TESTBERICHT
Denon AVC-X8500HA.Denon AVC-X8500HA.

Voll fett

Umgangssprachlich schiesst einem kurz und bündig durch den Kopf: «voll fett». Dies, nachdem man diesen Monsterverstärker aus seiner Schachtel befreit hat. Von aussen – wie man es sich von Denon gewohnt ist – sehr sauber verarbeitet, wahlweise im klassischen Silber oder Schwarz erhältlich. Von hinten betrachtet, macht der AVC-X8500HA ebenfalls richtig Spass. Sage und schreibe 15 Lautsprecher-Anschlusspaare laden ein, mehr als ein Dutzend Lautsprecher anzuschliessen. 7.1.4 oder 9.2.4 oder doch lieber 7.1.6? Nun, es wird schwierig, ein Setup zu finden, das der AVC-X8500HA nicht beherrscht. AURO 3D ist wie die DTS- und DOLBY-Variante des dreidimensionalen Raumklangs ebenfalls vorhanden. Wichtig noch zu wissen: Das «A» am Schluss der Typenbezeichnung ist entscheidend: Der Vorgänger AVC-X8500H war HDMI-mässig noch auf dem Stand von 2018.

Unter der Haube

Natürlich schlägt nicht nur dem Autonarr das Herz schneller, wenn er einen Blick unter die Haube werfen kann. Auch dem Audiomenschen erhöht sich die Taktfrequenz seines Kreislaufes, wenn er so was sieht. Dreizehn Endstufen mit je rund 200 Watt Ausgangsleistung sind links und rechts des eigens für Denon gebauten Transformators vorhanden. Da wird wohl die eine oder andere Endstufe ein wenig neidisch werden, was hier Denon in seinem integrierten Heimkinoverstärker bietet.

Richtig: Verstärker, nicht Receiver. Denn Denon lässt den mittlerweile eh obsoleten UKW-Tuner weg. Als zeitgemässe Lösung bietet Denon bei allen Heimkino-Receivern und Verstärkern eine vollumfängliche Netzwerksektion mit Internetradio und anderen Streaming-Möglichkeiten. Auffallend ist auch das umfangreiche HDMI-Anschlussboard mit sieben Eingängen und drei Ausgängen, allesamt HDCP-2.3-tauglich (bis 8K/60 Hz).

Die HDR-Formate sind vollständig vorhanden: Dolby Vision, HDR10, HDR10+ und HLG. Nebst diversen analogen und digitalen Ein- und Ausgängen sind auch noch analoge Video-Schnittstellen (YCrCb/Composite) vorhanden. Richtig grotesk ist allerdings die Bluray-Composite-Buchse. Wer in aller Welt schliesst ein Bluray-Player so an? Wie viel Sinn solche Schnittstellen im Jahr 2021 noch machen, sei dahingestellt – stören tun sie ja nicht. So, jetzt haben wir auch noch etwas gemeckert, aber viel mehr zu meckern gibt es nicht ...

Ohne Deckel werden die 13 diskreten Endstufen sichtbar, welche um den mächtigen, fast 1 kW starken Trafo angeordnet sind.Ohne Deckel werden die 13 diskreten Endstufen sichtbar, welche um den mächtigen, fast 1 kW starken Trafo angeordnet sind.

Weitere Ausstattung

Die Vielfalt von Audioformaten und Zuspieloptionen zeigen, dass der grosse Denon nicht nur für Heimkino-Freaks gedacht ist, sondern auch für ernsthafte Musikhörer. Nebst dem datenreduzierten MP3 nimmt der AVC-X8500H auch FLAC mit bis zu 24 Bit 192 kHz entgegen, WAV und ALAC mit der halben Samplingfrequenz. Anhänger vom 1-Bit-Sound kommen ebenfalls nicht zu kurz. DSD 2.8 und 5.6 MHz kann der Denon auch decodieren, für Denon-eigene Player ist dazu auch der spezielle Denon Link HD zuständig.

