Kaum ein anderer Anbieter verfügt über ein so breites Portfolio an True-Wireless-In-Ear-Kopfhörern wie JBL. Die Bandbreite reicht von preisgünstigen Modellen wie JBL Free und JBL Tune, die für den unkomplizierten täglichen Gebrauch ausgelegt sind, über die auf Sportaktivitäten optimierte JBL-Reflect-Reihe bis hin zur JBL-Live-Serie für gehobene Ansprüche.

Der JBL Live Beam 3 wurde erstmals auf der CES 2024 in Las Vegas vorgestellt und ist das aktuelle Spitzenmodell. Seit Mitte Juni ist er nun auf dem Markt. Wir hatten ihn einen Monat lang im Einsatz – im Alltag und auf Reisen in Bahn und Flugzeug.

Design und Verarbeitung

Eines der herausragenden Merkmale des JBL Live Beam 3 ist sein Ladegehäuse mit einem 1,45-Zoll-Touchscreen. Bereits 2023 präsentierte JBL mit dem Tour Pro 2 erstmals ein Ladegehäuse mit Display und Bedienungsfunktion. Für den Live Beam 3 wurde die Funktionalität nun nochmals optimiert. Das Gehäuse bietet eine Vielzahl an Funktionen, darunter Lautstärkeregelung, Wiedergabesteuerung und Statusanzeigen wie Akkustand und Uhrzeit. Inzwischen können alle wichtigen Funktionen der Earbuds über das Display gesteuert werden.

Ladebox mit eingelegten Earbuds.

Mit den stattlichen Ausmassen von 61 x 51 x 30 mm ist das Ladegehäuse zwar nicht klein, passt aber noch gut in die Hosentasche. Dank der abgerundeten Kanten liegt es angenehm in der Hand und überstand in der Testphase auch einige unfreiwillige Bodenkontakte nahezu schadlos, abgesehen von ein paar dezenten Kratzern.

Die Earbuds selbst sind leicht und ergonomisch gestaltet. Während ich einige teure Earbuds, die tief in den Gehörgang eingeführt werden müssen, schnell wieder ablegen musste, überzeugt mich der Tragekomfort der JBL Live Beam 3. JBL hat offenbar eine hautfreundliche Silikonmischung gefunden und eine ovale, 3D-geformte Konstruktion entwickelt, die sich ohne Druck angenehm im Ohr festsetzt. Tatsächlich gehören die leichten Live Beam 3 für mich zu den Earbuds mit dem höchsten Tragekomfort. Auch Stürze überstehen sie problemlos. Mit einer IP55-Zertifizierung sind sie zudem gegen Wasser und Staub geschützt.

Die Earbuds sind ergonomisch geformt und sitzen sicher in der Ohrmuschel.

Geräuschunterdrückung

Zu Earbuds der gehobenen Klasse gehört eine Geräuschunterdrückung (ANC). Beim JBL Live Beam 3 erfassen vier Mikrofone die Aussengeräusche. Die adaptive ANC-Funktion passt sich automatisch an die Umgebungsgeräusche an. Dies macht sie theoretisch ideal für den Einsatz in verschiedenen Umgebungen, von lauten Stadtstrassen bis hin zu ruhigen Büros.

In Tests zeigte die ANC des Live Beam 3 solide Leistungen, besonders bei der Unterdrückung von tieffrequenten Geräuschen wie dem Rumpeln und Dröhnen in Zügen oder Flugzeugen. Höhere Frequenzen wie Stimmen wurden nicht vollständig ausgeblendet. Insgesamt ist die Effizienz der Geräuschunterdrückung gut, wenn auch nicht herausragend. Angenehm ist, dass die Earbuds dank ihrer guten Passform auch ohne ANC Aussengeräusche bereits passiv gut dämpfen.

Akkulaufzeit

Die Akkulaufzeit der JBL Live Beam 3 ist beeindruckend. Mit aktivierter Geräuschunterdrückung beträgt die Wiedergabezeit bis zu 8 Stunden, und das Ladecase ermöglicht drei vollständige Aufladungen, was insgesamt bis zu 48 Stunden Wiedergabezeit ergibt. Die Laufzeit kann auf bis zu 12 Stunden erhöht werden, wenn die ANC-Funktion deaktiviert ist. Eine Schnellladefunktion sorgt für 4 Stunden Wiedergabezeit nach nur 10 Minuten Ladezeit. Diese Spitzenwerte liessen sich auch im Alltag und unter Praxisbedingungen reproduzieren.

