4K von Swisscom und Sunrise
Neue TV-Boxen bringen im Frühling 4K und HDR
In immer mehr Stuben prangen grosse 4K-Fernseher, welche Filme in bisher ungesehener Qualität abspielen könnten. Allerdings fehlten die Inhalte. Lediglich der Filmmietdienst Netflix bot gegen eine monatliche Mietgebühr einige Dutzend Serien und Filme.
Swisscom - 4K im Frühling

Doch nun starten mit Sunrise und Swisscom gleich zwei TV-Versorger die Aufholjagd. An einer Demonstration in Zürich konnte Swisscom bereits ihre neue Box Swisscom TV 2.0 zeigen. Dabei wurde ein ursprünglich von einem Satelliten ausgestrahlter 4K-Sender in perfekter Auflösung live via Telefon- oder Glasfaserkabel in der heimischen Stube auf dem 4K-TV abgespielt.
Mit einem Tag Vorsprung kündigte auch Sunrise eine neue TV-Box mit 4K-Auflösung an, ohne aber noch Konkretes zeigen zu können. Die neue Settop-Box für Sunrise TV ist für das erste Quartal 2016 versprochen. Sie lässt sich via HDMI an die neuen 4K-Fernseher anschliessen. Dank WLAN-Verbindung via 802.11ac soll sie die Verbindung zum Internet-Router auch drahtlos herstellen können. Damit entfällt lästige Verkabelei zwischen Router und TV-Gestell. Als zweite Neuerung kündigte Sunrise an, dass sich auch die Fernbedienung via Funk (Bluetooth) mit der Box verbindet, man muss dann also nicht mehr mit der Fernbedienung zielen und darf die Box auch in einer Schublade verstecken. Bezüglich Inhaltsangebote, sei es im Free-TV oder im Video-on-demand-Bereich, machte Sunrise noch keine Aussagen. Bei Mietvideos kooperiert Sunrise mit dem Dienstanbieter Hollystar.

Sprachsteuerung mit Schweizer Dialekt
Im Gegensatz zu Sunrise konnte Swisscom an einem Presseanlass bereits einen ersten Prototypen der neuen Settop-Box im Betrieb zeigen. Diese ist, verglichen mit der alten TV-Box, deutlich kleiner und verbraucht sogar weniger Strom.
Die Fernbedienung ist praktisch gleich geblieben, verfügt nun aber über eine Mikrofontaste. Drückt man diese, kann man mit dem Spruch „James Bond“ alle passenden Filme aus dem Sendungsarchiv, dem künftigen Fernsehprogramm oder aus dem Videomietdienst auflisten lassen.
Sympathisch ist, dass Swisscom für die Spracherkennung nicht auf die US-Konzerne Apple, Google oder Microsoft setzt, sondern Schweizer Technik und lokale Rechencenter einsetzt. Die Spracherkennung stammt von einem Schweizer Startup und soll bei Lancierung im nächsten Frühling sogar Schweizerdialekt verstehen. Sämtliche Daten verbleiben dabei in der Schweiz und unterstehen so auch lokalen Datenschutzvorschriften.

Kluge Vorschläge statt EPG

Swisscom-TV rettet ab heute den Fernsehzuschauer auch vor dem Ertrinken in der Angebotsflut. Wenn rund 200 Sender während sieben Tagen fortlaufend aufgezeichnet werden, fällt ein Archiv an, dass ein normaler Fernseh-Seher nicht mehr überblicken kann.
Swisscom TV 2.0 stülpt nun über das Ganze eine intelligente Organisationsstruktur. So kann man beispielsweise mit wenigen Klicks alle Thriller der letzten sieben Tage oder die Episoden einer Romantik-Serie anzeigen lassen. Wer dem Geschmack der Masse vertraut, kann sich auch einfach die meistgesehenen Inhalte auflisten lassen. Wer des Alten überdrüssig ist, kann sich in einem speziellen Bereich Serien anzeigen lassen, die demnächst starten und diese mit einem Tastenklick für eine Aufnahme vormerken.
Weiter verbessert wurde auch die Verknüpfung der Filminhalte. Findet man bei der Beschreibung einer Serie den Lieblingsdarsteller, klickt man diesen an und findet sofort alle Filme oder Serien, bei welchen dieser mitspielt. Dabei werden auch Mietvideos oder zukünftige Sendungen berücksichtigt.
Bei Netflix abgeschaut ist die Funktion „Zuletzt angesehen“. Mit dieser fällt es einfach, unterbrochene Fernsehsendungen oder Filme auch einige Tage später fortzusetzen.
Alle diese Änderungen sind ab sofort auch auf bestehenden Boxen von Swisscom-TV verfügbar. