TESTBERICHT
Canton AM5.Canton AM5.

Dass Canton weder mit der chinesischen Sprache noch der Stadt gleichen Namens etwas zu tun hat, sondern als Wortspiel aus Cantare (= singen) und Ton zusammengesetzt wurde, wurde mir erstmals in den späten 70er Jahren erläutert, als mir der damalige Schweizer Importeur von diesen neuen Lautsprechern aus Deutschland vorschwärmte. Ich liess mich von ihm, aber vor allem vom hervorragendem Klang und dem aussergewöhnlichen Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugen ... und besitze noch heute drei Paar-Canton-Klein-HiFi-Boxen aus jener Zeit. Doch für mein Aufnahmestudio benötigte ich «international anerkannte» Studiomonitore ... und verlor bald den Überblick über die Canton-Produkte.

Die Zeiten ändern sich

Mit der Evolution der Audiotechnik und vor allem dem «Homerecording für alle» wurden die Unterschiede zwischen schönfärberischer HiFi-Wiedergabe (die langsam «ehrlicher» wurde) und dem geradlinigen Studiomonitoring immer geringer. Auch gab es Freunde und Bekannte, die mich wissen liessen, dass sie «die Canton-Lautsprecher, die du mir damals empfahlst» noch heute geniessen. So war ich denn gespannt, was ich nach all den Jahren zu hören bekommen würde, als mir die AM5 zum Test zugestellt wurden.

Aktiv? Aktiv!

Was früher meist teuren Studiomonitoren vorbehalten war, wird mehr und mehr auch in Allround-Speakern eingesetzt: die auf die Lautsprecher optimierten Endstufen. Der Vorteil ist eigentlich offensichtlich, da nur so das perfekte Zusammenspiel zwischen Elektronik und Mechanik berechnet und zusammengebaut werden kann. Was Avguide.ch-Mitbegründer Daniel Schmid schon vor Jahren in seinem Artikel «Was bringen Aktivlautsprecher?» im Detail ausführte, gilt genauso auch heute noch. Dieses Zusammenspiel zwischen Endstufe und Lautsprecher hat einen wesentlich grösseren Einfluss auf die Klangtreue als z.B. dasjenige zwischen Vorverstärker und Endstufe. In jenem Artikel wird auch erklärt, wie es möglich ist, dass so kleine Boxen resp. so kleine Membranen tiefe Frequenzen dermassen sauber wiedergeben können.

Als Nichttechniker beschränke ich mich auf langjährige Erfahrungen: Ich finde es einleuchtend, dass aktive Lautsprecher eine sauberere, frequenzumfassendere Wiedergabe des originalen Klangspektrums ermöglichen. Deshalb sollte der Trend eindeutig in Richtung aktive Boxen gehen, was jedoch kaum oder nur zögerlich geschieht.

Normalerweise nicht sichtbar: Die weisse Variante der AM5 ohne Frontgitter.Normalerweise nicht sichtbar: Die weisse Variante der AM5 ohne Frontgitter.

Ausgepackt

Viel befindet sich nicht in der beigen Kartonschachtel: Neben dem kleinen Aktiv-Monitor erhält man nur noch ein Netzkabel und vier selbstklebende, dünne Kunststoffscheibchen, die als Gerätefüsschen bezeichnet werden, sowie eine gedruckte, zweisprachige (D und EN) Bedienungsanleitung. Diese ist zwar kurz, enthält jedoch, übersichtlich aufgelistet, alle notwendigen Informationen, Tipps und eine hilfreiche Fehlersuche, ergänzt mit einer Service-Hotline-Telefonnummer (in Deutschland) sowie einer E-Mail-Adresse, falls zusätzliche Hilfe benötigt wird.

Anschlüsse und Bedienelemente

Über der Netzbuchse, die dank der doppelten Isolation keinen Schutzleiteranschluss benötigt (was erfreulicherweise die Wahrscheinlichkeit einer Netzbrummschlaufe minimiert), befindet sich der Netzschalter.

Netzbuchse und Netzschalter.Netzbuchse und Netzschalter.

Die zwei Audioeingänge sollten nicht parallel verwendet werden, also entweder symmetrisch (XLR) oder asymmetrisch (Cinch).

Sechs Schiebeschalter stehen für die Optimierung des Hörerlebnisses zur Verfügung:
Die Einschaltautomatik (Auto) erleichtert die Handhabung: Der Verstärker schaltet bei einem eintreffenden Musiksignal automatisch ein und nach 20 Minuten ohne Signal wieder ab. Eine LED informiert über den Zustand (rot = Standby, grün = aktiv)
Die Eingangsempfindlichkeit ist der verwendeten Tonquelle anzupassen (-6dBu, 0dBu, 10dBu)
Mit dem Hochpassfilter wird die Tieftonwiedergabe begrenzt (50Hz, 70Hz oder 100Hz) und so für den Aufstellungsort oder einen zusätzlichen (aktiven) Subwoofer optimiert.

Die Audioeingänge und Schiebeschalter.Die Audioeingänge und Schiebeschalter.

