Neue High End-Generation
Test: Meridian Sooloos Control 15

Disks und ihre Spieler haben ausgedient! Leben sollen Download, Streaming und Festplatten! „Tausende von Songs auf einer Festplatte oder einem Stick“, das ist der Traum vieler junger Musikhörer. Das Thema „Qualität“ ist dabei nebensächlich, denn es geht vor allem um „Quantität“.
Kein Wunder, dass die gestandenen Audiophilen eine grosse Skepsis gegenüber den neuen Medien hegen. Für diese Art von Puristen ist ein Netzwerkplayer ein Werk des Teufels. Doch wenn traditionelle High-End-Firmen wie Meridian, die sich seit Jahrzehnten für den absoluten High-End-Klangbereich stark machten, nun auch im Chor der netzwerkfähigen All-In-One-Lösungen mitsingen, sollte das nachdenklich stimmen. Sollte da an diesem neumodischen Zeugs doch was Hörenswertes dran sein?
Der Klang ist wieder ein Thema
Und bereits geistern im „modernen“ High-End-Bereich wieder die schönsten Geschichten, die das einstige Niveau von Diskussionen wie „MC kontra MM- Tonabnehmersystem“ oder „Riemenantrieb kontra Direktantrieb“ durchaus halten können. Hier ein Beispiel: Sogar bestausgewiesene Fachleute behaupten heute, dass eine verlustlos (!) auf Festplatte gerippte CD ab Festplatte deutlich besser klingen soll, als über den besten CD-Spieler! Tatsache ist, dass wir uns wieder an heissen Diskussionen über Klangunterschiede ab verschiedenen Medien ergötzen können. Doch Hauptsache ist dabei: siehe Titel dieses Abschnitts.
Traditionell digital
Wer an Meridian denkt und sich in der Geschichte des HiFi etwas auskennt, denkt auch an Leute wie Bob Stuart und Allen Boothroyd. Diese beiden Audio-Ingenieure und Musikliebhaber gründeten anno 1977 die Firma Meridian in Cambridge und schufen in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche Meisterleistungen in Sachen qualitativ hochstehender digitaler Tontechnik.Man denke dabei an das verlustlose Tonformat MLP ( Meridian Lossless Packing), DSP-Lautsprecher, Meridian Room Correction und etliche andere. Zudem: Alle Meridian Produkte werden in UK gebaut. Diese Produkte sind zwangsläufig nicht gerade billig, helfen aber mit, dass das europäische Handwerk nicht ausstirbt.
Know-how hinzugekauft
In Sachen Vernetzung suchten sich die beiden Alt-Meister Stuart und Boothroyd jüngere Fachleute und fanden diese in der im Jahre 2001 gegründeten Firma Sooloos in New York. Kurzerhand kaufte man sich diese Firma im Jahre 2008 und es entstand eine neue Produktefamilie mit dem Namen „Sooloos Digital Media System“, welche diverse Geräte umfasst. Einfach zu merken: Alle Meridian Produkte mit dem Zusatz „Sooloos“ (sprich suluus) sind netzwerkfähig.
All in One – State of the Art

Im Zentrum des neuen Sooloos Digital Media Systems steht das Control 15, eine All-in-One Lösung mit riesigem, neigbarem 17“-Touchscreen, eingebautem CD-Laufwerk und 500 GB-Festplatte, welche rund 1000 CDs speichern kann und zu einem satten Preis von 7050 Franken zu haben ist. Es hinterlässt mit seinem schlichten Design, der erstklassigen Verarbeitung und seinen grosszügig dimensionierten Kühlkörpern, die einen rauschenden Ventilator überflüssig machen, einen tadellosen Eindruck. Eine vollständige High-End-Anlage lässt sich bereits durch den Anschluss von Meridian Aktivlautsprechern realisieren. Mit zusätzlichen Sooloos-Geräten können der Speicherplatz erweitert und bis zu sechs Hörzonen mit Musik bedient werden.
Als Alternative zum Control 15 steht der Mediacore 200 zur Verfügung, der mit einem Preis von knapp 3000 Franken, zwar ohne Display aber mit denselben Funktionen, sicher für etliche Musikfreunde interessant sein könnte.
Doch dies alles wird Musikhörer, die eine Abneigung gegen Computer, Festplatten etc. hegen, beängstigen. Was sollte nun einen technisch unbelasteten Musikfreund dazu bewegen, sich diese Lösung mal anzusehen?
Weg mit der CD Sammlung
Der Grundgedanke ist ganz einfach: Weg mit der CD-Sammlung. Alles Klangmaterial in originaler Qualität und schön gegliedert auf einem Gerät. Dies ohne Computer samt Netzwerke und einfach zugreifbar. Dass man sich mit einem solchen Gerät jedoch nicht die Zukunft verbauen will, wird an den diversen Anschlüssen auf der Rückseite ersichtlich.
Das Control 15 ist so vielseitig, dass in diesem Bericht leider nicht alle Details beleuchtet werden können. Wir konzentrieren uns deshalb auf den Klang und die wichtigsten Möglichkeiten. Wer sich weiter informieren möchte, kann dies am besten auf der Meridian Webseite tun. Sehr informativ ist dabei das Studieren der FAQs.
Begrenzt kontaktfreudig

