Am 18. und 19. Juni fanden in den Räumlichkeiten von SEC in Uznach zum ersten Mal die Studio Monitor Days statt. Der Event wurde von 13 Marken, ihren Herstellern und Schweizer Importeuren getragen. Es ging um die neusten Studio-Monitore führender Marken in Hörtests und um Wissenstransfer in Form von Kurzreferaten. Der Anlass war interessant, aufschlussreich und für die Organisatoren ein Erfolg.
Die A/B-Vergleiche fanden im grossen Hörraum statt und erlaubten den Besuchern einen groben Vergleich der verschiedenen Aktiv-Monitore. Die Anordnung der Lautsprecher war eine «Wall of Sound», die trotz sehr hochwertiger Raumakustik und exakter Einmessung (jeder Lautsprecher war exakt gleich laut) schon aufgrund stark abweichender Platzierung in Breite und Höhe keinen präzisen Vergleich zuliess.
Immerhin waren am Boden drei unterschiedliche Sweet-Spots markiert. Die Besucher konnten sich von einem zum nächsten bewegen, um für ihre Hörvergleiche eine dem Ideal angenäherte Position – in Abhängigkeit zur Aufstellung – der insgesamt 12 Monitor-Paare zu finden. Allerdings entsprach sie kaum den typischen Hördistanzen, die in Tonstudios Anwendung finden, nämlich Near Field (1 bis 1,5 Meter) und Mid Field (2 bis 3 Meter).
Es war natürlich nicht das Ziel der Veranstalter, perfekte Bedingungen für Hörvergleiche zu schaffen. Es ging vielmehr um einen ersten Eindruck zwecks Appetit-Anregung. Mehrere Hersteller referierten im gemütlichen Aufenthaltsraum von SEC über Neuentwicklungen, neue Technologien oder kontinuierliche Verbesserungen ihrer Studio-Monitore. Die Community der Schweizer Tontechniker war zudem gut vertreten und gab sich ein lockeres Stelldichein an ihren Lagerfeuern. Bier gab es ab 16 Uhr.
Ich war verblüfft über die erheblichen tonalen Unterschiede der Monitore bei identischem Musikmaterial. Gerade in einer Anwendung, bei der die exakte Widergabe zwecks Produktionssicherheit in den Vordergrund gestellt wird, hätte ich ein einheitlicheres Klangbild erwartet. Dem war aber nicht so. Es scheint auch bei den Profis, wie bei den HiFi-Hörern klare Geschmackspräferenzen zu geben, denen sich die Hersteller anpassen. Wenn man aber die Maximen der Linearität, Phasentreue und Verzerrungsarmut tatsächlich hochhielte, dann müsste es relativ gleich klingen – oder zumindest gleicher.
Bei einigen Aspekten wie Bass-Performance oder Definition spielte die Platzierung der Geräte und die zum Teil grossen Distanzen zu den kritischen Hörern eine Rolle, nicht aber beim ersten Eindruck. Die Technologie moderner Studiomonitore reicht genau wie bei HiFi von klassisch/konservativ bis hin zu progressivem Hightech. Es gibt heute im Tonstudio fast ausschliesslich Aktiv-Monitore und die verwendeten Schallwandler sind fast ausschliesslich dynamische Treiber.
Das hat auch Kostengründe: Studiomonitore sind Arbeitswerkzeuge, die sich als Investition rechnen müssen. Für teure Experimente gibt es weniger Raum, deshalb stehen Preis/Leistung im Fokus. Die optische Anmutung bzw. das Design der Geräte ordnet sich weitgehend der Anwendung unter. Form follows Function. Teure Klavierlacke und hochwertige Edelhölzer sind weder praktisch noch bezahlbar. Es gibt aber schon Monitore, deren technoider Brutalo-Charme den Käufer auch auf der visuellen Ebene umgarnen.
In Bezug auf Innovationsfreudigkeit sind die PRO-Audio Hersteller oder PRO-Audio Abteilungen der Lautsprecherhersteller ähnliche Wasserkocher wie die HiFi- und High-End Hersteller: Die meisten von ihnen konzentrieren sich auf neue Produkte entlang von Detail-Verbesserungen. Hauptsache neu, aber nicht zwingend besser, heisst die Devise, die überwiegend durchschimmert.
Allerdings ist die absolute Qualität (schön gemittelt) doch recht beeindruckend. Wer für seinen Hörraum oder sein Wohnzimmer einen tollen Aktivlautsprecher sucht und die Bauform des Monitors nicht grundsätzlich ablehnt, der sollte sich dringend mit diesen professionellen Geräten anfreunden.
Die Erstausgabe der Studio Monitor Days war ein cooler Anlass, sowohl für die Neugierigen als auch für die, die nur eine Bestätigung suchten. Es ist geplant, den Anlass alle zwei Jahre durchzuführen.