Radikaler Ansatz
Test Bose Lifestyle V35

Alles dabei

Den Subwoofer sollte man möglichst vorne platzieren, darf ihn aber diskret hinter einem Vorhang verstecken. Die winzigen Boxen und der Center-Lautsprecher sollten nach den Empfehlungen des Handbuchs platziert werden. Mit der integrierten Bose-Link-Technik ist es möglich, 14 weitere Räume kabellos zu beschallen. Hierfür lässt sich das System baukastenartig mit dem erforderlichen Zubehör erweitern.
Unify

Die Unify-Technik des V35 erkennt, registriert und integriert fast alle handelsüblichen und in Frage kommenden Geräte. Es führt über seine On-Screen-Bedienoberfläche Schritt für Schritt durch die Installation. Dabei prüft es sogar, ob die Anschlüsse richtig gewählt wurden. Regelmässig via Web erhältliche Updates unterstützen auch in Zukunft beim Installieren von neu auf dem Markt erscheinenden Geräten. Sofern das System hält, was Bose verspricht, kann es also einen ganzen Gerätepark mit seiner eigenen Fernbedienung zähmen.
Tatsächlich erkennt das V35 beim Setup alle angeschlossenen Geräte und programmiert die Fernsteuerung automatisch. Dabei zeigt es Systeminfos wie den Status des iPod oder des Radios und gewählte Quellen auf dem LED-Display der Fernbedienung an.
Anschlussmöglichkeiten

Wie zukunftssicher das V35 wirklich ist, hängt vor allem von den Anschlussmöglichkeiten ab.
Stichwort 3D:
Ein Hinweis für diejenigen, die sich demnächst 3D-fähige Gerätschaften kaufen wollen: Das hier getestete V35 ist mit HDMI 1.3 ausgerüstet – 3D benötigt aber HDMI 1.4. Das V35 lässt sich nachträglich nicht auf diesen Standard hochrüsten. Bose empfiehlt, 3D-fähige Spieler direkt an 3D-Fernseher anzuschliessen und lediglich den Ton über das V35 laufen zu lassen. Gesteuert werden können die 3D-Geräte aber sehr wohl mit der Bose-Fernbedienung. Wann und ob das V35 auch mit HDMI 1.4 zu haben ist, war bis zum Redaktionsschluss noch nicht bekannt.
Auf der Rückseite der Steuerkonsole gibt es keine Scartanschlüsse mehr, dafür Buchsen für HDMI, Component- und Composite-Videosignale sowie koaxiale, optische und analoge Audioanschlüsse. Das System akzeptiert bis zu sechs HD-Video- und Audioquellen. Über Unify lassen sich beispielsweise Blu-ray-Spieler, Spielkonsolen und Set-Top-Boxen für Satelliten-, Kabel- und IP-Fernsehen einbinden.
Was früher als Zubehör angeboten wurde, gehört beim V35 zur Grundausstattung: Mit dem genialen Einmesssystem AdaptiQ überprüft man, ob die Lautsprecher richtig angeschlossen sind. Zudem misst das System den Raum an verschiedenen Orten ein. So werden akustische Resonanzen weitgehend eliminiert und der Frequenzgang glatt gebügelt.
Verbinden

