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Publikationsdatum
1. Dezember 2020
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Einleitung

Wenn Sie nun denken, dass so ein Subwoofer-Turm nichts mit High-End zu tun hat, dann kann Sie unser nachfolgender Beitrag vielleicht vom Gegenteil überzeugen. Vielleicht denken Sie auch, dass Ihre Anlage wirklich genug «Tiefton» hat – oder Sie haben bis jetzt generell Subwoofer als «Radau-Kisten» für Heimkino-Anlagen abqualifiziert. Dann aber müssen Sie nach der Lektüre dieses Artikels vielleicht an Ihren Vorurteilen arbeiten.

Doch nur der Selbstversuch macht Klug. Auch ich war selbst zuvor – sagen wir mal skeptisch. Vermutlich so skeptisch wie Sie es jetzt noch sind. Danach war ich aber umso enthusiastischer, um nicht zu sagen euphorisch, so wie alle Glückspilze, die bisher die Gelegenheit hatten, einer solchen Demonstration beizuwohnen. Dieser Enthusiasmus hat mich bewogen, den folgenden Beitrag zu verfassen. Also, rein ins Subwoofer-Wunderland!

Definitionen – Fachbegriffe erklärt

Zum Start ein kleines Glossar:

«Array»
Englisch, bedeutet so viel wie Anordnung oder Ordnung, in diesem Fall die Anordnung der Subwoofer im Hörraum.

«Stack»
Englisch, bedeutet so viel wie Stapel, oder als Verb: stapeln. In diesem Fall entspricht es der Situation, wenn zwei oder mehr Subwoofer aufeinandergestapelt werden.

«Double-Bass-Array (DBA)»
Beim DBA werden in allen vier Raum-Ecken je ein oder mehrere Subwoofer platziert und der Anlage hinzugeschaltet. Hauptziel dieses Setups ist die Neutralisierung von Raummoden. Der Zugewinn an Räumlichkeit und Auflösung ist ein erwünschter Nebeneffekt. Das DBA ist primär also für Bass-kritische Hörräume gedacht.

«Single-Bass-Array (SBA)»
Hier verzichtet man auf die Gegenüberstellung von Subwoofern. Es werden zwei, vier oder sechs Subwoofer an der Front aufgestellt. Damit ist auch die Funktionsweise eine grundlegend andere. Hier geht es nicht darum, bestimmte Reflexionen auszulöschen. Vielmehr besteht das Hauptziel des Single-Bass-Array darin, die Steigerung der Räumlichkeit und des Auflösungs-Vermögens sowie die Fähigkeit, mehr Tiefton-Energie in den Raum fluten zu können. Der Hörraum sollte also kein primäres Basisproblem haben.

Die nachfolgenden Ausführungen widmen wir uns um dem Single-Bass-Array mit zwei, vier oder sechs Subwoofern.

Tipps und Tricks

Die Grundbedingungen für die Single-Bass-Array-Erfahrung sind einigermassen hochwertige Subwoofer vom gleichen Modell, die perfekt eingepegelt und nach Möglichkeit in den Ecken platziert sind. Der Vorteil von Subwoofern in den Raumecken ist, dass die um ca. 6 Dezibel leiser spielen müssen und so weniger Verzerrungen produzieren. Dass Ihre Anlage, oder genauer gesagt Ihr Verstärker, mit der Zuschaltung von zwei oder mehr Subwoofern im leistungshungrigen Tieftonbereich entlastet wird, fördert die klangliche Transparenz in allen Frequenzbereichen. Es entsteht also eine Win-win-Situation für die ganze Anlage.

Nach Möglichkeit sollten die Subwoofer nicht am Line-Ausgang des Vorverstärkers, sondern parallel am Lautsprecher-Ausgang angeschlossen werden. Der Subwoofer kann mit dem Hochpegel-Signal viel feinfühliger eingepegelt und damit perfekt integriert werden. Eine hochwertige Verkabelung setzen wir jetzt mal voraus.

Ein kleines, aber hübsches Profi-Stack!Ein kleines, aber hübsches Profi-Stack!

(Hoch-)Stapeln will geplant sein
Nun, wenn es mehr sein sollte – also zwei oder drei Subwoofer aufeinander gestapelt –, dann wird diese Anordnung als «Stack» bezeichnet. Vielleicht kennen Sie diese Stacks aus den Live-Konzerten, wo ganze Bass-Türme auf der Bühne aufgebaut sind. Nur wenige Consumer-Subwoofer-Modelle lassen sich einfach so stapeln. Und so engt sich der Kreis von potenziellen Kandidaten für Ihr Subwoofer-Stack-Experiment ein.

Damit rein mechanisch das Stapeln sicher ist, müssen sich die Subwoofer nach Möglichkeit mit Schrauben verbinden lassen, um hier auf der sicheren Seite zu sein. Ein weiteres Kriterium ist, dass sich die Subwoofer auch elektronisch in Serie schalten lassen können, damit sie sich ergänzen und nicht nur einfach simpel mehr Tiefton-Energie in den Raum fluten. Unseres Wissens bieten REL, Teufel, SVS, Polk Audio und weitere Anbieter solche Subwoofer-Modelle an. Sollten Sie mit zwei Subwoofern beginnen wollen (wie ich es zumindest machen würde), dann wären die Stapelbarkeit und elektronische Integrierbarkeit der Subwoofer in einem Stack (und somit die Ausbaubarkeit) die Haupt-Kaufkriterien!

Das Subwoofer-Stack muss natürlich nicht immer so gigantisch daherkommen wie dieses Beispiel hier!Das Subwoofer-Stack muss natürlich nicht immer so gigantisch daherkommen wie dieses Beispiel hier!

Studie zum Thema Subwoofer

Tja, alles gut und schön, werden Sie nun vielleicht denken. Das ist wohl wieder so ein weiterer Marketing-Hype, um den Subwoofer-Herstellern und dem Handel zusätzliche Umsätze zu verschaffen. Aber der «Subwoofer-Effekt» hat tatsächlich Hand und Fuss und kann physikalisch begründet werden. Die zusätzliche Tiefton-Energie bildet das Klangfundament und erlaubt dem Gehör, die mittleren und höheren Frequenzen klarer und präziser wahrzunehmen. Somit öffnet sich der Raum und die Lautsprecher verschwinden akustisch. Eine wissenschaftliche Arbeit japanischer Ingenieure aus dem Jahr 2012 zu diesem Thema bestätigt das Gehörte eindrücklich.

Hier der ins Deutsche übersetzte Auszug ihrer Konklusion:

«Am Messpunkt wurden mit den parametrischen Lautsprechern Klangbilder erzeugt und ein tieferer Frequenzgang wurde durch den Einsatz von zusätzlichen, elektrodynamischen Subwoofern kompensiert. Es wurden subjektive Bewertungsexperimente durchgeführt, um die Wirksamkeit des vorgeschlagenen Systems zu verifizieren. Wir bestätigten die verbesserte Klangqualität bei gleichzeitiger Beibehaltung einer höheren Genauigkeit der Klangbildlokalisierung durch die Verwendung des vorgeschlagenen Systems. Wir bestätigten auch die optimalen Parameter des vorgeschlagenen Systems, um ein grösseres Präsenzgefühl zu erreichen.»

Soweit die etwas holprige Übersetzung der japanischen Studie!

Nur selber Hören macht klug

Von einem Insider habe ich erfahren, dass der 2018 verstorbene Wilson-Audio-Gründer und Mastermind David Wilson bei seinen legendären Lautsprecher-Demonstrationen jeweils eine Saxophon-Aufnahme zuerst ohne und dann mit zwei Subwoofern vorgeführt hat. Die Zuhörer waren über den positiven Effekt der dazugeschalteten Subwoofer jedes Mal sehr verblüfft! Dass Wilson-Lautsprecher per se Bass-schwach sind, kann man ihnen ja nicht gerade nachsagen, und das Saxophon ist ja nicht gerade «Bass-stark»;-)

