Mit dem „Connect-Portal“ will Sony verlorenes Terrain im Bereich Mobile Unterhaltungsgeräte wieder zurück gewinnen.
Begründer von Mobileaudio
Sony war seit der Einführung des Walkmans 1979 der unbestrittene Leader und Trendsetter im Bereich mobile UE-Elektronik. Während der Begriff „Walkman“ sogar Einzug in den Duden erhielt, verkaufte Sony in zwölf Jahren 150 Millionen Einheiten.Man tat und tut sich jedoch immer noch schwer mit der MP3-Lawine, die Ende der Neunziger über die Branche hinweg zog.
Wohl auch die Zurückhaltung von Sony ermöglichte es Apple mit dem iPod und dem iTunes-Store dem Branchenprimus im Bereich Mobilaudio klar den Rang abzulaufen.
Während Sony noch MiniDisc-Player produzierte und sich mit dem Kopierschutz für CDs beschäftigte, sprang eine ganz Generation auf den iPod-Zug auf.
Wohl konnte auch der NetMiniDisc-Player bald von CDs gerippte Stücke vom Computer überspielen, mit seinem umständlichen DigitalRightManagementSystem hat er jedoch gegen die MP3-Player einen schweren Stand.
Doch wie heisst es so schön bei Georg Lukas: „The Empire strikes back“. Mit der Network Walkman-Linie setzt Sony jetzt auch auf Flash- oder Harddisk- Speicher basierende mobile Endgeräte.
Connect contra iTunes
Hauptseite Connect Net MusicStore
Gleichzeitig präsentierte man mit dem NW-HD5 und dem NW-E107 zwei neue portable Endgeräte, die die Phalanx des iPod aufbrechen sollen.
Damit bieten sowohl Sony als auch Apple einen Musik-Vertriebsweg sowie die entsprechenden Endgeräte an.
Doch beide haben noch mehr gemeinsam: Sie lassen das Abspielen der erworbenen Titel nur mit der eigenen Hardware zu.
Bei Apple ist das der iPod und bei Sony sind es die diversen Endgeräten, welche mit dem proprietären 132 kbps Atrac-Format (Adaptive Transform Acoustic Coding) arbeiten.
Runder Net WALKMAN mit 1 GB internem Flash-Speicher und 70 Stunden Akkubetriebsdauer
Von der Sony Tochter Aiwa ist der Giga Pavit Player zu erwarten, der in etwa einem iPod-Mini entspricht. Ein grösserer Harddisk-basierter Player wird auf Ende Jahr von Sony erwartet.
Sony rühmt sich, dass bereits 2,5 Millionen verkaufte Endgeräte die Connect-Musikstücke abspielen können.
Apple verkauft momentan nach eigenen Angaben weltweit 800'000 iPods pro Quartal.
Preislich sind die Angebote identisch. Sowohl im Sony Connect als auch im iTunes-Store bezahlt der Kunde Fr. 1,50 pro Stück und Fr. 15.- für ein Album.
Installation & Kopierschutz
Um Musiktitel über Connect zu beziehen, muss sich der Kunde registrieren und die Software SonicStage installieren. Die Software ist einzig für die Windows Plattform erhältlich.SonicStage verwaltet die Musikstücke auf der eigenen Festplatte und überspielt sie auf kompatible Endgräte wie die neuen NetWalkmans. Allerdings nur im Atrac-Format.
Vorhandene MP3 Titel muss man zuerst ins Atrac-Format konvertieren, bevor sie auf einem NetWalkman überspielt werden können.
Titel aus dem Connect Store liegen natürlich schon im Atrac-Format vor und können aus SonicStage je nach Lizenzbestimmung 3 bis 5 mal auf eine Audio- oder MP3-CD gebrannt, oder ein Abspielgerät der NetLinie überspielt werden.
Die Atrac-Dateien kann man jedoch nicht als MP3-Datei direkt auf der Festplatte speichern.
