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Test Lumix G9 II Micro-FourThirds-Kamera

Publiziert am 05. Februar 2024 - Hanspeter Frei
Panasonic Lumix G9 II: Die neue Kamera setzt dank verbessertem AF-System beim Fotografieren und Filmen neue Massstäbe im Micro-FourThirds-Bereich.Panasonic Lumix G9 II: Die neue Kamera setzt dank verbessertem AF-System beim Fotografieren und Filmen neue Massstäbe im Micro-FourThirds-Bereich.

Die Lumix G9 II ist die erste Micro-FourThirds-Kamera von Panasonic, die mit einem Phasen-Hybrid-Autofokussystem scharfstellt. Und die zweite MFT-Kamera überhaupt mit einem 25 Megapixel grossen Aufnahmesensor.

Mit der Phasen-Detections-AF-Technologie (PDAF) kommt Panasonic endlich, endlich der langjährigen Forderung nach einem schnellen und vor allem zuverlässigeren Autofokus-System in ihren Kameras nach.

Die Lumix Kameras der G- und GH-Reihe wurden über die Jahre hinweg zu spezialisierten Arbeitsgeräten für Bewegtbilder, die in der Branche einen sehr guten Ruf geniessen. Bis auf den Autofokus, der nach Panasonics «Depth from Defocus»-Kontrast-AF-Technologie arbeitet.

Man konnte damit zwar scharfstellen, doch der Autofokus arbeitete einfach nicht so schnell und zuverlässig wie bei allen übrigen Mitbewerbern mit einem Phasenvergleichs- oder einem Hybrid-AF-System, das Kontrast- und Phasendetektion kombiniert. Besonders bei Videoaufnahmen mit wenig Licht war ein Schärfepumpen zu erkennen, auch wenn es nur sehr kurz war, und das sah einfach nicht professionell aus.

Die Lumix G9 II behebt dies nun endlich und es macht wirklich Spass, mit dem neuen AF zu filmen und zu fotografieren. Bei genügend Licht sitzt die Schärfe schnell und sicher. Kein Vergleich mehr zu früher. Dafür kriegt Panasonic ein grosses Dankeschön.

Identisch verpackt: Die Panasonic Lumix G9 II (rechts) sitzt im gleichen Gehäuse wie die Vollformatkamera S5 II. Deutlich sind die unterschiedlichen Sensorgrössen zu erkennen.Identisch verpackt: Die Panasonic Lumix G9 II (rechts) sitzt im gleichen Gehäuse wie die Vollformatkamera S5 II. Deutlich sind die unterschiedlichen Sensorgrössen zu erkennen.

Im Vollformat-Gehäuse

Man nehme das Gehäuse der Panasonic-Vollformat-Kamera S5 II und kombiniere es mit der Technik der Micro-FourThirds GH6, und schon hat man eine Lumix G9 II – salopp ausgedrückt. Tatsächlich sitzt die G9 II im gleichen Gehäuse wie die S5 II. Nur vorne gibt es einen Knopf mehr und die aktive Kühlung wurde weggelassen.

Im Vergleich zur ersten G9, die seit 2017 auf dem Markt ist und einen 20,3 Megapixel grossen Sensor besitzt, trumpft die Mark II mit einem 25,2-Megapixel-Live-MOS-Sensor der neusten Generation auf. So schiesst man Fotos mit einer Grösse von maximal 5776 x 4336 Pixel und bringt damit schon so manche APS-C-Kamera in Bedrängnis.

Als weiteren Unterschied fehlt der neuen das grosse Schulterdisplay des Vorgängers. An dessen Stelle befindet sich nun das separate Modus-Wahlrad. Das vordere Einstellrad wie auch die Videotaste wurden ebenfalls weiter vorne platziert und der Ein/Aus-Schalter liegt neu unter dem Modus-Wahlrad. Auf den Zweifach-Umschalter an der Front der G9 wurde bei der Mark II auch verzichtet.

Zugenommen und abgespeckt: Der Panasonic Lumix G9 II (rechts) fehlt das Schulterdisplay der G9, dafür ist sie in der Tiefe etwas wuchtiger geworden.Zugenommen und abgespeckt: Der Panasonic Lumix G9 II (rechts) fehlt das Schulterdisplay der G9, dafür ist sie in der Tiefe etwas wuchtiger geworden.

Gemäss Panasonic stehen G-Modelle in erster Linie für Fotoaufnahmen und GH-Modelle für Video. Die Firma vermarktet die G9 II denn auch als Topmodell für Fotografie. Die Kamera beherrscht jedoch so viele Videofunktionen, dass sie sich genauso gut fürs Filmen eignet. Meiner Meinung nach sogar noch besser als eine videolastige GH6, vor allem wegen der neuen Autofokus-Technik.

Als Panasonic vor rund sechzehn Jahren Micro-FourThirds einführte, war es eigentlich als ein leichtes und kleines Spiegellos-Kamerasystem gedacht. Bei der GH-Reihe und mit der G9 wich die Firma jedoch immer weiter davon ab.

So kommt auch die Lumix G9 II mit ihren Massen von 134,3 x 102,3 x 90,1 mm (BHT) wuchtig daher und hat vor allem in der Tiefe um mehr als einen halben Zentimeter gegenüber der G9 zugenommen. Das Kameragehäuse blieb mit 658 Gramm gleich schwer. Es besteht grösstenteils aus Metall, viele Abdichtungen schützen es gegen das Eindringen von Staub und Spritzwasser. Frostbeständig ist es bis zu -10 Grad Celsius. Es besitzt jedoch keine IP-Schutzklassen-Zertifizierung wie viele OM-System-Kameras (Olympus).

Als Vorteil bietet ein grösseres Gehäuse mehr Platz für Bedienungselemente und grosse Hände finden besseren Halt. Obwohl die G9 II gegenüber einer GH6 um mehr als 150 Gramm leichter ist, war sie den meisten Damen, denen ich sie in die Hände gab, doch etwas zu schwer.

Wenn sich die G9 II von der Gehäusegrösse her kaum mehr von einer Vollformatkamera unterscheidet, darf man sich auch fragen, wo denn der Vorteil von MFT geblieben ist, sind doch nur noch die Objektive dazu im Vergleich zum Vollformat meistens kleiner und leichter.