Zuführen kann man digitale Audiosignale auch über LAN, WLAN und Bluetooth sowie wie über die weiter oben erwähnten SPDIF- und Toslink-Eingänge. Nicht zu vergessen via HDMI beim Anschluss eines Bluray-Gerätes. Für das Einmessen der Lautsprecher vertraut Denon nach wie vor auf das Audyssey MultEQ XT32, bei welchem der 32-Bit-DSP nebst anderen Aufgaben die Frequenzgang-Korrektur übernimmt. Dabei kann die kostenpflichtige Audyssey APP (CHF 20) eingesetzt werden, welche erweiterte Möglichkeiten bietet, wie beispielsweise einen Zielfrequenzgang nach Wunsch zu erstellen.

CEC und eARC sind selbstredend ebenfalls mit an Board, sie erleichtern das Steuern und das Anschliessen wesentlich. Es gäbe da noch einiges aufzulisten, wie Airplay 2, Spotify etc. HEOS möchte ich aber speziell hervorheben. Das Multiroomsystem HEOS ermöglicht es, verschiedene Komponenten wie kleine Aktivlautsprecher, Soundbars etc. zu einem einzigen System mit einer App zusammenzuführen. Eine solche Möglichkeit bieten nicht viele andere Hersteller. Die Fernbedienung bietet alle notwendigen Funktionen und ist beleuchtet, was die Handhabung im dunklen Heimkino erleichtert.

Auch analoge Anschlüsse sind im Überfluss vorhanden. Dank Denon-Link können SACD-taugliche Denon-Player direkt angeschlossen werden.Auch analoge Anschlüsse sind im Überfluss vorhanden. Dank Denon-Link können SACD-taugliche Denon-Player direkt angeschlossen werden.

Anschliessen!

Nahezu die komplette Rückseite ist mit Anschlussbuchsen überzogen, doch wenn man sich auf das Wesentliche beschränkt, ist der Anschluss keine Hexerei. Der übersichtliche Einrichtungswizard hilft einem hierbei und führt Schritt für Schritt durch Anschluss- und Speaker-Setup. Wichtig zu wissen im Voraus ist lediglich, welche Quellen möchte ich anschliessen und wie sieht mein Lautsprecher-Setup aus?

In meiner Testumgebung steht ein 7.1.2-Lautsprechersystem zur Verfügung, mit zwei Height-Lautsprechern in der Decke, etwas vor dem Hörplatz angeordnet. Das bewährte und mit jeder Ausgabe verfeinerte Audyssey-Einmesssystem leistet ganze Arbeit. An acht unterschiedlichen Positionen wird mit dem mitgelieferten Messmikrofon das ganze System eingemessen. Dass die Einmessung bei insgesamt zehn Lautsprechern eine Weile dauert, ist selbstredend. Doch eine möglichst genaue Einmessung belohnt schlussendlich mit einem guten Ergebnis. Und in der Tat, das Ergebnis kann sich hören lassen – und es war in meinem Fall ohne grosse Nachjustagen wirklich sehr gut. Einziger Wermutstropfen ist, dass nicht als Standard «LFE & Main» bei der Subwoofer-Ausgabe aktiviert ist. Bei Frontlautsprechern, welche nicht das komplette Bassfundament abdecken, tönt die Wiedergabe sonst etwas blutleer – oder präziser ausgedrückt: bassarm.

Umfangreiche Möglichkeiten für das Speaker-Setup: 13.2 Kanäle stehen zur Verfügung!Umfangreiche Möglichkeiten für das Speaker-Setup: 13.2 Kanäle stehen zur Verfügung!

Und los gehts

Nachdem die Arbeit getan ist, folgt das Vergnügen. Und was der AVC-X8500HA leistet, ist pures Vergnügen. Musik im Stereobetrieb kommt sauber, gut konturiert und vor allem dynamisch daher – ein leistungsfähiges Lautsprechersystem vorausgesetzt. Primär findet der fette Denon natürlich seine Anwendung im Mehrkanalbetrieb. Und auch hier punktet der AVH-X8500HA mit einer Darbietung auf sehr hohem Niveau. Es kommt niemals der Eindruck auf, dass die Leistung nun etwas knapp wird, im Gegenteil: Der Denon schaufelt seine Energie unbeeindruckt zu den Lautsprechern und ein wahres Kinofeeling kommt auf.

