Verlockender Einstieg
Test Focal Aria 926 Standlautsprecher

Der französische Lautsprecher-Hersteller Focal und die Firma Naim aus England spannen schon eine Weile zusammen. Sie sind in der Vervent Audio Group und am Markt immer deutlicher auch gemeinsam sichtbar. Unter dem Motto «Focal powered by Naim» gibt es in Seoul bereits einen ersten gemeinsamen Store der beiden Marken – und weitere werden wohl folgen. In der Schweiz geht es ähnlich zur Sache: Immer öfter werden Kombinationen der beiden Hersteller propagiert. Dies vermittelt natürlich auch den Eindruck der optimal zusammenpassenden Lösung. Stimmt das auch? Jedenfalls hat Naim mit ihren Uniti-Geräten (Uniti Atom, Uniti Star und Uniti Nova) 3 potente Streaming-Verstärker als Zuspieler für passende Lautsprecher von Focal im Programm. Damit lassen sich einfache HiFi-Systeme mit nur 2 Komponenten bzw. 3 Geräten zusammenstellen. Focal & Naim bieten in der Schweiz via Fachhandel 5 solche System-Sets an. Sie bestehen aus einem Paar Lautsprecher, dem (nach Meinung von Naim) dazu passenden Uniti-Gerät, einem Paar Lautsprecherkabel sowie 5 Jahren Garantie.
Den Standlautsprecher Aria 926 testeten wir als System mit einem Uniti Star als Quelle bzw. Zuspieler. Da es uns als anspruchsvolles HiFi-System vorgestellt wurde, durfte man gespannt sein. Kostenpunkt für das Set: 6599 CHF. Das Paar Aria 926 kostet allein 2798 CHF.
Die Aria-900-Serie ist Focals zweitgünstigste Modellreihe, unterhalb der Kanta und oberhalb der Chora angesiedelt.

Der Hersteller spricht von einem erschwinglichen audiophilen Lautsprecher für Räume ab oder grösser 20 Quadratmetern und einem Hörabstand von mindestens 3 Metern. Die Aria 926 wirkt sehr edel mit einer lederartig strukturierten Schallwand, einer Hochglanz-Kunststoff-Topplatte und Seitenflanken mit Hochglanz-Finish in den Farben Schwarz oder Walnuss. Bei der Holzvariante kommt kein Holzfurnier zum Einsatz, sondern eine hochwertige Kunststoffbeschichtung.
Die Aria 926 verfügt über einen Sockel, der den Korpus des Lautsprechers anhebt und diesen in einen optisch attraktiven Schwebezustand versetzt. Der Sockel steht auf 4 Spikes, die sich einigermassen bequem von oben justieren lassen – zum Beispiel, um dem Speaker für eine kleinere Hördistanz eine leichte Neigung nach hinten zu geben. Dazu steht ein Werkzeug zur Verfügung.


Die Aria 926 ist ein recht typisches 3-Wege-System mit einem Bassreflex-Port gegen den Hörer gerichtet, 2 dynamischen Tieftontreiber sowie dem äusserlich baugleichen Tief-Mitteltontreiber. Die 165-mm-Membranen bestehen aus einem laminierten Verbundmaterial mit einer Schicht aus natürlichem Flachs. Die pflanzliche Flachsfaser dürfte, zur Membran verarbeitet, eine hohe innere Dämpfung bei guter Steifheit und geringem Gewicht aufweisen – ähnlich wie Papier (Karton), aber wesentlich attraktiver. Es ist, wie es sein muss: Diese Flachsmembranen verleihen dem Lautsprecher eine ansprechende Exotik. Schliesslich ist Focal nicht der einzige Hersteller, der eine gut gestylte Optik gewinnbringend in die Waagschale wirft.
Die Hochtonkalotte besteht wie meistens bei Focal aus einer Metallfolie, hier eine Aluminium/Magnesium-Legierung, die invers geformt ist.


Technische Daten
Mit vielleicht gegen 90 Liter Innenvolumen erzielt man mit Bassreflex eine sauber spezifizierte untere Bassfrequenz von 37 Hz (-6dB) bzw. den -3dB-Punkt bei 45Hz. Der Hochton reicht bis 28 kHz. Mit 8 Ohm nominaler Impedanz fällt das Impedanzminimum von 2,9 Ohm auf. Es deutet darauf hin, dass der «Amplificateur» schon ein bisschen Schmackes haben sollte, aber wirklich kritisch ist das heutzutage nicht mehr. Der Hersteller empfiehlt denn auch Verstärker von über 40 Watt RMS-Leistung. Der Wirkungsgrad liegt bei sehr anständigen 91,5 dB. Focal verfügt über eigene Messeinrichtungen, weshalb ich dieser Angabe auch Glauben schenke. Die 25 kg Gewicht sprechen bei den Abmessungen eher für eine leichte Bauweise.

Hörtest
Der Uniti Star von Naim wollte es beim Hörtest richten – und tat es mit Bravour! Nicht, dass ich es wirklich bezweifelt hätte, aber die Kombi spielt wirklich auf den Punkt. Die Aria 926 liess in den hohen Tönen die Aggressivität vermissen, die mich persönlich bei Focal immer genervt hatte. Der Hochton kam zwar so ein bisschen üppig akzentuiert ins Klanggeschehen, aber das darf so sein. Ich empfand es als stimmig und nur selten grenzwertig. Ich hörte Musik von Chris Stapleton, Anette Askvik, dem Monty Alexander Trio, Eva Erikkson und Deadmau5. Letzterer, um das Elektro-Genre noch abzudecken.
Bei Stimmen – ob Mann oder Frau – entzückte mich die Aria 926 auf der ganzen Linie. Bei der Choraufnahme von Eva Erikkson, Laudate (Proprius) füllten die vielen Stimmen den imaginären Raum gar wundervoll einheitlich, dennoch differenzierbar und räumlich sehr exakt. Die berühmt-berüchtigte Montreux-Alexander-Aufnahme liess die erwünschte Hyperdynamik der Klavieranschläge überzeugend aufkommen. Nur der Bass von John Clayton war nicht so körperhaft, wie auch schon vernommen. Bei Anette Askviks Song «Liberty» wurde dann klar, dass die Aria 926 nicht abgrundtief spielt. Doch das, was sie kann, macht sie sehr gut. So kommt auch die Elektro-Fangemeinde nicht zu kurz, wie Deadmau5 (Level 2) dann darlegte.
Die angesprochene untere Grenze der Aria 926 ist deshalb nicht auffällig, weil auch bei sehr hohen Pegeln nichts aus dem Ruder läuft. Der Lautsprecher ist pegelfest und auch im Partybetrieb nicht einfach zu bodigen.
Fazit
Die Focal Aria 926 ist etwas für die moderne schwäbische Hausfrau mit hohem Anspruch an Musikalität, Stil und Performance. Vor allem verspricht auch der Hersteller das Richtige: In Verbindung mit dem Geschwister-Streaming-Verstärker Uniti Star von Naim ist es ein anspruchsvolles HiFi-System für Leute mit hohen Ansprüchen, aber auch anderen Verpflichtungen. Etwas für «Real World»-Musikliebhaber.
Preis-Leistung
Onlinelink:
https://avguide.ch/testbericht/test-standlautsprecher-focal-aria-926-verlockender-einstieg