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Publikationsdatum
18. Juli 2002
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Als Vorreiter für digitale Kino-Technologie kommen vor allem Vertriebsunternehmen in Frage, während für Filmstudios und Kinos derzeit noch die Nachteile überwiegen. Diesen Schluss zieht der Branchendienst Cnet aus einer Studie des Management- und Technologie-Consulters Booz Allen Hamilton (BAH). Zu den prominentesten Anhängern des Digital-Kinos gehört George Lucas, der den aktuellen Teil seiner "Star Wars"-Saga, "Episode II – Angriff der Klonkrieger", zur Gänze mit digitaler Technologie aufnahm.

Nur auf 60 der insgesamt rund 5000 Leinwände, auf denen der neue "Star Wars"-Teil in den USA läuft, wird der Film allerdings mittels digitaler Projektionstechnik gezeigt. Als Haupthindernis für die Durchsetzung von Digitaltechnologie im Kinobereich gelten die enormen Kosten: Eine entsprechende Umrüstung der rund 36’000 Kinoleinwände allein in den USA würde laut der BAH-Studie zwischen fünf und sieben Mrd. Dollar kosten. Damit geraten die Vorteile, die die Digitaltechnik für Kinos bietet – etwa der direkte Zugriff auf eine unbeschränkte Zahl von "Kopien" eines Films – derzeit noch ins Hintertreffen.

Die Filmstudios ihrerseits müssen sich erst auf einen gemeinsamen Standard für digitale Kino-Technologie einigen. Die sieben grössten Hollywood-Studios haben bereits Aktivitäten in dieser Richtung angekündigt. Für wenig Enthusiasmus bei der Durchsetzung digitaler Vertriebswege sorgt bei den Produktionsfirmen vor allem die Befürchtung, dass damit der Filmpiraterie über Computer-Netzwerke ein neues Tor eröffnet werden könnte. Auf der anderen Seite wittern hier aber traditionelle Verleihfirmen ebenso wie für Hightech-Kommunikation bekannte Konzerne wie Qualcomm oder Boeing neue Geschäftsmöglichkeiten. Vertriebsunternehmen kassieren in den USA rund eine Mrd. an Gebühren. Es sei vorstellbar, so die BAH-Studie, dass solche Unternehmen nun den Kinos bei der digitalen Aufrüstung finanziell unter die Arme greifen, dafür aber Umsatzbeteiligungen fordern. Ausserdem könnten die Verleiher den Studios niedrigere Gebühren anbieten, wenn diese ihnen digitale Spielfilme zur Verfügung stellen.

Entscheidende Vorteile erwarten sich die Förderer digitaler Kinotechnolgie nicht zuletzt hinsichtlich der Abnutzung von Filmkopien: Anders als bei traditionellem Filmmaterial können Kinos, die auf digitale Projektion setzen, auch noch nach Monaten dieselbe Vorführqualität bei Bild und Ton bieten. Bei den diesjährigen Filmfestspielen in Cannes war laut Cnet zumindest ein halbes Dutzend an Filmen vertreten, die zumindest teilweise mit Hilfe digitaler Technologie gedreht wurden.