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Magnats Retro-Lautsprecher

Test Magnat Transpuls 1500

Publiziert am 08. November 2020 - Silvan Karrer
Rock on! Das ist das Motto der Transpuls 1500. Sie kann natürlich auch andere Musikstile, aber Rock ist ihre Herkunft und Bestimmung.Rock on! Das ist das Motto der Transpuls 1500. Sie kann natürlich auch andere Musikstile, aber Rock ist ihre Herkunft und Bestimmung.

Einleitung

Seit der Firmengründung von Magnat im Jahre 1973 sind über 40 Jahre vergangen, in denen der deutsche Hersteller immer wieder interessante Produkte auf den High-End-Audio-Markt gebracht hat. Vielleicht sind Ihnen die All-Ribbon-Lautsprecher von 1978 oder der Röhrenverstärker RV aus dem Jahr 2007 ein Begriff. Mit der neuen Magnat Transpuls 1500 surft nun jedenfalls auch dieser Hersteller auf der Retro-Welle. Der Name Transpuls ist eine Neu-Kreation und soll Dynamik vermitteln. Aber dazu später mehr. Die Transpuls 1500 hat noch eine kleinere Schwester, die Transpuls 1000. Diese gibt es in einer linken und einer rechten Ausführung. Dies aufgrund der asymmetrischen Chassis-Anordnung.  

Mit ihrem dominanten Äusseren versucht die Transpuls 1500, sich schon gar nicht erst den vom Marketing üblicherweise verordneten Design-Trends unterzuordnen. Sie steht zu ihrem massigen und kantigen Retro-Design. Im Look unterscheidet sie sich von der kürzlich getesteten britischen Wharfedale Linton trotzdem sehr stark. Es wird deshalb spannend sein, herauszufinden, wie sich die beiden Retro-Lautsprecher klanglich unterscheiden. Sozusagen eine Neuauflage des Wembley-Finals von 1968. Seien Sie gespannt, wie das Penaltyschiessen ausgeht!

Die Chassis sind asymmetrisch angeordnet.Die Chassis sind asymmetrisch angeordnet.

Das Testobjekt Magnat Transpuls 1500

Die Retro-Lautsprecher Magnat Transpuls 1500 sind massive 3-Weg-Standlautsprecher, die beim Trend «immer kleiner, immer integrierter und am besten unsichtbar» schon gar nicht mitmachen wollen. Sie stehen dominant in meinem mittelgrossen Hörraum und markieren ihr Revier! Als erstes fällt einem das grosse 38er-Bass-Chassis auf. Es ist hart aufgehängt und vermittelt schon optisch «Live-Konzert Stimmung». Auch der Mittelton-Konus hat sich das Live-Erlebnis auf die Fahnen geschrieben und liefert seinen Anteil an den unglaublichen 95 dB Wirkungsgrad dieser Lautsprecher. Ins gleiche Horn blasen die beiden 25-mm-Gewebekalotten, angeordnet tatsächlich in einem Horn. Auch sie erinnern an die HiFi-Blütezeit – und je länger ich mich mit der Transpuls beschäftige, desto mehr geistert in meinem Kopf der legendäre US-amerikanische Lautsprecher-Hersteller mit den bekannten drei Buchstaben herum – sie wissen schon, welchen ich meine ... ;-)

Ständer sind kein Thema, der Lautsprecher steht auf einem eigenen Sockel, auf dem das edle Vollmetall-Magnat-Logo angebracht ist. Hier auch gut ersichtlich sind die beiden frontseitig angebrachten Bassreflex-Öffnungen.Ständer sind kein Thema, der Lautsprecher steht auf einem eigenen Sockel, auf dem das edle Vollmetall-Magnat-Logo angebracht ist. Hier auch gut ersichtlich sind die beiden frontseitig angebrachten Bassreflex-Öffnungen.