Bildberuhigung und Speicherkarten

Die Lumix G9 II übernimmt viel Technik und Ausstattung von der GH6 und schaut auch einiges bei den Lumix-S-Vollformat-Modellen ab. Gegenüber der G9 wurde neben der höheren Sensorauflösung vor allem der Videobereich massiv erweitert, die Serienbildgeschwindigkeit mit kontinuierlicher Fokussierung auf 60 Bilder pro Sekunde erhöht sowie die High-Resolution-Fotofunktion optimiert.

Die 6K/4K-Fotofunktion des Vorgängers wurde weggelassen, bzw. in die Serienbildaufnahme mit elektronischem Verschluss übernommen. Die praktische Post-Fokus-Funktion fehlt leider ganz. Damit konnte man unter anderen im Nachhinein den Schärfebereich im Bild bestimmen.

Der 3-Zoll-Touchscreen lässt sich aufklappen sowie seitlich ausschwenken. Er besitzt mit 1,84 Millionen Bildpunkten die gleiche Auflösung wie das Display der GH6. Deren OLED-Sucher-Auflösung wurde bei der G9 II mit 3,68 Millionen Bildpunkten ebenfalls beibehalten.

Das Bildstabilisierungssystem der G9 II wurde weiter verbessert und kombiniert den 8-stufigen B.I.S. (Body Image Stabilizer), den 7,5-stufigen 5-Achsen Dual I.S. und den Active I.S. für eine laut Hersteller unglaubliche Videobildstabilisierung. Zusammen bieten diese Funktionen eine noch bessere Unterstützung für Handheld-Aufnahmen, sodass man oft auf ein Stativ oder eine Gimbal-Stabilisierung verzichten kann.

Im Gegensatz zur GH6 unterstützt die G9 II keine CFexpress-Karten. Die beiden Kartensteckplätze nehmen nur SD-, SDHC- und SHXC-Kärtchen auf. Dadurch können die folgenden Arten von Videos nicht in der Kamera direkt auf SD-Karten aufgenommen werden, sondern benötigen eine über USB-C angeschlossene externe SSD: MOV-Video mit einer Bitrate von 800 Mbps oder höher, Apple ProRes-Video mit einer anderen Auflösung als Full-HD sowie Zeitlupen- und Zeitraffer-Video mit Einzelbildkompression «All-Intra».

Seit der Firmware-Version 2.0 können auch 12-Bit-RAW-Videodaten mit einer maximalen Auflösung von 5,8K über HDMI an einen kompatiblen externen Rekorder ausgegeben werden. Unterstützt werden zurzeit bestimmte Atomos- («Ninja», «Shogun») und Blackmagic-Design- («Video Assist 5», «Video Assist 7») Modelle.

Robuste Anschlüsse: Die Panasonic G9 II kommt mit Mikrofon- und Kopfhörer-Eingängen und besitzt neben der USB-C-Buchse einen HDMI-Anschluss in Standardgrösse.Robuste Anschlüsse: Die Panasonic G9 II kommt mit Mikrofon- und Kopfhörer-Eingängen und besitzt neben der USB-C-Buchse einen HDMI-Anschluss in Standardgrösse.

Strom und Blitz

Die Lumix G9 II unterstützt USB 3.2 Gen 2 für Hochgeschwindigkeits-Schreiben und -Auslesen. Der Anschluss ist USB-PD-kompatibel (Power Delivery), was eine flexible Stromversorgung ermöglicht. Im Lieferumfang der Kamera ist kein separates Ladegerät mehr inbegriffen. Der 2200-mAh-Akku DMW-BLK22 muss daher in der Kamera über das mitgelieferte USB-Kabel und den Netzadapter oder einer anderen USB-Stromquelle aufgeladen werden.

Als Zubehör ist der Batteriegriff DMW-BG1 für rund 350 Franken erhältlich. Er ist mit einem 8-Richtungs-Joystick ausgestattet und mit der Lumix G9II sowie den Vollformatkameras Lumix S5II und S5IIX kompatibel. Im Kameramenü kann ausgewählt werden, welcher Akku zuerst verwendet werden soll, wenn sowohl in der Kamera als auch im Batteriegriff ein Akku installiert ist.

Wie bei professionellen Kameras üblich, besitzt auch die G9 II kein eingebautes Blitzgerät. Es sieht zwar so aus, als ob sich hinter dem Lumix-Schriftzug eines befindet, doch es wurde schlicht weggelassen. Und wo sich vorne bei der G9 noch ein Blitz-Synchro-Anschluss befand, steht nun das G9 II Logo.

Wer blitzen möchte, muss sich ein externes Blitzgerät anschaffen. Ich habe mein MFT-kompatibles Blitzgerät von OM System (Olympus) angeschlossen und konnte es problemlos mit der G9 II verwenden.

Vollständiger Leitfaden

Die aktuellen filmenden Fotokameras nehmen in einer höheren Qualität auf als die meisten TV-Anstalten senden können. Sie bieten unzählige technische, gestalterische und künstlerische Möglichkeiten, aus denen ausgewählt werden kann. Dies ist auch bei der Lumix G9 II so.

Viele Videofunktionen der Kamera richten sich an professionelle Filmemacher. Durch ihren verhältnismässig günstigen Preis wird sie auch von manchen ernsthaften Videoamateuren eingesetzt werden. Damit diese bei den vielen Film- und Videobranchenbegriffen im Menü nicht nur Bahnhof verstehen, empfiehlt es sich sehr, das Handbuch etwas genauer zu studieren, auch wenn es 844 (!) Seiten umfasst.

Es kann bei Panasonic im Web heruntergeladen werden und wird dort als «Vollständiger Leitfaden» bezeichnet. In der aktuellen Version sind am Schluss auch die Neuerungen des Firmware-Updates 2.0 aufgeführt.

Fotoeinsatz

Übersichtlich: Die G9 II lässt sich über die beiden Moduswahlräder links und rechts, das vordere und hintere Drehrad sowie die vier Direkttasten rechts vorne zügig und sicher bedienen.Übersichtlich: Die G9 II lässt sich über die beiden Moduswahlräder links und rechts, das vordere und hintere Drehrad sowie die vier Direkttasten rechts vorne zügig und sicher bedienen.

