Mastering für analog und digital
Dann kam eben noch das gewisse Etwas: Eine Erkenntnis aus erster Hand. Wer regelmässig über die Klangvorteile von Schallplatten fabuliert, vergisst etwas Entscheidendes, und das bekamen wir aus erster Hand zu hören. Wenn heute digitale Master für die Produktion analoger Tonträger, und das ist die Schallplatte, hergestellt werden, dann gibt es gegenüber digitalen Medien Einschränkungen – gute Einschränkungen.
Die Geometrie der Plattenrille und die Eigenschaften der Abtastung verunmöglichen es, beim Mastering die Musik stark zu komprimieren. Auch ist es nicht möglich, Phaseneffekte zu erzeugen. Alles Tricks, die bei digitalen Medien zuhauf und im Überfluss angewendet werden. Damit es lauter ist, damit es knallt und damit die Produzenten Freude an der verkaufsfördernden Auffälligkeit ihrer Musikerzeugnisse haben. Stichwort: Loudness Wars.
Serge demonstrierte dasselbe Musikstück unterschiedlich gemastert. Für digital und für analog. Das für analog gemachte Master war immer natürlicher, viel dynamischer und räumlich nicht so breit hingepflastert wie die Varianten für digitale Medien. Das nehmen nicht nur audiophile, sensible Musikbegeisterte wahr, sondern auch Musiker, die zunächst die grosse Brühe wollen, den "wall of sound" und dann die feine Suppe bevorzugen – berichtete der Chef.
Das Beispiel war Rock-Musik, nicht etwa feingeistige Klassik. Es klang einfach viel schöner und auch packender mit dem Master für den analogen Tonträger.
Ist es nicht ein Segen, dass der vieldiskutierte Vinyl-Boom die Produzenten dazu zwingt, Musik wieder vermehrt von ihrer schönen Seite zu zeigen? Weg von diesen Loudness-Kriegen, die uns am Radio und auf digitalen Medien seit Jahren serviert werden?
Das analoge Medium "Schallplatte" zwingt, dank grosser Nachfrage, zum Umdenken, und das Ergebnis klingt einfach schöner. Auch wenn man digital aufnimmt.
Wir sind um eine Erkenntnis reicher.