Kompakter Vollformat-Profi
Test Panasonic Lumix S5 Vollformatkamera

«Hast du mal wieder eine neue Micro-FourThirds-Kamera im Test?», fragte ein Fotokollege etwas hämisch, als er die kleine Lumix DC-S5 von Panasonic sah. Umso verblüffter nahm er dann zur Kenntnis, dass diese neue Kamera ein waschechter 35-mm-Vollformater ist. Untergebracht in einem kompakten Gehäuse und durchaus mit einer MFT-Kamera desselben Herstellers zu verwechseln.
So klein und leicht hätten die ersten Vollformater von Panasonic doch gleich sein sollen, sinnierte der Kollege weiter. Tatsächlich erstaunen die Abmessungen und das Gewicht der Lumix S5. Kein Vergleich zu den drei schweren und voluminösen Vollformat-Boliden S1, S1R und S1H, die Panasonic letztes Jahr auf den Markt brachte.
Noch mehr verblüfft jedoch, dass die S5 mit ihren Massen von 133 x 97 x 82 mm (B/H/T) sogar etwas kleiner als das bekannte Micro-FourThirds-Modell Lumix GH5 ausgefallen ist und mit 714 Gramm auch noch knapp 10 Gramm weniger als dieses wiegt.
Im Vergleich zu der 1164 Gramm schweren Lumix S1H, von der die S5 viele Videoeigenschaften übernommen hat, fällt der Gewichtsunterschied von rund einem halben Kilogramm noch extremer aus.

Robust und gut ausgestattet
Für den Test bekamen wir das knapp 2500 Franken teure Lumix-S5-Kit, bestehend aus Kamera und Lumix-S-Pro-Objektiv 20–60 mm f/3.5–5.6. Unsere Kamera war das «Sample 143», also noch kein offizielles Serienmodell, jedoch schon voll funktionsfähig und mit Firmware 1.0 bestückt.
Das handliche Format der S5 hat Panasonic glücklicherweise nicht der Stabilität und Wetterfestigkeit geopfert. Die Kamera wirkt robust, ist gut verarbeitet sowie staub- und spritzwassergeschützt.
Im Vergleich zur S1-Serie gibt es bei der S5 kein Datendisplay mehr auf der Kameraoberseite. Ich persönlich habe diese zusätzliche Anzeige kaum je betrachtet. Mehr Bedenken habe ich beim Micro-HDMI-Anschluss der S5, der das Kabel anbringen oft kniffliger macht als bei den grösseren Buchsen in Mini- oder Standard-Grösse.
Die Lumix S5 besitzt zwei SDXC-Speicherkartenplätze. Speicherplatz 1 ist mit dem Übertragungsstandard UHS-II (V90) versehen, Speicherplatz 2 ist mit UHS-I kompatibel. XQD-Karten wie bei der S1 können nicht verwendet werden.
Die Bedienung kennt man von den S1- und Micro-FourThirds-Modellen her. Wer schon mal mit einer Panasonic-Systemkamera fotografiert hat, wird auch die S5 schnell im Griff haben. Für Einsteiger liegt eine gedruckte 190-seitige Anleitung für die grundlegende Bedienung der Kamera bei. Wer mehr wissen möchte, darf sich das ausführliche Manual mit 570 Seiten Umfang aus dem Netz herunterladen und studieren.
An der Kamera selbst erscheinen bei den meisten Menüpunkten nach Drücken der «DISP»-Taste mehr oder weniger ausführliche Hilfstexte in gut verständlichem Deutsch. Was durchaus nicht bei allen Kameraherstellern üblich ist.
Auch die inneren Werte der S5 kommen ohne grössere Abstriche bei der Technik aus. Die neue Kamera besitzt den gleichen 24.2 Megapixel grossen Sensor im 35-mm-Vollformat wie die S1H, verzichtet jedoch auf deren Tiefpassfilter. Ebenso dabei ist die Dual-Native-ISO-Technologie mit zwei Grundempfindlichkeiten für minimales Rauschen bei hohen Empfindlichkeiten.
Der gehäuseintegrierte Bildstabilisator (Body I.S.) der S5 kompensiert effektiv Kamerabewegungen bei Aufnahmen aus freier Hand. Die Kombination von Body I.S. (5-Achsen) und dem O.I.S. (Optischer Bildstabilisator, 2-Achsen) der Objektive der Lumix S-Serie zum Dual-I.S.-System verbessert den Schutz vor allen möglichen Verwacklungen noch weiter.
