EM in 4K: So funktioniert's!
Tipps und Tricks für den 4K-TV-Empfang

Das Banalste zu Beginn. Sie brauchen einen 4K/UHD-Fernseher, welcher den Videocodec H.265/HEVC unterstützt. Der Code definiert, wie die Videodaten eingedampft werden, damit sie überhaupt durch Kabel- und Internetanschluss passen.
Ältere 4K-Geräte unterstützen nur den älteren Codec H.264. Dann wird nichts aus der 4K-EM.
Sinnlos ist es auch, die 4K-Sendungen auf einem alten Full-HD-Fernseher empfangen zu wollen. Full-HD-Geräte können kein H.265/HEVC, das Bild bleibt also schwarz.
Für die Übertragung der 4K-Fussballspiele hat die SRG für wenige Wochen einen neuen Sender geschaffen. Dieser heisst SRF 2 UHD und lässt sich nur via Kabel bzw. Swisscom TV empfangen. Ein Satellitenempfang ist nicht möglich.
Swisscom TV nur mit neuster Box

Wollen Sie via Swisscom TV die EM in 4K geniessen, brauchen Sie zwingend Swisscom TV 2.0 plus und die dazugehörige neue, kleinere Box 2.0 (UHD-fähig). Sie erkennen sie an der weissen Deckenplatte. Ferner muss Ihr Internetanschluss mindestens eine Download-Bandbreite von 30 Mbit/Sekunde liefern. Verzichten Sie während dem 4K-Glotzen darauf, die Internetleitung durch Web-TV oder Downloads zu belasten.
Der neue Fernsehkanal SRF 2 UHD wird von der Box automatisch eingerichtet. Er befindet sich auf der Programmposition 0 (Null). Falls der Sender nicht automatisch übernommen wurde, können Sie die Box aus- und nach einigen Sekunden wieder einschalten.
Bleibt das Bild auf Kanal 0 schwarz, unterstützt Ihr Fernseher kein H.265/HEVC. Ist das Bild durch Klötzchen verunstaltet und bricht immer wieder zusammen, reicht Ihre Internetbandbreite nicht aus. In Ausnahmefällen kann auch ein altes HDMI-Verbindungskabel zwischen Box und TV der Sündenbock sein. Dieses lässt sich einfach ersetzen.
Kopierschutz HDCP 2.2 zwingend
Falls Sie Ihre Swisscom-TV-Box 2.0 neu in Betrieb nehmen und das Bild schwarz bleibt, liegt es am Kopierschutz. Die Box lässt sich nur an Fernsehgeräten betreiben, die den Kopierschutz HDCP 2.2 unterstützen. Dies beherrschen zahlreiche 4K-Fernseher der ersten Generation nicht. Nur in Ausnahmefällen behebt ein Firmware-Upgrade des Fernsehers das Problem.
Bei einigen Modellen beherrschen nicht alle HDMI-Dosen das Kopierschutzverfahren. Die passenden Anschlüsse sind dann mit HDMI 2.0 oder HDCP gekennzeichnet. Ob dies auf Ihr Modell zutrifft, erfahren Sie in der Bedienungsanleitung.
Wer noch keine Swisscom TV Box 2.0 hat, kann diese telefonisch bestellen und sollte sie in 2 bis 3 Tagen erhalten. Bisherige Swisscom-TV-Kunden können die neue Box für 119 Franken bestellen.
Ausschliesslich Live-TV
Die 4K-Übertragung kann übrigens nur live angeschaut werden. Sämtliche Komfortfunktionen wie Pause, Replay oder Aufnahme funktionieren bei Swisscom auf dem Sender SRF 2 UHD nicht. Das hat sowohl technische als vermutlich auch lizenzrechtliche Gründe. Auch die Aufnahmefunktionen eines Smart-TV lassen sich nicht nutzen, weil der Sender direkt via HDMI und nicht über den TV-Tuner eingespielt wird.
4K-EM bei UPC und Kabel-TV-Anbietern

Inzwischen haben UPC und über ein Dutzend Kabel-TV-Anbieter und Glasfaserverbreiter angekündigt, ebenfalls acht Spiele der EM in 4K zu verbreiten. Eine Liste der Anbieter findet sich auf dieser Internetseite.
Das Einstellprozedere ist für jeden TV-Anbieter anders. Wir beschreiben nachfolgend lediglich die Lösung für UPC. Haben Sie einen anderen Anbieter, müssen Sie direkt dessen Kundendienst kontaktieren.
Kupplung und Kabel kaufen

