Fotografischer Einsatz
Wer schon mal mit einer Nikon-Systemkamera fotografiert hat, wird sich auch bei der Z 5 schnell zurechtfinden. Alle wichtigen Elemente sitzen mehr oder weniger am gewohnten Platz.
Systemkamera-Einsteiger oder Umsteiger von anderen Systemen werden die «i»-Taste recht schnell zu schätzen wissen. Sie zeigt zu den meisten Punkten ausführliche Hilfe-Texte in verständlichem Deutsch an.
Mit der Kamera wird zudem ein 55-seitiges gedrucktes Benutzerhandbuch mitgeliefert. Hilft auch das nicht weiter, kann ein ausführliches Online-Manual, bislang leider nur in Englisch, im Web aufgerufen werden.
Mit der Nikon Z 5 lässt sich in den unterschiedlichsten Konfigurationen fotografieren und filmen. Das Menüsystem ist dementsprechend umfangreich. Nur schon das Autofokus-Menü führt zwölf Unterpunkte auf. Bei so vielen Einstellungen ist man froh, die am häufigsten gebrauchten unter drei Benutzereinstellungen am Funktionswählrad abspeichern oder bis zu 20 Menüpunkte im Reiter «Mein Menü» sammeln zu können.
Vollautomatisch oder voll manuell
Bevor es mit Fotografieren losgehen kann, muss das Kit-Objektiv entriegelt werden. Beim erstem Mal getraut man sich nicht so recht, da man ja nichts beschädigen möchte. Und es muss schon etwas kräftiger zugepackt werden, um das Objektiv aus der Arretierung herauszudrehen. Wird die Kamera mit eingezogenem Objektiv eingeschaltet, erscheint eine Warnung im Display.
Wie schon die Nikon Z 6 liegt auch die Z 5 dank der tiefen Griffmulde sehr gut in der Hand. Das Funktionswählrad kommt aufgeräumt daher. Neben der grünen Vollautomatik und den PASM-Symbolen gibt es noch die erwähnten drei benutzerbelegbaren Speicher U1 bis U3. Eine Fotomotiv-, Effekte- oder Video-Einstellung fehlt. Für Letztere gibt es einen eigenen Umschalter.
Die Aufnahme-Einstellungen habe ich am liebsten per «i»-Taste über das Info-Menü angepasst. Entweder durch direktes Tippen auf die Symbole und durch Wischen über den Monitor oder mittels der Einstellräder. Vorteil der Räder: Man muss das Auge nicht vom Sucher nehmen.
Dies gilt auch für das Anpassen der ISO-Werte über die ISO-Taste. Hält man sie gedrückt und dreht am vorderen Rad, wird die ISO-Automatik ein- oder ausgeschaltet. Mit dem hinteren Rad verstellt man die ISO-Zahlen.
Die Anzeigen des «i»-Info-Menüs lassen sich konfigurieren und reagieren auf Fingertippen. Überhaupt finde ich den Touchscreen der Z 5 sehr gelungen und optimal ins gesamte Bedienungskonzept integriert. Er lässt sich so einstellen, dass mit einem Fingerdruck darauf nicht nur Motiv und Belichtungsmessung ausgewählt, sondern auch gleich Fotos ausgelöst werden. Wer dies versehentlich aktiviert hat, erschrickt erst einmal gehörig – vor allem im Serienbildmodus.
Den Joystick, von Nikon etwas irreführend als Sub-Wähler bezeichnet, habe ich gleich umprogrammiert, damit ich mit ihm auch durch die Menü-Einstellungen scrollen kann, statt nur das Autofokus-Feld zu verschieben. Wie den Sub-Wähler lassen sich auch die meisten übrigen Tasten mit anderen Funktionen umbelegen oder ihre Wirkungsweise ändern – jeweils getrennt nach Foto- oder Video-Einsatz.
Mit den beiden vorderen Funktionstasten neben dem Bajonett hatte ich etwas Mühe. Standardmässig muss man sie gedrückt halten, um Werte wie zum Beispiel den Weissabgleich zu verstellen. Damit hatten meine Finger etwas Mühe und ich habe sie deshalb so eingestellt, dass ein Druck darauf die Funktion fixiert, ich den Wert bequem anpassen kann und der nächste Druck die Tasten wieder freigibt.
Hybride Scharfstellung
Die Z 5 hat auch den von Nikon selbst entwickelten Hybrid-CMOS-Autofokus der Z 6 und Z 7 übernommen. Dabei sind 273 sogenannte «Focal-plane Phase-Detection AF Pixel» über rund 90 Prozent des Bildes bis nahe an die Ränder des Sensors verteilt, die bei Bedarf zusätzlich von einem Kontrast-AF unterstützt werden, zum Beispiel bei wenig vorhandenem Licht. Damit fokussiert die Z 5 sehr schnell und genau. Im Test war selten ein Fokus-Pumpen auszumachen, und wenn, dann meist in dunklen Situationen, wo der Autofokus auch merklich langsamer arbeitet.