Mein persönliches Subwoofer-Array-Erlebnis hatte ich Ende August, als wir in einem grösseren Hörraum einen Wilson-Audio-Lautsprecher, angetrieben von einer sehr hochwertigen Röhren-Elektronik zuerst solo, also ohne die beiden bereitstehenden, bereits angeschlossenen Subwoofer hören konnten. Ein sehr erfahrener, bekannter Audio-Journalist sass neben mir und wir fanden alles so, wie es sein sollte. Die Lautsprecher klangen räumlich, die Auflösung gut, der Bass präzise und die Stimmen waren präsent. So weit, so gut. Es hat an nichts gefehlt, bis der Spannungsgeladene Moment kam, als die beiden Subwoofer der Mittelklasse, verbunden über Neutrik-Kabel mit Signalabgriff am Lautsprecher-Ausgang (und nicht am Vorverstärker) hinzugeschaltet wurden ...

KURZE, ABER G R O S S E   P A U S E

… Was soll man dazu sagen? Wie soll ich das beschreiben? Meinem erfahrenen Tester-Kollegen und mir schlackerten im positiven Sinn die Ohren und unsere Kinnladen fielen uns alten Hasen buchstäblich herunter. Der Effekt wird zwar in Fachzeitschriften und in der japanischen Studie nüchtern beschrieben, aber man muss ihn wirklich selbst erlebt haben.

Die Räumlichkeit des Klangs nahm fast schon dramatisch zu, und wie durch Magie verschwanden die Hauptlautsprecher akustisch. Auch die Subwoofer nahm man nicht wahr, weil diese sauber eingepegelt und im Klangbild integriert wurden. Der Fuss-Wipp-Faktor setzte je nach Musikstil ein, die Musik bekam einen natürlichen Fluss. Die Bühne war breit und tief, speziell die Live-Aufnahmen waren schon fast gespenstisch real. Epische Musik bekam einen fast hypnotischen Touch. Einfach grandios!


Ist schon imposant, so ein massiver Stack!Ist schon imposant, so ein massiver Stack!

Investitionsbetrachtung

Nun, mal abgesehen von meiner Begeisterung und meiner Euphorie betrachten wir das Thema mal etwas nüchtern. In Anbetracht des Werts der gesamten Anlage ist das «Subwoofer-Array-Tuning» mit den zwei Subwoofern ein Schnäppchen. Denn rein finanziell liegt die Investition im Verhältnis zum Wert der Gesamt-Anlage in der Region von 2 bis 6 Prozent. Wenn noch zwei oder vier Subwoofer dazu kommen, dann liegt die Investition im Bereich von 6 bis 15 Prozent – natürlich immer in Abhängigkeit des Werts der Subwoofer und der gesamten Anlage. Diese Investition in Relation zur Steigerung des Klangs ist ohne Übertreibung so ziemlich unschlagbar. Ich behaupte jetzt mal ganz kühn, dass dieselbe Steigerung mit Kabeln, Stromversorgung, Unterlagen, Racks etc. mindestens gleich viel oder teurer zu stehen kommt. Zudem ist fraglich, ob dies auch mit dem üblichen Zubehör überhaupt realisierbar ist.

Fazit

Wer seine Anlage bereits auf ein hohes Niveau gebracht hat und nach der ultimativen Steigerung sucht, ist mit dem «Single–Subwoofer-Array-Tuning» sicherlich auf einem spannenden Weg. Schon zwei gut eingepegelte Subwoofer heben die Anlage auf ein neues Niveau. Vier oder sechs Subwoofer steigern das Erlebnis sicher auch noch weiter, doch der erste Schritt ist sicherlich der grösste. Das Schöne am ganzen ist ja, dass die Start-Investition mit zwei Subwoofern finanziell überschaubar ist und man die Option für vier oder sechs Subwoofer Schritt für Schritt machen kann, aber nicht muss.

Wer jedoch einen Bass-kritischen Hörraum sein Eigen nennt, für den kann das Double-Bass-Array-System die lang ersehnte Lösung für sein Problem sein. Probieren Sie es aus!

Ich empfehle jedem ambitionierten High-End-Enthusiasten diese beschriebene «SBA-Erfahrung» selbst zu machen, denn nur selbst hören macht wirklich klug – und vielleicht sogar süchtig. In diesem Sinne: Es gibt viel zu entdecken. Wagen Sie den Hörtest – aber ich habe Sie gewarnt!