Audiophile Tradition
Test Revox M 100

Der Grundgedanke hinter dem neusten Wurf von Revox ist einfach und ehrgeizig:
Die M100 ist ein Designprodukt, welches audiophile Ansprüche erfüllen soll!
Dank eingebautem CD-DVD-Player und einem 1080p HDMI-Ausgang kann es sowohl als Audiosystem für das ganze Haus wie auch zur Wiedergabe der DVD-Sammlung benutzt werden. Das Hauptaugenmerk in der Entwicklung lag aber ganz klar auf der Audioqualität!
Wie andere Firmen auch, hat Revox den Wunsch des Konsumenten nach einem zukunftssicheren System erkannt und ihn in der M100 umgesetzt.
Die M100 besteht aus einer audiophilen Grundversion mit einem potenten Stereoverstärker, FM-Tuner und CD-DVD-Player. Diese Grundversion kann mit verschiedenen Modulen ergänzt werden.
Typisch für eine audiophile Audioanlage ist die M100 auch in Zukunft „nur“ in Stereo zu haben. Für Freunde des spektakulären Surround-Sounds hat Revox bekanntlich die M51 bereit.
Kleines Meisterwerk

Die im Schwarzwald, genauer in Villingen-Schwenningen gefertigte M100, betört jedes Auge. Doch die inneren Werte stehen den äusseren kaum nach.
Das Chassis der M100 wird aus einem Stück 2 mm-Stahlblech hochpräzise gebogen und anschliessend lasergenau geschnitten. Im Innern des Gerätes ist jeder Quadratmillimeter ausgenutzt. Trotzdem entsteht kein chaotisches Gedränge.
Das Ganze wirkt übersichtlich und sauber. Die extrem kompakte Bauweise bedingt jedoch eine ausgeklügelte Führung der Signalwege, denn das Übersprechen zwischen den verschiedenen Baugruppen muss minimal gehalten werden.
Im oberen Teil der M100 sitzen der potente Ringkerntransformator und die Endstufe. Dieser Class-D-Endverstärker, der nach dem PWM-Prinzip (pulse width modulation) arbeitet, ist kein - wie oft fälschlicherweise behauptet wird – Digitalverstärker. Typischerweise sind PWM-Verstärker analoge Verstärker, denn in der Pulsbreitenmodulation steckt kein digitaler Pulscode, sondern die analoge Signalschwingung.
Der Ringkernstransformator liefert die Energie für die gesamte interne Elektronik und versorgt zudem die angeschlossenen Erweiterungs-Module. In der Mitte dieses Konstruktes ist der CD-DVD Player mit den dazu gehörigen Audio-Video-Boards samt 1080p Scaler untergebracht.
Alle Audiosignale werden, wie in der professionellen Studiotechnik, durch symmetrische Leitungen geführt. Die Erweiterungsmodule werden einfach aufgesteckt und verschraubt.
Modular und farbig

