Bilder aufnehmen
Obwohl die S1H vor allem auf Videoaufnahmen spezialisiert ist, hat sie die gesamten Fotomöglichkeiten der S1 mitbekommen. JPEG-Aufnahmen können mit Bildverhältnissen von 4:3, 3:2, 16:9, 1:1, 65:24 und 2:1 erstellt werden. RAW-Bilder werden stets im 3:2-Verhältnis mit 6000 x 4000 Pixeln aufgenommen. Dies ist zugleich die höchste Auflösung im Standard-Foto-Modus.
Wer mehr möchte, kann den High-Resolution-Modus einsetzen, wo per Pixelshift Bilder mit einer Auflösung von sagenhaften 96 Megapixeln erzeugt werden. Er eignet sich ideal für statische Objekte und Landschaftsaufnahmen ab Stativ. Bewegt sich während der Aufnahme dennoch etwas im Bild, versucht die Kamera mit zwei wählbaren Methoden, die Bewegungsunschärfe zu kaschieren.
Serienbilder schiesst die S1H ohne Nachfokussieren mit bis zu 9 Bildern im RAW- und JPEG-Format, mit kontinuierlichem Autofokus noch mit 6 Bildern pro Sekunde. Wer es schneller braucht, wählt die 6K/4K-Fotoaufnahme. Sie erstellt mit 30 oder 60 Bildern pro Sekunde eine Videosequenz, aus der dann Einzelbilder im JPEG-Format mit 18 oder 8 Millionen Pixel extrahiert werden.
Von den Micro-FourThirds-Modellen übernommen wurde auch die Post-Fokus-Funktion. Hier werden Serienbilder in der gleichen Bildqualität wie 6K/4K-Fotos aufgenommen, während automatisch auf verschiedene Bereiche scharfgestellt wird. Selbstverständlich beherrscht die S1H auch Selbstauslöser-, Zeitraffer- oder Stop-Motion-Aufnahmen und das normale Bracketing. Es sind automatische Belichtungsreihen mit unterschiedlichen Werten für Helligkeit, Weissabgleich, Fokus und Blende möglich.
Panasonic setzt auch bei der Lumix S1H bei der automatischen Scharfstellung auf die Kombination von Kontrast-Autofokus mit der DFD-Technologie. Beim Fotografieren reagierte der AF sehr schnell und präzise. Hier stört auch das systembedingte kurz Hin- und Herfahren zum Schärfepunkt kaum. Bei schlechten Lichtverhältnissen kann die Lumix S1H zudem mit einen Low-light-AF für Leuchtdichten bis zu -6EV punkten. Im Vergleich zur hochauflösenden Lumix S1R fand die S1H die Schärfe oft noch einen Tick schneller.
Verblüffend ist auch die Gesichts-/Augenerkennung bei Personenaufnahmen. Der Augen-AF erkennt sogar die Pupille des Auges, um bei Portraits darauf zu fokussieren. Wie zurzeit sehr in Mode und von Mitbewerbern stark beworben, ist die auch die Lumix S1H mit einer fortschrittlichen KI-Technologie ausgestattet, die bestimmte Objekte – Personen oder auch sich bewegende Tiere, einschliesslich Hunde, Katzen und Vögel – erkennt.
Neuer Bildsensor und Dual-Native-ISO
Der neu entwickelte 24,2-Megapixel-Vollformat-Sensor mit Tiefpassfilter nutzt die Dual-Native-ISO-Technologie. Diese kam auch schon bei der GH5s zum Einsatz und erlaubt durch Umschalten der Basisempfindlichkeit Aufnahmen mit hoher Empfindlichkeit und reduziertem Rauschen. Je nach Lichtsituation wählt die Kamera eine Grundempfindlichkeit von 100 oder 640 ISO bei den Standard-Bildstilen. Wird mit V-Log oder HLG aufgenommen, ändern sich die beiden ISO-Grundeinstellungen auf höhere Werte (V-Log: 640, 4000, HLG: 400, 2500 ISO). Die Wahl zwischen den beiden Empfindlichkeiten kann von der Kamera automatisch vorgenommen oder durch den Benutzer selber fixiert werden. Mit den Standardeinstellungen sind Werte zwischen 50 und 204'800 ISO möglich.
Laut Hersteller entspricht der Dynamikbereich der Lumix S1H mit über 14 EV-Stufen dem Niveau von Kinokameras. Tatsächlich sind die Fotos aus der S1H sehr kontrastreich und zeigen vor allem bei HLG-Aufnahmen auch noch Zeichnung in sehr hellen Bereichen wie etwa Himmel oder spiegelnde Wasserflächen, die sonst gerne überstrahlen oder «ausreissen», wenn man versucht, die übrigen Motive im Bild korrekt abzulichten. Auch dunkle Bereiche, die schnell unterbelichtet sind, werden in hoher Qualität und mit grossem Farbreichtum so aufgenommen, wie sie sich dem menschlichen Auge darstellen.