Interessanterweise hat auch die Transpuls eine asymmetrische Anordnung der Lautsprecher-Chassis. Zu diesem Zweck ist das Hochton-Horn nicht symmetrisch, sondern rechts platziert. Es gibt aber, anders als beim kleineren 1000er-Modell, kein explizit rechtes oder linkes Modell. Wie bereits im letzten Linton-Test ausgeführt, gibt es einen physikalischen Grund für diese Asymmetrie. So angeordnete Hochtöner generieren weniger von den Kanten verursachte Reflexionen. Einige Hersteller haben in den 60er- und 70er-Jahren und zum Teil bis heute diese Anordnung beibehalten. Die Mehrzahl hat sich aber dem Design-Diktat untergeordnet und ordnet die Treiber symmetrisch an.

Das grosse und stabil wirkende MDF-Gehäuse hat ein Dark-Wood-Holzdekor und unterstützt mit der abnehmbaren Stoffbespannung das Retro-Design. Nicht zu vergessen sind die beiden unterhalb des Tieftöners angebrachten Bass-Reflex-Rohre, die zur Front – und nicht wie üblich rückwärtig – abstrahlen.

Magnat hat die Transpuls-Lautsprecher ganz streng nach dem deutschen «Klippel®-Laser-Messsystem» vermessen und entwickelt. Sie hat also deutsche Klang-DNA und Ingenieurskunst mit auf den Weg bekommen.

Hörtest

Die Magnat-Werbung verspricht nicht zu viel. Denn sobald die Kabel an den Single Terminal angeschlossen und die Röhren aufgewärmt sind sowie die Play-Taste auf der Qobuz-App gedrückt wurde, geht’s schon rein ins dynamische Hörvergnügen. Die 95 dB Wirkungsgrad, die normalerweise nur grosse Horn-Systeme erreichen, spürt man ab dem ersten Ton. Seien Sie also zu Beginn wirklich vorsichtig im Umgang mit der Lautstärkeregelung und beginnen Sie ganz sachte. Mein Versuch mit dem kleinen 10-Watt-Röhren-Push-Pull-Verstärker war ein voller Erfolg. Ich denke, auch eine 8-Watt-Singlended-Triode hätte leichtes Spiel mit der Magnat Transpuls.

Platzierungshinweise

Ich habe die Lautsprecher zu Beginn etwa 30 cm von der Wand und ganz leicht eingewinkelt positioniert. Wenn Sie mehr Platz in Ihrem Hörraum haben, sind wohl 50 cm idealer. Wie bekannt, interagiert jeder Lautsprecher mit dem jeweiligen Hörraum. Allgemeine Empfehlungen sind deshalb vielfach Makulatur. Verschiedene Aufstellungsvarianten auszuprobieren, lohnt sich alleweil. Die Magnat ist trotz ihrer Grösse nur knapp 40 cm tief und benötigt entgegen ihrer Optik relativ wenig Raumtiefe.

Weitere persönliche Empfehlung: Achten Sie auf eine gute Unterlage für die Transpuls. Sinnvollerweise entkoppeln Sie sie vom Boden und probieren verschiedene Untersätze aus. Der Bass wird im besten Fall nochmals entscheidend entschlackt – und der Zugewinn an Direktheit und Präzision von Mittel/Hochton lohnt den Aufwand.

Klangbeschreibung

Die Magnat Transpuls schiebt sofort Unmengen an Bass-Energie in den Hörraum, ohne aber aufzudicken. Der Bass ist nicht plump oder fett, er ist tief, sehr tief und trocken. Er macht einfach Spass und bildet ein tolles Klangfundament! Die Mitten kommen neutral, die Stimmen und Instrumente kommen sauber und schliessen sich nahtlos den beiden in einem Horn angeordneten Hochtönern an. Die den Hörnern nachgesagten Verfärbungen kann ich beim besten Willen nicht heraushören. Irgendwie kommt mir der Begriff «Klang-Wand» in den Sinn. Die Transpuls 1500 will und kann nicht das übliche HiFi-Klischee mit Räumlichkeit und Dreidimensionalität bedienen. Eine ehrliche Haut ist sie. Ihr Motto ist Spass und Dynamik. Noch mehr als die Linton gibt sie die perfekten, pegelfesten Lautsprecher ab. Ich konnte sie in meiner Wohnung schon gar nicht an ihre Limite ausreizen, da ich keinen Ärger mit meinen Nachbarn will.

