avguide.ch - das Portal für Audio, Video und Foto

Klang statt Technik

Test Endverstärker Burmester 216

Publiziert am 18. September 2023 - Martin Freund
Burmester 216.Burmester 216.

Innerhalb der Top line nimmt der neue Endverstärker 216 die Nachfolge des renommierten 911 MK3 ein. Letzterer war – auch in der dritten Generation – nicht weniger als eine Ikone im Burmester-Portfolio und geniesst weltweit einen ausgezeichneten Ruf für seine ebenso kultivierte wie kraftvolle Wiedergabe.

Vergleicht man den 216 äusserlich mit seinem Vorgänger, so nimmt man – bei unübersehbarer Burmester-Stilistik – eine Harmonisierung des Designs in Richtung «weniger technisch, weniger imposant» wahr. Einerseits wirken die «Kühlrippen» weniger kantig und besser ins Gesamtbild integriert, andererseits fehlt auch das markante, aufgesetzte Dreieck vorne auf dem Gehäusedeckel. Letzterer ist beim 216er insgesamt unauffälliger gestaltet: Auf quer verlaufenden Gravuren wurde vollständig verzichtet, und auch der «Burmester»-Schriftzug fällt deutlich zierlicher aus.

Der Vorgänger des 216, der 911 MK3 wirkt, im Vergleich imposanter und kantiger. Der 216 ist etwas weniger auffällig, dafür harmonischer designt.Der Vorgänger des 216, der 911 MK3 wirkt, im Vergleich imposanter und kantiger. Der 216 ist etwas weniger auffällig, dafür harmonischer designt.

Von den Abmessungen und vom Gewicht her schenken sich die Modelle 911 MK3 und 216 wenig: der Neue ist etwas weniger hoch, dafür etwas breiter. Obwohl der neue Endverstärker punkto Gewicht (satte 35 kg) sogar etwas zugelegt hat, wirkt er insgesamt also weniger technisch, deutlich harmonischer und letztlich wohnraumfreundlicher. Dies insbesondere dann, wenn man diesen Endverstärker frei im Raum (natürlich auf einem passenden Untersatz) platziert.

Auch im Detail und aus der Nähe hinterlässt der 216 einen edlen und durchgestylten Eindruck.Auch im Detail und aus der Nähe hinterlässt der 216 einen edlen und durchgestylten Eindruck.

«Weniger Technik» scheint die Burmester-Devise auch bei der Präsentation des neuen Verstärkers zu lauten. Wurden beim Vorgänger noch stolz viele (exzellente) technische Daten zum Besten gegeben, so hält man sich beim 216 diesbezüglich vornehm zurück. Immerhin soll auch der Neue über den gesamten Frequenzbereich einen hohen Dämpfungsfaktor aufweisen und laststabil selbst an niederimpedanten Lasten agieren.

Damit soll er jeden Lautsprecher «mühelos kontrollieren». Eine Aussage, die wir aufgrund unserer Hörerfahrung mit verschiedenen Toplautsprechern durchaus bestätigen können. Dies, obwohl der 216 nominell deutlich weniger Ausgangsleistung generiert als noch der 911er: Burmester spezifiziert gerade mal 2 x 100 Watt (an 8 Ohm) bzw. 2 x 165 Watt (an vier Ohm). Demgegenüber leistet der 911 MK3 stolze 2 x 350 Watt an vier Ohm, also rund das Doppelte.

Eine andere Sprache spricht jedoch die Angabe zur maximalen Leistungsaufnahme: Burmester spezifiziert hier bis zu 1200 Watt. Auch der 216 ist also ein veritabler Leistungssportler. Mit 48 Watt verbraucht er handkehrum relativ wenig Strom im Leerlauf.

Handmade in Germany: Der 216 wird mit viel Liebe zum Detail in der Burmester-Manufaktur in Berlin gefertigt.Handmade in Germany: Der 216 wird mit viel Liebe zum Detail in der Burmester-Manufaktur in Berlin gefertigt.

Zu den weiteren technischen Angaben: Auch der Burmester 216 arbeitet in der Treiberstufe mit der bekannten X-AMP-Technologie in Class A – dies jedoch in völlig neuer Form. X-AMP wurde schon vor Jahrzehnten von Dieter Burmester selbst entwickelt und inzwischen mehrfach verfeinert. Die jüngste Evolutionsstufe hat es in sich: X-AMP 3 ist ein dreistufiger, vollständig komplementär aufgebauter Signalverstärker, der punkto Rauschen und Signalbandbreite Rekordwerte erzielen soll. Und dies auch ohne grosse Gegenkopplung.