Die Komponenten des V35 sind rasch aufgebaut. Bei der Verkabelung können kaum Fehler passieren. Wird ein Lautsprecher falsch angeschlossen, geht nichts kaputt – die Raumeinmessung erkennt den Fehler sofort. Richtig spannend wird es, wenn die Anlage steht und das eigentliche Setup beginnt. Hierzu brauche ich nicht einmal die Setup-Taste an der Steuerkonsole drücken. Das System fordert von sich aus auf, mit der Installation der externen Geräte oder der Raumeinmessung zu beginnen.
Als Erstes kommt der Fernseher an die Reihe. Den verbinde ich via HDMI-Kabel mit der Steuerkonsole. Der Fernsehton kann auf unterschiedliche Art zur Steuerkonsole geleitet werden. Als alter Analog-Fan entschliesse ich mich für eine einfache Verbindung mit zwei Cinchkabeln.
Das System bestätigt mir, dass ich alles richtig angeschlossen habe. Das gibt mir ein Gefühl der Sicherheit. Nun geht es daran, die Fernbedienung einzurichten. Hierfür wird die Fernbedienung des Fernsehers rund 15 Zentimeter vor die Steuerkonsole gehalten. Das Unify-System fordert mich auf, diverse Tasten auf der TV-Fernbedienung zu drücken. Nach dem Prozedere meldet das System „Gerät erkannt“. Weiter gehts mit dem Anschliessen eines DVD-Recorders. Auch hier werde ich gefragt, welche Art der Verbindung ich wünsche, und nach getaner Arbeit wird mir beschieden, der Anschluss sei in Ordnung. Auch das Einrichten der Fernbedienung für den DVD-Recorder klappt bestens.
Nun kommt mein iPod Classic an die Reihe. Nach dem Anschliessen des Docks wandert der in die etwas wackelige Halterung und produziert prompt die ersten Töne.Tatsächlich kann die Bose-Fernsteuerung den iPod bedienen. Allerdings beschränkt sie sich dabei auf die gängigsten Funktionen wie etwa Playlists, Alben, Interpreten, Wiedergeben von Videos und Bildern. Nicht zu erreichen sind etwa die Grundeinstellungen, was hier aber auch gar nicht notwendig ist.
Zuerst aktualisieren