Um das Unglaubliche gleicht vorweg zu nehmen: Das Control 15 verfügt über keine analogen Audioausgänge! Wer das Gerät an eine bestehende Anlage anschliessen will, muss das via digitalem SPDIF-Koax-Ausgang mit maximal 24 Bit/96 kHz tun. Mit diesem Kniff entzieht sich Meridian auf geniale Art und Weise allen Klangvergleichen mit CD- und SACD-Playern der Konkurrenz, denn immer pfuscht ein externer Wandler in den Vergleich hinein.
Via Netzwerkanschluss mit klassischer Ethernet-Buchse RJ45 und einer hochwertigen Neutrik EtherCon wird das Control 15 via Modem/Router ans Internet geschaltet, wo es auf Internetradios zugreifen kann, jedoch nicht auf den leider in der Schweiz inaktiven Rhapsody Musikservice. Zudem geht's von hier aus auch aufs heimische Netzwerk und auf andere Speicherlösungen.
Meridian Aktivlautsprecher werden via RJ45-Buchse und der raffinierten und klanglich höchstwertigen Meridian SpeakerLink Technik angeschlossen. Ein Trigger - Ausgang ist ebenfalls vorhanden, sowie ein Eingang für einen Infrarot-Fernbedienungs-Empfänger. Der Meridian Comms DIN- Stecker ist für den Anschluss älterer Meridian Systeme gedacht.
Zum Thema WiFi ist zu sagen, dass Meridian diese drahtlose Übertragungstechnik für zu wenig robust und leistungsfähig für das Übertragen von Realtime- und HD-Audio zwischen Meridian-Komponenten hält. So findet man denn auch kein WiFi in Meridian-Geräte integriert.
State of the Art-Jukebox
„The System works like a jukebox“, so zu lesen in den „Fragen und Antworten“ auf der Meridian Webseite. Ja dann mal los. Wie man eine Jukebox handhabt, weiss ich ja bereits von meinen portablen Musikspendern. Wie ein richtiger Konsument, das heisst also ohne die Bedienungsanleitung zu studieren, baue ich mein Meridian System bestehend aus Control 15 und den DSP 3200 Aktivboxen von Meridian auf.
Also erst mal meine Lieblings-SACD von Harmonia Mundi mit dem Guarneri Trio Prag in den Player und los geht's. Ich weiss, dass das Laufwerk leider die hochauflösenden DSD-Tracks nicht lesen kann, wohl aber den CD-Layer und erwarte kein Klangwunder. Doch mit dem sofortigen Abspielen dieser Disk will es nicht klappen, denn auf dem Display werde ich erst mal nach den Album-Informationen gefragt. Ja aber.. aber... ? Ich will doch nur mal so die CD abspielen...! Wo ist denn die verflixte Play-Taste? Doch das Control 15 besteht darauf : Infos reingeben oder Dienstverweigerung.
Dann die Erleuchtung: Das Laufwerk dient nur zum Rippen und kann nicht zum simplen Abspielen benutzt werden. Dann wird halt erst mal gerippt, und zwar, da momentan kein Internetanschluss vorhanden ist, im Offline-Modus. Also werden so auf die Schnelle mal rudimentär einige Daten reingeschrieben und dann wird gerippt. Nach einigen Minuten ist die CD auf der Festplatte, was auf dem Display, allerdings ohne das originale Booklet, angezeigt wird. Das ist mir aber dann doch zu mager und ich organisiere ein relativ langes Ethernet-Kabel zu meinem Router. Jetzt geht's ganz elegant und wie man sich das von einer echten Jukebox gewohnt ist: Während des Rippens holt sich das Control 15 alle Daten samt CD-Cover aus dem Netz.
Da ein Klangvergleich von CD ab Laufwerk und CD ab Festplatte nicht möglich ist, wird erst mal die CD abgehört. Die Klangqualität ist natürlich entscheidend von der Qualität der DSP 3200 Aktivboxen mitgeprägt. Ein ausführlicher Test über die Meridian DSP 3200 folgt später bei avguide.ch.
Der Klang einer State of the Art-Jukebox
Was nun zu hören ist, entschädigt mich über die ersten Fruste hinweg. Ja, dieser Klang ist absolut begeisternd und ich stelle fest:
1: Die kompakten DSP 3200 passen perfekt in meinen eher kleinen Abhörraum und klingen – wenigstens in diesem Raum - weitaus besser als diverse grosse Systeme.
2: Wenn es derart gut klingt, muss auch die Quelle top sein.
Der Klang erscheint, wie man so schön sagt, mit „analogem“ Charakter, also frei von jeglichen „digitalen Härten“. Streicher haben den charakteristischen feinen Schmelz und die Stimme Rebecca Pidgeons erscheint charaktervoll und glockenrein. Der Bassbereich reicht ganz gewiss nicht bis in den tiefsten Frequenzkeller, doch ist er weitaus präziser als bei allen in diesem Raum gehörten Bassreflexboxen. Zudem ist die Anlage kein Kind von Traurigkeit und kann bei jazzig-rockigen Sound ganz tüchtig losfetzen.

