Klangliche Offenbarung
Die 703 S3 von Bowers & Wilkins gehört eindeutig in die Kategorie «Klangwunder». Für einmal musste man sich nicht über längere Zeit in einen Lautsprecher «reinhören», um sich mit ihm anzufreunden. Obwohl unser Testexemplar erst wenige Stunden eingespielt war, legte es auf Anhieb eine klangliche Offenbarung an den Tag. Selten war nach wenigen Takten Musik schon klar, dass es sich um einen veritablen Ausnahmeschallwandler handelt.
Die 703 S3 verzaubert den Zuhörer auf unwiderstehliche Art und Weise. Und zwar nicht durch irgendwelche Klangeffekte, die nur anfänglich für Begeisterung sorgen. Sondern vielmehr durch ihre äusserst natürliche Art der musikalischen Ansprache, von der jedwede akustische Musik ungemein profitiert. Die Vermutung liegt nahe, dass das besondere Konstruktionsprinzip des Mitteltöners dafür verantwortlich ist. Jedenfalls erklingt sowohl Vokal- wie Instrumentalmusik in einem anrührenden Timbre, dem man sich als Zuhörer emotional nur schwer entziehen kann.
Beispiel gefällig? Buxtehude ergreifendes «Membra Jesu Nostri» in der fantastischen Aufnahme (24 Bit/192 kHz) mit der Netherlands Bach Society sorgt über die Bowers & Wilkins gehört, garantiert für «Gänsehaut». Die 703 S3 projiziert die barocke Trauermusik dermassen plastisch in den Hörraum, dass man bei geschlossenen Augen tatsächlich das Gefühl hat, bei der Aufnahmesession live dabei zu sein. Die Stimmenwiedergabe ist eine Klasse für sich. Das Klangerlebnis ist ähnlich wie über Elektrostaten: Auch diese faszinieren mit einer Leichtigkeit der tonalen Entfaltung, wie sie dynamische Schallwandler nur selten an den Tag legen. Die 703 S3 ist in dieser Hinsicht ganz offensichtlich ein Ausnahmetalent. Sie zeigt eine aussergewöhnlich gute Durchhörbarkeit schon bei geringer Lautstärke. Wo viele Lautsprecher erst ab einem gewissen Abhörpegel zum Leben erwachen, gilt für diese Bowers-&-Wilkins-Standbox: Perfekt zum Leisehören!
Dabei serviert sie Klangdetails gar nicht auf dem Präsentierteller; vielmehr beeindruckt die selbstverständliche Mühelosigkeit, mit der sie komplexe Klangpassagen aufschlüsselt. Das hat grosse Klasse. Als perfekt passender Spielpartner kam der Vollverstärker Model 40n von Marantz zum Einsatz. Dieser zeichnet sich durch seine elegante Spielweise aus (Test nachzulesen: hier) und belastet das Budget nicht übergebührlich. Die Kombi aus Model 40n und 703 S3 zeigt ein so hohes Mass an Klangkultur, wie man es wirklich nur selten zu hören bekommt. Ausserdem motivierten die 2 x 100 Watt Ausgangsleistung des Marantz die Britinnen zu einer beeindruckend vitalen, dabei jederzeit sauberen Vorstellung, wenn man den Lautstärkeregler mal richtig aufdreht.
Die 703 S3 eignen sich ebenso perfekt zum Lauthören. Dies verdanken sie nicht nur dem innovativen Mitteltöner mit seiner überlegenen Ansprache, sondern genauso dem aussergewöhnlich gut definierten Hochtonbereich, der bei Fortissimo-Stellen niemals aufdringlich wird. Das legendäre «Cantate Domino» (Label Proprius) tönt sehr laut gehört über die meisten Lautsprecher in den Höhen beinahe unerträglich. Nicht so über die 703 S3: Man kann die Lautstärke fast beliebig aufdrehen, ohne dass der tonale Charakter der Wiedergabe unangenehm wird. Genauso sollten gute HiFi-Lautsprecher im Hochtonbereich klingen: bestens dosiert und mühelos durchhörbar.
Im Tieftonbereich lässt sich die 703 S3 ebenfalls nicht lumpen und generiert ein druckvolles Bassfundament, dessen Konturiertheit nichts zu wünschen übrig lässt. Hier haben es die britischen Ingenieure geschafft, eine schnelle Impulswiedergabe mit ausreichend Tiefgang zu verbinden. Tatsächlich hinterlässt die Bowers & Wilkins 703 S im gesamten Frequenzspektrum den gleichen sauberen und homogenen Eindruck – egal, welchen Musikstil man bevorzugt und wie laut oder leise man hört.
So gefällt beispielsweise das ebenfalls legendäre «Moonstruck»-Album des (leider viel zu früh verstorbenen) Gitarristen und Sängers Chris Jones dank satten Basslinien, brillanten Akustikgitarren und einzigartigem Stimmentimbre. Das klingt nach viel mehr, als es die puristische Instrumentierung vermuten liesse, erwacht zu neuem Leben und beweist eindrücklich: Nicht nur klassische Musik ist unsterblich.
Fazit
Von der Musikwiedergabe der neuen 703 S3 von Bowers & Wilkins darf man wirklich schwärmen. Mit Lobliedern und Superlativen sollte man vorsichtig umgehen – die zierliche britische Standbox verdient dennoch das Attribut «Traumlautsprecher». Denn sie inszeniert jedwede Art von Musik auf eine eigentümlich anrührende und emotionale Weise, der man sich als Musikliebhaber nur schwer entziehen kann. Der Paarpreis von CHF 5000 für so viel Klangqualität ist ausgesprochen fair, zumal sich die Verarbeitung dieser Lautsprecher auch im Detail sehen lassen kann.