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4K-Allrounder für Prosumer

Test Camcorder Panasonic HC-X1

Publiziert am 26. Februar 2017 - Hanspeter Frei
Prosumer-Gesamtpaket: Der neue HC-X1 von Panasonic mit 4K, UHD-60p-Video, 20-fach Zoom, grossem Sensor und kleinem Weitwinkel erfüllt viele Anforderungen im semiprofessionellen Videobereich.Prosumer-Gesamtpaket: Der neue HC-X1 von Panasonic mit 4K, UHD-60p-Video, 20-fach Zoom, grossem Sensor und kleinem Weitwinkel erfüllt viele Anforderungen im semiprofessionellen Videobereich.

Videokameras für engagierte Amateurfilmer, oft als Prosumer bezeichnet, sind rar geworden. Die Hersteller verweisen auf ihre filmenden Fotokameras und bieten höchstens noch Actioncams oder einfache Familien- und Feriencamcorder mit "Babyfunktion" an.

Diese Lücke versuchte Panasonic schon vor drei Jahren mit dem Prosumer-Modell HC-X1000 zu schliessen. Dieser Camcorder nimmt die Bilder über einen 1/2,3-Zoll-BSI-Sensor auf. Damit erzielt er eine fantastische Detailschärfe und Tiefenwirkung, hat jedoch Probleme bei ungünstigen Lichtverhältnissen. Dann erscheinen vor allem im Automatikmodus schnell Rauschen und Bildgrieseln auf den Aufnahmen.

Das neue Modell HC-X1 löst dieses Problem mit einem für Videoverhältnisse grossen Ein-Zoll-MOS-Sensor. Dadurch ist es lichtstärker, erzielt schöne Hintergrundunschärfen ("Bokehs") und lässt sich dennoch schnell und präzise scharfstellen.

Damit reiht sich die HC-X1 in die Riege der "Einzöller" ein, die diese Chipgrösse als besten Kompromiss zwischen Bauform, Schärfe und szenischem Filmen mit unscharfem Hintergrund ansehen. Und muss sich gleichzeitig den Mitbewerber wie etwa Sonys FDR-AX100, PXW-X70, der neuen PXW-Z150 oder der Bridgekamera F2000 und der bald erscheinenden Systemkamera Lumix GH5 mit noch grösserem Sensor aus dem eigenen Haus stellen.

Bewährtes übernehmen

Die Herkunft vom HC-X1000 ist unverkennbar. So wurde die Handgriff-Bauform mit den Einstell-Ringen am Objektiv und den versetzt angeordneten XLR-Anschlüssen ebenso übernommen wie die eingebauten ND-Filter und die doppelten Speicherkarten-Einschübe.

Die neue Kamera ist länger geworden und kommt wuchtiger daher. Sie hat meiner Meinung nach durch etwas zu viel Kunststoff ein "plastikhaftes" Aussehen und verliert durch den auffälligen, hinteren "Gummi-Schutz" an Profi-Feeling. Mit einem Gewicht von 2460 Gramm ist sie rund 800 Gramm schwerer als die HC-X1000 und gehört definitiv nicht mehr in den Amateur-Bereich.

Dies zeigen auch die unabhängig voneinander arbeitenden Zoom-, Fokus- und Blendenringe am Objektiv und weitere Schalter und Regler am Gehäuse. Dann gibt es insgesamt 13 Favoriten-Tasten, die der Nutzer mit seinen bevorzugten Einstellungen schnell belegen und auswählen kann. Ausserdem verfügt der neue Camcorder über Hilfsfunktionen, um schnell und präzise manuell scharfstellen zu können.

Ein 8,9 cm (3,5 Zoll) grosses, um 270 Grad drehbares LCD-Display dient als hochauflösender Monitor mit 1,2 Millionen Bildpunkten und als Touchpanel für Kamerabedienung und Menünavigation. Wird es nicht benötigt, lässt es sich komplett in den Haltegriff einschieben. Dann kann die HC-X1 komplett über den mit 1,8 Megapixel hochauflösenden OLED-Sucher und den Kameratasten bedient werden. Der Sucher erleichtert die Bildkontrolle auch draussen im Sonnenlicht und liefert eine ausgezeichnete Farbwiedergabe.

Im Objektiv des HC-X1 sind drei optische ND-Filter eingebaut, um die einfallende Lichtmenge zu reduzieren. So sind auch bei hellstem Sonnenschein lange Belichtungszeiten oder grössere Blendenöffnungen möglich.

Gegen Überhitzung besitzt die Kamera einen Ventilator, dessen leichtes Rauschen in ruhiger Umgebung deutlich zu hören ist. Dies sollte man bei leisen Tonaufnahmen berücksichtigen.

Nicht zu übersehen: Die etwas aufgesetzt wirkende Nicht zu übersehen: Die etwas aufgesetzt wirkende "Gummi-Schutz"-Verlängerung hinten links am HC-X1.

Ausstattung satt

Brennweiten-Riese: Der 20-fache optische Zoom vom Vorgänger wurde übernommen, neu hingegen ist der 1-Zoll-MOS-Sensor, der mit mehr Lichtreserven ein deutlich sichtbarer Qualitätsgewinn darstellt.Brennweiten-Riese: Der 20-fache optische Zoom vom Vorgänger wurde übernommen, neu hingegen ist der 1-Zoll-MOS-Sensor, der mit mehr Lichtreserven ein deutlich sichtbarer Qualitätsgewinn darstellt.

Der HC-X1 ist mit einem Leica-Dicomar-4K-Objektiv ausgestattet. Der 20-fache optische Zoom reicht im Telebereich bis auf 480 mm. Im Weitwinkelbereich hat es eine sensationelle Anfangsbrennweite von 24 mm. Diese ist jedoch nur beim Filmen im Cinema-4K-Format (4096 x 2160 Pixel) nutzbar.

Im normalen 4K-UHD-Modus mit 3840 x 2160 Pixel und bei Full-HD sind es noch 25,4 mm. Der Unterschied erscheint zwar gering, doch vor allem bei Innenaufnahmen ist man oft um jeden weiteren Millimeter Weitwinkel dankbar.

Der optische Zoom kann mit der Funktion [i.Zoom] bei Full-HD-Aufnahmen auf 30-fach erhöht werden, ohne dass die Bildqualität darunter leidet. Zusätzlich stehen digitale Zoomvergrösserungen bis Faktor 10 bereit, die man am besten ausgeschaltet lässt, da sie nur das Bild verschlechtern.

Der neue 1-Zoll-MOS-Sensor sorgt gegenüber dem 1/2,3-Zoll-Sensor des Vorgängers HC-X1000 für mehr Spielraum bei der Schärfentiefe sowie eine exzellente Balance zwischen Bildqualität und Empfindlichkeit. Besonders bei weniger Licht ist hier ein deutlicher Qualitätsgewinn sichtbar. Die Anfangsblende der neuen Optik beträgt f/2,8, voll eingezoomt noch f/4,5. Beim Vorgänger waren es f/1,8 bis f/3,6.

Der Korrekturbereich des optischen Bildstabilisators (O.I.S) wurde gemäss Panasonic auf ungefähr 900% des bisherigen Bereichs ausgeweitet. Eine 5-Achsen-Bildstabilisierung (Hybrid O.I.S) im Full-HD-Modus nimmt die elektronische Stabilisierung mit hinzu und kann dadurch horizontale und vertikale Verschiebung und auch die Rollbewegung bei Bildverwacklungen ausgleichen.

Dies funktioniert in der Praxis tatsächlich verblüffend gut, wenn man sich mit den verschiedenen Stabilisierungsparametern befasst und sie entsprechend einstellt. So lassen sich die Art der Kameraerschütterung wie auch deren Frequenz der jeweiligen Aufnahmesituation anpassen. Man optimiert den Stabilisator auf seine eigene "Zitterfrequenz".

Nur schade, dass der Hybrid O.I.S. im 4K- und UHD-Videomodus nicht funktioniert. Hier sind durch die hohe Auflösung Zittern und Verwacklungen im Bild besonders gut sichtbar. Ein Stativeinsatz ist deshalb bei 4K-Aufnahmen, vor allem im Telebereich, wärmstens empfohlen.

Variable Aufnahmeformate

Bei den Videoformaten überrascht die HC-X1 mit vielen Auflösungen und Formaten, die auch teurere Profigeräte oder filmende Fotokameras nicht zu bieten haben. Allen voran steht die Möglichkeit, in UHD (3840 x 2160 Pixel) mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde zu filmen. Damit kommen auch schnell bewegte Motive ohne Ruckeln und Stottern in bester Qualität aufs Bild.