Wer seine «Zitterfestigkeit» überprüfen möchte, kann den Menüpunkt «I.S.-Status Anzeige» einschalten und dann versuchen, die runde Markierung möglichst in der Mitte des Fadenkreuzes zu halten.
L-Mount-Bajonett
Die Panasonic Lumix S5 gehört zur L-Mount-Allianz und hat dadurch Zugriff auf über 45 verfügbare oder geplante Wechselobjektive von Panasonic, Leica Camera und Sigma, darunter 11-Lumix-S/S-Pro-Objektive. Diverse Adapter erlauben darüber hinaus den Einsatz weiterer Objektive. So eröffnet das L-Bajonett ein umfangreiches Spektrum an kreativen Möglichkeiten.
Für den Kontakt zur Aussenwelt, als Kamera-Fernbedienung oder für den Datentransfer unterstützt die Kamera Wi-Fi mit 5 GHz und 2,4 GHz sowie Bluetooth 4.2 (BLE-Bluetooth Low Energy) für eine sichere und schnelle kabellose Verbindung.
Die Lumix-Tether-Software als freier Download ermöglicht die Verbindung und Steuerung der Kamera über einen PC oder Mac und für das Live-Streaming.
Die Lumix S5 ist mit Anschlüssen für Mikrofon, Kopfhörer, HDMI, USB-C und Fernauslöser ausgestattet. Mittels optionalem Batteriegriff (DMW-BGS5) lässt sich die Aufnahmekapazität weiter erhöhen.
Eine Blitzsynchronbuchse fehlt der Kamera ebenso wie ein interner Blitz. Der muss extern über den Standard-Blitzschuh angeschlossen werden. Im Test liess sich problemlos ein Olympus-Micro-FourThirds-Blitzgerät anbringen und im Automatik- oder TTL-A-Betrieb auslösen sowie über das Kamera-Menü die Blitzstärke regulieren.

Tasten, Schalter, Drehräder

Die Lumix S5 ist um einiges kleiner als ihre S1-Verwandten, dennoch liegt sie gut in der Hand und lässt sich sicher halten. Bei sehr grossen Klauen rutscht der kleine Finger jedoch unten durch. Wen dies stört, schraubt den optionalen Batteriegriff DMW-BGS5 an die Kamera und dann finden wieder alle Finger Halt.
Am kompakten Kamerabody der S5 sind alle Tasten, Drehräder und Schalter vorhanden, die auch die S1-Serie zieren. Nur das Moduswahlrad sitzt bei der S5 dort, wo bei den grossen Schwestern das Schulterdisplay thront. Das Wahlrad für die Antriebsmodi dreht nun wieder «allein» auf der linken Oberseite. Diese Anordnung gleicht sehr dem Erfolgsmodell Lumix GH5. Ob deswegen die neue auch eine 5 im Namen trägt?
Am Moduswahlrad stehen neben den bekannten Automatik-, PASM- und Video-Symbolen noch drei Speicherplätze (C1–C3) für eigene Konfigurationen zur Verfügung. Wer genau hinschaut, erkennt, dass bei der S5 noch eine eigene Markierung für den Zeitlupen- und Zeitraffermodus (S&Q) hinzugekommen ist.
Kleines Detail gegenüber der GH5 und den S1-Kameras: Das vordere Wahlrad ist nun nicht mehr vom Auslöser entfernt platziert, sondern umgibt ihn bei der S5 vollständig. Meiner Meinung nach wird die Bedienung dadurch noch komfortabler. Und wenn wir schon bei Details sind: An der neuen Kamera lässt sich das Moduswahlrad nicht mehr gegen versehentliches Verstellen verriegeln.
Der Joystick der S5 steht nicht mehr so weit hervor wie bei bisherigen Lumix-Kameras. Er reagiert viel schneller als der gemächliche Stick bei der GH5, ist jedoch sehr nahe an der «AF ON»-Taste platziert. Grosse Daumen drücken gerne mal beide Bedienungselemente zusammen.

Unendliche Anpassungen
Die Vielfalt an Einstellungsmöglichkeiten der Lumix S5 kann manche Fotoeinsteiger zu Beginn etwas verwirren. Dann dreht man das Moduswahlrad am besten in den für Panasonic typischen «Intelligenten Automatikmodus». In dieser «iA»-Position stellt die Kamera die optimale Belichtung für die erkannte Szene vollautomatisch ein und schränkt die Bedienung durch den Anwender auf ein Minimum ein.