Die Sooloos - iPad/Phone-Connection

Obwohl das Control 15 über eine Vorrichtung verfügt, um die Lautstärkeunterschiede zwischen den diversen Aufnahmen einigermassen anzugleichen, wünscht man sich ab und zu die Lautstärke nach Lust und Laune zu verändern. Sportliche Leute springen dazu jeweils aus dem Sessel, hüpfen zum Steuergerät und tippen auf den Touchscreen. Andere wünschen sich eine Fernbedienung. Und so kommt mein iPad zum Einsatz. Dazu wird erst mal das bei Apple kostenlos erhältliche „Sooloos App“ vom Netz auf den iPad geladen. Via Netzwerkkabel wird das Control 15 mit dem Router verbunden und das WiFi aktiviert. Das Ganze will zunächst nicht funktionieren, weil beim Router die „Wireless Isolation“ aktiviert ist und wohl den Zugriff aufs Internet, nicht aber auf andere WLAN-Clients erlaubt. Nach dem Deaktivieren dieser Funktion geht's endlich los, und nun können praktisch alle Funktionen bequem vom Lehnstuhl aus bedient werden. Die Bedienung gibt generell kaum Anlass zu echter Kritik. Sicher hätte man sich das eine oder andere Detail etwas anders gewünscht. Doch mit etwas Geduld und gutem Willen hat man das System rasch im Griff. Freunde von Playlists und dergleichen können sich hier wahrlich austoben.
Zauberwort „HD“
Beim Erscheinen der CD wurden wissenschaftliche Artikel veröffentlicht, wie hoch die Auflösung für ein sehr gut klingendes, digitales Audio-Format sein sollte. Die CD-Industrie bestimmte 16 Bit Auflösung und 44,1 kHz Samplingfrequenz als genügend. Doch die audiophile Welt war damit ganz und gar nicht zufrieden und forderte höhere Werte wie zum Beispiel 24 Bit/96 kHz Das Control 15 verschliesst sich dem HD-Trend nur via Laufwerk. Wer also mit HD-Tonqualität liebäugelt, muss die Verbindung zum Netzwerk in Erwägung ziehen.
Woher man nun die HD-Software bekommt ist so eine Sache. Dieses Thema hier zu behandeln, würde den Rahmen dieses Berichtes sprengen und wird demnächst bei avguide.ch behandelt. Zudem ist das Rippen der HD-Tracks einer SACD momentan mit legalen Mitteln noch ein Problem, da der Kopierschutz anspricht. Eine gute Webseite, von der man gegen Entgeld HD-Material beziehen kann, ist zum Beispiel www.hdtracks.com. Diese Download-Plattform für HD-Audio wird von niemand geringerem als David Chesky, Gründer des audiophilen Labes Chesky Records mit viel Engagement betrieben. Das Angebot ist bereits jetzt sensationell. HD-Gratismüsterchen sind bei www.2l.no/hires/index.html zu beziehen.
Plug and pray...
Thomas Edison war der Ansicht, dass alles, was gleich auf Anhieb funktioniere, nichts tauge. Das glaubte er auch, als sein vom Schweizer Mechaniker John Krüsi gebauter Phonograph gleich auf Anhieb seine kurz vorher in eine Zinn-Folie geritzte Stimme – wenngleich etwas krächzend – wiedergeben konnte. So glaubte er kaum an einen grossen Durchbruch.
Damit erwartete auch ich nicht, dass der Anschluss ans Netzwerk gleich klappen würde. Und tatsächlich gab es erst mal eine Auseinandersetzung mit einem Passwort, und erst dann konnte es losgehen. In der Folge wurden diverse HD-Aufnahmen von meinem iMac auf die Festplatte des Control 15 gebracht. Generell werden für den Import auf die Festplatte des Control 15 folgende Audioformate unterstützt: WAV, BWAV, FLAC, Apple Lossless, MP3 und AAC.
CD kontra HD