Selbst das Cinema-4K-Format mit 4096 x 2160 Pixeln und 24 Vollbildern steht für Filmproduktionen zur Verfügung. Und in Full-HD (1920 x 1080, bis zu 60p) darf auch im All-Intra-Format mit einer Datenrate von 200 Megabit pro Sekunde aufgenommen werden. Als Dateiformate stehen MOV (Quicktime), MP4 und AVCHD zur Verfügung und bieten flexiblen Einsatz von Kinoproduktionen bis zur Online-Content-Erstellung.

Im neuen Aufnahmemodus VFR (Variable Frame Rate) lassen sich nun die Bildfrequenzen in zehn Stufen von 2 auf 60 B/s einstellen. Dies ermöglicht beispielsweise Zeitraffer- und sanfte Zeitlupeneffekten.

Was den absoluten Bildqualitätsfanatiker oder Profi stören könnte: Die HC-X1 arbeitet intern mit 8-Bit-4:2:0-Aufzeichnung. Der externe HDMI-Ausgang liefert nur bei Full-HD und bis UHD 30p ein 8-Bit-4:2:2-Signal, bei UHD 50p und 60p erfolgt die Ausgabe mit 8-Bit 4:2:0. Wird gleichzeitig in der Kamera aufgenommen, sinkt die externe Ansicht auf Full-HD. Eine 10-Bit-Ausgabe ist nicht möglich, eine SDI-Buchse fehlt.

Dafür zeichnet die Kamera auf günstige SDXC-Karten auf, benötigt also keine speziellen herstellereigenen Aufnahmemedien. Gleich zwei Kartenschächte sind vorhanden, die sich variantenreich einsetzen lassen. So können Aufnahmen nahtlos von Karte eins auf Karte zwei weitergeführt werden. Bei der gleichzeitigen Aufnahme wird das Video auf beiden Karten, zum Beispiel als Sicherung, parallel aufgenommen.

Bei der Hintergrundaufnahme zeichnet eine Karte ununterbrochen auf, während auf der anderen nur die Start/Stopp-Sequenzen gespeichert werden. Der Dual-Codec-Modus schliesslich erlaubt zwei Aufnahmen in verschiedenen Videoformaten.

Panasonic empfiehlt für UHD-Aufnahmen in bester Qualität SDXC-Speicherkarten mit Geschwindigkeitsklasse UHS 3 und mit mindestens 64 GB Kapazität.

Auch die Tonabteilung des HC-X1 gibt sich professionell. Sie verfügt über zwei XLR-Audiobuchsen zum Anschluss externer Mikrofone oder zum Line-in-Recording. Für professionelle Kondensatormikrofone lässt sich eine 48-V-Phantomspeisung zuschalten. Die Tonregelung und Quellenwahl geschieht direkt an der Kamera, man muss dazu nicht erst ein Menü aufrufen.

Ergonomisch sinnvoll: Die XLR-Buchsen sitzen nicht wie üblich nebeneinander, sondern sind versetzt angebracht. Eine vorne am Haltegriff, die zweite hinten unter den Anschlüssen. So kommen sich die Kabel nicht in die Quere.Ergonomisch sinnvoll: Die XLR-Buchsen sitzen nicht wie üblich nebeneinander, sondern sind versetzt angebracht. Eine vorne am Haltegriff, die zweite hinten unter den Anschlüssen. So kommen sich die Kabel nicht in die Quere.

Handhabung wie eine "Grosse"

Ringe, Knöpfe, Schalter, Drehregler: Die vielen Bedienungselemente direkt am Gehäuse wissen nicht nur Profis zu schätzen.Ringe, Knöpfe, Schalter, Drehregler: Die vielen Bedienungselemente direkt am Gehäuse wissen nicht nur Profis zu schätzen.

Der "intelligente Automatikmodus" mit Motiverkennung (scherzhaft auch "Eselmodus", iA, genannt) der HC-X1000 sucht man beim HC-X1 vergeblich, ebenso der "intelligente Automatik-Plusmodus". Dennoch gibt es eine "Auto"-Taste, die für sorgenfreies Filmen eingeschaltet werden kann. Hilfreich immer dann, wenn es etwas hektisch zugeht und keine Zeit mehr bleibt für manuelle Einstellungen.

Die übrigen Bedienungselemente wurden grösstenteils von der X1000 übernommen. Diese liess sich schon sehr gut bedienen durch die Kombination von Touchscreen-Menüs, für "echte" Profis eher ungewohnt, und viele Tasten direkt am Gerät. Neun davon lassen sich mit eigenen, häufig benutzten Befehlen belegen. Hinzu kommen noch vier frei belegbare Symboltasten auf dem Bildschirm.