Von Panasonic bekam ich eine Vorserien-Testkamera, die ich während der Testphase auf Firmware 2.0 updaten konnte. Obwohl Vorserien-Geräte noch nicht ganz der endgültigen Serienqualität entsprechen, war ich nach den ersten Aufnahmen wie schon beim Test der GH6 verblüfft über die gute Bildqualität, die aus dem kleinen MFT-Sensor kommt.

Nicht unwesentlich daran beteiligt war sicher auch das mitgelieferte Set-Objektiv Leica DG Vario-Elmarit 1:2.8-4, 12–60 mm, das als Standard- oder Immer-drauf-Objektiv sehr gut zur G9 II passt.

Die Farben der JPEG-Bilder gefielen auch anderen Personen mit «Micro-FourThirds-Erfahrung». Bereits im Bildstil «Standard» wirkten sie sehr natürlich, besonders in den Hauttönen, und nicht mehr so «elektronisch aggressiv» wie noch bei vorherigen G- und GH-Modellen.

Gemäss Panasonic liefert der neue Live-MOS-Sensor sattere Farbabstufungen und aussagekräftigere Schattierungen bei RAW-Aufnahmen. Ein «Dynamic Range Boost»-Modus nimmt zwei Bilder mit unterschiedlichen nativen ISO-Werten in einer einzigen Belichtung auf und fügt sie in Echtzeit zusammen, um Fotos mit einem grossen Farbtonbereich zu erstellen, selbst bei Szenen mit erheblichen Helligkeitsunterschieden. Videos erhalten dadurch einen weiten Dynamikbereich mit über 13 Blendenstufen und V-Log/V-Gamut-Aufnahmen sind möglich.

Bei den Bildstilen der G9 II gibt es neu einen weiteren Schwarz-Weiss-Effekt. «Leica Monochrom» zeigt im Vergleich zum «L.Monochrom D» von Lumix hellere Bilder in den Highlights und allgemein starke und dynamische monochrome Fotos.

Die zweite Überraschung brachte der Bildstabilisator, bzw. die Stabilisatoren. Besitzt das Lumix-Objektiv einen eigenen Stabilisator, arbeitet dieser mit dem B.I.S. (Body Image Stabilizer) im Gehäuse der G9 II zusammen und erlaubt so längere Belichtungszeiten aus der Hand.

Apropos Hand: Ich konnte die Kamera mit meinen relativ grossen Finger fest und sicher halten. Leider hat Panasonic die Verriegelungsfunktion der G9 beim Moduswahlrad nicht mit in den Nachfolger übernommen. So kann es versehentlich verstellt werden. Mir ist dies nicht passiert, bin jedoch einige Male unbeabsichtigt an das hintere Drehrad gekommen und hatte unbemerkt zum Beispiel die Verschlusszeit während des Filmens verändert.

 

Aufgeklappt: Das Display der Panasonic Lumix G9 II mit Anzeige der aktuellen Videoeinstellungen. Rechts die beiden Steckplätze für SD-Karten.Aufgeklappt: Das Display der Panasonic Lumix G9 II mit Anzeige der aktuellen Videoeinstellungen. Rechts die beiden Steckplätze für SD-Karten.

Bedienung

Das Bedienungskonzept der Lumix-Kamera wurde auch bei der G9 II beibehalten. Wer bereits eine G9, GH6, GH5 oder 5 II besitzt, wird sich gleich heimisch fühlen.

Über das rechte Modusrad bestimmt man die gewünschte Aufnahmeart. G9 II-Einsteiger fotografieren zu Beginn am besten im intelligenten Automatikmodus «iA». Hier werden die optimalen Einstellungen von der Kamera selbst gewählt. Die automatische Szenenerkennung zeigt ein entsprechendes Symbol an. Als Fotografin oder Fotograf ist man hier stark eingeschränkt, da viele Tasten keine oder nur einfache Funktionen besitzen.

Wird das Modusrad aus der Automatik herausgedreht, stehen Programm-, Blenden-, Zeit-Automatik sowie manuelle Belichtung («PASM»), die Videoposition «kreative Filme-Modus», die drei Benutzerspeicher (C1–C3) und die Zeitlupen/Zeitraffer-Funktion («S&Q») zur Verfügung.

Mit dem linken Wahlrad, dem «Antriebsmoduswahlrad», wählt man zwischen Einzelaufnahme, zwei verschiedenen Serienbild-Geschwindigkeiten, dem Hochauflösungsmodus, der Zeitrafferaufnahme/Stop-Motion-Animation und dem Selbstauslöser aus.

Für Weissabgleich, ISO-Wert, Belichtungsausgleich, Fokus-Feld und -Modi, AF-ON, Schnellmenü oder Sucher/Monitor-Anzeige stehen eigene Tasten bereit. Das Ändern der Werte ist auf mehrere Arten möglich. Per Direkttasten, via Joystick oder über das Touch-Display. Hier darf jede und jeder seine eigenen Bedienungsvorlieben wählen, oder alles zusammen kombinieren.

Detail am Rande: Der ISO-Knopf in der Mitte der drei Direkttasten hat zwei hervorstehende Punkte und lässt sich so ohne hinzuschauen gut ertasten.

Wem die Standardbelegung der Tasten nicht liegt, darf beinahe alle umprogrammieren. Sogar Joystick und Cursortasten können angepasst werden. Jeweils getrennt nach Aufnahme und Wiedergabe.

Neben den 11 Tasten am Gehäuse gibt es noch fünf weitere, virtuelle Funktionstasten, die als Symbole im Touch-Register am rechten Rand des Aufnahmebildschirms erscheinen. Auch diese dürfen umbelegt, oder wie es im Handbuch heisst, «mit Funktionen registriert» werden.

Menü und Benutzerspeicher

Verschachtelt: Die meisten Einstellungen des umfangreichen Menüsystems der Panasonic Lumix G9 II sind in der dritten Ebene zugänglich.Verschachtelt: Die meisten Einstellungen des umfangreichen Menüsystems der Panasonic Lumix G9 II sind in der dritten Ebene zugänglich.

Mit der «MENU/SET»-Taste wird das Hauptregister des umfangreichen Menüsystems der G9 II aufgerufen. Die Menübedienung kann über Cursortasten, Joystick, Einstellräder oder durch direktes Berühren des Bildschirms erfolgen. Bei Letzterem sind zugespitzte Finger von Vorteil.

