
P5 Series 2: On-Ear-Hörer mit Charme
Der originale P5 wurde bereits anno 2010 getestet und für sehr gut befunden (siehe den test "Charmanter Begleiter" in avguide.ch).
Nun hat Bowers & Wilkins den P5 Series 2 auf den Markt gebracht, der sich von der originalen Version, abgesehen vom Klang, hauptsächlich durch ein neues Innenleben unterscheidet.
Der P5 als On-Ear-Hörer mit Geräuschisolation bleibt dem Stil des Originals mit Ohrpolstern aus ultraweichem Schafleder treu, wurde jedoch mit neuen Chassis bestückt. mit ihm wird ein luxuriöses Tragetäschchen mitgeliefert. So ist er mit abgedrehten Muscheln - und damit flach wie eine Flunder - für die Reise bestens geschützt. Die Ohrpolster des P5 Serie 2 haben nun akustisch optimierte Gittermuster, welche die Zirkulation der Luft in den Polstern verbessern sollen.
Die durch Magnete an ihrem Platz gehaltenen Ohrpolster können zum Austausch oder Wechseln der Kabel leicht abgenommen werden. Der auf Apple-Player optimierte Hörer ist nun mit einem entsprechenden Mikrofon-Fernbedienungskabel ausgerüstet, so dass man Anrufe entgegen nehmen, die Lautstärke regulieren und die einfache Steuerung der meisten aktuellen Apple-Player bewerkstelligen kann.
Charmant geblieben

Wer den Test des "alten" P5 in avguide.ch studiert, kann feststellen, dass er als "charmant" klingender Hörer ohne Grellheit und Schärfe, mit überaus schönem Klang und beachtlichem Bass beschrieben wurde.
Der Hörer der neuen Generation verhält sich in einigen Punkten gleich, in anderen doch recht verschieden. Gleich geblieben ist die gute Abschirmung gegenüber Umgebungsgeräuschen. Auch der Tragekomfort ist infolge des schmuseweichen Ohrpolster sehr hoch. Natürlich kann er die systembedintgen Nachteile der On-Ear-Hörer, wie ein gewisser Druck auf die Ohren, nicht ganz eliminieren.
Klanglich sind bemerkenswerte Unterschiede festzustellen. Der Bass spielt nun glatt eine Oktave tiefer und ist noch kräftiger geworden. Das erfreut natürlich alle Bass-Fetischisten. Generell liefert das neue Innenleben einen vitaleren, impulsiveren Klang. Das macht sich gerade bei Klavieraufnahmen positiv bemerkbar. Diskantanschläge kommen knackiger und deutlich präziser. Als Nachteil empfand eine Test-Hörerin allerdings, dass bei den Streichern die Kratzgeräusche nun deutlicher erscheinen und bevorzugte den Vorgänger. So darf man wieder einmal feststellen, dass eine genauere Zeichnung der Klangmuster auch Sachen hervorhebt, die man gar nicht so genau hören möchte.
Con Basso

Doch auch bei Orgelmusik konnte die neue Version mit strahlenderen Mixturen (hohe Klangregister), einer enormen Weiträumigkeit und einem unglaublichen Tiefgang im Bass aufwarten.
Der druckvollere Klangcharakter lässt jazzig-rockige Sounds deutlich vitaler erscheinen. So zupft der Bassist der Harry James Big Band noch kräftiger an seinen Saiten. Die Blechbläser kommen mit deutlich mehr Attacke und die Beckenschläge erhalten mehr Zeichnung. Geradezu umgehauen wird man vom Tiefstbass bei David Sanbornes Tequila. Dass dieser Tiefgang und Druck von einem so kleinen Kopfhörer stammen kann, erscheint zunächst als fast unglaublich.
Den eleganten und top-verarbeiteten P5 der neuen Serie darf man als bassstarken, impulsiv und trotzdem edel klingenden Hörer mit guter Geräuschisolation und hohem Tragkomfort bezeichnen. Er nervt, wie sein Vorgänger, nie durch Grellheit oder gar zischelnde Klängen und überzeuget mit seiner angenehmen Brillanz auch im Langzeithören.
C5 Series 2: In-Ear-Hörer mit Donnerbass