OpenMG
OpenMG DigitalRightmanagmentSystem
OpenMG kommt bei Sony überall dort zum Einsatz, wo Medieninhalte in einem Netzwerk übertragen werden, das heisst beim Download vom Internet, dem Brennen von CDs und bei der Übertragung von Musik und Filmdateien vom Computer auf ein angeschlossenes Endgerät oder einen MemoryStick.
Sony gewährleistet mit OpenMG die umfassende Wahrung der Lizenzrechte. Die Software, welche automatisch mit SonicStace installiert wird, kontrolliert, wie oft ein Titel auf eine CD gebrannt oder an ein Endgerät überspielt wurde.
Auch unterbindet die Software die Benutzung der Titel über ein Netzwerk. Zentral auf einem Medienserver abgelegte Titel können daher von Netzwerk-Clients nicht gestreamt werden.
Wie oft ein Titel auf eine Audio-CD gebrannt werden darf, ist anhängig von den Lizenzbestimmungen des entsprechenden Albums.
Pro Computer kann sich mit SonicStage nur ein Benutzer bei Connect anmelden.
Familienmitglieder müssen also ein Konto teilen oder je einen eigenen PC benutzen.
Auch gilt der Benutzername dann nur für den entsprechenden Computer.
Musikangebot
Connect Titel-Browser aus SonicStage
Nicht zuletzt dank Sony Music steht dem Branchenprimus natürlich ein schier unerschöpfliches Reservoir zu Verfügung.
Die Auswahl ist denn auch wirklich beeindruckend, wobei sich durchaus auch exotische Stücke zum Beispiel aus dem Bereich Worldmusik finden.
Eine Katalogisierung wirft sicher immer Fragen auf, doch im Gesamten bewegt man sich zielsicher durch das breite Angebot und relativ rasch findet man sich in seinem bevorzugten Genre wieder.
Der Titel-Browser in SonicStage ist selbsterklärend und benutzerfreundlich. Die Software reagiert allerdings bisweilen sehr langsam auf Benutzereingaben.
Im Detail sind im Titel-Browser auch punkto Handling Verbesserungen wünschenswert.
So springt der Browser nach ablegen eines Titels im Warenkorb zurück zur Auswahl des Genres, satt bei der Liste der Albumtitel zu verbleiben. Möchte man weitere Stücke des Albums im Warenkorb ablegen, muss man sich erneut durch die Auswahl durchangeln.
Auch in der Suchmaske wünschte ich mir die Möglichkeit zu spezifischeren Angaben.
So fehlen bei den Suchergebnissen sowohl Sortierfunktionen als auch eine Funktion zur Suche in den Ergebnissen.
Im Allgemeinen begibt man sich bei Connect jedoch auf eine übersichtliche und leicht verständliche Shopping-Tour.
Die Titel können 30 Sekunden vorgehört werden, was bei Stücken mit langen, wenig aussagekräftigen Intros eindeutig zu wenig ist.
Interessant wäre natürlich vor einer Kaufentscheidung die Stücke ganz vorzuhören, wie dies im physischen Musikgeschäft ja auch möglich ist.
Doch das kostet Bandbreite und zudem wäre es für versierte User allenfalls möglich, die Stücke bereits beim Vorhören auf den Computer mitzuschneiden.
Sind die Titel einmal ausgewählt, geht’s zum Bestellvorgang, wo sich unter anderem auch Gutscheine einlösen lassen.
Leider erhält man erst hier, also kurz vor der Kaufabwicklung, die Informationen, wie oft ein Stück auf ein Endgerät oder auf CD überspielt werden darf.
Fazit
Sony präsentiert mit Connect endlich den lang ersehnten Musik-Download Service der grössten Firma der Unterhaltungselektronik.Das musikalische Angebot ist vielfältig und überzeugend. Aufgrund des benutzten proprietären Atrac-Formats werden jedoch ausschliesslich Besitzer eines NetMDs oder eines anderen Atrac-fähigen Endgerätes angesprochen.
Auch mit dem konsequenten OpenMG Kopierschutzverfahren geht Sony eigene Wege.
Für den Konsumenten bedeutet dies, dass er sich, um das Angebot des Connect-Diensts zu benutzen, auch für ein Atrac kompatibles Abspielgerät aus der Net-Linie entscheiden muss.