Digitaler Wachhund
Test Überwachungsanlage Gigaset elements

Alarmanlagen waren früher Privileg oder Last der Reichen. Sie kosteten mehrere tausend Franken und schützten hauptsächlich Villen. Inzwischen machen Langfinger auch vor Mietwohnungen nicht mehr halt. Aber dafür gibt es ausgeklügelte Alarmanlagen bereits für wenige hundert Franken.
Ohne Internet geht nichts
Ein besonders simples aber dennoch recht effizientes System ist Gigaset Elements. Bereits für 200 Franken erhält man ein Starterkit, das eine Tür sichert und mit einem Bewegungssensor einen Raum überwacht. Auf dem Handy erfährt man so, wenn Türen oder Fenster geöffnet wurden oder sich jemand in der Wohnung bewegt. Jederzeit lässt sich auch abfragen, ob beispielsweise ein Fenster noch offen ist.
Elements ist eine klassische Cloud-Lösung. Die Sensoren funken ihre Daten via DECT ULE an eine kleine Box (Base). Von dort werden sie an einen Server im Internet übermittelt. Dieser wertet die Informationen aus und löst dann die nötigen Aktionen aus. Bricht die Verbindung zum Internet ab, ist die Alarmanlage „tot“.
Für Elements braucht es neben dem heimischen Internetanschluss auch ein Smartphone (iOS, Android), das ebenfalls über ein Internetabo verfügen muss. Eine kostenlose App dient darauf der Systemverwaltung und empfängt auch Alarmmitteilungen.
Simple Installation
Die Installation von Elements ist simpel. Eine kleine Box (Base) wird per Ethernetkabel mit dem Internet-Router verbunden. Danach richtet man am einfachsten im Browser am PC oder alternativ direkt auf dem Smartphone sein kostenloses Elements-Konto ein. Nun muss man nur noch den auf der Base aufgedruckten Code eintippen, damit sich diese mit dem persönlichen Konto verlinkt. Danach kann das System am PC im Browser oder mit der Handy-App konfiguriert werden.
Die Installation der Sensoren ist ebenfalls simpel. Der wirkungsvollste Wächter ist der Bewegungssensor (Motion). Nachdem man die Batterie eingelegt hat, muss man nur für wenige Sekunden Tasten an Sensor und Basisstation drücken, damit sich die beiden verbinden. Genauso simpel lässt sich der Türsensor einrichten. Er erkennt zuverlässig durch einen Lagesensor das Öffnen und Schliessen der Wohnungstüre. Mittels Erschütterungssensoren soll er sogar Einbruchsversuche erkennen.
Ich bin dann mal weg

Damit ist die heimische Alarmanlage bereits betriebsbereit. Man muss weder Regeln noch Parameter erfassen. In der App muss man lediglich von „Ich bin zuhause“ zu „Ich bin ausser Haus“ wechseln, damit die Anlage „scharf“ geschaltet wird. Kommt man nach Hause, muss man den Modus wieder zurückschalten. Unverständlich ist, warum Gigaset den Modus-Wechsel im Einstellungs-Menü der App versteckt. Vor allem unter Android könnte ein Widget das Umschalten einfacher machen. Schön wäre auch, wenn sich die Anlage scharf schaltet, sobald das Handy das heimische WLAN verlässt und sich beim Heimkommen auch wieder automatisch entschärft.
Welche Ereignisse das Sicherheitssystem im jeweiligen Modus auf das Handy meldet, lässt sich einfach einstellen. Das System kann neben den Push-Mitteilungen auf dem Handy-Display auch via E-Mails informieren. Man kann sogar mehrere E-Mail-Adressen und Handys mit einem System verbinden.
Neben dem Zustand „Zu Hause“ und „Ausser Haus“ gibt es noch ein individuelles Profil. Hier kann man jedem Sensor eine Aktion zuordnen. So kann man beispielsweise definieren, dass der Bewegungssensor keine Aktion auslöst, das Öffnen des Fensters aber zum Alarm führt. Leider lässt sich keines der Profile mit einem Zeitplan kombinieren, man muss also immer von Hand „umschalten“.
Fenstersensor, Sirene und Kamera

Das Starterkit von Elements enthält bereits einen Tür- und Bewegungssensor. Für je 60 Franken gibt es zusätzliche Türsensoren oder auch einen speziellen Fenstersensor. Alle Sensoren sind clever genug, nicht nur Veränderungen, sondern auch den aktuellen Status zu melden. Man weiss also jederzeit, ob eine Tür offen oder zu und ein Fenster geschlossen, offen oder gekippt ist.
Als Zusatzmodul ist auch eine Sirene (siren) erhältlich. Damit kann man Eindringlinge vertreiben, aber möglicherweise mit einem Fehlalarm auch Nachbarn aus dem Schlaf wecken. Das rund 60 Franken teure Sirenenmodul benötigt eine Stromsteckdose und heult mit 100 Dezibel los. Nach 90 Sekunden oder nach Deaktivierung via App verstummt sie. Leider kann man die Sirene nicht aus der Ferne einschalten.
Neu gibt es für das Elements-System auch eine Videokamera. Diese muss bei der Installation einmalig per Ethernetkabel konfiguriert werden. Im normalen Betrieb funktioniert sie dann aber auch via drahtlosem WLAN. Zwingend ist aber die Stromversorgung über den Netzadapter.
Mit der App oder im Browser kann man sich zu Hause oder unterwegs einen Live-Videostream von der heimischen Kamera anzeigen lassen. Die Auflösung beträgt 720p (1280 × 720 Pixel) mit bis zu 30 Frames pro Sekunde. Die Kamera hat einen Sichtbereich von 80 Grad horizontal und 45 Grad vertikal. Ihre Optik lässt sich aber nicht ferngesteuert bewegen. Im Nachtmodus sorgen 30 Infrarot-LEDs für ein recht gutes Schwarzweissbild.
Aus der Ferne lässt sich sogar ein Mikrofon einschalten, einen Lautsprecher (Babysitter-Mode) hat die Kamera aber nicht.
Kostenpflichtige Profi-Funktionen