Der In-Ear-Hörer C5 Series 2 übernimmt vom Original nicht nur das Design, sondern auch einen guten Teil der Funktionalität, wie zum Beispiel den Secure Loop, den Aufbau des Hörers samt dem Microporous Filter und vieles andere. Neu sind, wie beim On-Ear-Hörer P5 Series 2, jedoch die Treiber, die natürlich den Klang wesentlich mitbestimmen. Die neu entworfenen dynamischen 9,2 mm-Chassis sollen diesem Kopfhörer laut Werbeabteilung von Bowers&Wilkins "starke, aber kontrollierte Bässe und einen natürlicheren, offenen Klang ermöglichen".
Auch bei diesem Hörer wird ein kleines Case für die Reise mitgeliefert. Auffallend ist auch hier der Secure Loop, eine gepolsterte Kabelschlaufe, die sich an die Gehörgrösse anpassen lässt und mit etwas Übung einen tadellosen und unverrückbaren Sitz am Ohr ermöglicht. Für das Made-for-iPhone Kabel des C5 Serie 2 Kopfhörers gilt das gleiche wie für den bereits erwähnten P5 Series 2.
Wie bei In-Ear-Hörern allgemein üblich, werden drei Ear-Buds (bei anderen Herstellen mit Ohradapter, Ohrpassstücke oder Rubber Caps bezeichnet) in drei verschiedenen Grössen mitgeliefert. Wie wichtig die Wahl der richtigen Grösse ist, zeigt der Hörtest.
Das Orchester im Gehörgang
Wie schon beim Test des Vorgängers enttäuschten die ersten Paar Takte aufgrund eines dünnen, mickrigen Klanges. Doch kannten nun die Tester gleich die Ursache und montierten so gleich die für sie passenden Ear-Buds, welche den Gehörgang perfekt nach aussen abdichten und so auch die Umgebungsgeräusche stark abdämpfen. Auch beim In-Ear-Hörer C5 war es natürlich höchst interessant, die originale Version mit der neuen Generation C5 Series 2 zu vergleichen.
Beginnen wir gleich mal mit dem Abhören einer ganz normalen und qualitativ durchschnittlichen Rock-Aufnahme, wie sie im Markt zu 99% angeboten wird. Über den originalen C5 erschien das Album Omega von Asia mit etwas wenig Druck im Bass und am Equalizer des iPhones wurde die Stellung "mehr Bass" gewählt. Ganz anders beim C5 der zweiten Generation: Hier resultierte - ohne jegliche klangliche Manipulation - ein kraftstrotzendes, angenehm brillantes Klangbild, das echt gefallen konnte. Auch bei höheren Pegeln blieb der Klang absolut sauber und nervte nie durch einen billig scheppernden Sound, wie ihn so viele In-Ear-Hörer auch heute noch bieten.
Hinunter in den tiefsten Frequenzkeller...

Doch bei David Sanbornes Tequila, einer Aufnahme mit gigantischen, bis zu rund 30 Hz hinunter reichenden Tiefstbässen, dominierte der ultratiefe Bass die Szene, und eine weitere Kräftigung des Basses wäre da nicht mehr sinnvoll. Punkto Bass hat man eine Schwelle erreicht, welche die Bowers&Wilkins Klangtuner nicht überschreiten sollten, ansonsten das Urteil "basslastig" vergeben werden müsste. Sehr erfreulich dann die Wiedergabe von Sanbornes Alt-Saxophon, welches nicht, wie so oft, grell vor sich hinröhrt, sondern mit natürlicher Brillanz seine Kantilenen hinzaubert.
Der direkte Vergleich zeigte aber, dass sich nicht nur der Bass des C5 verändert hat, sondern das gesamte Klangbild. Der neue Hörer klingt gerade bei Klassik, wie eine Testhörerin beim Anhören der Mozart Klaviertrios mit Violine, Cello und Klavier, bemerkte, noch schöner und klangfarbenreicher. Erfreulicherweise hat man vermieden, die Höhen anzuheben und so klingen sowohl Solo-Stimmen wie auch grossräumige Choraufnahmen sehr natürlich und angenehm.
Der C5 Series 2 gibt sich gerade bei Klassik als sehr sympathisch klingender Hörer, der mit seiner unerhörten Breitbandigkeit und guter Räumlichkeit verblüfft und nicht selten die Hörperson glatt vom Sessel reisst. Ja sogar Freunde sakraler Orgelmusik zeigten sich von der klanggewaltigen Wiedergabe, insbesondere den abgrundtiefen Bässen dieses Mini-Hörers, beeindruckt.
Fazit
Mit dem On-Ear-Hörer P5 und dem In-Ear-Hörer C5 Series 2 bringt Bowers&Wilkins überarbeitete Versionen von bereits erstklassigen Kopfhörern, die nicht nur auf der Reise, sondern auch zu Hause viel Spass bereiten können. Wohl die auffallendste Veränderung ist ein kräftigerer, nach unten deutlich erweiterter Bass. Aber auch in Sachen Mitten und Höhen hat sich einiges getan. Doch die Hörer der ersten Generation gehören deshalb noch lange nicht zum alten Eisen, denn auch sie nehmen heute noch in ihren Produkte-Segmenten gute Plätze ein. Die Exemplare der Series 2 haben ihr Nase denn auch ganz vorne wenn es um einen kraftstrotzenden und dennoch subtilen Klang mit absolut erstaunlichem klanglichen Niveau geht.
Für beide Hörer gilt: Es ist erstaunlich, welche klanglichen Qualitäten heute von solch kompakten Hörern geboten werden, wenn hinter ihnen das grosse Know-how von Audio-Experten mit jahrzehntelanger Erfahrung steht. Hinzu kommt im Falle unserer Testlinge ein erstklassiges Design mit ebensolcher Verarbeitung.
Summa summarum darf man bei beiden hier geprüften Produkten feststellen: Beste britische Sound-Tradition in topmodernen Produkten.