Dank modularem Aufbau erhält der Benutzer nur das, was er auch wirklich braucht.
Die zur Grundversion erhältlichen Module können auf unterschiedliche Art und Weise angedockt werden. So kann die Anlage entweder in die Höhe oder in die Breite wachsen.
Auch punkto Farben hat man die Qual der Wahl: Zusätzlich zu den Standardvarianten in Revoxsilber und Reinweiss gibt es die Möglichkeit, kundenspezifische Spezialversionen anzufertigen.
Um herauszufinden, wie die Anlage mit den gewünschten und unterschiedlich angedockten Modulen sowie den in Frage kommenden Farben aussehen könnte, gibt es auf der Revox Webseite einen spassigen und sehr nützlichen Konfigurator.
Freude kommt auf....
Obwohl hier nostalgisch anmutende Drehknöpfe und imposante Druck-Knöpfe fehlen, kommt bei der Bedienung des M100 echt Freude auf. Während das Manipulieren an der Fernsteuerung absolut konventionell vor sich geht, macht das Steuern über ein iPad und – wer hätte das gedacht – vor allem an der berührungsempfindlichen Front der M100 echt Spass. Durch Annäherung an das Gerät schaltet sich die M100 automatisch ein, und das nicht gerade hochauflösende Display beginnt edel zu leuchten.
Der Clou ist aber die Lautstärkeregelung. Hier kann mit dem Finger in einer Regenrinnen-ähnlichen Führung, einem sogenannten Touch Slider mit Hohlschliff im Frontglas, hin und hergefahren werden, und die Lautstärkeänderungen erfolgen präzis und blitzschnell.
Auch praktisch alle anderen Funktionen lassen sich sehr einfach an der berührungsempfindlichen Front vornehmen.
Möglich ist es auch, die Anlage via KNX Haussteuerungssysteme, LAN, WLAN (Windows und Mac), Windows-Telefone oder auch durch ein iPhone auf einfache Art und Weise zu bedienen. Für die Revox-Umgebung ist die M100-Fernbedienung bereits vorprogrammiert. Für eine Vielzahl von Fernsehmodellen unterschiedlichster Marken kann die M100- Fernbedienung über einen 3-stelligen Code zusätzlich programmiert werden.
Dörfs es bitzeli me si?

Zur Grundversion, welche bereits 6 Audio Eingänge besitzt (2 x Coxial, 2 x Optical, 2 x Analog), sind momentan folgende Module erhältlich:
- M100 Multimedia Module
Es ermöglicht die Einbindung von Internet-Radio, iPod, USB-Laufwerken inkl. Sticks und Netzwerkfestplatten in das Revox-System. (inkl. Multiroom)
- M100 Multiroom 4 Zone Module
Dieses Modul ermöglicht ein Unterhaltungsprogramm im ganzen Haus nach einem einheitlichen Bedienkonzept: es versorgt bis zu 32 Räume mit Musik. Dabei können vier Zonen definiert werden, in denen man unabhängig voneinander unterschiedliche Musik hören kann.
- M100 Tuner Modul
Dieses Modul ermöglicht es, innerhalb eines Multiroom-Systems zwei verschiedene FM-Programme zu empfangen.
- M100 Server Modul
Das Server Modul dient zur Integration der Re:source M37 Audio Server. Ein angeschlossener Server kann über das Display des Re:system M100 gesteuert werden. Dann werden die bis zu vier Audiosignale der Server dem System gleichzeitig zugeführt und so im Hauptraum wie in allen Nebenräumen zur Verfügung gestellt.
- Die M100 Submodule „Multiroom 1+1“ und „Slave“
Der M100 bietet auch eine Möglichkeit das System so zu erweitern, dass im Wohnzimmer nur das Basisgerät mit 18 x 18 cm sichtbar steht und trotzdem ein Ausbau möglich ist. So gibt es zum Beispiel das kleine Multiroom-Submodul 1+1, welches komplett im Bauch des M100 verschwindet. Auf diese Weise wird der M100 selbst zur ersten Zone und bis zu acht angeschlossene Nebenräume zur zweiten Zone.
Einen ganz anderen Weg bietet das Slave-Submodul, welches anstelle des 1+1 Moduls eingebaut wird; so wird die M100 zum audiophilen 2-Kanal-Nebenraumverstärker in einer Revox Multiroom-Welt und hat Zugriff auf alle Quellen, die zum Beispiel im Rack im Technikraum unsichtbar verborgen sind.
Wer misst, misst Mist

