In der Karriere von Oscar Peterson spielte Norman Granz eine wesentliche Rolle: 1949 wurde der Kanadier vom Impresario in der Carnegie Hall als Pianist der "Jazz at the Philharmonic"-Show erstmals dem U.S.-Publikum vorgestellt. Es folgte eine lange Zusammenarbeit mit Verve Records und später mit Pablo.
Milt Jackson spielte zuerst Gitarre und Klavier, entschloss sich später für das Vibraphon, als er 16-jährig Lionel Hampton mit Benny Goodmans Band hörte. Er wurde von Dizzy Gillespie entdeckt und in dessen Bands aufgenommen. Zusammen mit Ray Brown, John Lewis und Kenny Clarke gründete er eine Kleinformation, aus der schliesslich das Modern Jazz Quartet (mit Percy Heath statt Ray Brown am Bass; und später Connie Kay statt Kenny Clarke am Schlagzeug) hervorging.
Made by Brunner-Schwer
Von 1967 bis 1971 nahm Oscar Peterson diverse Alben für MPS in Deutschland auf, begeistert von der Atmosphäre und dem Sound in den Privatstudios von Hans Georg Brunner-Schwer. So erstaunt es nicht, dass das damalige Trio mit Ray Brown und Louis Hayes zusammen mit Milt Jackson 1971 in Villingen zum denkwürdigen Album "Reunion Blues" zusammenfand. Schon 10 Jahre zuvor hatten sich Peterson, Jackson und Brown für "Very Tall" zusammengesetzt – damals mit Drummer Ed Thigpen. Danach trafen sie sich noch für drei weitere Alben.
Stückwahl und Interpretation
Aussergewöhnlich erscheint mir die Wahl des ersten Stückes: "(I Can't Get No) Satisfaction" von Mick Jagger und Keith Richards. Der Song ist nicht eben ein Jazz-Standard, die Harmonienfolge eher simpel. Doch erstaunlicherweise fällt das Stück in keiner Weise von den übrigen, eher konventionellen Kompositionen, ab. Im Gegenteil.
In den zwei Balladen "A Time for Love" und "When I Fall in Love" hat es zusätzlichen Raum für Ray Browns Bass und in "Reunion Blues" und "Red Top" zeigen die drei, was man über das 12-taktige Bluesharmonienschema improvisatorisch hervorzaubern kann.
Die Hauptakteure Peterson, Jackson und Brown sind in Hochform, während sich Louis Hayes dezent und geschmackvoll im Hintergrund hält. Im Gegensatz zu den diversen Peterson-Aufnahmen für MPS ist hier kein Publikum anwesend, es handelt sich um eine reine Studioaufnahme. Die Aufnahmequalität ist brillant, das Remastering exzellent.
Fazit
Insgesamt fünf Alben haben Oscar Peterson und Milt Jackson zusammen aufgenommen. Jedes ist hervorragend, so dass ich mich nicht für eine Rangliste entscheiden könnte. "Reunion Blues" ist ein weiteres Album, das man sich immer wieder zu Gemüte führen kann, das immer wieder "aufstellt". Schöner, meisterhaft gespielter Jazz eben.