Das unbeleuchtete Touch-Panel ist zwar sehr schick, doch erweist es sich in der Praxis bisweilen als etwas umständlich. Bleibt die Hand kurz über der Fläche, erlischt die Beleuchtung, sodass man nicht noch einmal auf eine virtuelle Taste drücken kann. Also muss man kurz zurücklehnen und die Hand entfernen und dann wieder näher rangehen, damit die Bedienelemente von Neuem leuchten. Gerade beim Zuweisen von mehreren Musikquellen zu den Schnellwahltasten passierte und das mehrere Male. Es scheint, dass diese Sensor-Technologie noch nicht ganz ausgereift ist.

Erster Eindruck

HiFi ist auch in kompaktem Gehäuse möglich und kann in einem Produkt realisiert werden, das eher wie ein Lifestyle-Gerät daherkommt. Besonders der Denon Home 350 ersetzt im Heim durchaus weit aufwändigere Hifi-Komponenten. Doch alle drei Geräte der Serie Denon Home sind gelungene Alleinunterhalter.

Bei keinem der drei Lautsprecher aus der Denon-Home-Serie kann man einen Fehlgriff machen. Je nach Verwendungszweck, Raumgrösse und Budget entscheidet man sich für das passende Modell oder stellt sich eine Einraum- oder Multiroom-Anlage bestehend aus mehreren Lautsprechern zusammen. Selbstverständlich kann man erst mal mit einem oder zwei Lautsprechern anfangen und das modulare System später beliebig ausbauen.

Gerade die Fähigkeit, aus zwei Lautsprechern desselben Typs ein Stereopaar zu bilden, weitet die Anwendungsmöglichkeiten beträchtlich aus. Aber auch in der Kombination der verschiedenen Modelle sind der Musikbeschallung in einem Haushalt fast keine Grenzen gesetzt.

Die Lautsprecher können innert kürzester Zeit und auf einfachste Weise eingerichtet und miteinander vernetzt werden. In dieser Hinsicht kann es die Home-Serie von Denon problemlos mit Sonos aufnehmen. Auch wer noch nie ein Multiroom-System installiert hat, dürfte mit der einfachen HEOS-App gut zurechtkommen.

Die komplette Serie Denon Home. Die komplette Serie Denon Home.

Im Hörtest

Wie immer lasse ich mir Zeit für die Beurteilung im Hörtest, verteile die Eindrücke über mehrere Tage und «Sitzungen» (man ist nicht jeden Tag gleich gut drauf), verwende jedoch immer mir bestens bekannte Musikkonserven, von denen ich weiss, was ich erwarten kann.

Diesmal werde ich schon beim ersten Test hellhörig, mache ein paar Notizen, dann eine Pause. Danach die Bestätigung des ersten Eindrucks: Hervorragend! Alles ist da: Von der sauber gezeichneten Streichersektion (z.B. in Barbra Streisands Partners) über die verzerrten Rockgitarren (auf Supersonic BluesMachine) und computergenerierten Klänge (von Jamiroquai) bis hin zum pfundigen Jazzbass (auf Superbass mit Ray Brown). Und erst als ich das Pièce de Résistance, die schon öfter zitierte, fühlbasslastige Hotel-California-Einleitung einspeise, fehlt mir die Bauchmassage (was bei dem geringen Lautsprecherdurchmesser von 115 mm und der damit bewegten Luft nicht anders zu erwarten war), doch die Bassdrum-Conga-Kombination kommt erstaunlich gut und vor allem klar definiert rüber.

Die AM5 im Grössenvergleich, hier mit einem 15-Zoll-Laptop.Die AM5 im Grössenvergleich, hier mit einem 15-Zoll-Laptop.

Während der nächsten Tage warte ich bei jedem Hörtest auf die Enttäuschung oder zumindest Ernüchterung ... vergebens. Im Gegenteil: Je länger ich mich mit den Canton AM5 befasse, desto überraschender ist das Resultat: Ob klassische Klavier- oder gar Orgelkonzerte, Pop-(Über-)Produktionen, US-Rapper oder Jazzaufnahmen, alles klingt für meinen Geschmack hervorragend echt, die einzelnen Instrumente sind im transparent abgebildeten Stereofeld leicht zu orten, der meist im Zentrum platzierte Gesang ist präsent, ohne überbetont zu wirken.

Ein weiteres Argument für die AM5: Auch längere Hörsessions ermüden nicht, auch intensiver Musikgenuss wirkt entspannend – was nicht bei allen Lautsprecherboxen der Fall ist.

Voraussetzung

Um das volle Potenzial der AM5 Boxen ausnützen zu können, benötigt man einen guten Vorverstärker resp. Wandler. Bei vielen Computern (und Fernsehgeräten, zu deren Klangverbesserung die AM5 ebenfalls prädestiniert ist), bildet der analoge Audioausgang einen Schwachpunkt. Die digitalen Audioausgänge (SPDIF – Cinch oder optisch, oder USB) sind jedoch gut, meist sogar hochauflösend. Deshalb ist die Anschaffung eines guten D/A-Wandlers empfehlenswert.

Fazit

Die AM5: Klein, aber fein.Die AM5: Klein, aber fein.

Nach all den Jahren hat mich Canton einmal mehr überzeugt. Die AM5 ist ein aktiver Monitor mit einem ernst zu nehmenden Sound: gradlinig, sauber, transparent, schnörkellos.

Der Einsatz der Canton AM5 ist vielseitig und mit dem geeigneten Vorverstärker resp. D/A-Wandler steht dem ungetrübten Musikgenuss – zumindest technisch gesehen – nichts mehr im Wege.

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