Bezüglich der Raumeinmessung haben die Revox Leute eine ganz andere Auffassung als viele Mitbewerber.
Wenngleich die Idee der Elimination von Raumeinflüssen mittels elektronischer Entzerrung an und für sich lobenswert ist, lässt sie sich - laut Revox Philosophie - kaum sinnvoll in der Realität umsetzen. Eine annähernd perfekte Raumeinmessung wäre nur an einen einzigen Hörplatz möglich.
Werden mehrere Plätze eingemessen und die Entzerrungsresultate gemittelt, so könne man gerade so gut darauf verzichten.
Revox geht hier also einen ganz anderen Weg und berücksichtigt lediglich die unerwünschten Klangbeeinflussungen, die durch die unterschiedlichen Platzierungen entstehen. Diese sind in allen Räumen annähernd gleich.
So kann der Hörer an der M100 eingeben, ob die Boxen frei im Raum, wandnah oder gar in einer Ecke aufgestellt werden. Ganz massiv sind die Korrekturen bei der Platzierung in einer Ecke, wo die Absenkung bei 60 Hz je nach Box gut und gerne bis zu 10 dB betragen kann.
Perfektioniert
Integriert im M100 sind DSP-Programme, mit denen sich alle aktuellen Re:sound-Lautsprecher linearisieren lassen. Diese Programme eliminieren noch letzte Fehler, die jeder heutige Schallwandler haben kann.
Absichtlich etwas schwer zugänglich - via langem Druck auf die Timer-Taste - ist der Zugriff auf diese Entzerrungen möglich. Nun ist ein hochinteressantes Rätselraten möglich: Klingt es mit oder ohne Entzerrung besser? Etwas unfair ist, dass bei gewählter Entzerrung die Gesamtlautstärke etwas erhöht wird. Das Gehör reagiert auf leichte Pegelerhöhungen bekanntlich recht primitiv: Lauter gleich besser!
In unseren Hörtests wurden die entzerrten Wiedergaben oft als „hochauflösender“, „besser definiert“ und „transparenter“ bezeichnet. Je nach Aufnahme wirkten die so entzerrten Wiedergaben aber auch etwas kälter, Streicher in den hohen Lagen etwas spitzer. Doch Hand aufs Her(t)z: Es geht hier nicht um Welten, sondern, mindestens bei einer schon von Natur aus sehr linearen und damit ausgewogenen L120, um deutlich hörbare Nuancen.
Wo rohe Kräfte sinnvoll walten....

Tatsache ist: diese Class-D-Endstufe hat, trotz verblüffend kompakter Abmessungen, eine brachiale Kraft. Und diese kann bei extremen Pegeln kleinen oder gar mittelgrossen Boxen gefährlich werden.
Wer das DSP-Programm mit der individuellen Entzerrung für Revox-Lautsprecher wählt, bekommt gleichzeitig ein Power-Management geschenkt. Während eine grosse Standbox, wie die Revox L120, die volle Kraft der Endstufe zu spüren bekommt, wird zum Beispiel der Basspegel bei einer zierlichen schlanken Säulenbox Re:sound G Column bei höheren Lautstärken automatisch limitiert.
Bei Boxen anderer Hersteller entfällt natürlich dieses Power Management und dann heisst es aufgepasst, denn wo rohe Kräfte aus Versehen mal sinnlos walten...
M100 in Concerto
Mit anspringend frischem und quicklebendigem Klangbild meldeten sich die vom M100 angesteuerten Revox L120 zum musikalischen Einsatz. Wer glaubte, dass nur Elektrostaten, Bändchensysteme und Co. das erforderliche Feingefühl für klangliche Höhenflüge hätten, wird hier eines besseren belehrt.
Denn was die hier eingebauten und sündhaft teuren Kalotten der L120 an Klangdefinition zu bieten haben, sprengt den Rahmen des heute üblichen. Doch nicht nur die Hochtöner der L120 sind bekanntlich eine Klasse für sich, die ganze Abstimmung der Box ist sehr gut gelungen. Das Zusammenspiel mit der M100 klappt bestens.
Dieses brillante Gespann zeichnet Klangkörper sehr nahe und rückt den Hörer hautnah an das musikalische Geschehen. Dies jedoch in kultivierter Manier und ohne penetrant zu wirken. So lässt diese Kombination Streicher wohl hell, aber nicht grell, Blechbläser brillant schmetternd, doch nie billig scheppernd erklingen.
Ähnliches gilt für die Wiedergabe eines grossen Konzertflügels: Hochpräzise Diskantanschläge, perlende Mitten und ein kraftstrotzendes Fundament sind die idealen Voraussetzungen, um die volle Potenz dieses Instrumentes in den Abhörraum zaubern zu können. Charakterstark, sehr präsent, doch ohne übertriebene Kehligkeit, erschienen Solo-Stimmen wie zum Beispiel diejenige von Rebecca Pidgeon. Wer allerdings auf wohlig warm getönte Klänge stand, war hier ganz klar an der falschen Adresse.
PWM-Verstärker im Element