Zu den meisten Menüeinstellungen erscheint nach Drücken der DISP-Taste ein kurzer Hilfetext. Er hilft tatsächlich in verständlichem Deutsch weiter und besteht nicht aus kyrillischen Abkürzungen wie oft bei Mitbewerbern gesehen.

Mittels Q-Taste (Quick-Menü) oberhalb der Cursortasten lassen sich rasch häufig verwendete Funktionen einstellen, ohne dafür das Hauptmenü aufrufen zu müssen. Man kann sowohl die Anzeigemethode des Quick-Menüs als auch dessen Elemente selber bestimmen.

Um die gerade aktuellen Aufnahmeeinstellungen zu verändern, drückt man die DISP-Taste rechts unter den Cursortasten so oft, bis die Optionen erscheinen. Dort lassen sie sich durch Berühren oder mit den Cursorpfeilen oder Einstellrädern anpassen.

Damit man die Übersicht über diese vielen Einstellmöglichkeiten nicht verliert, fasst man seine häufig verwendeten Menü-Aufrufe unter «Mein Menü» zusammen. Dort stellt man in drei Registern bis zu 23 Menüelemente ein. Um noch schneller darauf zugreifen zu können, lässt sich bestimmen, dass bei einem Menü-Aufruf immer zuerst das Register «Mein Menü» erscheint.

Komplette Kamera-Setups können in die Benutzerspeicher C1 bis C3 des Moduswahlrads abgelegt werden. Unter C3 sind weitere 10 Unterspeicher verfügbar!

Diese Benutzerspeicherplätze ermöglichen einen schnellen Wechsel zwischen verschiedenen Aufnahmesituationen. So legt man zum Beispiel in C1 alle Einstellungen für UHD-Videos in 422 10-bit ab, in C2 die Superzeitlupen-Funktion bei Full-HD-Video und in C3 Einstellungen für Porträtaufnahmen mit Personenerkennung. Dabei lässt sich sogar die Beschriftung der Speicherplätze im Menü anpassen.

Autofokus und Motiverkennung

Die Lumix G9 II erkennt wie schon die GH6 Augen, Gesichter und Körper von Menschen und Tieren in Echtzeit und stellt darauf scharf. Neu hinzugekommen ist die Erkennung von Autos und Motorrädern. Hauptsächlich für Motorsport, erklärt das Handbuch.

Auch im deutschen Menü wählt man zwischen [HUMAN], [ANIMAL], [CAR] und [MOTORCYCLE]. Bei Menschen und Tieren auch noch einen sogenannten Zielbereich für «Augen/Gesichter/Körper» oder nur «Augen/Gesichter». Bei Tieren erkennt der Zielbereich «Augen/Körper» nur ein einziges Tier, «Körper» hingegen mehrere, maximal drei Tiere gleichzeitig.

Unter [ANIMAL] werden laut Handbuch Vögel, Hunde (einschliesslich Wölfe usw.) und Katzen (einschliesslich Löwen usw.) erkannt. Mangels Löwen und Wölfen versuchte ich es neben Hunden, Katzen und Spatzen auch mit Enten, Gänsen, Ziegen und Eseln.

Dabei klappte die Körper- und Gesichtserkennung meist problemlos. Bei den Augen kam es je nach Kontrast im Fell zu unterschiedlichen Resultaten. Mal wurde ein Ohr, ein Horn oder ein dunkler Fleck für das Auge gehalten.

Grösstenteils traf der AF jedoch «ins Auge». Dies wird dann mit einem Fadenkreuz über der Pupille angezeigt. Wem dies zu stark nach Ego-Shooter Zielfernrohr riecht, kann die Fadenkreuz-Darstellung auch ausschalten.

Bei Personen [HUMAN] wird das Auge auch erkannt, wenn es nicht direkt in die Kamera blickt. Im Test sass das Fadenkreuz auch bei 90 Grad zur Seite gedrehtem oder nach oben oder unten gerichtetem Kopf über dem Auge. Nicht immer exakt auf der Pupille, aber immerhin.

Auch durch einzelne Haarsträhnen liess sich die Augenerkennung nicht irritieren. Erst wenn zu viele Haare das Auge abdeckten, kam das Fadenkreuz ins Rotieren und wusste nicht mehr so genau wohin.

Mehrere erkannte Gesichter werden weiss markiert, dasjenige im Fokus gelb. Das gewünschte Gesicht kann per Fingertipp aufs Display oder mit dem Joystick gewählt werden. Im Gegensatz zu anderen Kameramarken ist es bei der Lumix G9 II nicht möglich, neben dem Gesicht auch auf das Auge zu wechseln, auf das scharfgestellt werden soll.

Weggedreht: Die Motiverkennung der Panasonic Lumix G9 II findet das Auge auch bei abgewendetem Gesicht.Weggedreht: Die Motiverkennung der Panasonic Lumix G9 II findet das Auge auch bei abgewendetem Gesicht.
Haare im Gesicht: Hier hat die Augenerkennung der Panasonic Lumix G9 II etwas Mühe und das Fadenkreuz befindet sich «ungefähr» über dem Auge.Haare im Gesicht: Hier hat die Augenerkennung der Panasonic Lumix G9 II etwas Mühe und das Fadenkreuz befindet sich «ungefähr» über dem Auge.

Bei der GH6 kritisierte ich noch das langsame Nachführen und Wiedererkennen von Gesichtern und Augen. Bei der G9 II hat sich dies dank Phasen-Hybrid-AF grundlegend geändert und es ist nun eine wahre Freude, damit schnell und zuverlässig automatisch scharfzustellen.

Nachdem ich Panasonic über Jahre hinweg das Fehlen eines Phasen-Detection-AF vorgeworfen hatte, darf ich nun sicher auch meine Freude darüber zeigen, dass es mit der G9 II auch im MFT-Bereich endlich geklappt hat!

Positiv überrascht war ich auch über die sichere Erkennung von Motiven, die teilweise durch Blätter und Zweige im Vordergrund verdeckt wurden. Dies bei Foto- und Videoaufnahmen gleichermassen.