Wer möchte, kann seine Kamera damit komplett personalisieren. Doch auch die bereits vorbelegten Funktionen bieten alles zum sofortigen Losfilmen. Zusätzlich lassen sich sechs Szenen-Modi abspeichern, die mit verschiedenen Bildprofilen belegt sind. Diese wiederum sind vom Benutzer anpassbar und bieten eine grosse Spielwiese zum Ausprobieren der unterschiedlichsten Bildcharakteristiken.

Ein grosses Lob verdient Panasonic mit der Behebung des am HC-X1000 bemängelten Verhaltens der Umschaltung in den Auto-Modus. Dabei wurden jeweils alle manuellen Einstellungen zurückgesetzt. Beim HC-X1 lässt sich nun über ein weiteres Menü genau bestimmen, welche Funktionen weiterhin manuell bleiben sollen, auch wenn die Auto-Taste gedrückt wird.

Schelte hingegen kriegt die Firma, weil sämtliche Drahtlos-Funktionen der X1000 bei der X1 fehlen. So gibt es kein NFC und die WiFi-Funktion muss mittels USB-Stick nachgekauft werden. Und auch dann ist die Fernbedienung nur via Apple iPad und der AG-ROP-App möglich. Android bleibt vorläufig aussen vor. Ja, nicht einmal eine Fernbedienung liegt der neuen Kamera bei.

Zoomen und Scharfstellen leicht gemacht

Genug gelästert, zurück zur Bedienung in der Praxis. Mit der grossen Zoomwippe am seitlichen Handgriff lässt sich die Brennweite sanft und in verschiedenen Geschwindigkeiten durchlaufen. Eine zweite Zoomtaste am oberen Haltegriff kann auf eine fixe Geschwindigkeit programmiert werden. Mit dem mittleren Ring am Objektiv ist auch manuelles Zoomen möglich.

Bei 4K/UHD-Aufnahmen ist eine schnelle und genaue Scharfstellung sehr wichtig, da die höhere Auflösung auch jede Unschärfe im Bild gnadenlos entlarvt. Achten Sie mal bei Interview-Beiträgen in Nachrichtensendungen auf die Schärfenebene. Was da manchmal auch von Profis geliefert wird, ist nur noch zum Davonlaufen. Da kann man jeden Buchtitel im Gestell hinter dem Interviewten erkennen, sein Gesicht selbst "wabert" zwischen scharf und unscharf hin und her.

Damit dies mit dem HC-X1 nicht passiert, gibt es viel Unterstützung beim Scharfstellen. So arbeitet der Autofokus der Kamera in der Standardeinstellung schon mal erstaunlich schnell und präzise. Seine Funktion lässt sich durch Bestimmung von Verfolgungsgeschwindigkeit, AF-Empfindlichkeit und -Objektgrösse noch ganz nach Belieben einstellen. Beispielsweise so, dass die Schärfe auf dem Motiv bleibt, auch wenn zufällig ein anderes Objekt ins Bild kommt.

Wer manuell scharfstellt, darf gleich mehrere Hilfen in Anspruch nehmen. Es können die Konturen des Bildes auf dem LCD-Monitor und dem Sucher hervorgehoben, ein Kanten-Peeking in unterschiedlichen Farben hinzugeschaltet und der Bildausschnitt bis zu 10-fach vergrössert dargestellt werden.

Aber es gibt noch weitere Fokussier-Hilfen. Ein Drücken von "Push AF" aktiviert den Autofokus temporär und eine "Bereichsfunktion" ermöglicht die Scharfstellung durch Berühren des Motivs auf dem Bildschirm. Schliesslich lässt sich noch eine Fokusverlagerung mit bis zu drei Positionen programmieren, die dann automatisch abgefahren wird.

Und wer ganz profihaft nach alter Schule fokussieren möchte, stellt den Sucher auf Schwarz/Weiss ein. Damit sind die Konturen nochmals einfacher zu finden.

Mit der Iris-Taste wählt man zwischen automatischer oder manueller Blendensteuerung. Der Blendenring erlaubt eine sanfte Regelung des Lichteinfalls, ohne grobe Helligkeitssprünge dazwischen. Die Kamera schlägt bei zu viel Licht einen entsprechenden ND-Filter vor. Mit diesen eingebauten optischen Filtern lässt sich die Lichtmenge auf 1/4, 1/16 oder 1/64 reduzieren.