Dass die PWM-Endstufen im Bass immer Herr der Lage sind, bewiesen sie nicht nur bei grossen Kirchenorgeln mit fundamental tiefen und erst noch hochpräzisen Bässen, sondern auch bei den brachialen Bassimpulsen des „Harlen Nocturne“ von David Sanborn.
Die schiere Kraft der M100 liess die beiden 16 cm Bass-Chassis der L 120 doch ab und zu an die Grenzen kommen. Dies jedoch nur bei Pegelorgien, die man seinem Gehör - und auch den Nachbaren - besser nicht zumutet. Tatsache ist, dass der Limiter bei der grossen L120 nicht eingreift und sie die volle Wucht zu spüren bekommen. Nicht zuletzt dank des Soft-Clipping-Verhaltens der Class-D-Endstufe im Leistungs-Grenzbereich verkrafteten die L120 die volle Leistung ohne Schaden zu nehmen.
Ganz anders die Situation dann bei der ultraschlanken Säulenbox Columne G. Wer hier mal ordentlich auf die Pauke hauen will, sollte unbedingt das entsprechende DSP-Programm wählen. So kann ihr auch ein berüchtigter Boxenkiller der High-End Test Record Impression keinen bleibenden Schaden zufügen.
Ohne das Gehör mit Pump- und anderen Regeleffekte zu belästigen, werden allzu starke Impulse elegant und effizient limitiert. Was die M100 an einer Columne G klanglich zu bieten hat, erreicht verständlicherweise nicht das Niveau einer L 120, ist jedoch auch für anspruchsvolle Musikfreunde höchst erfreulich.
M100 geht fremd
Dass die M100 auch mit Boxen anderer Hersteller klarkommt, bewies sie an der B&W 804 Diamond. Was hier an Klangschönheit und Impulsfreude zu hören war, liess auch gestandenen High-End-Freaks den kalten Schauer den Rücken hinunterrieseln.
Einfach fantastisch, wie hier Class-D Endstufe und Diamant-Hochtöner harmonierten. Diese Kombination zeichnete gerade Streicher mit natürlichem Schmelz und Anmut. Diese so feinen und extrem heiklen Instrumente mit hoher Brillanz, doch ohne jegliche klanglichen Härten zu hören, war ein echtes Erlebnis.
Andrerseits machte es ebenfalls grossen Spass, sich an der Wiedergabe hochexplosiver Perkussions-Instrumenten zu erfreuen und festzustellen, dass eine Anlage in dieser Qualität einfach alles, vom feinsten akustischen Instrument bis zu knallharter, elektronisch generierten Musik beherrscht.
Zum guten Ton das gute Bild
Wer eine gute DVD in die M100 reinschiebt wird feststellen, dass der DVD-Player mit seinem 1080p Upscaler das Bestmögliche aus der DVD herausholt. Für den Ton gilt: Kinofeeling auch ohne Surround Sound! Was die M100 mit zwei guten Lautsprechern an Qualität und Volumen liefert, klingt um Welten besser als eine mittelmässige Surround-Anlage. Was die Zahl der Kanäle und die Klangqualität angeht, gilt hier: Qualität kommt vor Quantität!Fazit
Im M100 Audiosystem lebt die audiophile Revox-Tradition weiter. Dieses modulare und damit zukunftssichere „Audiosystem fürs ganze Haus“ begeistert durch erstklassiges Design mit ebensolcher Verarbeitung, durchdachtem Konzept, Leistungsfähigkeit und - last but not least - exzellenten klanglichen Fähigkeiten.Onlinelink:
https://avguide.ch/testbericht/audiophile-tradition-test-revox-m-100