Alle verwendeten Bauteile liegen in einem sehr engen Toleranzbereich und sind nach höchsten Ansprüchen ausgesucht, besonders die verwendeten Transistoren sind eng selektiert. Zusätzlich schützt eine schirmende Abdeckung aus Aluminium die empfindliche Elektronik vor äusseren Störeinflüssen. Insbesondere Temperaturstabilität ist in einem Verstärker hinsichtlich eines definierten Arbeitspunktes von grosser Bedeutung. X-AMP 3 soll sich «an der Grenze des technisch Machbaren bewegen und so eine bisher unerreichte Wiedergabetreue erzielen». Ebenfalls Burmester-typisch ist die durchgehende DC-gekoppelte Signalführung ohne Kondensatoren im Signalweg. Auch die unerlässlichen Schutzschaltungen tangieren den Signalfluss in keiner Weise.

Das neue X-AMP-3-Modul kommt erstmals in den Endverstärkern 216 und 218 sowie im neuen Vollverstärker 232 zum Einsatz.Das neue X-AMP-3-Modul kommt erstmals in den Endverstärkern 216 und 218 sowie im neuen Vollverstärker 232 zum Einsatz.

Der Burmester 216 ist schaltungstechnisch komplett symmetrisch ausgelegt. Entsprechend werden auch nur XLR-Anschlüsse angeboten (Adapter für Cinch-Verbindungen sind erhältlich). Ansonsten finden sich auf der Rückseite nur noch die massiven Schraubklemmen für die Lautsprecherkabel. Bananastecker werden ebenfalls akzeptiert. Remote on/off über kompatible Burmester-Geräte erlauben die synchrone Ferneinschaltung. Wer möchte, kann den 216er auch über die optionale IR-Fernbedienung ein- und ausschalten. Ein IR-Sensor ist nämlich eingebaut. Dazu muss man ihn natürlich im Standby-Modus lassen (hinten am Gerät findet sich zusätzlich ein Hauptschalter). Hierbei verbraucht er bescheidene 0,46 Watt.

Der Burmester 216 ist durchgehend symmetrisch aufgebaut und akzeptiert daher nur XLR-Verbindungen. Cinch-Adapter sind jedoch verfügbar.Der Burmester 216 ist durchgehend symmetrisch aufgebaut und akzeptiert daher nur XLR-Verbindungen. Cinch-Adapter sind jedoch verfügbar.

Perfekter Spielpartner für Toplautsprecher

Flächenstrahler gelten als schwierig anzutreibende Lautsprecher. Der Burmester 216 hatte jedoch keinerlei Mühe, die Magnepan 30.7 zu klanglicher Höchstleistung zu motivieren.Flächenstrahler gelten als schwierig anzutreibende Lautsprecher. Der Burmester 216 hatte jedoch keinerlei Mühe, die Magnepan 30.7 zu klanglicher Höchstleistung zu motivieren.

Wie klingt denn ein Endverstärker der Topklasse? Lapidare Antwort: Eigentlich gar nicht. Vielmehr soll er Edellautsprecher so zum Klingen bringen, dass diese ihr Potenzial voll ausschöpfen. Die Frage nach dem «Eigenklang» von Elektronik stellt sich so gesehen gar nicht. Vielmehr diejenige, ob der Burmester 216 eine Partnerschaft fürs Leben mit ausgewählten Traumlautsprechern eingehen könnte.

Dieser Devise folgend hörten wir den 216er ausgiebig im Zusammenspiel mit drei verschiedenen Lautsprechern der Spitzenklasse und konnten so fundierte Eindrücke gewinnen, welches Level an Musikgenuss heutzutage möglich ist. Den Anfang machte eine Hörsession mit den Magnepan 30.7. Das Topmodell des amerikanischen Herstellers zeigt sehr schön auf, mit welcher Ansprache und welchem Mass an Impulstreue ein Verstärker aufwartet. Als Quelle in diesem Hörtest diente der Streamer/Vorverstärker P1 von Lumin (Preis: 8990).

Schon die ersten Höreindrücke zeigten die Einzigartigkeit dieses Ausnahmeschallwandlers: Die besondere Schallausbreitung des Flächenstrahlers generiert eine imposante und spannende Musikwiedergabe – jederzeit souverän und ohne jeglichen Anflug von Hektik. So emotional packend, geradezu anrührend klingt wohl kein herkömmlicher Lautsprecher. Die Kombi Lumin/Burmester/Magnepan kreierte ein völlig schwereloses Musikerleben mit überragender Tonalität und Natürlichkeit der Klangfarben.