Hinzugelernt: Die Motiv-Erkennung der Lumix G9 II durch Blätter und Zweige hindurch erfolgt verblüffend schnell und sicher.Hinzugelernt: Die Motiv-Erkennung der Lumix G9 II durch Blätter und Zweige hindurch erfolgt verblüffend schnell und sicher.
Erweitert: Die Motiverkennung der Lumix G9 II erkennt auch Autos und Motorräder.Erweitert: Die Motiverkennung der Lumix G9 II erkennt auch Autos und Motorräder.

Autos und Motorräder wie auch Fahrräder wurden gut erkannt. Bei Velos kann man auch die Menschen-Erkennung einstellen. Bei Flugzeugen hatte ich mehr Erfolg mit den Zonen- oder Felder-AF-Bereichen, ohne Motiverkennung. Stand diese auf [CAR], wurde ein Flugzeug mal erkannt, mal wieder nicht. Mit der [ANIMAL] Erkennung hatte ich bei Flugzeugen im Gegensatz zu Vögeln keinen Erfolg.

Die Motiverkennung lässt sich bei allen AF-Bereichen, ausser dem Einzelpunkt, hinzuschalten. Man drückt einfach die AF-Bereichstaste auf dem Fokusmodushebel und dann den Aufwärts-Cursor.

Im kontinuierlicher Autofokus (AF-C) stehen vier individuelle AF-Einstellungen zur Wahl. Hier kombiniert man die AF-Empfindlichkeit mit der Bereichswechselempfindlichkeit und der Voraussage beweglicher Objekte. Wenn nötig, kann man die Parameter noch auf seine eigenen Fotomotive feintunen. Der Autofokusbereich lässt sich auch eingrenzen, wodurch die Fokussiergeschwindigkeit erhöht wird.

Feintuning: In vier separaten Einstellungen lässt sich der Autofokus der Lumix G9 II dem Verhalten des Motivs anpassen.Feintuning: In vier separaten Einstellungen lässt sich der Autofokus der Lumix G9 II dem Verhalten des Motivs anpassen.

Schnelle Schüsse

Bei den Serienbildern hat sich gegenüber einer GH6 wenig verändert. Die G9 II schiesst mit mechanischem Auslöser und AF-C bis 10 Bilder, mit Einzel- oder manueller Fokussierung bis 14 Bilder pro Sekunde.

Wird auf den elektronischen Verschluss umgeschaltet, ändert sich die Geschwindigkeit dramatisch. Nun liefert die G9 II bis zu 60 Bilder pro Sekunde mit kontinuierlichem Autofokus oder noch schnellere 75 Bilder pro Sekunde mit Einzel-AF in voller 25-Megapixel-Auflösung. Diese grosse Datenmenge muss natürlich zwischengespeichert werden und die Kamera zieht die Bildserie je nach Geschwindigkeit und Bildqualität für maximal 200 Bilder durch.

Wird der Serienbildmodus auf «SH75 PRE» gestellt, was für ultrahohe Geschwindigkeit mit Pre-Burst-Bilder steht, können im Voraus – Auslöser halb gedrückt – bis zu 113 Bilder aufgenommen werden, bevor die Auslösetaste vollständig heruntergedrückt wird. Ideal, um den plötzlichen Start eines Ereignisses nicht zu verpassen.

Take-off: Mit der Pre-Burst-Funktion der Panasonic Lumix G9 II lassen sich unvorhersehbare Action einfangen. Hier hätte die Verschlusszeit noch etwas schneller sein sollen.Take-off: Mit der Pre-Burst-Funktion der Panasonic Lumix G9 II lassen sich unvorhersehbare Action einfangen. Hier hätte die Verschlusszeit noch etwas schneller sein sollen.

Die Hochgeschwindigkeitsfotos werden in einer Bildergruppe zusammengefasst. Die Bilder in einer Gruppe können danach entweder durchgehend oder einzeln wiedergegeben, bearbeitet oder gelöscht werden.

Die Serien-Geschwindigkeiten zeigen auch deutlich, wohin Panasonic mit der Lumix G9 II zielt: Engagierte Foto-Enthusiasten und Profis aus dem Bereich Sport, Action und Wildlife.

Für die folgende Bilderstrecke wurden die originalen JPEG-Dateien direkt aus der Lumix G9 II genommen und nur auf Web-Grösse reduziert. Bemerkungen bei den Bildern: Verwendetes Objektiv und Brennweite; Belichtungsmodus P = Programm, A = Blendenvorwahl bzw. Zeitautomatik, S = Zeitvorwahl bzw. Blendenautomatik, M = manuelle Einstellung; Blende; Verschlusszeit; ISO-Wert; Weissabgleich; Bildstil; spezielle Anmerkungen. Das Vorserienmodell besass die Firmware-Version 2.00.

Höhere Auflösungen

Beim High-Res-Modus der G9 II werden mehrere Bilder zu einem hochaufgelösten Foto zusammengeführt. Diese Funktion ist vor allem zum Aufnehmen von ruhigen, am besten feststehenden Motiven geeignet.

High-Res-Aufnahmen sind auch aus der Hand möglich. Dabei wird automatisch eine Bewegungsinterpolation vorgenommen, damit schnelle Objekte zwischen den Bildern nicht verschwommen oder verwischt dargestellt werden. Bis zu einer gewissen Geschwindigkeit dieser Objekte wie Autos, Fussgänger, Velofahrer, aber auch Fahnen oder Blätter im Wind, funktioniert es erstaunlich gut. Bei Stativaufnahmen kann diese Funktion ein- oder ausgeschaltet werden.

Anschliessend werden mehrere der besten Aufnahmen ausgewählt und automatisch zu einer Datei mit einer Auflösung von bis zu 100 Megapixel (11’552 x 8672 Pixel) zusammengefügt. So können Landschaften oder detaillierte Kunstwerke in hoher Auflösung aufgenommen werden.

Die höhere Auflösung erkennt man im Vergleich zu einer Aufnahme in Standardauflösung vor allem bei Bäumen und Wiesen, die deutlicher durchzeichnet werden, aber auch in den Strukturen von Wänden oder Reklametafeln.

Bilder in XXL-Grösse: Der High-Res-Modus der Panasonic Lumix G9 II kombiniert mehrere Aufnahmen zu einem Foto mit bis zu einer 100-Megapixel-Auflösung.Bilder in XXL-Grösse: Der High-Res-Modus der Panasonic Lumix G9 II kombiniert mehrere Aufnahmen zu einem Foto mit bis zu einer 100-Megapixel-Auflösung.

