Harmonisches Team
Test Panasonic Multiroomlösung ALL

Was passiert, wenn sich eine Hi-Fi-Anlage mit CD-Player, UKW- und DAB+-Radio, ein Küchenradio oder Radiowecker und ein digitaler Aktivlautsprecher zum Team vereinen? Es entsteht eine eierlegende Wollmilchsau, die sämtliche Tonquellen von Radio, Silberscheiben, Netzwerkmusik, Streamingdiensten und Handy-Musik komfortabel im ganzen Haus verteilt. Willkommen bei den ALL-Geräten von Panasonic!
Traum mit Bier
„Meine Musik überall“ ist ein Traum, für dessen Erfüllung ich – und auch andere – im Alltag einfach zu dumm sind. Mit netzwerktauglichen Audiogeräten (UPnP/DLNA) und Apps wie Plugplayer (iOS) oder DoubleTwist (Android) kann man sich Multiroom selber basteln. Eine Handvoll Musikquellen in vier verschiedenen Räumen damit zu kontrollieren, überfordert mich aber spätestens nach dem dritten Bier. Dank der ALL-Serie von Panasonic habe ich nun aber wieder neues Vertrauen in meine persönliche Multiroom-Tauglichkeit gefasst.
Das liegt insbesondere daran, dass Panasonic die Dinge so strukturiert, dass auch ich sie kapiere. In der Welt von ALL wählt man einfach einen Lautsprecher aus und bestimmt, welche Musik dort ertönen soll. Die Musik darf dabei von beliebigen ALL-Geräten mit beliebigen Quellen (Radio über Netzwerk bis CD) stammen. Die Bedienung bleibt immer identisch.
Dudelt das Richtige, fügt man zusätzliche Lautsprecher mit einem Fingertippen in der App hinzu. Will man dann die Lautstärke anpassen, sieht man automatisch alle Regler für jeden Raum. Das kapier sogar ich, - nachweislich sogar nach dem vierten Bier im Hitze-Test des Sommers 2015.

Das Versprechen

„Einfaches Multiroom-Streaming mit absoluter Flexibilität“, verspricht Panasonic mit seiner ALL-Serie. „Tönt gut, aber was taugt das in der Praxis?“ Aufgrund dieser Frage schickte Panasonic gleich drei Modelle aus ihrer ALL-Serie in die avguide.ch-Redaktion.
- Als Einstiegsgerät in die Technik und den Morgen dient der ALL-2 (SC-ALL2EG-K), der sich sowohl als Radiowecker als auch als Küchenradio nutzen lässt.
- Eine richtige Stereoanlage, inklusive CD-Player und Radio (UKW, DAB+), ist das Komplettsystem ALL-5CD (SC-ALL5CDEGK).
- Als digitale Stereo-Aktivbox bringt der ALL-8 (SC-ALL8EG-K) satten Sound in zusätzliche Räume.
Die ALL-Serie umfasst übrigens noch zahlreiche weitere Modelle, die nicht im Test waren. Dazu gehören der Aktivlautsprecher ALL-3, das 3.1-Soundsystem ALL-70, die neue Kompaktanlage SC-PMX100B sowie der Adapter ALL-1, der bestehende Verstärker multiroomtauglich macht. Die Preisspanne der Geräte reicht dabei von rund 200 Franken für den ALL-2 bis zu rund 650 Franken für das PMX100B.
Richtige Audiogeräte
Bereits nach dem Auspacken sind die meisten ALL-Geräte idiotensicher. Denn es sind meist nicht nur vernetzte tastenlose Lautsprecher, sondern „richtige“ Audio-Geräte. Die Modelle unterscheiden sich dabei klar in ihren Funktionen. So hat beispielsweise das als Küchenradio oder Radiowecker gedachte ALL-2 eine richtige Uhr, Schlummertaste sowie sechs Fixtasten für Lieblingsmusik.
Der ALL-5CD ist dagegen eine komplette Stereoanlage inklusive Radioempfang und CD-Player. Er hat zwar kaum Tasten, dafür aber eine übliche Infrarot-Fernbedienung. Am „dümmsten“ ist der ALL-8, der lediglich als Aktivlautsprecher im Netzwerk dient, dafür aber den fettesten Klang liefert.
Trotz Aufgabenteilung vereinen sich in der Praxis aber alle ALL-Modelle zu perfektem Multiroom-Audio. Denn jedes ALL-Gerät dient auch als Zusatzlautsprecher für alle anderen ALL-Modelle im Haus. Jede Musik, die aus einem ALL-Gerät ertönt, wird dabei im ganzen Haus via Wireless LAN (2,4 und 5 GHz) verteilt. Dank diesem Trick kann der Radiowecker also CD-Musik abspielen, obwohl er selber gar kein CD-Laufwerk hat.
Dieses Multiroom-Streaming funktioniert sogar über Umwege. Koppelt man beispielsweise sein Handy via Bluetooth an das ALL-2 in der Küche, musiziert es ins Netz. Die Handy-Musik kann man also auch in der Stube via ALL-5CD hören. Selbstverständlich klingelt es dann sogar im ganzen Haus.