Bei zu wenig Licht hilft die Verstärkungs- oder Gain-Funktion. Das Bildsignal wird elektronisch verstärkt und damit das Bild aufgehellt. Es sind manuell Werte von 3 bis 24 dB einstellbar. Zusätzlich gibt es ein "Super-Gain" mit 30 oder 36 dB Verstärkung. Da mit jedem Verstärkungswert auch die Bildstörungen, besonders das Bildrauschen oder -grieseln zunehmen, sollte die Gain-Funktion entsprechend zurückhaltend eingesetzt werden. Dazu lässt sich im Kamera-Setup ein maximaler Verstärkungswert für das automatische Gain bestimmen.

Im manuellen Betrieb werden die Einstellungen mit Hilfe des Jog-Dials gewählt und angepasst. Diese Drehrolle ist multifunktionell. Habe ich als Beispiel den Gain-Wert damit geregelt und drücke die Rolle nochmals, werden beim Weiterdrehen alternierend die anderen, auch noch auf manuell gestellten Funktionen angezeigt und können mit einem weiteren Rollendruck ausgewählt und verändert werden.

Drückt man stattdessen direkt die Belichtungs-, Weissabgleichs- oder Gain-Taste, wird die Einstellung wieder automatisiert, sofern man sie vorher nicht gesperrt hat. Diese Mehrfachfunktion der Rolle ist verwirrend, und trotz Einblendung der Werte am Bildschirm wird man sich zu Beginn öfters daran "verdrehen". Besonders bei Funktionen, die das mehrmalige Drücken und Drehen erfordern. Wie etwa das Setzen eines individuellen Weissabgleichs oder der variablen Verschlusszeit (Synchro Scan).

Damit die Aufnahmen auch richtig belichtet und im Lot daherkommen, stehen zwei Zebra-Muster, ein Marker mit Luminanz-Pegelanzeige in Prozenten, Waveform- und Vektormonitor sowie Wasserwaage zur Bildkontrolle bereit.

Mit der Pre-Rec-Einstellung verpasst man keine wichtige Szene. Dabei wird das Videobild 3 bis 4 Sekunden vor dem eigentlichen Drücken der Aufnahme-Taste in einer Endlosschleife gespeichert und bei Aufnahme-Start zuvorderst eingefügt.

Videoformate und Bildqualität

Die HC-X1 lässt einem die Wahl zwischen den vier Aufzeichnungsverfahren MOV, MP4(LPCM), MP4 und AVCHD. Das von Sony bevorzugte XAVC- oder XAVC-L-Format wird nicht unterstützt. Videobildgrösse, Bildwechselfrequenz und Datenrate lassen sich für unterschiedliche Anwendungen in verschiedenen Kombinationen auswählen.

In der höchsten Qualitätsstufe filmt die Kamera im MP4- oder MOV-Format mit UHD-Auflösung, also 3840 x 2160 Pixel, einer Datenrate von durchschnittlich 150 Mbit/sec, und mit 50 oder 60 Vollbildern pro Sekunde, je nach TV-Norm (PAL oder NTSC). Diese 50p oder 60p sind ein Novum in dieser Geräteklasse und entsprechend viele Daten fallen in kurzer Zeit an.

Die grösste Auflösung erhält man in Cinema 4K. Hier zeichnet die HC-X1 4096 x 2160 Pixel mit 24 Vollbildern und einer Datenrate von 100 Mbit/sec im MP4 oder MOV auf. Nur hier wird durch die volle Ausnützung des Sensors die 24-mm-Weitwinkel-Einstellung unterstützt. Beim Auswählen von Cinema 4K wird die Kamera kurz neu gestartet.

Im AVCHD-Format sind nur Full-HD-Videoaufnahmen mit 1920 x 1080 Pixel bei max. 60p und durchschnittlich 25 Mbit/sec möglich. Wer übrigens für das "Kinofeeling" auch in UHD oder Full-HD mit 24 Bildern pro Sekunde aufnehmen möchte, wird zuerst enttäuscht sein. Diese Frequenz ist nicht wählbar, nur 25 Bilder. Erst wenn man die Kamera in die NTSC-Norm (Systemfrequenz 59.94 Hz) versetzt hat, erscheinen auch die 24p im Formatmenü.

Die Beurteilung der Videoqualität ist einmal mehr Ansichtssache. Hier besonders, da sich bei der HC-X1 sehr viele bildbeeinflussende Parameter verändern lassen. Hinzu kommt, dass die Darstellung auf verschiedenen Fernsehern und Monitoren, 4K-kompatibel oder Full-HD, sehr unterschiedlich aussehen kann. Zudem fallen bei diesen hohen Auflösungen Bildfehler, Grieseln, Wabern und Rauschen umso mehr und störender auf, da man auch noch genauer hinschaut.

Wer sich etwas länger mit den unterschiedlichen Einstellungen beschäftigt, die Automatik verlässt und für seine wichtigsten Aufnahmesituationen optimale Szenendateien erstellt, bringt erstaunliche Bilder aus diesem Camcorder. Die Herausforderung besteht darin, die sehr gute Schärfe dank 4K-Video und kleinem Sensor mit möglichst wenig Rauschen und Bildstörungen in lichtschwachen Situationen beizubehalten.

So können bei vielen Aufnahmen die manuelle Begrenzung des Gain-Wertes und die Anpassung des Gammas ausschlaggebend sein. Der bei CMOS-Sensoren unvermeidliche Rolling-Shutter-Effekt wird im Camcorder etwas korrigiert, ist aber vor allem bei schnellen Bewegungen aus der Hand gut wahrnehmbar.

Aussenaufnahmen bei Tageslicht und innen bei genügend Licht waren sowohl im Automatik-Modus auch als bei manuellen Einstellungen und mit dem Standard-Bildprofil wie schon beim Vorgänger HC-X1000 sehr scharf und vor allem in Full-HD überwältigend. Die Detailfülle, Schärfe und Räumlichkeit der Bilder ist einfach fantastisch. Für manche erscheinen die Szenen vielleicht etwas überschärft, doch dies lässt sich durch die vielen Eingriffsmöglichkeiten leicht korrigieren.

Gesichter werden in der Standardeinstellung (Szenendatei 1) bei Tageslicht farblich neutral und natürlich dargestellt. Die extreme Schärfe, die natürlich auch Falten und Unreinheiten unschmeichelhaft hervorhebt, kann mit der "Skin Tone Detail"-Einstellung abgeschwächt werden und lässt die Haut sanfter erscheinen.

Bei weniger Licht tritt in homogenen Flächen Farbrauschen auf und in extremen Hell-Dunkel-Übergängen treten leichte Farbsäume in Lila und Türkis auf. Diese fallen jedoch weniger auf als noch bei der X1000. Hier bringt der neue Ein-Zoll-Sensor sichtbare Verbesserungen, im wahrsten Sinne des Wortes.

Die bevorzugten Kameraeinstellungen können in sechs Szenendateien gespeichert werden. Der Camcorder bringt bereits Werkseinstellungen mit, die dem eigenen Geschmack bzw. der jeweiligen Aufnahmesituation angepasst werden können.

Es würde diesen Bericht sprengen, alle 15 möglichen Parameter mit ihren jeweiligen Einstellungsmöglichkeiten zu erläutern. Hier darf dann jeder seine Kamera ganz individuell nach seinen Anforderungen konfigurieren, sei es in Farbintensität, Kontrastumfang, Dynamikbereich, Blendenmodus, Gamma-Profile oder Hautton-Darstellung, um nur ein paar Möglichkeiten zu nennen.

Interessant sind die beiden Gamma-Einstellungen "Cine-Like D" und "Cine-Like V". Das Handbuch dazu: "Diese Gamma-Funktion erzeugt kinematische Bilder mit höherem Kontrast". Weiter wird empfohlen, dabei das Bild "um eine Stufe niedriger als normal (ca. 1/2) einzustellen". Der Hintergrund dabei ist, dass mit den "Cine-Like"-Profilen ein flaches, manche würden sagen flaues, Videobild aufgenommen wird, das sich dadurch für nachträgliche, umfangreiche Farbkorrekturen besser eignet.

Standbild, Betrachtung und Ausgabe

Keine Play-Taste mehr: Mittels Keine Play-Taste mehr: Mittels "Thumbnail"-Funktion oben auf der Kamera wird zwischen Aufnahme und Wiedergabe umgeschaltet. Abspielen, Pause und Spulen werden direkt am Touchscreen ausgelöst.