Nun prüfe ich, ob die Bose-Fernbedienung wirklich alle Geräte steuern kann. Mit dem DVD-Recorder klappts ausgezeichnet. Sogar das Programmieren von Aufnahmen gelingt. Auch ein zusätzlicher DVD-Spieler lässt sich problemlos integrieren und steuern. Nur mit dem Fernseher will und will es nicht funktionieren. Nach einigen Momenten der Verzweiflung rufe ich bei Bose an, und man empfiehlt mir, erst einmal das Update durchzuführen.
Also wird der mitgelieferte USB-Stick aus der Verpackung geschält, an die Steuerkonsole angeschlossen und für die Aufnahme von Updates vorbereitet. Anschliessend kommt er an einen mit dem Internet verbundenen PC. Dort zieht er die neusten Infos vom Web herunter. Dann geht er zurück an die Steuerkonsole, und nach wenigen Minuten ist das Update erledigt – mit durchschlagendem Erfolg. Nun klappt das Steuern des Fernsehers. Zwar lässt sich der Fernsehton nicht über die Systemfernbedienung regeln, aber das ist in Ordnung. Der Ton soll ja fortan vom V35 kommen. Bleibt nur noch, den Ton am Fernseher auszuschalten, und bereit ist die Unterhaltungsmaschine.
Einschränkungen
Kleine Einschränkungen blieben allerdings: So liessen sich Teletext und einzelne Spezialfunktionen der Geräte nicht über die Systemfernbedienung erreichen. Nutzt man einen eingebauten Tuner am Fernseher, braucht das Umschalten auf eine externe Videoquelle einige zusätzliche Kommandos.
Zum Umschalten auf einen DVD-Spieler etwa muss man den Fernseher zuerst auf den HDMI-Eingang umstellen, über den er mit dem V35 verbunden ist. Erst dann lässt sich das Signal des Zuspielers via Steuerkonsole zum Fernseher leiten. Wird vom externen Gerät wieder auf den Fernsehtuner umgestellt, steht dieselbe Prozedur in umgekehrter Richtung erneut an.
Nicht möglich ist es auch, alle angeschlossenen Geräte mit einem einzigen Knopfdruck gleichzeitig ein- und auszuschalten. Doch damit lässt sich leben. Solche systembedingten Nachteile können wohl kaum restlos beseitigt werden – zaubern kann auch Bose nicht. Doch nach relativ kurzer Eingewöhnungszeit hatte ich das System im Griff und konnte mich daran freuen. Mein Tipp: Lassen Sie sich die Bedienung von einem Fachhändler vorführen.
Kleine Böxchen - grosser Raumklang
Den Sound der Testfilme vermittelte das V35 nicht nur mit verblüffendem Klangvolumen, sondern auch mit eindrücklicher Räumlichkeit. Hier zeigte sich wieder einmal, dass Virtual-Surround-Systeme einer richtigen 5.1-Anlage nicht wirklich das Wasser zu reichen vermögen. Besonders deutlich äusserte sich das im rückwärtigen Raumanteil, den das V35 mit seinen realen Surround-Lautsprechern klar und deutlich definierte.
In unserem mittelgrossen Abhörraum reichten die maximal verzerrungsfrei realisierbaren Schallpegel bei weitem, um sämtliche Trommel- und Zwerchfelle gehörig erzittern zu lassen. Wer noch nie gehört hat, was Bose aus diesen winzigen Böxchen (plus Bassmodul!) herausholen kann, lasse sich überraschen.
Auch leise ist die Anlage im Element und überrascht mit sehr guter Sprachverständlichkeit. Mit dem im Optionen-Menü wählbaren Modus „Sprache verbessern“ lösen sich Dialoge noch etwas besser aus den Umgebungsgeräuschen. Als weiteren Komfort findet man einen Dynamikkompressor, der nächtens leise Passagen heben und laute dämpfen kann. So wird der Lautstärkeunterschied zwischen einer Explosion und einem Flüstern erträglich. Diese Funktion sollte man aber wirklich nur bei leisen Pegeln verwenden, da sonst gewisse Pump-Effekte der Elektronik hörbar werden.
Auch Stereo top
Doch der spektakuläre Filmton eignet sich bekanntlich nicht besonders, um die wahre Klangqualität einer Anlage zu ergründen. So wurde die Highend-Test-CD Impression ins Laufwerk eingelegt und dem V35 richtig auf den Zahn gehört.
Zu unserer Überraschung erklang diese Stereoaufnahme in scheinbar echtem 5.1-Surround. Wie war das möglich? Wer im Optionen-Menü nachsieht, findet rasch des Rätsels Lösung: Die Toneinstellung befand sich im Modus „empfohlen“, der zweikanalige Tonquellen in ein Surround-Format umwandelt. Wer die Wahrheit über eine Aufnahme wissen will, wählt also „original“ und erhält dann die unveränderte zweikanalige Information. Das V35 hält zusätzlich noch die Modi „alternativ“ und „verbessertes Mono“ bereit. Hier lässt sich nach Herzenslust herumtüfteln, was einem je nach Musik oder Sprache am besten gefällt. Natürlich fehlen auch Klangregler für Höhen und Bässe nicht.
Zur Klangqualität ist zu sagen, dass es ganz gewiss sündhaft teure Systeme mit grossen Highend-Lautsprechern gibt, die noch hörbar besser klingen. Doch was Bose hier mit den fast unsichtbaren Acoustimass-Winzlingen und nicht zuletzt mit der Raumanpassung erreicht, darf Produktklasse-bezogen als „sehr gut“ bezeichnet werden. Und das soll Bose erst mal jemand nachmachen.
Fazit
Das Laufwerk-lose AV-Surround-System V35 bietet viele kluge Lösungen. Es kann die unterschiedlichsten Zuspielgeräte integrieren und steuern. Um in den Genuss des vollen Funktionsumfangs zu kommen, sollte man vor der Inbetriebnahme die neusten Updates aufspielen. Mehr als nur erstaunlich ist schliesslich, was Bose aus diesen fünf winzigen Böxchen plus Bassmodul an Klang herauszukitzeln vermag.
Onlinelink:
https://avguide.ch/testbericht/radikaler-ansatz-test-bose-lifestyle-v35