Weil die Boxen von UPC kein 4K/UHD beherrschen, hat man zu einem Trick gegriffen. Das 4K-Signal wird direkt an die Kabel-TV-Dose wie ein üblicher Fernsehsender geleitet. Das hat aber Konsequenzen. Das TV-Gerät muss mit einem Kabel direkt an die UPC-Dose in der Wand verbunden werden. Der passende Anschluss am TV ist meist mit Antenna oder DVB-C bezeichnet.
In der Praxis können Sie zwar einfach das Antennenkabel an der Horizon-Box aus- und stattdessen beim TV einstecken. Das führt dann aber leider dazu, dass die Horizon-Box nicht mehr funktioniert. Sie verlieren dadurch also auch Internetanschluss und Telefonie.
Besser ist es, die UPC-Dose in der Wand mit einem "Doppelstecker" (Kupplung) aufzurüsten und ein zweites, zusätzliches Kabel von der Wanddose bis zum TV zu ziehen. Allerdings verschlechtern solche Kupplungsstücke die Signalqualität. Haben Sie bei 4K Empfangsprobleme, müssen Sie den TV also direkt mit der Wanddose verbinden. Ferner sollten Sie die Kupplung nach der EM wieder entfernen.
Grundsätzlich fordert der 4K-Empfang die Verkabelung bis zum technischen Limit. Lange oder veraltete Verbindungskabel oder eine alte Hausverkabelung können den 4K-Empfang stören. Das zeigt sich meist in klötzchenartigen Störungen im Bild.
Kanalsuchlauf zwingend