Wer diese Esel-Einstellung («iA») verlässt, darf die S5 über viele Direkttasten und das umfangreiche Menü bedienen. Mit gefiel die Quick-Menü-Direkttaste «Q» am besten. Damit lassen sich häufig verwendete Funktionen direkt und rasch einstellen, ohne erst den Menübildschirm aufrufen zu müssen. Die Anzeigen des Quick-Menüs dürfen nach eigenen Wünschen angepasst werden.
Auch die Standardbelegung der Funktionstasten lässt sich nach eigenem Geschmack umprogrammieren. Neben den physischen Tasten am Gehäuse gibt es noch fünf weitere virtuelle Funktionstasten (Fn3 bis Fn7) als Touch-Symbole am rechten Rand des Aufnahmebildschirms, die ebenfalls geändert werden können. Genauso wie die Cursortasten und der Joystick.
Reichen diese Anpassungen nicht aus, kann man im Hauptmenü unter «Mein Menü» auf drei Seiten jeweils acht eigene häufig verwendete Menü-Elemente zusammenstellen. Dann lassen sich auch die drei Benutzer-Speicherplätze mit eigenen «Setups» belegen, die sich dann bequem per Moduswahlrad aufrufen lassen.
Schliesslich können bis zu zehn Sets an Kamera-Einstellungsinformationen auf einer Speicherkarte gesichert werden, um diese Einstellungen auf mehrere S5-Kameras zu übertragen.

High-Res-Fotos und scharfe Augen

Aufnahmen im JPG-Format können mit Bildverhältnissen von 4:3, 3:2, 16:9, 1:1, 65:24 und 2:1 erstellt werden. RAW-Bilder werden stets im 3:2-Verhältnis mit 6000 x 4000 Pixeln aufgenommen. Dies ist zugleich die höchste Auflösung im Standard-Foto-Modus.
Wer mehr benötigt, kann den High-Resolution-Modus einsetzen, wo per Pixelshift Bilder mit einer Auflösung von sagenhaften 96 Megapixeln (12'000 x 8000 Pixel) erzeugt werden. Er eignet sich ideal für statische Objekte und Landschaftsaufnahmen ab Stativ. Bewegt sich während der Aufnahme dennoch etwas im Bild, versucht die Kamera mit zwei wählbaren Methoden, die Bewegungsunschärfe zu kaschieren.
Serienbilder schiesst die Lumix S5 ohne Nachfokussieren mit bis zu 7 Bildern pro Sekunde im RAW- und JPG-Format, mit kontinuierlichem Autofokus sind es noch 5 Bilder pro Sekunde. Dies sind 1 bis 2 Bilder weniger als bei den S1-Modellen.
Wer es schneller braucht, wählt die 6K/4K-Fotoaufnahme. Sie erstellt mit 30 oder 60 Bildern pro Sekunde eine Videosequenz, aus der dann in aller Ruhe die gewünschten Einzelbilder im JPG-Format mit 18 oder 8 Millionen Pixelgrösse extrahiert werden können.
Besonders interessant wird 6K/4K-Foto zusammen mit der Pre-Burst-Aufnahme. Damit verpasst man keinen entscheidenden Moment mehr. Bei Pre-Burst beginnt die Aufnahme bereits eine Sekunde vorher, bevor der Auslöser vollständig heruntergedrückt wird.
Post-Fokus und Live-Composite
Bei der Post-Fokus-Funktion werden Serienbilder in der gleichen Bildqualität wie 6K/4K-Fotos aufgenommen, während automatisch auf verschiedene Bereiche scharfgestellt wird. Nach der Aufnahme wird ein Foto mit dem gewünschten Schärfebereich ausgewählt und als JPG-Bild gespeichert. Oder alle geeigneten Fokuspunkte werden miteinander verrechnet – also eine auf JPG-Bilder beschränkte Art Fokus-Stacking in der Kamera.
Produktefotos oder Makroaufnahmen können so im Nachhinein von vorne bis hinten geschärft werden. Die Post-Fokus-Funktion eignet sich am besten für unbewegte Motive. Idealerweise befestigt man die Kamera dabei auf einem Stativ.