Autonome Geräte ohne App-Zwang

Alle Geräte der ALL-Serie lassen sich autonom und ohne App-Zwang bedienen. So hat beispielsweise der Radiowecker sechs Tasten, die sich beliebig belegen lassen. Das ALL-5CD bringt sogar eine eigene Infrarotfernbedienung mit, mit der sich alle Funktionen von Radio bis CD steuern lassen. In der Praxis ist dies ein grosser Vorteil. Einsteiger können wie gewohnt ihre Audiogeräte bedienen, erst wenn man die Multiroom-Funktionen nutzen will, muss man zur kostenlosen App (Panasonic Music Stream) für iOS und Android greifen.
Das Angebot an Musikquellen, welche das ALL-Universum bietet, lässt keine Wünsche offen.
- UKW- und DAB+-Radio
- CD-Audio
- Tausende Internet-Radiostationen (via TuneIn-App)
- Musik-Mietdienste von Spotify, Aupeo und Napster (via jeweiliger App)
- DLNA-Musikserver im Heimnetzwerk (Windows-PC, Netzwerkfestplatte, Twonky oder ähnliches)
- USB-Datenträger
- Analoge Tonquelle via Klinkenstecker
- Mobilgeräte via Bluetooth
- Musikspeicher von Mobilgeräten via ALL-App
Will man eine bestimmte Musikquelle im Heimnetz haben, muss man allerdings auch das passende Modell dazukaufen. So lieferte in unserem Test nur das ALL-5CD Radiosignale sowie USB- und CD-Musik. Hat man aber eine Quelle gekauft, kann man sie auf allen anderen ALL-Geräten hören.
Bei den unterstützen Ton-Quellen fehlt leider Apples Airplay-Technik. Die Musikbibliothek von iOS-Geräten lässt sich zwar auch direkt auf die ALL-Lautsprecher via ALL-App streamen. Die Nutzung von Apples Musik-Mietdienst Apple Music ist so aber nur via Bluetooth möglich. Auch der Zugriff auf die Musikbibliotheken von Google oder Microsoft funktioniert nur via Bluetooth oder Analog-Eingang.

Viele Formate
Speichert man seine eigene Musiksammlung auf einer Festplatte im Heimnetzwerk, verwendet man statt dem verlustbehafteten MP3 dafür besser audiophile Formate wie FLAC. Auch in diesem Szenario glänzt die ALL-Lösung (vergl. Bild). Sie kann unzählige Dateiformate, bis zu audiophilen Auflösungen mit 24 Bit/192 KHz, abspielen. Bei unserem Test zickte leider Lossless-FLAC mit 24/192 und führte zu Tonaussetzern. Keine Probleme boten Apple-Lossless (ALAC) und WAV mit 24/192.
ALL im Praxistest
Ein Video des Herstellers erklärt, wie ALL-Geräte bei der Installation in das heimische WLAN-Netzwerk integriert werden.
Im Praxistest vermochte die ALL-Lösung von Panasonic zu begeistern. Bereits die Installation ist simpel. Nach dem Einschalten bauen die ALL-Geräte ein temporäres WLAN auf. Verbindet man sich mit diesem, erscheint automatisch ein Dialog, in dem man sein „eigenes“ WLAN und dessen Passwort eintippen muss. Danach ist das ALL-Gerät vollkommen in das heimische Netz integriert.
Wer einen WLAN-Router mit WPS-Funktion hat, kann ALL-Geräte auch mit dieser Methode einbinden. Letztlich kann man alle ALL-Geräte auch per Ethernetkabel an Heimnetz anschliessen. Die Installation der App auf iOS oder Android (Suchbegriff: Panasonic Music Streaming) ist simpel, bei der erstmaligen Bedienung helfen eingeblendete Hinweisdialoge.
Bezüglich Audioqualität vermochten die von uns getesteten ALL-Modelle in ihrer Preiskategorie zu überzeugen. Sogar der günstige Radiowecker ALL-2 verfügt über klaren Mono-Sound und kommt auch mit basslastiger Weckmusik zurecht. Beim ALL-5CD profitiert man von Stereoton, dessen „Breite“ allerdings durch die Kompaktheit des Gerätes limitiert ist. Die beste Tonqualität lieferte im Test der Aktivlautsprecher ALL-8. Mit Digitalverstärker, je zwei Hoch- und Mitteltönern sowie integriertem 40-Watt-Subwoofer erfreut er auch anspruchsvolle Ohren.