Lichtspuren

In der «Live-Composite»-Funktion nimmt die Kamera mehrere Bilder auf und erstellt zusammengesetzte Bilder nur von den Bereichen, die sich in der Helligkeit unterscheiden. Diese Funktion ist besonders praktisch für Aufnahmen vom Nachthimmel, bei denen Lichtspuren von Sternen oder Feuerwerken sichtbar sind.

Die kombinierten Bilder können während des Aufnehmens in Echtzeit überprüft werden. Diese Funktion ist nur im manuellen Fotomodus möglich.

Rauschunterdrückung

Bereits mit der Lumix G9 zeigte Panasonic eindrücklich, welche Qualität sich aus dem kleinen MFT-Sensor herausholen lässt. Dass sich das Rauschen bei Aufnahmen mit wenig Licht trotz fünf Megapixel höherer Auflösung bei der G9 II angenehm im Rahmen hält, ist schon bemerkenswert.

So sind Bilder bis rund 3200 ISO je nach Motiv noch absolut brauchbar. Störendes Rauschen wird effektiv unterdrückt und feine Bilddetails bleiben erhalten. Bei höheren ISO-Werten geht die Sättigung etwas zurück und das nun stärkere Rauschen wird kräftig «plattgebügelt», die Details weichgezeichnet.

Auch das Fehlen bunter «Sprenkel» in grauen und dunklen Flächen bei kleineren ISO-Werten hat mich positiv überrascht. Und die berüchtigten Farbsäume an Hell-dunkel-Übergängen sind kaum sichtbar. Hier leistet der neue Bildprozessor ganze Arbeit.

In der JPEG-Bilderstrecke unten sind die Artefakte bei höheren ISO-Werten vor allem in grauen Flächen und in den Schattenbereichen der Sprinkleranlage gut zu erkennen. Ab ISO 5000 wirken die Aufnahmen auch nicht mehr «knackig» scharf.

Wer seine Fotos stärker bearbeiten möchte, nimmt am besten im RAW-Format auf und hat danach deutlich mehr Reserven zur Verfügung, bis hin zum Ändern der Bildstile in der Kamera selbst. Und es stehen für das Entrauschen von Bildern leistungsstarke Softwarelösungen zur Verfügung.

Der Videoprofi

Prima Filmemacher: Die Panasonic Lumix G9 II wird zwar als Fotokamera vermarktet, beherrscht Videoaufnahmen jedoch genauso gut.Prima Filmemacher: Die Panasonic Lumix G9 II wird zwar als Fotokamera vermarktet, beherrscht Videoaufnahmen jedoch genauso gut.

Einer Lumix G9 II macht im Videobereich so schnell niemand etwas vor. Allein schon die Auswahl an Aufnahmequalitäten ist beeindruckend. Von den über 100 Formaten können die meisten intern aufgezeichnet werden, solange die SD-Karten die Geschwindigkeit mithalten können. Denn im Gegensatz zur GH6 unterstützt die G9 II keine schnellen CFexpress-Karten.

Um dennoch in den Genuss von schnellen 800 Mbps MOV-Videos, Apple ProRes- oder «All-Intra»-Zeitlupenaufnahmen zu kommen, kann über USB-C ein externer SSD-Speicher angeschlossen werden.

Sogar 12-Bit-RAW-Videoaufnahmen lassen sich seit dem Firmware-Upgrade auf Version 2.0 über HDMI an einen kompatiblen externen Recorder ausgeben. Unterstützt werden geeignete Geräte von Atomos und Blackmagic Design.

Die Lumix G9 II hat von der GH6 die komplette Videoabteilung übernommen. Ich habe diese bereits ausführlich im Testbericht zur Lumix GH6 beschrieben und werde in diesem Artikel vor allem den praktischen Video-Einsatz mit der G9 II erläutern.

Qual der Wahl: Eine Menüseite aus dem umfangreichen Videoformat-Angebot der Panasonic Lumix G9 II. Angezeigt werden auch die Speichermöglichkeiten auf SD-Karte und SSD.Qual der Wahl: Eine Menüseite aus dem umfangreichen Videoformat-Angebot der Panasonic Lumix G9 II. Angezeigt werden auch die Speichermöglichkeiten auf SD-Karte und SSD.

Filmen à la carte

Kamera einschalten, Videotaste drücken und einfach losfilmen. Kann man im Automatikmodus «iA» machen. Die Kamera nimmt dabei die Einstellungen automatisch entsprechend der erkannten Szene vor. Man hat kaum Eingriffsmöglichkeiten.

Filmt man in einem der Fotomodi «PASM», lässt sich bestimmen, ob die Belichtung ebenfalls automatisch erfolgt oder ob die eingestellten Werte für Fotoaufnahmen auch fürs Filmen gelten.

Erst im sogenannten «kreative Filme-Modus» läuft die Panasonic Lumix G9 II zur Video-Bestform auf und stellt den Anwender vor die Qual der Wahl. Er darf zwischen drei Dateiformaten, drei Systemfrequenzen, fünf Aufnahmequalitäten, drei Bildseitenverhältnissen, vier Video-Kompressionsraten, sechs Bild-Auflösungen, zwei Videobild-Bereichen, vierzehn Aufnahme-Bildfrequenzen, 34 Daten-Bitraten von 1,9 Gbps bis 20 Mbps und über 100 Aufnahme-Qualitäten, Apple ProRes und RAW-Videovarianten nicht mitgezählt, wählen!

Zum Glück gibt es eine Filterfunktion im Videoformat-Menü und man darf oft benutzte Videoformate in einer Liste sammeln. Wird dieses Listen-Menü mit den «Mein Menü»-Einstellungen kombiniert, ist man schnell in der Auswahlliste seiner Lieblingsformate.

Gesammelte Werke: Oft gebrauchte Videoformate können in einer Favoriten-Liste gespeichert werden.Gesammelte Werke: Oft gebrauchte Videoformate können in einer Favoriten-Liste gespeichert werden.