Mit «Live-Composite» gibt es nun auch bei Lumix Kameras eine neue kreative Spielerei. Olympus lässt grüssen. Dabei werden mehrere Bilder aufgezeichnet und nur heller werdende Bildbereiche für die Kombinationsaufnahme verwendet. Dies geschieht «live», sodass die Bilder während des Aufnehmens kontrolliert werden können.
Dadurch werden Aufnahmen bei geringerer Gesamthelligkeit vereinfacht, zum Beispiel für Light-Painting, Sternspuren oder Feuerwerke vor einem nächtlichen Hintergrund. Im Beispiel hinterlassen im nächtlichen Bild unten die Hauptstrasse mit einem Einbieger, in der Mitte die Autobahn und oben ein Flugzeug ihre Lichtspuren.

Selbstverständlich beherrscht die S5 auch Selbstauslöser-, Zeitraffer- oder Stop-Motion-Aufnahmen und das normale Bracketing. Es sind automatische Belichtungsreihen mit unterschiedlichen Werten für Helligkeit, Weissabgleich, Fokus und Blende möglich.
Scharfgestellt
Auch die Lumix S5 setzt bei der automatischen Scharfstellung auf die Kombination von Kontrast-Autofokus mit der DFD-Technologie («Depth From Defocus») von Panasonic. Diese wurde bei den Micro-FourThirds-Modellen oft kritisiert und zeigte auch bei der S1-Serie im Videobereich, weniger beim Fotografieren, ihre typischen Schwächen. Mit jedem Firmware-Update und bei jedem neuen Modell versuchen die Panasonic-Ingenieure inzwischen, den Kameras diese Autofokus-Macken auszutreiben. Bei der Lumix S5 ist davon tatsächlich kaum noch etwas zu merken.
Die DFD-Technologie berechnet die Entfernung zum Motiv, indem sie zwei Bilder mit unterschiedlicher Defokussierung auswertet und zugleich die optischen Kenndaten des aktuellen Objektivs abruft. Basierend auf der Kontrasterkennungs-AF-Technik kann es dabei zu leichtem Fokuspumpen kommen, da nicht sofort und präzise auf den richtigen AF-Punkt gefahren werden kann wie bei der Phasen-Autofokus-Technik.
Bei meinen Testfotos konnte ich jedoch keine grösseren Verzögerungen bei der Scharfstellung feststellen, auch nicht bei rasanten Serienbildern im Verfolgungsmodus. Der AF arbeitete schnell und präzise. Natürlich sollte man den Modus für die automatische Scharfstellung dem Motiv anpassen.
Für den kontinuierlichen Autofokus (AF-C) gibt es zudem vier individuelle Modi, deren Werte sich auch noch vom Benutzer bei den Parametern «AF-Empfindlichkeit»,«AF-Bereichsempfindlichkeit» und «Motivbewegungs-Prognose» anpassen lassen. Hier ist dann Experimentieren angesagt – oder wie es der Kollege gerne ausdrückt: «Jugend forscht».
Verblüffend ist die Gesichts- und Augenerkennung bei Personenaufnahmen. Der Augen-AF kennzeichnet das erkannte Auge mit einem Fadenkreuz im Bild und fokussiert darauf. Sogar geschlossene Augen werden angezeigt. Bei mehreren erkannten Gesichtern kann das gewünschte durch Fingertipp auf das Display oder per Joystick ausgewählt werden. Ebenso lässt sich auf das andere Auge fokussieren, falls einem die automatische Wahl der Kamera nicht gefällt.
Ganz im Trend der Zeit ist auch die Lumix S5 mit einer fortschrittlichen KI-Technologie ausgestattet, die Konturen oder Körper bestimmter Objekte wie Personen oder Tiere erkennt. Ist die Tiererkennung aktiviert, werden laut Handbuch auch Tiere wie Vögel, Hundearten einschliesslich Wölfen und Katzenarten einschliesslich Löwen erkannt.
Da mir für den Test gerade kein Löwe zur Verfügung stand, versuchte ich es mit Katzen, Hunden und den Tieren im Gehege rund um den nahen Stadtweiher. Und ich war baff überrascht, wie gut der Autofokus die verschiedene Viecher erkannte. Sogar durch den Maschendrahtzaun hindurch wurden Gesichter und Augen von Enten und Gänsen knackscharf aufgenommen. Ebenso gelangen überraschend scharfe Aufnahmen von Vögeln in der Voliere. Je nach Abstand zu den Tieren wird der ganze Körper oder der obere Bereich, sprich der Kopf, erkannt und mit einem gelben Rahmen markiert.
