Aus dem Briefkasten quillen Dutzende Prospekte mit Dingen, die hoffentlich irgend jemand haben will. Dummerweise haben andere das Gefühl, dass irgend etwas davon genau zu mir passt. Ich freue mich, wenn andere an mich denken. Schwieriger wird es, wenn sie denken, dass sie wissen, was ich will.
Mein grösster Horror ist, dass mir jemand ein Fitnessarmband unter den Weihnachtsbaum legt. Denn irgendwie versteckt sich ja darin auch die Botschaft: „He du alter Sack, du wirst langsam zu fett.“ Natürlich wünschen sich alle anderen, dass ich mich mehr bewege und stolz meine Ruhelosigkeit twittere und facebooke. Aber mein innerer Schweinehund wünscht sich doch viel lieber die Einladung zu einem Schlemmermahl, das jeden Kalorienzähler erblassen lässt.
Ich will keine Handy-Hülle!!
Gefahr unterm Weihnachtsbaum droht auch immer aus Kinderhand. Was gibt es Niedlicheres, als eine selbstgestrickte oder anderweitig gebastelte Handy-Hülle. Nur will ich mein Handy nicht erst aus einer Hülle fummeln. Denn ich bin schon genug damit gefordert, Fingerabdrucksensoren zu befriedigen oder Schmiermuster auf das Display zu zeichnen.
Und ja, es sei hier aller Welt gesagt, ich hab schon genügend Handy-Not-Akkus. Die Teile haben mich in den letzten Monaten in Form von Werbegeschenken dermassen überflutet, dass ich damit locker eine zweiwöchige, steckdosenfreie Wüstenexpedition überstehen könnte.
Keine Watch ist smart genug
Geschenke-Krisen drohen auch, wenn Familienmitglieder und meine Liebste sich zum gemeinsamen Tuscheln in der Küche verkriechen. Denn es besteht die Gefahr, dass sie ihr Weihnachtsgeld für eine Smartwatch zusammenlegen und mich mit dieser digital anketten wollen.
Natürlich verpasse ich immer SMS, bin bei Whatsapp eine „Antwort-Schlampe“ und fummle nicht stündlich meine Anruf-Liste durch. Aber nur weil diese Versäumnisse dann an meinem Handgelenk fiepen, blinken und vibrieren, werde ich mich auch nicht bessern. Ganz abgesehen davon, dass ich einfach zu disziplinlos bin, um die Techno-Armbinde abendlich an den Lader zu hängen. Faktisch wäre ich dann also ein Smartwatch-Träger, der nicht mehr weiss, wie spät es ist.
Es darf auch salzig sein
Wenn im Kindergarten Dutzende Hände im Kuchenteig wühlen, ist das niedlich. Nur hält sich meine Begeisterung in Grenzen, wenn ich das in Zellophan verpackte Endprodukt geniessen soll. Auch die beim Internet-Schoko-Hersteller selbst kreierten Tafeln mit der originellen Chilli-Bananen-Kokos-Kombination kann ich nicht wirklich wertschätzen.
Eine gute Flasche Wein und selbst geröstete Nüsse machen da schon mehr Sinn. Die kann man dann auch gleich – ganz entgegen aller Knigge – mit den Besuchern zusammen vernichten. Selber schuld, wenn diese die Nüsse versalzen oder verkohlt haben.
Gutscheine sind nicht gut
Erst erfand der Teufel das Geld und dann die Gutscheine. Bevor mir jemand einen Gutschein für einen edlen Herren-Klamotten-Ausstatter mit vielsagendem Lächeln in die Hände drückt, soll er lieber das Buch „Sind Mode-Abstinenzler auch Menschen?“ lesen. Und nein, nur weil ich täglich auf irgendwelchen Touch-Displays rumfummle, brauche ich keinen Gutschein für eine Soft-Multi-Energy-Hot-Stone-Touch-Behandlung. Und ja, ich bestimme lieber selber, in welchem Laden ich Müsli, Shampoo oder Regenschirm kaufe. Letzterer ist eh nie dort, wo ich bin, wenn es regnet.
Wenn es schon Papier sein muss, dann wenigstens Spendenquittungen. Wer mich vor irgendwelchen Ich-weiss-nicht-wohin-damit-Dingen verschont, darf gerne 100 Stutz für Flüchtlinge spenden. Denn diese können sich in Notbehelfszelten im Nirgendwo mit klammen Fingern keine Geschenke auspacken.
Mit solchen Spenden-Schenkern im Kerzenlicht zu sitzen macht dann klar, warum man an Weihnachten doch an andere denken soll.
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