Das Leben steckt voller Entscheidungen. Irgendwann muss man sich entscheiden. Will man Auto oder Zug fahren? Will man einen Opel oder einen VW fahren?
Die selbe Frage stellt sich den semi- und professionellen Fotografen. Will man Canon oder will man Nikon? Die meisten Fotografen entscheiden sich für eines der beiden Systeme. Erst mal seine positiven Erfahrungen gemacht, wechselt man wahrscheinlich ein Leben lang nicht mehr. Das Motto, das zählt: Never change a running system!
Zum guten Glück aber wechseln die einzelen Marken ab und an ihre Systeme, so auch Nikon, deren neuste Spiegelreflex-Kamara D90 nun auch ganz hollywoodmässig filmen kann.
D90 in den Händen der Spielfilmemacher?
Nein, den Sprung nach Hollywood hat die Nikon D90 (mindestens videomässig) noch nicht geschafft.
Zwar kann die D90 nun auch filmen, trotzdem bleibt sie in erster Linie eine digitale Spiegelreflex-kamera für Fotografen. Und in dem ist sie auch gut!
Die Verarbeitung und das Aussehen der D90 ist trotz dieser mystischen Videofunktion gleich wie beim Vorgänger. Der 132 x 103 x 77 Millimeter grosser Polycarbonat-Body wirkt robust und liegt zugleich sehr gut und praktisch in der Hand. Die angebrachte Gummierung bringt zusätzliche Rutschfestigkeit beim Halten der Kamera.
Auch die 15 Bedientasten und das Wahlrad sind mehrheitlich gut zu erreichen. Zwei Einstellräder ermöglichen eine getrennte Einstellung von Verschluss- / Belichtungszeit und Blende.
Auf der Flüssigkristallanzeige auf der Kameraoberseite lassen sich die eingestellten Werte und Funktionen jederzeit ablesen. Per einfachem Knopfdruck kann das Infodisplay auch beleuchtet werden. Die ganzen eingestellten Funktionen können auch mittels Infotaste auf dem eigentlichen Bildschirm wiedergegeben werden.
Der 3-Zoll TFT-LCD hat mit seinen 7,6 cm Durchmesser eine ideale Grösse zur Überprüfung der geschossenen Bilder. Auch aus steilem Betrachtungswinkel lassen sich keine Farb- oder Konvergenzfehler provozieren. Aufgezeichnet wird, wie bis anhin, auf SD-Karten.
Übersichtliche Menüstruktur
Auch das Menü der Kamera überzeugt in allen Bereichen. Logisch und übersichtlich geordnet wird durch die sechs farblich gekennzeichneten Hauptrubriken des Menüs geführt. In diesen Hauptrubriken erwarten einen über 200 verschiedene Variationen von Einstellmöglichkeiten.
Hierbei gilt besonders positiv hervorzuheben, dass bei der Nikon D90 fast jede Taste und jedes Einstellrad über das Menü neu belegbar ist. So lässt sich die D90 über die 41 Individualfunktionen praktisch ins kleinste Detail so konfigurieren, wie man es gerne hätte.
Auch über eine Live-View Funktion verfügt die SLR und im Gegensatz zur Konkurrenz aus dem Hause Canon funktioniert hier der Autofokus. Über die Live-View Funktion wird wie bei einer gewöhnlichen Kompaktkamera der Bildinhalt anstatt über den Sucher über den Monitor angezeigt.
Ausserdem verfügt die Nikon D90 über ein eingebautes Sensorreinigungssystem, welches sich in der Praxis als praktisch darstellte. Zwar ist die D90 nur mit der abgespeckten Variante im Vergleich zur D60 (das Airflow-Luftkanalsystem wurde weggelassen) nicht ganz so gut ausgerüstet, trotzdem ist das Tool zweckmässig. Feine Staubpartikel liessen sich gut vom CCD entfernen.
Doch auch hier gilt: Bei grober Verschmutzung bleibt einem der Weg zum Fotogeschäft nicht erspart.
Profiqualität zum Hobbypreis
Bei der Ausgabequalität der Foto lässt einem die Nikon D90 ganz sicher nicht im Stich. Das Objektiv ist da zwar mitunter ausschlaggebend (im Test das AF-S DX Nikkor 18-105 mm), doch der mit 12,3 Megapixel und einer Auflösung von 4288 x 2848 ausgestattete CCD-Chip ist klar das Herzstück der D90.
Die Farben wirken homogen, die Bilder werden auch bei ganz offener Blende nicht milchig. Die gegenüber dem Vorgängermodell stark überarbeitete Elektronik holt einiges mehr aus der D90 heraus. Auch bei Einstellungen von ISO 800 sind die gemachten Bilder zwar grober, aber noch immer sehr ansprechend.
Der neue Expeed Kamaraprozessor sorgt für eine schnelle und saubere Bildverarbeitung. Daraus resultiert eine gesammthaft klar bessere Bildqualität als beim Vorgänger.
Für den semiprofessionellen Sektor erhält die Nikon D90 für die Fotoqualität ganz klar Top-Noten. Und auch über den Preis lässt sich nicht meckern: Mit rund 1600 Franken ist man mit der Kamera dabei...
Hollywood?
Doch wie ist jetzt das mit dem ominösen filmen? Die D90 kann tatsächlich filmen, und das mit einer ordentlichen (HD-) Auflösung von 1280 x 720 Pixeln bei 24 Bildern pro Sekunde. Es wird ein AVI-File erstellt und bei gut ausgeleuchteten Objekten (oder in der Natur bei Sonnenschein) sind die Bilder, über den HDMI-Ausgang direkt auf einen Flachbildschirm übertragen, wirklich gut und imposant. Sobald aber mässige Lichtverhältnisse herrschen, ist die Kamera bald am Ende mit ihrer Filmkunst.
Der Umstand, dass der Ton nur in Mono aufgezeichnet wird und pro Clip nur gerade höchstens fünf Minuten aufgenommen werden können, aber auch die Handhabung beim Filmen, macht die Spiegelreflex-Kamera dann ganz schnell wieder von der Film- zur Fotokamera.
Fazit
Die Nikon D90 geht den Weg des Trends. Viel Ausstattung mit guter Qualität zum günstigen Preis. Mit einer bestechenden Bildqualität ist sie eine sehr gute Fotokamera, und auch um kurz seinen Hund zu Filmen, reicht es allemal aus.
Doch gilt nach wie vor: Wer Fotografieren möchte, kaufe sich eine SLR, wer Filmen möchte doch einen Camcorder. Doch auch wenn man von der Live-View und der Video-Funktion nichts hält, lohnt sich der Umstieg auf die D90 auf jeden Fall. Die neue Elektronik macht doch einen rechten Unterschied in der Bildqualität zur D80.