Neben der automatischen Gesichts-, Augen-, Körper- und Tiererkennung und dem Verfolgungs-AF (bei AF-C) kann die Lumix S5 automatisch aus 225 Fokusfeldern den optimalen AF-Bereich bestimmen. Für die eigene präzise Fokussierung innerhalb dieser 225 Felder sind verschiedene vordefinierte AF-Zonen vorhanden. Man kann sie passend zum Motiv definieren und mit dem Joystick oder durch Fingerdruck aufs Display einfach steuern.
Auf dem Touchscreen-Display kann man zudem sehr gut per Finger durch die Menüs navigieren, in Bilder hineinzoomen, beim Fotografieren scharfstellen und wenn gewünscht auch gleich auslösen.
Video-Maschine

Mit der Panasonic Lumix DC-S5 ist man für jedes Fotoprojekt gut gerüstet. Ihre wahren Werte und Vorzüge zeigt die Kamera jedoch beim Filmen. Hier zieht sie alle Register und ist zurzeit in ihrem Preisbereich die am besten ausgestattete Kamera für engagierte Video-Amateure, Vlogger und YouTuber.
Im Vergleich zur grossen und teureren Lumix S1H wurden zwar einige Videoformate wie 6K, 5,9K, Cinema-4K oder die Intraframe-Komprimierung weggelassen, dennoch lassen die übrigen professionellen Video-Features die Herzen von Filmemachern und Videoproduzenten höher schlagen.
Die Lumix S5 beherrscht sehr viele Aufnahmevarianten. Neben der Videosystemfrequenz (24, 50, 60 Hz), dem Dateiformat (MP4, MOV), der Bildqualität mit Farbtiefe, Farbunterabtastung und Komprimierung (8 Bit, 10 Bit, 4:2:0, 4:2:2, Long GOP, AVC H.264, HEVC H.265), den Bildern pro Sekunde (24, 25, 30, 50, 60) und der Videoauflösung (4K/UHD, 4K-Anamorph, Full-HD) lässt sich auch noch der Bildbereich für die Videoaufnahme auswählen.
«FULL» entspricht dem Bildkreis eines Vollformat-Objektivs, «APS-C» dem eines Super-35-mm-Objektivs und bei «Pixel/Pixel» wird mit einem Pixel auf dem Sensor entsprechend einem Pixel im Video aufgenommen. Damit gibt es zum Beispiel für HD-Aufnahmen mehr Telebereich ohne Qualitätsverlust. Zudem benötigt ein kleinerer Sensorbereich weniger Rechenleistung und der Prozessor wird nicht so schnell heiss.
Im 4K-Videoformat dürfen zudem Anamorphoten1, also speziell konstruierte Kameraoptiken, für anamorphes 4:3-Video eingesetzt werden. Sie erzeugen ein besonders breites Bild, das der menschlichen Wahrnehmung näherkommt als das übliche 4:3 oder 16:9-Filmformat (1).
Natürlich beherrscht die S5 auch HDR-Aufnahmen (High Dynamic Range) mit HLG (Hybrid Log Gamma). Hinzu kommen noch 15 verschiedene Bildstile und V-Log-Aufnahmen mit erweitertem Dynamikumfang für eine starke Bearbeitung des Bildeindrucks («Grading») und dann sind da noch die über 30 Filter für Bildeffekte. Sowie die Zeitlupen- und Zeitraffer-Aufnahmen.
Erleichterung für Vlogger
Vielen Ab-und-Zu-Fotografen und -Filmern sowie Smartphone-Knipsern waren die voluminösen Modelle der Lumix S1-Serie zu klobig und vor allem zu schwer. Dies bekamen auch mobile Vlogger und YouTuber sehr schnell zu spüren, wenn sie die Kamera mit ausgestrecktem Arm vor sich her durch die Gegend hievten.
Mit der Lumix S5 ist das kein Thema mehr. Und dank des optionalen Stativgriffs DMV-SHGR1 lässt sich die Kamera auch noch komfortabel von vorne bedienen.