Wer oft zwischen dem «kreative Filme-Modus» für Videoaufnahmen und einem Fotografieren-Modus hin- und herwechselt, wird den Menüpunkt «Kombi-Einst. Kreative Filme» lieben. Dort legt man fest, ob die eingestellten Werte fürs Filmen erhalten bleiben, wenn man zwischendurch fotografiert und dabei Einstellungen verändert. Wenn nicht, gelten die neuen Fotografie-Werte auch bei den nächsten Filmaufnahmen.

Priorität-Video: In dieser «Komb-Einst. Kreative Filme» werden alle Einstellungen unabhängig von den Werten beim Fotografieren für die nächsten Videoaufnahmen beibehalten.Priorität-Video: In dieser «Komb-Einst. Kreative Filme» werden alle Einstellungen unabhängig von den Werten beim Fotografieren für die nächsten Videoaufnahmen beibehalten.

AF-Verlagerung bestanden

Gespannt startete ich im Modus «Kreative Filme» meinen Schärfeverlagerungstest. Und ich wurde nicht enttäuscht. Die Lumix G9 II hatte keine Mühe mehr und fokussierte «wie eine Grosse» zwischen den einzelnen Ebenen hin und her. Ohne Schärfepumpen, Verzögerungen oder gar Stillstand. So wie es eigentlich schon immer hätte sein sollen.

Endlich lässt sich auch mit einer MFT-Lumix-Kamera professionell automatisch scharfstellen. Dem Phasen-Hybrid-Autofokus sei Dank! Aber ich wiederhole mich.

Beim ersten Durchgang sprang mir die Schärfe etwas zu schnell hin und her. Nachdem ich im Menü «Individ. AF-Einstellungen (Video)» die AF-Geschwindigkeit von 0 auf minus 3 änderte, erhielt ich langsamere und angenehme Schärfeverlagerungen.

Wie schnell und wie empfindlich: Das AF-Verhalten beim Filmen lässt sich im Videomenü der Lumix G9 II fein anpassen.Wie schnell und wie empfindlich: Das AF-Verhalten beim Filmen lässt sich im Videomenü der Lumix G9 II fein anpassen.

Bei den Aufnahmen draussen, mit Wiesen-Hintergrund, Blättern und Büschen konnte die G9 II ebenfalls überzeugen. Ich wählte hier das kleinste AF-Feld «1-Feld», um die Flächen gezielt anvisieren zu können.

Beim gleichen Test mit der GH6 wurden manchmal die Blätter zügig erkannt und fokussiert, dann wieder überhaupt nicht oder erst nach einem «Anschubsen» per AF-ON- oder Auslöser-Taste während des Filmens. Mit dem bekannten Hin- und Her-Wabbern der Schärfeebene.

Davon war mit der Lumix G9 II überhaupt nichts mehr zu sehen. Die Verlagerungen gelangen zügig und sicher, und zwar jedes Mal auf Anhieb. Endlich, dem Phasen-Hybrid-AF sei ..., aber das hatten wir ja schon.

Motiv-Erkennung und -Verfolgung

Beim Tracking mit kontinuierlichem Autofokus entscheiden Kontraste, Farb- und Grössenunterschiede zwischen verfolgtem Objekt und Hintergrund sehr stark, wie lange der AF-C dranbleibt. Dank der Tier-Erkennung folgte er der schwimmenden Ente zuverlässig auch durch störende Äste im Vordergrund hindurch.

Schau mir ins Entenauge

Bei der Augenerkennung und -verfolgung zeigte die Lumix G9 II so richtig, was sie kann. Die Motiverkennung stand auf [ANIMAL] und «einzeln». Das Auge der Warzenente wurde erkannt und hartnäckig verfolgt. Dabei liess sich der Autofokus auch durch Kopfbewegungen nicht aus der Ruhe bringen oder zum Abdriften ins Wasser oder aufs Laub verleiten.

Meine Begeisterung für den neuen Phasen-Hybrid-AF der Lumix G9 II hat man sicher mitbekommen. Mit eingeschalteter Motiverkennung wird der Unterschied bei der Treffsicherheit und Zuverlässigkeit des AF-C gegenüber Mitbewerbern wie Sony, Canon, Nikon oder Olympus immer geringer oder fällt je nach Motiv ganz weg.

Wichtig ist auch, dass beim Filmen das technisch bedingte und sehr störende kurze AF-Pumpen und Wabbern des alten Systems nicht mehr auftritt.

Während andere Kameras noch weitere Motiv-Typen wie «Züge» oder «Flugzeuge» kennen, musste ich beim Filmen von Flugzeugen mit der G9 II auf die Motiverkennung verzichten. Je nach Grösse, Höhe, Blickwinkel oder Orientierung erkannte die Kamera mit dem [CAR] Motivtyp die Flieger mehr oder weniger zufällig oder überhaupt nicht. Ich habe dann auf eines der normalen AF-Modi wie «Verfolgung», «Zone» oder «1-Feld» umgeschaltet und die Motiverkennung deaktiviert.

Hier könnte Panasonic die Lumix G9 II bei zukünftigen Firmware-Updates sicher noch mit weiteren Motiv-Typen für die automatische Erkennung ergänzen.

Schärfe per Hand

Natürlich lässt sich mit der Lumix G9 II auch händisch scharfstellen. Dabei unterstützt einem die Kamera mit einer Lupenfunktion, die das Bild automatisch beim Drehen des Fokusrings oder beim Drücken auf die Fokusfeld-Taste oder den Joystick vergrössert darstellt.

Zusätzlich kann eine Kantenhervorhebung (Fokus-Peaking) in wählbarer Empfindlichkeit und Farbe angezeigt werden. Und schliesslich lässt sich noch eine Aufnahmedistanz-Gitterlinie einblenden.

Händisch fokussieren: Im «Fokus/Auslöser»-Menü der Lumix G9 II können Hilfefunktionen für das manuelle Scharfstellen aktiviert werden.Händisch fokussieren: Im «Fokus/Auslöser»-Menü der Lumix G9 II können Hilfefunktionen für das manuelle Scharfstellen aktiviert werden.

Ausgewackelt

Beim Filmen kann durch den kombinierten Gebrauch von Bildstabilisatoren im Objektiv, im Kameragehäuse und in der Elektronik das Verwackeln in fünf Achsen entlang der vertikalen, horizontalen, Roll-, Nick- und Gierachsen sowie die Verzerrungen, die oft beim Gebrauch von Weitwinkelobjektiven auftreten, verringert werden.

