Wer versucht, Schweizer Lautsprecher-Hersteller mit eindeutigem High-End-Anspruch zu nennen, gerät nicht so recht in Schwung. Es gibt einige, aber es gibt nur wenige, die dank einer konsequenten Modellpolitik und beständigem Marktauftritt nicht mehr wegzudenken wären. Es gibt andere, deren Bekanntheit in fernen Ländern weit grösser ist als in der Eidgenossenschaft und solche, die schon fast für jeden Kunden ein individuelles Modell fertigen.
Nun gibt es, wie vor Kurzem berichtet, JB swiss. Hinter JB steht der etwas in Vergessenheit geratene Lautsprecher-Guru Bruno Jeker mit dem Elan des ewig Junggebliebenen sowie Roger Döös, der audiophile Industriemanager, gestählt durch Jahrzehnte der Fertigungsoptimierungen und Produktionsverlagerungen in beratender Tätigkeit. Was dort im Luzernischen Reiden gerade entsteht, ist für Marktbeobachter wie mich ein seltener Showcase. Dort entsteht gerade ein Schweizer Lautsprecherhersteller mit High-End-Anspruch.
Ich hatte Gelegenheit, die JB swiss Orchestra im Demoraum von JB swiss zu hören und zu testen.
JB swiss Orchestra
Die Orchestra ist ein keilförmiger Standlautsprecher. Die Verjüngung der Form in die Höhe verleiht ihm eine leichte Anmutung und die abgewinkelte Schallwand im oberen Bereich dient der Funktion des zusätzlichen Hochtöners und seinem Abstrahlverhalten. Der Basstreiber ist seitlich angeordnet und kann durch Vertauschen der Lautsprecher bei der Aufstellung nach innen oder aussen gerichtet werden. Je nach Raum und Aufstellung zu den Wänden eignet sich das eine oder andere besser.

Der Bass ist aktiv und mit seiner integrierten Endstufe in der Rückwand sehr exakt regelbar. Allerdings verlangt der Bassverstärker eine separate Kabelverbindung mit dem zweiten Ausgang des Vorverstärkers oder dem Vorverstärkerausgang des Vollverstärkers in der Anlage. Es wäre eleganter, das Leistungssignal zu nutzen, welches ja ohnehin über die Lautsprecherkabel zugeführt wird. Das mag qualitative Gründe haben, bestimmt sogar. Jedenfalls braucht es für den Betrieb der Orchestra mehr als nur die Lautsprecherkabel.
Die Einstellmöglichkeiten des Bass-Amps sind sehr umfangreich, wie man das von Subwoofern kennt. Das erfordert ein gewisses Tuning-Know-how des Besitzers, aber schliesslich wird die Orchestra ja ins Haus geliefert und richtig eingestellt. Wenns denn stimmt, macht man am besten ein Foto von den Einstellungen. Wäre ich nochmals 8 Jahre alt, ich wüsste schon, was mich an dem Lautsprecher am meisten interessierte.


Dem Bass folgen zwei Konus-Tief-Mitteltöner, die sich in D'Appolito-Anordnung um den Air Motion Transformer gruppieren. Der Air Motion Transformer strahlt einen definierten Anteil seiner Schallenergie sehr kontrolliert gegen hinten ab. Das Gehäuse ist entsprechend konstruiert, mit einer keilförmigen Schallführung und zwei seitlichen Austrittsöffnungen.


Der zweite Hochtöner, eine Ring-Radiator-Kalotte, strahlt gegen oben und erzeugt zusätzlich Schallenergie. Das macht sich für die Zuhörer bemerkbar, wenn man sich im Raum bewegt und nicht mehr vor dem System sitzt. Ich war gespannt, inwieweit der Hörtest über diese Wirkung Auskunft geben kann.
Die Anordnung der Treiber und der nahtlose Einbau der Bass-Endstufe verlangen eine komplizierte Gehäusekonstruktion mit separaten Kammern, Verstrebungen, Schallführungen und geneigten Flächen. Das Gehäuse ist eine echte Herausforderung und wird in der Schweiz in MDF in perfekter Verarbeitung hergestellt. Die Lackierung ist sehr schön, der Kunde kann seine Lieblingsfarbe wählen. Wer das Gehäuse im Rohbau sieht, steht vor einer ausgereiften Konstruktion und nicht – wie auch schon gesehen – einem Quasi-Prototypen.
Audioquellen und Verstärker
JB swiss setzt für die Vorführungen zurzeit eine Vorverstärker/Endstufen-Kombi von Vincent ein. Roger Döös schwärmt von der hohen Musikalität und ist auch vom ausgezeichneten Preis-Leistungs-Verhältnis sehr angetan. Dazu gesellt sich ein CD-Spieler von Vincent, dessen DA-Wandler auch von einem Streaming Client genutzt wird.

So hatten wir viel Musik zur Verfügung: von Qobuz mit Roon's Mediaplayer und ganz klassisch ab CD. Den Plattenspieler von Acoustic Solid liessen wir für einmal beiseite, schliesslich ging es um die Orchestra-Lautsprecher.
Wohnkonzert
JB swiss legt grossen Wert auf ihren Claim: «Das Konzerterlebnis im Wohnzimmer». Das ist nicht eben neu und auch oft missbraucht worden. Trotzdem beharrt der Schweizer Hersteller auf diesem Anspruch und JB swiss lässt sich nicht beirren. Es geht ihnen um das Essenzielle und nicht um ein Leistungsversprechen, das besonders originell und einzigartig wäre. Es geht einfach um das Konzerterlebnis im Wohnzimmer und basta! Die verstehen da keinen Spass.

Mit dem SC-NA30 bringt Panasonic ein kleines, überaus leistungsfähiges Bluetooth-Lautsprechersystem auf den Markt, das ein erstaunliches Klangvolumen bietet und auch verblüffend laut spielen kann, dann aber nicht mehr gerade highfidel klingt. Es empfiehlt sich also, die mögliche Lautstärke nicht ganz zu nutzen und eher bei gemässigten Lautstärken Musik zu hören.
Das ist der erste Testbericht der Orchestra von JB swiss überhaupt. Sie können jetzt entweder auf weitere Testberichte warten oder Ihren eigenen schreiben. Die Orchestra kommt Sie gar nicht so teuer zu stehen. Sie kostet 19'900 CHF (Paarpreis), mit der erwähnten Elektronik hatte ich also ein 25'000-CHF-System vor mir.
Das ist nicht übertrieben, nicht ungewöhnlich und klingt aber selten so gut. Ein Schweizer Produkt, sehr hohe Qualität, beste Zutaten und 40 Jahre Entwicklungs-Know-how in den Genen. JB swiss ist ein grundsolide finanzierter Newcomer am Lautsprecherhimmel mit einem weiteren, günstigeren Modell in der Pipeline. Es ist auch schon vorführbereit. Unser Test folgt.
Anmeldung zum Probehören bei JB swiss AG in Reiden