Kreativ filmen
Mit der Lumix S5 kann im «Intelligenten Automatikmodus» und in den Fotomodi P/A/S/M gefilmt werden. Doch erst im «Kreativen Filme-Modus» lassen sich alle Videofunktionen nutzen und über das Touch-Register Blende, Verschluss, ISO, Tonpegel und Belichtungsausgleich lautlos über das Display verstellen.
Das MOV-Dateiformat erlaubt die meisten Varianten und ist zwingend für Videoaufnahmen mit Farbunterabtastung (YUV) 4:2:2 und 10 Bit Farbtiefe erforderlich. Bei MOV wie MP4 beträgt die maximale Videoauflösung 4K/UHD mit 3840 x 2160 Pixel. Wird im HEVC-Codec, mit 60p oder 50p oder mit 4K/UHD 4:2:2 10 Bit gefilmt, ist die maximale Aufnahmedauer auf 30 Minuten beschränkt.
Interessant ist die Möglichkeit, mit dem flachen Bildstil «V-Log» zu filmen. Mit der Lumix S5 kriegt man die volle Version «V-Log», nicht nur eine abgespeckte wie bei GH5 und GH5s mit «V-Log L». Damit ist die S5 bei den Farbeigenschaften (Color Science) mit den professionellen Filmkameras der VariCam-Reihe von Panasonic kompatibel. Für einen besseren Eindruck der sonst eher flauen und farblosen «V-Log»-Bilder bei der Aufnahme können als Hilfestellung Look-up-Tables (LUTs) zugeschaltet und am Sucher oder Bildschirm angeschaut und über HDMI ausgegeben werden.
Zu dem voreingestellten LUT «Vlog_709» lassen sich weitere LUT-Daten im Format «.vlt» von der Speicherkarte auf die S5 übertragen. Bis zu vier LUT-Dateien können gespeichert werden. So kann zum Beispiel dem Auftraggeber bereits bei der Aufnahme gezeigt werden, wie das Endresultat in etwa aussehen wird, während die aufgezeichneten «flachen» Sequenzen noch genügend Reserven für eine umfassende Bildbearbeitung oder Farbgestaltung (Color Grading) besitzen.


Schneller oder langsamer
Die neue Position S&Q auf dem Moduswahlrad der Lumix S5 steht für «Slow & Quick Video», also für Zeitlupen und Zeitraffervideos. Die Kamera nimmt dann bis zu 180 Bilder pro Sekunde auf, jedoch nur noch in Full-HD-Qualität. Bei einer Wiedergabe mit 25 Bildern ergibt dies eine 7,2-fache Verlangsamung der Szene. Umgekehrt kann mit 30, 15, 10, 5, 2 oder nur einem Bild jede Sekunde aufgenommen werden, was im letzten Fall bei einer 50-Bilder-Wiedergabe zu einem 50-fachen Zeitraffer führt.
Im Foto-Menü gibt es ebenfalls ein Zeitraffer/Animations-Untermenü mit weitergehenden Einstellmöglichkeiten als bei S&Q. Dies ist etwas verwirrend und widerspricht der sonst guten Menü-Logik der Kamera.
Fast perfekt
Gespannt war ich auf den Dauer-Autofokus der Lumix S5 während des Filmens. Denn bei der automatischen Schärfenachführung zeigten die Micro-FourThirds-Kameras Lumix G9, GH5, GH5s sowie die Vollformat-Modelle der S1-Serie, die ich alle schon testen konnte, beim Filmen stets die gleichen Schwächen und Schwierigkeiten. Man konnte sich einfach nicht darauf verlassen. Manchmal funktionierte es, dann wieder nicht.
Bei der neuen Lumix S5 haben die Ingenieure einiges verbessert, dennoch hatte ich ein Déjà-vu-Erlebnis. Der Autofokus arbeitet jetzt zuverlässiger, kommt jedoch immer noch nicht an Sony und Canon heran. Zufällig hatte ich noch eine Nikon Z5 und die Canon R5 und R6 im Test. Sie alle stellten beim AF-Verlagerungstest jedes Mal auch durch eine Fensterscheibe hindurch problemlos nach draussen scharf.
Der Lumix S5 gelang dies einmal, dann wieder nicht und der Autofokus blieb einfach stehen. Ich spielte einige Varianten mit AF-Modi, AF-Feldgrössen und unterschiedlicher AF-Empfindlichkeit und Geschwindigkeit durch. Auch ganz kurzes Schärfepumpen ist mir aufgefallen, und das sieht im laufenden Video einfach nicht professionell aus.