Ich habe auch einen sehr erfahrenen Mithörer eingeladen, um eine Zweitmeinung einzuholen. Auch er war über die Dynamik und die Spielfreude der Transpuls sehr positiv überrascht. So liessen wir es mit Rock- und Blues-Titeln aus den 60er- und 70er-Jahren sowie Goa Trance krachen. Jazz und Klassik kann sie natürlich auch, diese Musik-Genres sind aber vielleicht nicht ihre absolute Domäne. Um den erwähnten Begriff Klang-Wand nochmals aufzugreifen: Die Transpuls will nicht auf HiFi machen. Die vielzitierte Räumlichkeit ersetzt die Transpuls mit Direktheit und Spielfreude, basierend auf ihrem tollen Bass-Teppich! 


Das interessante Doppel-Horn und das mächtige 38er-Bass-Chassis sind die spannenden Elemente der Magnat Transpuls 1500.Das interessante Doppel-Horn und das mächtige 38er-Bass-Chassis sind die spannenden Elemente der Magnat Transpuls 1500.

Preis-Leistungs-Verhältnis

Die Magnat Transpuls 1500 steht mit CHF 1398 in der offiziellen Preisliste, das kleinere Schwestermodell Transpuls mit CHF 949. Beides sind Paar-Preise! Daher bekommen Sie viel, sehr viel Musik und Spass für wenig Geld. Dass aus Budget-Gründen bei der Ausführung auf edle Materialien verzichtet werden musste und dafür das Budget für das Wesentliche – zum Beispiel für grossartige Chassis und aufwändige Entwicklungsarbeit verwendet wurde – macht die Lautsprecher noch ehrlicher und sympathischer!

Fazit

Aus dem angekündigten Re-Match Deutschland-England wurde nichts. Die Magnat Transpuls will gar nicht erst mitspielen. Sie ist schlicht und einfach in einer anderen Disziplin unterwegs. Um beim Sport zu bleiben: Da würde die Transpuls eher in der Kategorie Rugby antreten, während die Linton Fussball spielen würde. Wenn die Linton ein Retro-HiFi-Lautsprecher im klassischen Sinn ist, dann ist die Transpuls ein dynamischer Live- und Party-Lautsprecher wie aus dem Bilderbuch. So viel Dynamik, Spielfreude und Bass-Energie für so wenig Geld ist woanders wohl kaum zu bekommen! Ich mache mir um die Transpuls 1500 keine Sorgen, sie wird viel treue Fans finden, garantiert!

 

STECKBRIEF
Modell:
Transpuls 1500
Profil:
Wuchtiger 3-Weg-Retro-Standlautsprecher mit hohem Wirkungsgrad, dynamisch und spielfreudig
Pro:
Sehr hoher Wirkungsgrad und Pegelfestigkeit
Dynamischer Sound mit einem abgrundtiefen Bass
Vintage-Design
Top Preis-Leistungs-Verhältnis
Contra:
Entspricht nicht dem gängigen Hifi-Klischee
Braucht viel Auslauf
Entkopplung vom Boden ist fast ein Muss
Preis:
1,398.00 CHF
Hersteller:
Jahrgang:
2020
Vertrieb:
Masse:
514 x 1000 x 385 mm
Gewicht:
37 kg
Farbe:
Dark Wood
Bass:
1 x 380 mm
Bauprinzip:
Bassreflex
Hochton:
2 x 25 mm Horn-Hochtonkalotten
Impedanz:
4 – 8 Ohm
Maximale Leistung:
500 Watt
Mittelton:
1 x 170 mm
Wirkungsgrad:
95 dB

Onlinelink:
https://avguide.ch/testbericht/test-lautsprecher-magnat-transpuls-1500-magnats-retro-lautsprecher