HLG (Hybrid Log Gamma) ist ein HDR-Format nach dem internationalem Standard ITU-R BT.2100 und nur für den Bildschirm bestimmt. Die Kamera stellt eine 8K- und 4K-Auflösung zur Wahl. Als HLG-Bildstil kann bei der Lumix S1H Standard oder Monochrom ausgewählt werden. Da HLG-Fotos nicht direkt von Monitor und Sucher der Kamera angezeigt werden, lässt sich im S1H-Menü eine HLG-Ansichtshilfe zur Bestätigung einschalten.
Wiedergabegeräte wie Fernseher oder Monitor müssen ebenfalls die Darstellung von Bildern im HDR-Format unterstützen. Oft muss dafür das Eingangssignal angepasst werden. An meinem UHD-TV zum Beispiel musste ich das HDMI-Signal höchster Qualität (4K60 4:4:4, 4K60 10-Bit-HDR) auswählen, bevor die HDR-Fotos in voller Pracht erstrahlten.
Wer zum erstem Mal HDR-Bilder sieht, findet sie oftmals merkwürdig flau. Man ist sich immer noch gewohnt, durch die Unzulänglichkeit der bisherigen Aufnahme- und Darstellungstechnik, dass dunkle Stellen einfach schwarz sind und helle irgendwann völlig weiss daherkommen. Das Auge muss sich erst an den erweiterten Dynamikumfang mit den viel feineren dunklen und hellen Übergängen gewöhnen.
Das Testmodell der Lumix S1H war noch mit der Vorserien-Firmware Version 0.4 bestückt, trotzdem konnten die Fotos schon als JPEG-Dateien direkt aus der Kamera in Farbenvielfalt, Detailauflösung und naturgetreuer Darstellung voll überzeugen. Vor allem die genaue Wiedergabe von Hauttönen hat mir sehr gut gefallen.
Die Fotos sehen «crisp» aus, und feine Motivstrukturen werden äusserst detailgenau erfasst. Moiré-Störungen sind mir keine aufgefallen, nur an den Bildrändern bzw. Ecken waren manchmal schwache chromatische Aberrationen (blaugrüne oder pinke Farbsäume an starken Hell/Dunkel-Übergängen) beim Einsatz des Lumix-S-Standardzooms 24–105 mm ersichtlich.
Im Vergleich zu den JPEG-Aufnahmen aus der GH5 oder G9 waren die S1H-Farben noch etwas authentischer und realitätsnäher. Die Bilder kamen je nach Motiv fast schon dreidimensional daher.
Bei Porträtaufnahmen erscheinen die Farbtöne und Abstufungen der menschlichen Haut sehr präzise, natürlich und kräftig, ohne bei der Farbsättigung zu übertreiben. Der Augenfokus arbeitet sehr genau und ist beim Fotografieren mit grosser Blendenöffnung eine willkommene Hilfe. Die Detaildarstellung und Schärfe in den Augen sind ein wahrer Hingucker.
Mit der Standardauflösung von 6000 x 4000 Pixeln erstellt man problemlos grosse Ausdrucke und hat auch genügend Reserven für Bildausschnitte. Eine JPEG-Datei (Einstellung «Large» und «fine») wird dabei zwischen 8 und 12 MB gross. Kommen noch RAW-Dateien hinzu, sind die Festplatten noch schneller gefüllt.
Die Beispielfotos wurden mit 24-MB-Auflösung im Bildstil «natürlich» mit dem Lumix-S-Standardzoom 24–105 mm und dem S-Pro-Telezoom 70–200 mm aus der Hand ohne Stativ erstellt. Für die Bilderstrecke wurden die originalen JPEG-Dateien direkt aus der Kamera genommen und nur in ihrer Grösse reduziert. Bildausschnitte sind vermerkt. Bemerkungen bei den Bildern: Verwendetes Objektiv und Brennweite; Belichtungs-Modus P = Programm, A = Blendenvorwahl bzw. Zeitautomatik, S = Zeitvorwahl bzw. Blendenautomatik, M = manuelle Einstellung; Blende; Verschlusszeit; ISO-Empfindlichkeit; Weissabgleich; spezielle Anmerkungen.
Ich mache mir die Welt ...
Für JPEG-Bilder können 14 verschiedene, vordefinierte Bildstile für die Aufnahme ausgewählt werden. Bei RAW-Fotos sind die Stile auch noch im Nachhinein austauschbar. Unter «My Photo Style» lassen sich zusätzlich zehn eigene Stile zusammenstellen. Zudem kann die Bildqualität für jeden vorgegebenen Bildstil noch nach eigenem Geschmack in Kontrast, Sättigung, Farbton etc. angepasst werden.
Für Videoaufnahmen sind im Prinzip dieselben Bildstile anwendbar. Einschränkungen gibt es nur bei der Wahl des HDR/HLG-Stils, wo zwingend der «Kreative Filme-Modus» und 10-Bit-Aufnahmequalität eingestellt werden müssen.
Die Aufnahmen in der Bildstrecke zeigen nacheinander die 14 vordefinierten Stile der S1H, erstellt mit dem Lumix-S-Standardzoom 24–105 mm bei Brennweite 24 mm, ab Stativ.