Haben Sie das TV-Gerät mit der UPC-Wanddose verbunden, müssen Sie die zweite Hürde meistern. Das TV-Gerät weiss nämlich nicht, wo sich der Sender SRF 2 UHD befindet und muss deshalb einen sogenannten Kanalsuchlauf machen. Dabei werden sämtliche im TV gespeicherten Sender gelöscht und neu angeordnet.
Wie Sie den Kanalsuchlauf starten, ist auf jedem TV-Gerät unterschiedlich. Auch hier hilft ein Blick ins Handbuch des Herstellers. Zu Beginn des Suchlaufs müssen Sie ferner Empfangsparameter eintippen, damit der Fernseher weiss, wie und wo er suchen muss. Diese Parameter sind bei UPC regional unterschiedlich. Die passenden Einstellungen finden Sie auf dieser Internetseite.
Der Kanalsuchlauf benötigt einige Minuten, danach freut sich das TV-Gerät über mehrere hundert TV- und Radiosender. Wenn Sie nun nicht stundenlang zappen wollen, springen Sie durch Eingabe auf der Fernbedienung auf die Sendernummer 45. Hier sollte nun SRF 2 UHD auf dem 4K-TV prangen. Falls der Sender nicht existiert, ist der Suchlauf gescheitert.
Weitere Infos gibt es auf dieser Internetseite von UPC.
Ausserhalb des Standards
Ob man danach allerdings ein 4K-Bild mit Ton auf seinem Fernseher hat, ist Glückssache und von TV-Hersteller und Modell abhängig. Denn mit der 4K-Übertragung via DVB-C vergewaltigt UPC den nur für Full-HD gedachten DVB-C-Standard. 4K wäre erst ab DVB-C2 im Standard, der findet sich aber in den wenigsten Fernsehgeräten.
Bestenfalls ist der Fernseher tolerant und zeigt den "falschen" Videostrom an. Schlimmstenfalls zickt er aber rum. Dann hat man entweder nur Ton und kein Bild oder überhaupt nichts.
Zahlreiche 4K-TV-Modelle haben den H.265-Decoder ferner nur bei Satelliten-Empfang aktiviert. Bei DVB-C-Empfang ist der Decoder deaktiviert. Auch hier ist das Resultat ein schwarzes Bild, das aber meist Ton hat.
Bei unserem Kurztest weigerte sich beispielsweise ein LG-Modell, das Bild anzuzeigen und spielte nur Ton ab. Bei Modellen von Samsung gibt es allerdings Erfolgsmeldungen im Internet. Zusätzliche Infos gibt es auch in diesem Diskussionsforum.
Der Empfang von SRF 2 UHD ist übrigens unabhängig vom UPC-Abotyp und funktioniert auch ohne Digicard. Ist ein UPC-Signal auf der Antennendose, sollte auch der 4K-Sender vorhanden sein.
Wohl keine Aufnahmen in 4K
Da bei der UPC-Lösung SRF 2 UHD wie ein "normaler" Fernsehsender übertragen wird, lässt er sich theoretisch auch aufzeichnen oder pausieren. Das ist uns aber auf keinem Gerät gelungen. Einerseits haben einige Hersteller die Aufzeichnungsfunktion bei 4K-Auflösung grundsätzlich deaktiviert. Ferner lässt sich die Aufzeichnung in der Fernsehübertragung mittels "No-Copy-Flag" deaktivieren. Wir wissen nicht, ob SRF 2 UHD dieses Flag setzt. Falls Ihnen mit Ihrem TV-Gerät eine Aufzeichnung von SRF 2 UHD gelungen ist, lassen Sie es uns und die anderen Leser doch einfach via Kommentarfunktion wissen.
Angaben zum Quickline-Verbund
Die EM kann auch im grossen Kabelverbund von Quickline in 4K empfangen werden. Hier findet sich der neue Sender auf der Postition 999. Der Anbieter hat ferner eine Infoseite im Internet aufgeschaltet.
Auf Anfrage hat uns Quickline ferner folgende Liste mit 4K-EM-tauglichen Fernsehmodellen zur Verfügung gestellt:
Samsung: Alle HU-, JU-, JS, KU- und KS-Modelle z.B. UE55HU6900 oder 55HU6900
LG: Alle UHD-OLED-TV (also nicht EA-, EC930- und EG9100-Modelle), Alle UB-, UF-, UG-, UH-Modelle z.B. 55UB850V
Panasonic: Alle UHD/4K-Modelle ab 2015 sowie die 2014-er Modelle AXC904/AXW904 und XW944/XW945 unterstützen HEVC (H265). Bemerkung zu den Modellbezeichnungen von Panasonic: 2014-Modelle beginnen meist mit einem „A", 2015-Modelle mit einem „C" und 2016-Modelle mit einem „D". Das „X" an der zweiten Stelle bedeutet UHD/4k, das „S" Full-HD
Philips: 2016: UHD-Modelle mit einem 1 am Ende (also xxx1) sind aus dem Sortiment 2016 und unterstützen HEVC über Tuner. 2015: Serie 4900 und 6400 unterstützen HEVC über Tuner, Aufspielen des neusten Softwarestandes nötig. Bei den Serien 7100 – 7600 und 8700 wird nächstens ein Update erwartet (Stand Mai 2016). 2014: UHD HEVC/H.265 Unterstützung nicht vorhanden über Tuner sondern nur über HDMI Anschlüsse (HDMI2.0/HDCP2.2)
Sony: Folgende Modelle unterstützen HEVC auf dem Tuner (Stand April 2016). Bei den Geräten mit einem „B" am Ende der Bezeichnung muss unter den „Digitalen Einstellungen" der „Video-Tunermodus" auf „4K" eingestellt sein. KD-55X9005C, KD-65X9005, KD-55S8505C, KD-65S8505C, KD-55S8005C, KD-65S8005C, KD-55X8505C, KD-55X8505C, KD-55X8507C, KD-55X8507C, KD-55X8508C, KD-55X8508C, KD-55X8509C, KD-55X8509C, KD-65X8505C, KD-65X8507C, KD-65X8508C, KD-65X8509C, KD-75X8505C, KD-43 8305C, KD-43X8307C, KD-43X8308C, KD-43X8309C, KD-49X8305C, KD-49X8307C, KD-49X8308C, KD-49X8309C, KD-55X9305C, KD-65X9305C, KD-75X9405C, KD-75X9105C, KD-55X8005C, KD-49X8005C, KD-49X8505B, KD-55X8505B, KD-55X9005B, KD-65S9005B, KD-65X8505B, KD-65X9005B, KD-75S9005B, KD-79X9005B, KD-85X9505B, KD-65SD8505, KD-55SD8505, KD-85XD8505, KD-75XD8505, KD-65XD8599, KD-65XD8577, KD-55XD8599, KD-55XD8588, KD-55XD8577, KD-75XD9405, KD-65XD9305, KD-55XD9305
Beamer bestenfalls mit Swisscom-TV
Abschliessend noch einige Anmerkungen, falls Sie planen, die EM in 4K als Event via Beamer zu projizieren. Bei der UPC-Lösung haben Sie da wenig Chancen. Sie bräuchten einen 4K-fähigen DVB-C-Tuner, der das Signal via HDMI an den Beamer weiterreicht.
Besser stehen die Chancen theoretisch bei Swisscom TV. Hier können Sie den HDMI-Ausgang der Box mit dem HDMI-Eingang des Beamers verbinden. Der muss dann aber das Kopierschutzverfahren HDCP 2.2 beherrschen. Letztlich sind aber 4K-Beamer auch nicht zum Schnäppchenpreis zu haben, vielleicht warten Sie damit doch lieber bis zur nächsten EM.
Fazit: Der Einstieg ins 4K/UHD-Zeitalter für Live-TV ist noch ein kleiner Hürdenlauf. Am einfachsten funktioniert es, wenn die neuste Swisscom-TV-Box mit dem HDCP-2.2-fähigen Fernseher zusammenwerkelt. Bei Einspeisung via Kabel ist technisches Knowhow gefordert und man sollte die nötigen Experimente durchführen, bevor dann am nächsten Freitag, 10. Juni um 21 Uhr das Eröffnungsspiel zwischen Frankreich und Rumänien startet und TV in 4K übertragen wird. Danach ist erst mal Schluss mit 4K, also auch die Schweizer Spiele gibt es nur in Full-HD. Die nächsten 4K-Übertragungen starten dann erst wieder mit den Viertelfinals ab 30.6.

Onlinelink:
https://avguide.ch/testbericht/em-in-4k-so-funktionierts-tipps-und-tricks-fuer-den-4k-tv-empfang