Die Basswiedergabe wirkt konturiert und bis in tiefe Lagen druckvoll. Monumentale Instrumente wie ein Flügel oder gar eine Kirchenorgel werden absolut grossartig in Szene gesetzt. Magnepan-Lautsprecher hatten immer schon ein besonderes Faible für akustischen Jazz. Was der Burmester hier bei guten Aufnahmen aus den 30.7 herausholte, war absolut beeindruckend. Der Zuhörer hängt wie gebannt mittendrin im musikalischen Geschehen. Distanziertes Musikhören ist unmöglich. Erster Eindruck: Der Burmester 216 holte den Zuhörer mitten in die Musik hinein. Widerstand zwecklos.

Wir führten die ausführliche Hörsession im Hörraum von HiFi Studio Sulzer durch. Hier ist auch fast die komplette Serie 800 D4 von Bowers und Wilkins vorführbereit. Wir wählten die 802 D4 als perfekte Spielpartner für die Burmester 216.Wir führten die ausführliche Hörsession im Hörraum von HiFi Studio Sulzer durch. Hier ist auch fast die komplette Serie 800 D4 von Bowers und Wilkins vorführbereit. Wir wählten die 802 D4 als perfekte Spielpartner für die Burmester 216.

Für die zweite Hörsession durfte ein Paar 802 D4 von Bowers & Wilkins (Paarpreis CHF 28'000) zeigen, welches Mass an Durchhörbarkeit und räumlicher Transparenz der Burmester 216 möglich macht. Das Piano auf dem sensationell aufgenommen Track «Beautiful Life» aus dem Album «Temptation» von Chantal Chamberland ertönte glasklar und – obwohl gar nicht laut gespielt – verblüffend dynamisch. Das Stimmentimbre wirkte wunderbar natürlich, das Schlagzeug unaufdringlich und dennoch sehr präsent. Man hat als Zuhörer das Gefühl, bei der Aufnahme live dabei zu sein.

Die Kombination von 802 D4 und Burmester 216 agiert im positiven Sinne analytisch – einfach, weil nicht das kleinste Detail einer guten HiRes-Aufnahme verloren geht. Die Durchhörbarkeit ist schlicht atemberaubend. Ihre hervorragenden Monitor-Qualitäten zeigte die Kombi auch beim Titel «Angel» von Sarah McLachlans Album «Surfacing»: Maximale Durchhörbarkeit und ungetrübter, glockenreiner Klang machen die Vorteile von HiRes-Aufnahmen so deutlich wie sonst fast nie.

Sensationelle Aufnahme: «Temptation» von Chantal Chamberland. Anspieltipp: «Beautiful Life».Sensationelle Aufnahme: «Temptation» von Chantal Chamberland. Anspieltipp: «Beautiful Life».

Bei aller Transparenz bleibt die Klangbalance dennoch stets gewahrt. So erklingen die Streicher auf Karl Jenkins «Palladio» nicht übertrieben hell, sondern in der genau richtigen Mischung aus hart und süffig. Obwohl in 16-Bit/44,1-kHz gestreamt, tönt diese Aufnahme am besten definiert und richtig gut. HiRes bildet also keineswegs eine Voraussetzung für den Musikgenuss über diese High-End-Anlage. Auch Oldies wie Ulla Meineckes «Tänzerin im Sturm» machen enorm viel Spass. Über eine solche Performance hätte man sich Mitte der 90er-Jahre (als die Aufnahme auf den Markt kam) die Augen gerieben – ebenso wie beim legendären, hervorragend produzierten Album «Book of Roses» von Andreas Vollenweider.

Unsterblich schön: Vollenweiders «Book of Roses» aus dem Jahr 1991.Unsterblich schön: Vollenweiders «Book of Roses» aus dem Jahr 1991.

Die Tieftonwiedergabe der 802 D4 von Bowers & Wilkins erscheint – vom Burmester 216 angetrieben – aussergewöhnlich luftig und staubtrocken. Auch tiefste Register werden mühelos wiedergegeben. Dank der enormen Kontrolle vonseiten der Endstufe können diese Standboxen problemlos auch wandnah aufgestellt werden. Aufgeblähte Bässe sind nicht zu befürchten. Die Kombi beeindruckt hier bei elektronisch generierter Musik mit ultratiefen Synthesizer-Bässen genauso wie bei akustischem Jazz mit gezupftem Kontrabass.

Die grosse Offenbarung zeigte sich schlussendlich bei der Wiedergabe von HiRes-Titeln in DXD-Masterqualität (24-Bit/352-kHz). So etwa bei den in Kirchen gemachten Aufnahmen des Labels 2L. Deren ultimative Transparenz – beispielsweise beim «Magnificat» der Trondheimer Solisten – kommt über die Kombination Burmester/Bower & Wilkins so sehr zum Tragen, dass man sich als Zuhörer unweigerlich über Raum und Zeit hinweg in die Nidaro-Kathedrale in Trondheim versetzt fühlt. 

