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Publikationsdatum
18. November 2015
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Die High End Society, Veranstalterin der High End München und der High End Swiss, verlieh dieses Jahr in Regensdorf drei Publikumspreise an Aussteller und ihre Produkte. Sie haben eines gemeinsam: Es sind aktive Lautsprecher, digital (Hi-Res) und analog anzusteuern. Sie klingen sensationell, sind flexibel anwendbar und benötigen nur ein Gerät als Zuspieler. Sie kommen von Dynaudio, Backes & Müller und Kii Audio.

Die Besucher haben entschieden und die Veranstalterin macht nicht viel Aufhebens. Man belässt es bei einer dürren Information an die E-Mail-Empfänger ihres Newsletter.

Das Verdikt ist gewiss kein Zufall. Die Entwicklung zeichnet sich schon einige Jahre ab. In der "Szene" hält sich die Freude in Grenzen: Zu viele Hersteller sind nicht innovativ und betreiben vor allem Gewinn optimierende Modellpflege mit Neuausgaben der immer gleichen, alten Zöpfe.

Noch etwas pointierter: Man macht die grossen, schweren Lautsprecher noch etwas grösser und noch etwas schwerer (und teurer). Dazu kombiniert man pfundige Endstufen, esoterische Kabel und "magische" DA-Wandler. Das Publikum interessierte sich aber mehrheitlich für das exakte Gegenteil.

Es sind dies aktive Lautsprechersysteme, die mit immer besserem Sound Processing (DSP), einst ein Unwort, den Klang im Wohnraum nicht nur perfektionieren, sondern auch unterschiedliche Aufstellung zulassen, ohne dass das Musikerlebnis gleich erodiert. - Wandnah, in den Ecken, dort wo es erlaubt ist, Sie wissen schon. Zudem klingt nichts mehr digital und technisch, sondern einfach nur wunderbar, authentisch und "live". - Sogar in kleinen Hotelzimmern.

Dazu sind diese Systeme kleiner, günstiger, und sie passen ins moderne Ambiente des urbanen Lebensgefühls. Von Vivaldi bis Party. Der technische Aufwand ist immens, der Materialeinsatz geringer. - Darum kosten sie weniger. Die funktionale Integration senkt die Herstellkosten und verkürzt, oh Wunder, auch noch den analogen Signalweg. - Auf wenige Zentimeter.

Als Zuspieler dienen Streaming Client, Musikserver oder der Mac, den man schon hat. Die Bedienung machen Tablet und Smartphone. Vinyl geht auch, und Swiss Pop am Vormittag beschädigt höchstens noch das Qualitätsbefinden des Hausherrn.

Die High End Anlage klassischen Zuschnitts scheint immer mehr ausgedient zu haben. Die Männer haben heute andere Hobbies und wollen trotzdem nicht auf sagenhaft schöne Musik verzichten. Die Damen sind auch zufrieden, weil sie den Zerfall des schönen Heims nicht mehr fürchten müssen.

Man kann gespannt sein. Eines ist sicher, und das sollten sich viele Audiohersteller tunlichst hinter die Ohren schreiben: Diese neuen Lösungen machen High End-HiFi wieder mehrheitsfähig und populär. Irgendwie erstrebenswert halt.