Praktisch alle Funktionen von Gigaset Elements lassen sich ohne Abo-Kosten nutzen. Die Ausnahme bildet lediglich die Kamera. Wer sie für rund 180 Franken kauft, kann nur Live-Streams anschauen. „Life“ ist allerdings übertrieben, das Videobild hat eine Zeitverzögerung von bis zu 10 Sekunden.
Will man Aufzeichnungen erstellen oder die automatische Bewegungserkennung der Kamera nutzen, muss man monatliche Gebühren zahlen. Um im Alarmfall automatisch ein fünf Minuten langes Video in der Cloud aufzeichnen zu lassen, muss man jährlich 10 Franken für das Safety-Paket berappen. Bezahlt man jährlich 18 Franken (Smart Paket) kann man auf Knopfdruck 30-Sekunden-Videos aufzeichnen. Um unbeschränkt lange Videosequenzen aufzunehmen, muss man im Jahr 48 Franken für das Director’s-cut-Paket entrichten. Die teureren Pakete enthalten jeweils alle Funktionen der günstigeren Abos. Wer alle Zusatzfunktionen testen will, kann einmalig ein 3-Monate-Welcome-Paket für einen Franken kaufen.
Technik im Detail
Das Alarmsystem von Gigaset nutzt drahtlose, batteriebetriebene Sensoren, die via DECT Ultra Low Energy (ULE) kommunizieren. Die Reichweite lässt sich mit einen drahtlosen Telefon vergleichen. Mehrere Räume sind also kein Problem; unser Testsensor im Keller konnte sich dann aber nicht mehr verbinden. Gigaset spezifiziert eine Reichweite von 50 Metern. Die Reichweite der Kamera ist von der WLAN-Abdeckung des Internet-Routers abhängig. Oft ist schon nach zwei Wänden Schluss. Notfalls kann man die Kamera aber auch via PLC-Adapter und LAN-Kabel anschliessen.
Die Sensoren beziehen ihren Strom aus nicht aufladbaren Lithium-Batterien (CR123A). Diese kosten je nach Händler zwischen 3 und 10 Franken und müssen laut Gigaset nach sechs bis 24 Monaten ersetzt werden. Die entsprechende Aufforderung wird dann in der App angezeigt.
Alltagstaugliche Lösung

Im Praxistext installierten wir sämtliche verfügbaren Komponenten von Gigaset Elements. Das Einrichten des Systems war dabei einfach. Lediglich der Fenstersensor ärgerte anfänglich, weil er mit einem Kippfenster nicht zurechtkam. Schlimmstenfalls löste er gar einen Einbruch-Fehlalarm aus, wenn das Fenster statt geöffnet nur gekippt wurde. Nach Durchpröbeln verschiedener Montagepositionen arbeitete er dann aber zuverlässig.
Störrisch war auch die Aufzeichnungsfunktion der Kamera. Obwohl wir das entsprechende Abo im App-Store gekauft hatten, wurden Aufnahmen verweigert. Nach einer Intervention bei der deutschsprachigen Hotline wurde das Problem dann gelöst. Anscheinend vergehen zwischen Abo-Kauf und Freischaltung bis zu 24 Stunden.
Sicher oder beobachtet?
Im täglichen Betrieb erlebten wir dann eine emotionale Mischung aus Sicherheitsgefühl, paranoider Selbstüberwachung und Cloud-Ängsten. Denn grundsätzlich landen alle Informationen der Sensoren und auch der Video-Stream der Kamera auf dem Server von Gigaset. Der ausländische Dienstbetreiber weiss also, wann der Tester nach Hause kommt (Door), wann er nach langer Nacht wieder aufsteht (Motion) und wie er dabei aussieht (Camera). Selbstverständlich sichert Gigaset zu, alles Nötige für Datenschutz, Datensicherheit und Vertraulichkeit zu unternehmen. Aber in Anbetracht des angekündigten schweizerischen Überwachungsgesetzes BÜPF (Bundesgesetz betreffend die Überwachung des Post- und Fernmeldeverkehrs) verbleibt doch ein schales Gefühl.
Bei der Bedienung der Lösung gibt es wenig zu bemängeln. Anfänglich liessen wir fleissig Statusmeldungen auf dem Handy aufpoppen, wussten also jederzeit, wann Mitbewohner nach Hause kamen und ob fleissig gelüftet wurde. Mit der Zeit reduziert man aber das Mitteilungsbedürfnis der Alarmanlage auf das Nötigste. Auch der Wow-Effekt, wenn man in der Beiz den Tischgenossen einen Video-Einblick in die eigene Wohnung gewährt, nutzt sich schnell ab.
Fazit

Gigaset Elements ist eine simple Überwachungsanlage, die sich auch von Nicht-Technikern installieren und nutzen lässt. Ihre Abhängigkeit von Cloud-Diensten ist allerdings sowohl technische Achilles-Ferse als auch für einige ein Privatsphären-Problem. Mit dem Starterkit für rund 200 Franken lässt sich aber für wenig Geld das traute Heim in ein „little castle“ verwandeln.
günstiger Preis
einfach erweiterbar
keine zeitabhängigen Regeln
umständliches „Scharf-Schalten“
Abo-Kosten für Kamera
Onlinelink:
https://avguide.ch/testbericht/digitaler-wachhund-test-ueberwachungsanlage-gigaset-elements