Die automatische Motiverkennung des AF-Systems arbeitet erstaunlich gut und zuverlässig. Im Test erkannte die Kamera Gesichter und stellte auf das der Kamera nähere Auge scharf, auch wenn nicht direkt in Kamerarichtung geschaut wurde. Soll das andere Auge im Fokus sein, lässt sich dies per Joystick wählen, ebenso die gewünschte Person, wenn mehrere erkannt werden.
Für Tiere kann ebenfalls eine Augen- und Gesichtserkennung aktiviert werden. Nikon beschränkt sich hier auf Katzen und Hunde. Bei Stoff- und ähnlichen Tieren wird meist das Gesicht erkannt und je nach Kontrast auch auf die Augen scharfgestellt.
Die Motivverfolgung mit Schärfenachführung arbeitet zuverlässig, wenn das Objekt genügend gross, beleuchtet und kontrastreich ist und auch der Hintergrund nicht zu viele Details aufweist. Durch die niedrige Serienbildgeschwindigkeit der Z 5 wird auch bei Serienaufnahmen die Schärfe gut getroffen.
Neben Serienbildern beherrscht die Z 5 natürlich auch die klassischen Belichtungsreihen, Intervall- und Zeitrafferaufnahmen und sogar Reihenaufnahmen mit Fokusverlagerungen (Fokus-Stacking). Mit fünf oder neun Belichtungen pro Reihe lassen sich problemlos manuell HDR-Bilder erstellen. Daneben kann die Z 5 über ihren HDR-Modus Bilder auch direkt in der Kamera zusammensetzen und als neues HDR-Foto abspeichern.
Picture Control
Die Nikon Z 5 lieferte mit dem neuen Kit-Objektiv Nikkor Z 24–50mm f4–6.3 eine sehr ansprechende Bildqualität. Schärfe, Detailgenauigkeit und Farbdarstellung können durchaus mit den übrigen Zoomobjektiven aus der Z-Reihe von Nikon verglichen werden.
Das Kit-Objektiv ist nicht das lichtstärkste Teil und mit seinem kleinen Zoombereich muss man halt wieder selber näher ans Motiv heranpirschen. Dafür ist es sehr leicht und kompakt, ideal für den Einsteiger-Allround-Einsatz.
Viel zu einer ausgewogenen Beleuchtung trägt auch das «Active D-Lighting» im Kameramenü bei. Vor allem bei grossen Kontrastunterschieden lohnt es sich, mit den verschiedenen «Active D-Lighting»-Einstellungen zu experimentieren. Dann erhält man die besten Ergebnisse mit natürlichem Kontrast und Details in hellen und dunklen Bereichen. Bei extrem hellen Szenen, etwa Schauspieler im Scheinwerferlicht, bringt die «lichterbetonte Messung» sehr gute Bilder, da die Kamera nicht nur versucht, Überbelichtungen zu vermeiden, sondern auch die Farbe der Lichtquelle zu erhalten.
Die JPG-Fotos direkt aus der Nikon Z 5 können meist ohne weitere Nachbearbeitung verwendet werden. Wer im RAW-Format fotografiert, darf natürlich auch den erweiterten Bearbeitungsspielraum ausnutzen. Das TIFF-Datenformat der Z 6 wird von der Z 5 nicht unterstützt.
Die Picture-Control-Konfiguration der Kamera bietet für einen bestimmten Look gleich 28 verschiedene Bildprofile an, die ohne lange Nachbearbeitung natürliche oder künstlerisch verfremdete JPG-Fotos direkt aus der Kamera liefern. Dabei verändert die Kamera ausgehend von der «Standard»-Einstellung Farbtöne sowie Tonwerte und sorgt zum Beispiel beim Profil «Porträt» für weichere Hauttöne und bei «Landschaft» für lebhaftere Farben bei Himmel, Blätter und Gras.
Wer sich damit nicht zufriedengibt, darf die Profile auch auf seine Bedürfnisse hin weiter anpassen. RAW-Bilder können direkt in der Kamera bearbeitet und Bildgrösse, Weissabgleich, Picture-Control-Stil, Farbraum oder Active D-Lighting im Nachhinein angepasst werden. Das Resultat wird als neue JPG-Kopie gespeichert.
Für die Bilderstrecke der Alltagsbilder wurden die originalen JPG-Dateien direkt aus der Nikon Z 5 genommen und nur auf Web-Grösse reduziert. Bemerkungen bei den Bildern: Verwendetes Objektiv und Brennweite (Bw); Belichtungs-Modus Auto = Automatisch, P = Programm, A = Blendenvorwahl bzw. Zeitautomatik, S = Zeitvorwahl bzw. Blendenautomatik, M = manuelle Einstellung; Blende; Verschlusszeit; ISO-Empfindlichkeit; Weissabgleich; Szenentyp; spezielle Anmerkungen.
Durch den Vollformat-Sensor der Z 5 lässt es sich sehr gut mit der Schärfentiefe spielen. Die Schärfeverlagerung gelingt komfortabel und einfach durch Antippen des gewünschten Bereichs auf dem Touchscreen. Das Nikkor Z 85 mm 1:1.8 stellt Motive problemlos frei und zeigt ein sehr angenehmes Bokeh im Hintergrund.