Die "Capture"-Funktion für Fotoaufnahmen des Vorgängers wurde bei der HC-X1 weggelassen. Standbilder können der Videoaufnahme mit der "Freeze Frame"-Funktion, die einer User-Taste zugewiesen wird, gemacht werden. Damit friert das Aufnahmebild ein, während der Ton weiter aufgezeichnet wird. Ideal für unbewegte Objekte wie Schilder, Gemälde oder Gebäude, die damit absolut verzitterungsfrei aufgenommen werden.

Standbilder können auch nachträglich noch im Camcorder bei der Wiedergabe mittels Foto-Symbol als Einzelbild gespeichert werden. Die Bildgrösse hängt vom jeweiligen Videoaufnahmeformat ab und beträgt somit maximal 4096 x 2160 Pixel. Dies entspricht einem 8 Megapixel-Bild und benötigt beim Abspeichern als jpg-komprimierte Datei noch rund 3,5 bis 4 MByte.

Über die "Thumbnail"-Taste wird zwischen Aufnahme und Wiedergabe umgeschaltet. Man kann die Aufnahmen nach Datum oder nach Aufnahmeformat sortiert anschauen. In der Miniaturbild-Anzeige lassen sich bis zu 20 Vorschaubilder auf einer Seite oder eine Sequenz mit detaillierten Aufnahmedaten anzeigen.

Falls eine Videodatei nicht abgespielt werden kann, muss meist erst noch auf die richtige Systemfrequenz umgeschaltet werden. Wie schon bei der Aufnahmeauswahl führt der Camcorder dazu einen Neustart aus.

Die beste Wiedergabequalität gibt es über die HDMI-Buchse. Wenn dann noch der Fernseher oder Monitor einen HDMI-2.0-Anschluss für 4K-Videomaterial mit 50 oder 60 Bildern pro Sekunde aufweist, steht dem optimalen Bildgenuss nichts mehr im Wege. Aber auch auf einem Full-HD-Fernseher betrachtet sind die herunterskalierten Bilder ein Augenschmaus. Vor allem, wenn bei genügend Licht gefilmt wurde. Hier kommt dann das Potenzial von HD-Aufnahmen erst richtig zur Geltung.

Kleines Detail zum Vorgänger: Konnte der Fernseher kein 4K mit 50p darstellen, blieb der Bildschirm schwarz. Beim X1 kann die 4K-Ausgabe über HDMI auf 30 oder 25p eingeschränkt werden, dann werden auch die 4K-Videos mit 50p dargestellt. Zwar nicht so flüssig, aber immerhin sieht man ein Bild.

50 oder 25 Vollbilder bei der Ausgabe: Im Output-Menü lässt sich die UHD-Bildfrequenz über den HDMI-Anschluss limitieren.50 oder 25 Vollbilder bei der Ausgabe: Im Output-Menü lässt sich die UHD-Bildfrequenz über den HDMI-Anschluss limitieren.

Ist der Camcorder während der Aufnahme von UHD-50p-Video an einen 4K-kompatiblen Monitor angeschlossen, kriegt man leider nur Full-HD-Bilder mit 1920 x 1080 Pixeln zu sehen. Erst im Stopp-Modus sieht man wieder die volle UHD-Auflösung.

Über die Cinch-Buchsen für analoges Video und Audio lässt sich der Camcorder sogar noch an einen Röhrenfernseher anschliessen. Eine Down-Converter-Funktion passt das Breitbildvideo an das normale TV-Gerät an. Von High-Definition ist dann natürlich nichts mehr zu sehen. Die in Profi-Kreisen übliche SDI-Buchse für HD-Video, Time-Code oder Synchronsignale fehlt dem HC-X1.

Dafür ist die Datenübertragung und -sicherung oder Archivierung gut und einfach gelöst. Über schnelle USB-3.0-Anschlüsse nimmt der Camcorder als externes Laufwerk mit PC oder Mac Kontakt auf (Device-Modus). Oder man schliesst im Host-Modus eine USB-Festplatte oder einen USB-Stick direkt an die Kamera an und kopiert die Videoaufnahmen der beiden Speicherkärtchen. Über diese USB-Medien können die gesicherten Aufnahmen auch wieder via Kamera auf einem Fernseher betrachtet werden.

Fazit

Komplettpaket in 4K: Der neue HC-X1-Camcorder ist ein Allrounder mit Top-Ausstattung. Durch seine einfache Bedienung und individuelle Konfiguration lassen sich die unterschiedlichsten Aufnahmeherausforderungen meistern.Komplettpaket in 4K: Der neue HC-X1-Camcorder ist ein Allrounder mit Top-Ausstattung. Durch seine einfache Bedienung und individuelle Konfiguration lassen sich die unterschiedlichsten Aufnahmeherausforderungen meistern.