Bedienung

Die Bedienung des JBL Live Beam 3 erfolgt entweder an den Earbuds oder über  Ladegehäuse. Für diejenigen, die ihre Earbuds nicht direkt durch Antippen am Hörer steuern möchten, bietet das Ladegehäuse eine angenehme Alternative. Parameter wie Lautstärke und Wiedergabe sowie Zusatzfunktionen wie Talkthrough, Equalizer-Voreinstellungen, die Aktivierung von JBL Spatial Sound oder das ANC lassen sich bequem über das Display des Ladegehäuses mit visueller Orientierung steuern. Voraussetzung dafür ist ein relativ feines und ruhiges Händchen für das kleine, aber praktische Display.

Alle wichtigen Parameter wie das ANC lassen sich an der Ladebox konfigurieren.

Direkt an den Earbuds lassen sich durch Antippen Wiedergabe, Lautstärke, Anrufe und die Aktivierung der ANC steuern. Leider kann nur eine Funktionsgruppe pro Hörer über die App zugeordnet werden. So lässt sich beispielsweise neben der Wiedergabe und Anrufanahme nicht zusätzlich die Lautstärke durch eine Wischbewegung am Hörerstab regulieren, wie es inzwischen einige Konkurrenten anbieten. Das ist etwas schade und verhindert die Bestnote bei der Bedienung.

Konnektivität und Zusatzfunktionen

Die JBL Live Beam 3 Earbuds sind mit sechs Mikrofonen ausgestattet, die für eine hervorragende Anrufqualität sorgen. Die adaptive Geräuschunterdrückung funktioniert auch hier gut und sorgt für klare Gespräche, selbst in lauten Umgebungen.

Die Earbuds verfügen über eine automatische Talkthrough-Funktion, die die Lautstärke reduziert und den Transparenzmodus für die eigene Stimme aktiviert, sobald man zu sprechen beginnt. Dies ermöglicht eine einfache Kommunikation, ohne die Earbuds aus dem Ohr nehmen zu müssen.

Dank des integrierten Google-Find-Dienstes hat man die Möglichkeit, verlegte Earbuds mit etwas Glück aus der Entfernung wiederzufinden.

Die JBL Headphones App startet zwar etwas langsam, bietet dann aber eine benutzerfreundliche Oberfläche mit zahlreichen Anpassungsmöglichkeiten. Die App wirkt ausgereift und erlaubt die Konfiguration einer Vielzahl von Parametern wie der Gestensteuerung an den Earbuds, den unterschiedlichen Stufen der Geräuschunterdrückung oder dem Klang-Tuning durch einen 10-Band-Equalizer und vieles mehr.

Ebenfalls an Bord ist ein adaptiver EQ, der je nach Lautstärke und Sitz der Earbuds im Ohr die Klangbalance anpasst. Wie genau dies umgesetzt ist, wird leider nicht erklärt. In der Praxis funktioniert es jedoch leidlich und der Klang erhält mehr Volumen.

Die JBL App ermöglicht eine detaillierte Konfiguration. Ein Equalizer ist dabei und sogar ein Generator für Entspannungsmusik im Flieger.

Wer auf Android maximale Klangqualität will, aktiviert den Bluetooth-LDAC-Codec in der App. Einige Sound-Funktionen sind dann nicht mehr aktiv und auch der Stromverbrauch erhöht sich. Die Durchsatzrate über Bluetooth vervierfacht sich dank LDAC auf 990 kBit/s und erreicht beinahe CD-Niveau. JBL spricht sogar von High-Resolution-Audio, was aber per Definition nicht korrekt ist. Trotzdem ist LDAC der audiomässig beste Codec für Bluetooth und nur wenige Earbuds unterstützen ihn.

LDAC muss bei Android-Smartphones vor der Nutzung in den Entwicklungsoptionen freigeschaltet werden.