Die folgenden Aufnahmen wurden im Videoformat MOV, Full-HD, 50p, kontinuierlicher Autofokus (AF-C), AF-Mode 2 dauernd und mittenbetonte Belichtungsmessung gefilmt. Die individuellen AF-Einstellungen für Video standen bei AF-Geschwindigkeit auf +3 und AF-Empfindlichkeit auf +2. Als AF-Feld wurde «1-Feld» mit kleinster Feldgrösse gewählt, das sich schon früher als zuverlässigste Einstellung bei diesem Motiv bewährt hatte.
Beim AF-Tracking gab es dann nichts mehr zu meckern. Der Autofokus der Lumix S5 krallte sich an die Ente und verfolgte sie stur bis ins Wasser. Erst als sich mehrere Gefährten hinzugesellten, verlor der AF sein Ziel.
Anmerkung:
- Das anamorphotische Verfahren zeichnet Filme mit speziell konstruierten Kamera-Optiken, den Anamorphoten, auf. Damit wird ein besonders breites Bild erzeugt, das der menschlichen Wahrnehmung näher kommt als etwa das 4:3-Filmformat. Statt das Bild oben und unten zu beschneiden und dadurch Auflösung zu verlieren, verzerren (stauchen) die anamorphischen Linsen zum Rand hin. Bei der Wiedergabe findet dann eine entsprechende Entzerrung (Entstauchung) statt.
Bildqualität

An der hohen Bildqualität heutiger Systemkameras gibt es nicht mehr viel zu bemängeln. Mit Bildprofilen und Filtern lassen sich die Fotos zudem schon in der Kamera verfremden oder dem eigenen Gusto anpassen.
Bei der Lumix S5 stehen für JPG-Bilder 14 verschiedene vordefinierte Bildstile für die Aufnahme zur Verfügung. Bei RAW-Fotos sind Stile auch noch im Nachhinein austauschbar. Unter «My Photo Style» lassen sich zusätzlich zehn eigene Stile zusammenstellen. Zudem kann die Bildqualität für jeden vorgegebenen Bildstil noch nach eigenem Geschmack in Kontrast, Sättigung, Farbton etc. angepasst werden.
Unsere Kamera war noch ein «Sample», trotzdem konnten die Fotos schon als JPG-Dateien direkt aus der Kamera in Farbenvielfalt, Detailauflösung und naturgetreuer Darstellung voll überzeugen. Vor allem die genaue Wiedergabe von Hauttönen hat mir sehr gut gefallen.
Die Farbtöne und Abstufungen der menschlichen Haut (z. B. bei Mutter und Kleinkind) erscheinen sehr präzise, natürlich und kräftig, ohne bei der Farbsättigung zu übertreiben. Der Augen-Autofokus ist beim Fotografieren mit grosser Blendenöffnung eine willkommene Hilfe.
Ein deutlicher Unterschied zu Fotos aus einer Lumix GH5 oder G9 ist vor allem bei Aufnahmen mit Bäumen und Sträuchern im Hintergrund sichtbar. Wo bei Micro-FourThirds die feinen Strukturen von Ästen und Blättern sehr schnell zulaufen und «vermanschen», sind sie bei der S5 noch deutlich sicht- und unterscheidbar.
Mit der Standardauflösung von 6000 x 4000 Pixeln erstellt man problemlos grosse Ausdrucke und hat auch genügend Reserven für Bildausschnitte. Eine JPG-Datei (Einstellung «Large» und «Fine») wird dabei zwischen 8 und 12 Megabyte gross. Kommen noch RAW-Dateien hinzu, sind die Festplatten schnell gefüllt.
Die Beispielfotos wurden mit 24 MB Auflösung im Bildstil «Natürlich» und «Standard» mit dem Objektiv Lumix S Pro 20–60 mm f/3.5–5.6 aus der Hand ohne Stativ erstellt. Für die Bilderstrecke wurden die originalen JPG-Dateien direkt aus der Kamera genommen und nur in ihrer Grösse reduziert. Bildausschnitte sind vermerkt. Bemerkungen bei den Bildern: Bw = Verwendete Brennweite; Belichtungs-Modus iA = intelligente Automatik, P = Programm, A = Blendenvorwahl bzw. Zeitautomatik, S = Zeitvorwahl bzw. Blendenautomatik, M = manuelle Einstellung; Blende; Verschlusszeit; ISO-Empfindlichkeit; Weissabgleich; spezielle Anmerkungen.
