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Remaster – restaurativ oder destruktiv?

Das Aufbereiten älterer Einspielungen mit digitalen Reparaturtools eröffnet neue Möglichkeiten der Klangwertsteigerung. Im Ansatz kann ein Remaster restaurativ sein, das heisst, man versucht Feinheiten, Details herauszuschälen, Rauschen und Verzerrungen zu vermindern, die tonale Balance oder Abmischungen neu zu gestalten. Oft bedeutet Remaster aber einfach an den vermeintlichen Zeitgeschmack anpassen: die Dynamik komprimieren und auf laut trimmen.

Ein Beispiel für ein unnötiges und missratenes Remaster:

Grafik 12: Chris Isaak, «Baby Did a Bad, Bad Thing». Das Original war schon 5 dB lauter als der Referenzpegel. Die Dynamik wurde weiter reduziert, die Lautstärke erhöht.Grafik 12: Chris Isaak, «Baby Did a Bad, Bad Thing». Das Original war schon 5 dB lauter als der Referenzpegel. Die Dynamik wurde weiter reduziert, die Lautstärke erhöht.
Grafik 13: Chris Isaak, «Baby Did a Bad, Bad Thing». Die erste Bassnote des Originals. Das Stück hat einen guten Loudness-Range von 13.7 LU. Die Verzerrungen der E-Gitarre im zweiten Teil des Songs werden als Stilmittel eingesetzt.Grafik 13: Chris Isaak, «Baby Did a Bad, Bad Thing». Die erste Bassnote des Originals. Das Stück hat einen guten Loudness-Range von 13.7 LU. Die Verzerrungen der E-Gitarre im zweiten Teil des Songs werden als Stilmittel eingesetzt.
Grafik 14: Chris Isaak, «Baby Did a Bad, Bad Thing». Die erste Bassnote hat jetzt ISP-Verzerrungen. Im linken Kanal folgen 3246 weitere ISP-Clippings und im rechten Kanal hat es fast 6000 ISP-Clippings.Grafik 14: Chris Isaak, «Baby Did a Bad, Bad Thing». Die erste Bassnote hat jetzt ISP-Verzerrungen. Im linken Kanal folgen 3246 weitere ISP-Clippings und im rechten Kanal hat es fast 6000 ISP-Clippings.

Urteilen Sie selbst, ob Sie nun Geld für das Remaster ausgeben möchten.

Fazit

90 dB realisierbaren Dynamikumfang im Wohnraum genügt. Die Aufnahmen bleiben alle unter diesem Wert und ein Dynamikumfang von rund 60 dB lässt sich auch zu Hause hörbar erleben. Ob und wie gut der Nachbar mithört, hängt von der Bausubstanz und der Wohnsituation ab. Ob 60 dB Dynamikumfang auch ein erträgliches Hören bedeutet, hängt allerdings auch von der Güte der Aufnahme ab. Und ja, 24 Bit lassen sich trotzdem als Produktionsformat rechtfertigen, da hier viel Headroom von Nutzen ist und letztendlich der Qualität zugutekommt. Und auch für eine Distribution in diesem Format gibt es gute Gründe.

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Fritz Fabig Gastautor

Fritz Fabig ist passionierter Musikliebhaber mit Schwerpunkt in der Klassik-Epoche. Nach einer elektrotechnischen Ausbildung und Management/Marketing Weiterbildung erfolgte ein Wechsel in die Audio Branche. Beinahe zwei Dekaden war Fritz Fabig Geschäftsführer der B&W Group Schweiz. Seit Ende 2021 ist er als freischaffender Berater tätig.