avguide.ch - das Portal für Audio, Video und Foto

Der Sonos Amp im Test

Test des neuen kabellosen Sonos Amp Verstärkers

Publiziert am 15. April 2019 - Thomas Flammer
Der neue Sonos-Amp.Der neue Sonos-Amp.

Wenn man vor 15 Jahren seinen Nachbarn etwas von IP-Multiroom erzählte, bekam man höchstens einen verständnislosen Blick als Antwort. Multiroom, naja, davon hatte man schon gehört und auch die vielen MP3-Player waren den Leuten nicht fremd. Aber ein IP-Netzwerk für Musik zu missbrauchen, das war damals mehr als unüblich.

Da es zu dieser Zeit noch keine iPhones oder andere smarte Telefone gab, brauchte es den CR100-Controller zur Steuerung. Dieser war gross wie rund 6 gestapelte iPhone Plus, aber ohne Touchscreen notabene. Inzwischen dienen ausnahmslos Smartphones, Tablets oder Computer zur Steuerung der inzwischen acht verfügbaren Sonos-Komponenten.

Wie schnell die Zeit vergeht. Wollen wir uns dem neusten Kind aus dem Hause Sonos – dem Amp – etwas genauer widmen. Das ist wohl das Sonos-Produkt, das am meisten auch von Multiroom-Spezialisten bzw. von Integratoren verwendet werden wird. Im Unterschied zum Vorgänger hat man hier auf das im Profibereich gängige Rackmass von 19 Zoll Rücksicht genommen.

So passen exakt zwei Amps nebeneinander auf ein Rack-Tablar. Alternativ können die Amps auch gestapelt werden, das Kühlsystem wurde so entwickelt, dass auch im Sandwich-Betrieb die Geräte nicht überhitzen. Dies könnte durchaus möglich sein, hat Sonos doch die Ausgangsleistung auf 125 W pro Kanal mehr als verdoppelt.

Zwei Amps passen exakt nebeneinander ins 19-Zoll-Rack.Zwei Amps passen exakt nebeneinander ins 19-Zoll-Rack.

Neben dem Reck-Einbau kommt der Amp auch als Verstärker im Wohnzimmer zum Einsatz. Hier kann sich der Amp trotz Kunststoffgewand sehen lassen. Dank HDMI-ARC-Anschluss zieht der Amp den Ton direkt vom TV ab. Wenn noch ein altes TV-Gerät ohne HDMI-ARC vorhanden ist, kann bei Sonos ein Optical/HDMI-Converter geordert werden. Daneben besitzt der Amp einen anlogen Cinch-Eingang und einen Subwoofer Out. Die etwas fummeligen Lautsprecher-Klemmanschüsse des Connect:Amp sind zwei Paar Bananenbuchsen gewichen, die bereits mit soliden, schraubbaren Bananen-Stecker bestückt sind.

Was aber vor allem Apple-Freunde begeistern wird, ist die Airplay-2-Fähigkeit, was es erlaubt sämtliche Toninhalte von iPhones, iPads und Macs drahtlos zum Amp zu senden. Was spannend ist, dass sich der Amp auch mit einem zweiten Amp zu einem 4.0- oder 4.1-Surroundsystem ausbauen lässt. Für die beiden Rear-Speaker wird einfach ein zweiter Amp eingerichtet, auf Wunsch kann auch ein Sonos-Sub (drahtlos) oder ein normaler Aktiv-Subwoofer zum Surround-System hinzugefügt werden. Alternativ können auch zwei Sonos One als hintere Lautsprecher eingebunden werden. Die Einstellmöglichkeiten sind, gemessen an einem herkömmlichen AV-Receiver, aber so oder so eher bescheiden.

In der Praxis

Eine Fernbedienung gibt es, wie eingangs erwähnt, bei Sonos schon seit Jahren nicht mehr. Wozu auch, sind Handys bzw. Tablets heute doch in jedem Haushalt mehr als einmal vorhanden. Dank der Möglichkeit, dem Amp mitzuteilen, welcher TV-Brand zum Einsatz kommt, geschieht die Lautstärkeregelung mit der originalen TV-Fernbedienung auf dem Amp selber. So ist im simplen TV-Betrieb kein WLAN-Device nötig.

Ebenso einfach ist das Umschalten auf den TV als Eingangsquelle. Das geschieht dank HDMI-ARC automatisch. Ebenso kann das bei Sonos sogenannte Auto-Play beim analogen Eingang aktiviert werden. Sobald die Nadel auf der Platte unüberhörbar aufsetzt, hat der Sonos-Amp den Eingang schon umgeschaltet.

Bei der Produktentwicklung wurde unter anderem sehr viel Wert auf eine gute Wärmeableitung gelegt.Bei der Produktentwicklung wurde unter anderem sehr viel Wert auf eine gute Wärmeableitung gelegt.

Sonos gibt als Ausgangsleistung 125 W an 8 Ohm an. Der Amp ist aber auch 4-Ohm-tauglich und erlaubt es sogar, 3 Paar Lautsprecher an den Klemmen anzuschliessen. Dies ist vor allem spannend, wenn der Amp im Multiroom-Betrieb Deckenlautsprecher antreiben soll. Diese liefert Sonos seit kurzem ebenfalls, dazu auch ein Modell für den Wandeinbau. Und auch ein Outdoor Lautsprecher ist im Sortiment. Die Lautsprecher wurden in Zusammenarbeit mit dem US-amerikanischen Hersteller Sonance entwickelt.