Kinotauglich
Auch die Videobildqualität der Lumix S5 ist bereits mit den eingebauten Bildstilen sehr gut. Die Aufnahmen lassen sich ohne weiteres gleich aus der Kamera verwenden. Da mit HLG und V-Log noch umfangreiche Bildbeeinflussungen möglich sind, ist eine «neutrale» Bildbeurteilung eigentlich sinnlos.
Laut Panasonic entspricht der Dynamikbereich der Lumix S5 mit über 14 EV-Stufen bei V-Log dem Niveau von Kinokameras. Mit «Vlog_709»-LUT bearbeitet kann man die Aufnahmen direkt weitergeben oder als Grundlage zum weiteren «Color Grading» benutzen.
HLG-Aufnahmen aus der S5 sind tatsächlich sehr kontrastreich und zeigen vor allem auch noch Zeichnung in sehr hellen Bereichen wie etwa am Himmel oder in spiegelnden Wasserflächen, die sonst gerne überstrahlen oder «ausreissen», wenn man versucht, die übrigen Motive im Bild korrekt abzulichten.
HLG (Hybrid Log Gamma) ist ein HDR-Format nach dem internationalen Standard ITU-R BT.2100 und nur für den Bildschirm bestimmt. Natürlich muss das Wiedergabegerät wie ein Fernseher oder Monitor ebenfalls das HDR-Format unterstützen. Oft muss dafür das Eingangssignal angepasst werden. Bei meinem UHD-TV zum Beispiel musste ich das HDMI-Signal höchster Qualität (4K60 4:4:4, 4K60 10-Bit-HDR) auswählen, bevor die HDR-Fotos und Videos in voller Pracht erstrahlten.
Fazit

Mit der Lumix S5 hat Panasonic eine kleine, spiegellose Vollformatkamera auf den Markt gebracht, wo sich bislang Sonys A7, Nikons Z und Canons R tummelten. Die Firma hat erkannt, dass sich nicht jeder mit der Grösse, dem Gewicht und nicht zuletzt auch mit dem Preis einer Lumix S1, S1R oder S1H anfreunden kann. Die Lumix S5 ist eine kompaktere, leichtere und auch preislich interessante Alternative. Mit 2200 Franken kostet sie deutlich weniger als die übrigen Vollformatkameras von Panasonic.
Dem Hersteller ist es gelungen, eine Art «Mini S1» zu bauen und damit so ziemlich alle Wünsche vor allem von anspruchsvollen Filmern zu erfüllen. Die Videofunktionen wie auch die Fotoqualität der S5 überzeugen. Professionelle Filmemacher und Videoproduzenten können sich in den umfangreichen Konfigurationsmöglichkeiten austoben. Dank vieler Automatikfunktionen ist die Lumix S5 auch für weniger erfahrene Benutzer sowie YouTuber und Vlogger beherrschbar.
Beim Autofokus sind vor allem die gute Gesichts- und Augenerkennung – auch bei Tieren – hervorzuheben. Der Dauer-AF beim Filmen wurde auch viel zuverlässiger, kommt jedoch noch immer nicht an Sony oder Canon heran. Umso besser funktioniert die hervorragende Bildstabilisierung, die in vielen Situationen einen Stativeinsatz überflüssig macht.
Für viele an einer spiegellosen Vollformatkamera von Panasonic Interessierte ist die Lumix S5 genau das Modell, das sie sich wünschten – und eigentlich eine S1 schon hätte sein können.
Sehr gute Foto- und Videobildqualität
Sehr effektiver Bildstabilisator
Sehr guter elektronischer Sucher
Klapp- und drehbares Touch-Display
Sehr viele professionelle Videofeatures
6K/4K-Post-Fokus-Video
Umfangreiche Konfiguration durch Benutzer
Gelungene Touch-Bedienung
Zwei SD-Karteneinschübe
Mikrofon- und Kopfhörer-Anschluss
Micro-HDMI-Buchse
Aufnahmezeit-Beschränkung bei hochwertigen Videoformaten
Onlinelink:
https://avguide.ch/testbericht/test-vollformat-kamera-panasonic-lumix-dc-s5-kompakter-vollformat-profi