wann mal etwas dick und fett auftragen. Während gerade Streichinstrumente auf dem "alten" QC2 leicht spitz, zuweilen sogar etwas grell klingen, erscheinen sie auf dem QC3 seidenweich und wunderschön.
Der QC3 klingt rund, voll und eher sanft, was aber noch lange nicht heisst, dass er keine hohe Dynamik und auch hohe, unverzerrte Pegel bringen kann.
Ganz im Gegenteil: Mit dem QC3 kann man auch mal recht laut und absolut ohne Verzerrungen hören, ohne dass das Gehör durch einen aggressiven Sound genervt wird. Der neue On-Ear-Hörer klingt aber auch leise sehr angenehm.
Sein punkto Brillanz gemässigtes Klangtimbre kann bei der täglichen, von der Umwelt völlig entkoppelten "Musiktherapie" echt beruhigen und ermöglicht so die totale Entspannung.
Musik plus Ruhe sind besser als Valium...
Fazit
Die neuen "QuietComfort 3 Acoustic Noise Cancelling Headphones" überzeugen mit einem sehr effizienten Lärmkiller, gutem Tragekomfort und einem - wenn man ausgeprägte, etwas "fette" Bässe liebt - sehr angenehmen Klang.
Das ganze Vergnügen ist nicht gerade billig, aber man gönnt sich ja sonst nichts. "Stillen Komfort" muss man sich offenbar was kosten lassen.
Infos
Preis: 648.- FrankenInfo: www.bose.ch , 061 975 77 33
Schall und Antischall
Bereits 1933 meldete Paul Lueg das Prinzip der aktiven Lärmbekämpfung zum Patent an, bei welchem künstlich erzeugte Schallwellen (Antischall) dem unerwünschten Geräusch (Schall) gegenphasig überlagert werden.
Um dieses Prinzip mit Kopfhörern zu realisieren, besitzt jede der beiden Hörermuscheln ein eingebautes Mikrofon samt Verstärker. Der Umgebungslärm wird vom Mikrofon aufgenommen, verstärkt und anschliessend in der Phase gedreht.
Nun wird dieser "Antischall" in den Gehörgang geleitet, wo er auf den eingedrungenen Umgebungslärm, den eigentlichen "Schall" trifft. Da die beiden praktisch identischen Schallwellen gegenphasig aufeinander treffen, löschen sie sich im Idealfall vollständig auf.
Dieses System funktioniert heute bei mittleren und tieferen Frequenzen perfekt, nicht aber bei hohen Tonlagen.