Dass die CD nicht der audiophilen Weisheit letzter Schluss ist und war, zeigen nun diverse Klangvergleiche von ein und derselben Aufnahme, einmal ab gerippter CD und einmal mit der via Mac herübergeladenen HD-Version.
Erstes Beispiel: Rebecca Pidgeon „The Raven“, erschienen bei Chesky Records. Rebeccas Stimme erscheint in HD besser definiert und damit deutlich charaktervoller. Die Zischlaute wirken feiner gezeichnet, ohne jedoch aufdringlich zu wirken. Was einem aber fast aus den Socken haut, ist der klangliche Unterschied bei perkussiven Instrumenten. Hier glaubt man, die Musiker würden auf wesentlich besseren Instrumenten spielen! Alles wirkt frischer, aufgefächerter und deutlich hörbar dynamischer.
Ähnliche Unterschiede sind bei Donald Fagens „The Nightfly“ festzustellen. Diese Aufnahme, die während Jahrzehnten als eine der besten Pop-Aufnahmen galt - und es in meinen Augen (sorry Ohren) immer noch ist -, klingt in High-Definition ebenfalls eine Klasse besser. Auch hier zeigen sich frappante Klangunterschiede vor allem bei der Stimme und dem Schlagzeug. Es sind aber nicht nur die Mitten und Höhen, die besser definiert erscheinen: Während Bassimpulse auf der HD-Version als knallharte „plopp-plopps“ erklingen, hört man ab CD lediglich aufgeweichte „blobb-blobbs“. Dabei ist zu bemerken, dass die HD-Version bei dieser Aufnahme rund 2 dB lauter daher kommt, was natürlich für einen fairen Vergleich ausgeglichen werden muss.
Internetradio

Das Control 15 erlaubt auch das komfortable Anhören von Internetradio. Tausende von Radiostationen mit jedem möglichen Angebot nach dem Motto: Quantität vor Qualität. Und da ich diese Klangqualität – gerade nach dem Anhören von HD-Aufnahmen - als persönliche Beleidigung empfinde, werde ich mich hier sehr, sehr kurz fassen und damit dieses Kapitel beschliessen.
Fazit
Mit dem Control 15 hat Meridian in ihrer netzwerkfähigenn Sooloos-Familie eine All-in-One Lösung, die nicht nur hervorragend klingt, sondern auch noch sehr benutzerfreundlich und zukunftssicher ist.
Egal ob man das Control 15 ganz einfach zum bequemen Aufbewahren einer CD-Sammlung benutzt oder es ins Heimnetzwerk mit all den sich daraus ergebenden Möglichkeiten integriert, diese Lösung ist schlicht als „State of the Art - made in United Kingdom“ zu bezeichnen.
Netzwerkfähig
erstklassige Verarbeitung
lautlos ohne Lüfter
komfortable Bedienung
fernsteuerbar mittels iPhone/iPad
Onlinelink:
https://avguide.ch/testbericht/neue-high-end-generation-test-meridian-sooloos-control-15