Ich habe die meisten meiner Lieblingssound-Szenen ab Bluray und UHD-Bluray abgespielt (Oblivion UHD, Matrix UHD, MadMax 3 UHD) und ich bin auch im Nachhinein noch begeistert von der Dynamik und Räumlichkeit, welche der Denon in meinem gut bedämpften Heimkinoraum zeigte. Dabei lagen vier Kanäle brach, welche weitere Deckenlautsprecher befeuern könnten, was vor allem in grösseren Umgebungen nochmals eine realistischere Raumdarstellungen zur Folge hätte.

Den Eingriff des MultiEQ XT32 kann man sich nach abgeschlossenem Einmessvorgang für jeden Kanal einzeln anschauen. Der DSP rechnet intern mit 32 Bit Genauigkeit.Den Eingriff des MultiEQ XT32 kann man sich nach abgeschlossenem Einmessvorgang für jeden Kanal einzeln anschauen. Der DSP rechnet intern mit 32 Bit Genauigkeit.

Für wen?

Knapp 4800 Franken sind wahrlich kein Pappenstiel. Wer aber nach einem Heimkinoverstärker Ausschau hält, der das nächste Jahrzehnt Spass machen soll, liegt beim AVC-X8500HA bestimmt nicht falsch. Vor allem, wenn mit mehr als neun Surroundkanälen geliebäugelt wird.

Wie Denon alles in einem Gehäuse unterbringt, überzeugt. Es vereinfacht die Verkabelung (13 Verbindungen von der Vor- zur Endstufe entfallen) und braucht vor allem in der Höhe deutlich weniger Platz als getrennte Vor- und Endverstärker. Fürs normale Wohnzimmerkino ist der AVC-X8500HA sicher ein wenig oversized, für den separaten Heimkinoraum ist er dafür perfekt geeignet.

Spannend sind die vielen Konfigurationsmöglichkeiten der eingebauten Endstufen. Wer auftrennbare Hauptlautsprecher hat, kann diese selbst im 11.1-Modus noch bi-ampen, sprich Bass- und Mittelhochtoneinheit über je einen eigenen Verstärkerzweig ansteuern. Nebenbei sei noch erwähnt: Wer den Vorgänger AVC-8500H (ohne A) besitzt, muss nicht die Hände über dem Kopf zusammenschlagen weil ihm die neusten HDMI-Schnittstellen mit 8K-Kompatibilität etc. fehlen. Er kann für faire 800 Franken seinen AVC hardwaremässig mit dem neusten HDMI-Board upgraden lassen. Das nenne ich Kundepflege.

Fazit

Denon schafft es immer wieder, seine führende Position im Bereich AV-Receiver und -Verstärker zu verteidigen. Im mittlerweile überschaubaren Feld der Anbieter in diesem Segment gelingt es Denon dank Kontinuität, auch am oberen preislichen Ende der Mehrkanal-Verstärker immer aktuell zu sein, was jährlich ändernde Normen angeht. So auch beim AVC-X8500HA. Es ist schwierig, bei diesem toll verarbeiteten Gerät Schwachpunkte zu finden. Mir sind auf jeden Fall keine entscheidenden Dinge aufgefallen, die Abzüge bei der Bewertung rechtfertigen würden. Auch der Preis scheint absolut gerechtfertigt, wenn man nur schon im Hinterkopf behält, dass 13 kräftige Endstufen mit dabei sind. Gut gemacht, Denon!

Die funktionale Fernbedienung hat beleuchtete Tasten, die aktiviert werden, sobald man die Fernbedienung in die Hand nimmt.Die funktionale Fernbedienung hat beleuchtete Tasten, die aktiviert werden, sobald man die Fernbedienung in die Hand nimmt.
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