App und Apps

Die ALL-App verbirgt die Komplexität von Multiroom hinter einer aufgeräumten Struktur aus Lautsprecher, Quellen, Playlist und Wiedergabesteuerung. Einen Schönheitspreis erhält sie allerdings nicht. Die Stabilität ist gut, nur auf dem iPad zickte sie sporadisch nach dem Aufwecken aus dem Schlummermodus.
Wer in seinem ALL-System Musikmietdienste wie Spotify oder Aupeo nutzen will, erlebt eine Überraschung. Beim Antippen wird nämlich die App des jeweiligen Dienstes gestartet. Bei Spotify sind dann die ALL-Lautsprecher einfach als Spotify-Connect-Geräte (ähnlich wie bei Airplay) integriert. Auch für Internetradio (TuneIn) sowie Aupeo und Napster startet Panasonic einfach die jeweilige App.
Bei Spotify, Napster und Aupeo lassen sich die ALL-Lautsprecher aus der App nur ansteuern, wenn man ein kostenpflichtiges Profi-Abo hat. TuneIn, beziehungsweise AllPlayRadio, funktioniert kostenlos.
Die Steuerung von Internet-Streamingdiensten via eigener App hat Nachteile: Teilweise arbeiten diese nur im Hochformat-Modus. Wenn man also ALL-App auf dem Tablet im Querformat nutzt, muss man nach dem Start von Aupeo sein Gerät wenden.
Vorteile bringt die Integration der ALL-Lautsprecher in Drittanbieter-Apps bestenfalls Spotify-Nutzern. Diese „turnen“ eh hauptsächlich in der Spotify-App rum und können dort mit einem Fingerdruck die Musik auf einen oder mehrere ALL-Geräte umleiten. Die ALL-App muss dazu auf dem Mobilgerät nicht einmal installiert sein.
Angekündigt sind als weitere Streaming-Dienste Tidal (HD-Audio), Soundcloud und iHeartRadio. Auf Android lassen sich die ALL-Lautsprecher übrigens auch in den Apps von Doubletwist (www.doubletwist.com) nutzen.

Keine Suche, keine Favoriten
Schwächen hat die Panasonic-Lösung bei der Suche nach bestimmten Musiktiteln. Suchfunktionen sind nämlich keine vorhanden. Man muss sich deshalb mühsam durch die Struktur seiner Sammlung auf Netzwerkfestplatten hangeln, bis man den passenden Titel findet. Wie man das besser macht, zeigt Konkurrent Sonos. Dort kann man einen Suchbegriff eintippen, dessen Treffer dann sowohl in der eigenen Musiksammlung als auch bei Spotify gefunden werden.
Unverständlich ist auch, warum die ALL-App keine Favoriten verwaltet. Man kann also in der App nicht mit einem Fingerdruck seinen Lieblingsradiosender wählen, sondern muss sich auch hier durch die Baumstrukturen hangeln. Nur der Radiowecker ALL-2 verfügt über echte Tasten. Diese lassen sich wahlweise mit Internetradiostationen oder sogar einzelnen Songs aus der Musikbibliothek belegen.

Fazit: Auf dem richtigen Weg
Panasonic hat mit der ALL-Serie vernetzte Audiogeräte für verschiedene Nutzungsbedürfnisse entwickelt. Sie beherrschen Multiroom quasi „nebenbei“. Die Multiroomsteuerung ist dabei verblüffend einfach und bezüglich Quellenangebot unübertroffen. Auch die Audioqualität, inklusive Synchronizität bei der Wiedergabe in mehreren Räumen, ist überzeugend.
Bei der Verwaltung von Musikbibliotheken und der Integration von Streamingdiensten aus dem Internet sollte Panasonic aber nachbessern. Denn letztlich will man eine Handvoll Fernsteuerungen für verschiedene Geräte nicht durch eine Handvoll App für verschiedene Dienste ersetzen. Auch die Patzer bei der FLAC-Wiedergabe sollte der Hersteller ausbessern.
Trotz dieser Schwächen bleibt die Lösung ein Kauftipp. Nie war der Einstieg in Multiroom so einfach und günstig. Da die Gerätefamilie konstant wächst, ist auch die Zukunftssicherheit gewährleistet.
Videobericht von avguide.ch zum ALL-System von der CE-EXpo 2015: Musik mit Lifestyle
Bluetooth- und Analog-Anschluss
Analog-Anschluss
Infrarot-Fernbedienung
Bluetooth-, USB- und Analog-Anschluss
Bluetooth-Kopplung via NFC
alle Tonquellen, inkl. Radio und CD, lassen sich für Multiroom nutzen
keine Weckfunktion
Onlinelink:
https://avguide.ch/testbericht/harmonisches-team-test-panasonic-multiroomloesung-all