Beim Einsatz dieses elektronischen 5-Achsen-Hybrid-Bildstabilisators wird der Bildwinkel zwar ein wenig kleiner, dafür ist er mit allen Objektiven kompatibel und die Beruhigungswirkung ist verblüffend.

Die Wirksamkeit des Bildstabilisators kann durch Zuschalten der Funktion «Bildstabil. verstärken» noch erhöht werden. Damit wird die Bildkomposition stabil gehalten, so wie wenn man von einer festen Perspektive aus, ohne zu Schwenken, aufnimmt.

Fazit

Mit der Panasonic Lumix G9 II erhalten Fotografen und Filmemacher einen ausgezeichneten Nachfolger der bewährten und beliebten Lumix G9.Mit der Panasonic Lumix G9 II erhalten Fotografen und Filmemacher einen ausgezeichneten Nachfolger der bewährten und beliebten Lumix G9.

Die Lumix G9 II ist eine umfangreich ausgestattete Kamera im Micro-FourThirds-Format. Von Panasonic in erster Linie als Fotokamera vermarktet, sehe ich sie eher als ideales Allround-Modell für Einsätze im Foto- und Videobereich.

Die vielen Anwendungsmöglichkeiten der G9 II lassen sich in einem Testbericht nur unvollständig beschreiben. Besonders bei den Videoformaten sind unzählige Kombinationen möglich. Wer sie alle beherrschen möchte, muss bereit sein, sich in das über 800 Seiten starke Handbuch zu vertiefen. Die Kamera ist viel zu schade (und zu teuer), um sie nur im Automatikmodus zu verwenden.

Wer oft mit leistungshungrigen Videoformaten über längere Zeit aufnimmt, sollte die Wärmeentwicklung in der G9 II berücksichtigen. Hier ist eine GH6 dank eingebautem Ventilator nach wie vor die bessere Lösung.

Die Bildqualität bleibt auch mit der fünf Megapixel höheren Auflösung gegenüber der G9 sehr gut, wenn genügend Licht vorhanden ist und der ISO-Wert niedrig bleibt. Wer bei wenig Licht schnelle Bewegungen erfassen möchte, muss bei Micro-FourThirds systembedingt Kompromisse eingehen und wird mit dem APS-C- oder Vollformat bessere Ergebnisse ohne zusätzliche Nachbearbeitung erzielen.

Panasonic ist es hoch anzurechnen, dass das Micro-FourThirds-Format weiterhin mit neuen Modellen unterstützt wird. Doch die Frage sei erlaubt: Wenn MFT-Kameras wie die G9 II so klobig und schwer daherkommen, könnte man ja gleich das Lumix S Vollformat-Modell kaufen.

Die Lumix G9 II hebt die Messlatte für MFT-Kameras weiter an. Die zweite Ausgabe der G9 wurde tüchtig aufgebohrt, besitzt mit 25 Megapixel als zweite Kamera die höchste MFT-Sensorauflösung und bietet umfangreiche Foto- und Videofunktionen. Der neue Autofokus arbeitet endlich schnell und zuverlässig und nähert sich den Leistungen der Mitbewerber. Wer Gewicht und Grösse der Kamera nicht scheut, erhält mit der G9 II eine ausgezeichnete Allrounderin fürs Fotografieren und Filmemachen.

STECKBRIEF
Modell:
Lumix DC-G9II
Profil:
Beste spiegellose Systemkamera im Micro-FourThirds-Format. Umfangreiche Ausstattung, bewährtes Bedienungskonzept und viele Sonderfunktionen. Robustes, wettergeschütztes Gehäuse. Gleichermassen gut geeignet für Videoproduktionen sowie Tier-, Reise-, Dokumentar- und journalistische Fotografie.
Pro:
25-MP-Sensor, höchste Bildauflösung bei MFT
neues Phasen-Hybrid-Autofokussystem
tolle Serienbildgeschwindigkeit
sehr guter Bildstabilisator für Foto und Video
100 MP HiRes-Aufnahmen aus der Hand
aufklapp- und ausschwenkbares Touch-Display
viele Direkttasten, Joystick
umfangreich konfigurierbar
5,7K 30p Videoaufnahmen in Apple ProRes 422 HQ
Aufnahme/Wiedergabe mit externer SSD über USB
RAW-Videoaufnahme auf externen Recorder
viele professionelle Filmformate in 10 Bit
unlimitierte Aufnahmezeit
zwei Speicherkartenfächer
wettergeschützt
Contra:
nicht alle Videoformataufnahmen intern möglich
wuchtig und schwer für MFT-Verhältnisse
kein Sensorschutz bei Objektivwechsel
kein Statusdisplay mehr auf Oberseite
keinen Blitzsynchronanschluss mehr
keine Post-Fokusfunktion mehr
Preis:
1,899.00 CHF
Hersteller:
Jahrgang:
2023
Vertrieb:
Masse:
134,3 x 102,3 x 90,1 mm
Gewicht:
0,658 kg
Farbe:
Schwarz
Auflösung:
25,21 Megapixel effektiv
Bildsensor:
4/3 Zoll Live-MOS-Sensor
Datenformat:
JPEG, RAW
Empfindlichkeit ISO:
100 bis 25'600, erweiterbar ISO 50
LCD Monitor:
3,0 Zoll TFT Touch-Screen
Pixel:
1'840'000 Bildpunkte
Schnittstelle:
HDMI Typ A, USB Type-C (3.2 Gen 2) Power Delivery, Mikrofon, Kopfhörer, Fernsteuerung
Speichermedien:
2 x SD/SDHC/SDXC UHS-II kompatibel
Verschlusszeit:
30 min bis 1/32'000 Sek
Videoaufnahme:
MP4 (H.264, H.265/HEVC), MOV (H.264, H.265/HEVC, Apple ProRes, RAW-Video), 59.94 / 50.00 / 24.00 Hz, 5,8K (29.97p-23.98p), 5,7K (60p-23,98p), 4,4K (60p-50p), C4K, 4K/UHD (120p-23.98p), FHD (239.76p-23.98p), Anamorph, V-Log, HLG, 4:2:2 10-bit

Onlinelink:
https://avguide.ch/testbericht/test-lumix-g9-ii-micro-fourthirds-kamera-vielseitiger-mft-profi