Der Panasonic HC-X1 glänzt mit UHD-50p- und Cinema-4K-Video, professioneller Ausstattung und umfangreichen Anpassungsmöglichkeiten. Mit der Automatik lässt sich sofort losfilmen. Er kann auch völlig manuell bedient werden und ist damit ein Allzweckwerkzeug für viele Videoeinsätze im Event- und Reportagebereich.

Die 4K-Videobilder des HC-X1 beeindrucken durch fantastische Schärfe und überzeugen noch mehr in Full-HD, direkt aus der Kamera oder im Computer heruntergerechnet. Die vielen Standard-Videoformate und die Speicherung auf normale SD-Karten ermöglichen kostengünstiges Filmen und Bearbeiten auf verschiedenen Plattformen.

Nicht ganz überzeugen können seine Funktionen für szenisches Filmen mit Kino-Look. Er bietet zwar Cinema-4K-Auflösung, eingebaute ND-Filter und "Cine-Like"-Profile, aber keine Wechseloptik und verschenkt durch fehlende 10-Bit-Ausgabe Möglichkeiten für ein qualitativ hochstehendes Color-Grading.

Mit dem neuen Ein-Zoll-Sensor geht er einen guten Kompromiss ein zwischen zügigem Scharfstellen und Schärfentiefe-Gestaltung. Zudem ist er gegenüber seinem Vorgänger deutlich rauscharmer geworden. Damit befindet er sich gleichzeitig in einem Umfeld mit vielen Mitbewerbern.

Für Reisende mit kleinem Gepäck ist er viel zu gross, doch für engagierte Amateure und Event-Filmer ermöglicht dieser Camcorder einen erschwinglichen Einstieg ins 4K-Profi-Lager. In der Schweiz wird der HC-X1 ausschliesslich über den Consumer-Markt vertrieben. Dennoch ist anzunehmen, dass sich auch gestandene Profis dafür begeistern werden.

STECKBRIEF
Modell:
HC-X1
Profil:
Kompakter und leichter Prosumer-Camcorder mit beeindruckender Schärfe und Cinema-4K- und UHD-50p-Videoaufzeichnung. Dank professioneller Ausstattung, umfangreichen Einstellmöglichkeiten, Vollautomatik wie manuellem Betrieb für Profis, engagierte Hobbyfilmer und 4K-Einsteiger gleichermassen geeignet.
Pro:
UHD-50p-Video
Cinema-4K-Video
20-fach optisches Zoom
professionelle Ausstattung
effektiver Bildstabilisator
Touchscreen und Tasten am Gehäuse
umfassende manuelle Bedienung
guter Kompromiss für Schärfe und "Bokeh"
Contra:
keine Wechseloptik
kein eingebautes WiFi und NFC
keine 10-Bit-Verarbeitung
Ventilatorgeräusch in ruhiger Umgebung hörbar
Preis:
3,990.00 CHF
Hersteller:
Jahrgang:
2017
Vertrieb:
Masse:
173 x 195 x 346 mm
Gewicht:
2.4 kg
Farbe:
Schwarz
Analog Input:
Mikrofon/Line, 2x XLR
Analog Output:
Kopfhörer-Miniklinke, Cinch
Bildsensor:
1“ BSI CMOS
Brennweite:
4K: 24,0 - 480,0 / UHD: 25,4 - 508,0 mm (35 mm KB)
Digital Input:
USB 3.0
Digital Output:
HDMI, USB 3.0
Digitalzoom:
2 x / 5 x / 10 x / i.Zoom (max. 30 x )
LCD Monitor:
8,8 cm (3,5 Zoll), 1‘150'000 RGB-Subpixel, berührungsempfindlich
Objektiv:
Leica Dicomar, 1:2.8 – 4.5
Optisches Zoom:
20-fach
Schnittstelle:
USB 3.0, HDMI
Speichermedien:
SD / SDHC / SDXC Speicherkarten
Verschlusszeit:
1/24 - 1/8000 sec.
Video Input:
-
Video Out:
HDMI, Cinch
Videoaufnahme:
Cinema 4K, UHD, Full-HD / MOV, MP4, AVCHD

Onlinelink:
https://avguide.ch/testbericht/4k-allrounder-fuer-prosumer-test-camcorder-panasonic-hc-x1