Referenzverdächtige Aufnahme: Das «Magnificat» der Trondheimer Solisten, aufgenommen in der Nidaro-Kathedrale in Trondheim.Referenzverdächtige Aufnahme: Das «Magnificat» der Trondheimer Solisten, aufgenommen in der Nidaro-Kathedrale in Trondheim.

Die Technik tritt bei der Wiedergabe vollständig in den Hintergrund. Ein grösseres Kompliment kann man einer Anlage kaum machen. Aber Vorsicht: Ein solches Musikerlebnis hat einen hohen Suchtfaktor! Jedenfalls ist für den Autor klar, dass die Kombi aus Burmester 216 und Bowers & Wilkins 802 D4 mühelos Referenzqualität bei der Musikwiedergabe erreicht. Schwer vorstellbar, dass es noch besser geht. Wobei: Von Burmester gibt es ja noch den neuen Endverstärker 218 aus der Reference line und von Bowers & Wilkins die 800 D4. Wer jedoch die Preise vergleicht, wird schnell feststellen, dass diese in einer anderen Liga angesiedelt sind.

Ein ganz anderes (aber genauso geschmackvolles) Ergebnis zeigte zu guter Letzt eine Hörsession der Burmester 216 im Zusammenspiel mit den hauseigenen Lautsprechern B28 (Paarpreis CHF 15'840). Diese mit AMT-Hochtönern bestücken Standlautsprecher agieren im Hochtonbereich etwas entspannter als vergleichbare Lautsprecher aus der Serie 800 D4 von Bowers & Wilkins, dennoch sehr detailliert und aussergewöhnlich feinzeichnend. Die konturierte und tief reichende Basswiedergabe schöpft aus dem Vollen und verleiht jedweder Art von akustischer Musik ein tolles Fundament. Das Klangfarbenambiente lädt zum Schwelgen ein; die grossartige, weiträumige Klangbühne lässt gute Opernaufnahmen zum Hochgenuss werden. Letztlich ist es Geschmacksache, welchem Klangcharakter man den Vorzug gibt. Der Burmester 216 verleiht diesem so oder so den entscheidenden Glanz.

Bei vergleichbaren Abmessungen zeigt sich der neue 216 aus Burmesters Top line rundum ästhetischer gestaltet als sein Vorgänger 911 MK3.Bei vergleichbaren Abmessungen zeigt sich der neue 216 aus Burmesters Top line rundum ästhetischer gestaltet als sein Vorgänger 911 MK3.

Fazit

Der neue 216 von Burmester setzt weniger auf Technik als Selbstzweck als vielmehr auf kompromissloses Zusammenspiel mit jedwedem Lautsprecher der Spitzenklasse. Insbesondere zeigte die Kombination mit einem Paar 802 D4 in unserem Hörtest eindrücklich den Stand der Musikwiedergabe auf. Von einem solchen Niveau konnte man vor ein paar Jahren nur träumen.

STECKBRIEF
Modell:
216
Profil:
Endstufe der absoluten Spitzenklasse aus der Berliner Edelmanufaktur Burmester. Die 216 treibt jeden denkbaren Toplautsprecher zur bestmöglichen Wiedergabe an. Sie offeriert genügend Ausgangsleistung in Kombination mit hoher Stromlieferfähigkeit und hohem Dämpfungsfaktor über den gesamten Frequenzbereich. Klang ist sie dem Ideal höchster Transparenz und Klangneutralität verpflichtet.
Pro:
Topverarbeitung, handgemacht.
Neues harmonisches Design.
Vollsymmetrische Schaltungstopologie.
Komplett DC-gekoppelt.
Schutzschaltung ausserhalb des Signalwegs.
Harmoniert klanglich mit jedem Toplautsprecher.
Extrem hohe Klangtransparenz und Detailtreue.
Perfekte Basskontrolle dank hohem Dämpfungsfaktor.
Contra:
Für die meisten Musikliebhaber leider unerschwinglich.
Preis:
22,770.00 CHF
Hersteller:
Jahrgang:
2023
Vertrieb:
Masse:
496 x 191 x 479 mm
Gewicht:
35 kg
Farbe:
Silber
Analog Input:
XRL symmetrisch
Kanal:
2-Kanal-Stereo
Maximale Leistung:
2 x 245 Watt
Verstärkerleistung 4 Ohm:
2 x 165 Watt
Verstärkerleistung 8 Ohm:
2 x 100 Watt

Onlinelink:
https://avguide.ch/testbericht/test-endverstaerker-burmester-216-klang-statt-technik