Der Sonos-Amp beherrscht auch Trueplay. Aber – hier kommt das grosse ABER – nur mit den eigenen Decken- und Wandeinbaulautsprechern. Um Trueplay aktivieren zu können, wird via App der Lautsprecher getestet und so festgestellt, ob es sich um einen Sonos-Einbaulautsprecher handelt oder nicht.

Dies ist natürlich aus Konsumentensicht sehr schade, aus technischer Sicht aber verständlich. Es ist sehr schwierig herauszufinden, wie die Zielkurve für einen unbekannten Lautsprecher aussehen soll, wenn keinerlei Informationen für den Einmess-Algorithmus vorliegen. Und das wirkt nebenbei noch verkaufsfördernd für die eigenen Lautsprecher …

Und los geht’s

Natürlich nehmen wir für die erste Klangprobe nicht die eigenen Einbaulautsprecher sondern schliessen gleich mal zwei Piega Coax 511 an die beiden Lautsprecherklemmen. Der Sonos geht sehr genau und tonal ausgewogen zur Sache. Was ein wenig störend wirkt, ist die Lautstärkeregelung. Um etwas höhere Pegel zu erzeugen muss der Regler auf der App sehr weit nach rechts geschoben werden, so dass der Eindruck entsteht, dass evt. noch mehr Power vorhanden sein könnte. Doch davon abgesehen macht der Sonos-Amp Spass. Er ist klanglich sicher nicht in den obersten Highend-Gefilden anzusiedeln, doch der Sonos-Amp bietet genau das, was man in dieser Preisklasse erwarten kann.

HDMI-ARC, Sub-Out, Analog in, solide Lautsprecher-Klemmen und RJ45.HDMI-ARC, Sub-Out, Analog in, solide Lautsprecher-Klemmen und RJ45.

Die einfache Einbindung mit dem TV ist ebenso überzeugend wie die Flexibilität beim Einrichten eines Surround-Setups. Und mit zwei Sonos One als Rear-Speaker konnte das Sonos-System eine realistische Rundherum-Wiedergabe erzielen.

Spannend ist das Trueplay-Einmesssystem. Dieses funktioniert offiziell wie oben erwähnt nur mit den Sonos-eigenen Einbaulautsprechern. Der Sonos-Amp schickt dazu drei ganz hohe Töne zum Lautsprecher und erkennt so, ob es sich um einen Sonos-Speaker handelt.

Da es sich beim Testen und bei der Trueplay-Einmessung um zwei getrennte Schritte handelt, kann natürlich auch zuerst ein Sonos-Lautsprecher angeschlossen werden, und sobald Trueplay aktiviert wird, ein anderer Lautsprecher. Das hat in der Praxis wunderbar funktioniert. Allerdings war die Wirkung von Trueplay bei unseren Standlautsprechern nicht übermässig. Sobald aber ein Einbaulautsprecher zum Einsatz kommt, der generell zu wenig Einbauvolumen hat und auch vom Winkel her nicht optimal zum Zuhörer ausgerichtet ist, kann dies den Klang deutlich verbessern.

Die Einbaulautsprecher von Sonos bieten einen ausgewogenen Klang und erstaunlichen Bass. Dies verwundert nicht, wenn man das Bass-Chassis etwas genauer betrachtet. Dank einer sehr guten Schwingspulenbelüftung ist der Schwingspulenüberhang gut sichtbar. Dieser beträgt geschätzt ca. 5 mm. Dies ist für einen Einbaulautsprecher sehr ordentlich.

Fazit

Es war irgendwie nicht anders zu erwarten. Sonos hat den Connect:Amp in allen Belangen verbessert und bietet mit knapp 800 Franken einen modernen, universellen Verstärker an, welcher die heutigen Bedürfnisse mehrheitlich bestens abdeckt.

Auch klanglich braucht sich der Amp keineswegs zu verstecken. Er bietet ein sehr neutrales und druckvolles Klangbild. Da braucht es nur noch ein Paar ordentliche Lautsprecher – und fertig ist das HiFi-System.

STECKBRIEF
Modell:
Amp
Profil:
- kräftiger Streaming Amplifier mit HDMI ARC
Pro:
- Airplay II
- einfache App
- genug Power
- kompakte Bauform
Contra:
- Trueplay Einmessung nur für Sonos Einbaulautsprecher
- digitaler Audioeingang nur via HDMI Adapter
Preis:
799.00 CHF
Hersteller:
Jahrgang:
2019
Vertrieb:
Masse:
64 x 217 x 217 mm
Gewicht:
2,1 kg
Farbe:
Schwarz
Analog Input:
HDMI ARC (nur Ton), opt. Toslink (via Adapter)
Verstärkerleistung 8 Ohm:
2 x 125 Watt

Onlinelink:
https://avguide.ch/testbericht/der-sonos-amp-test-des-neuen-kabellosen-sonos-verstaerkers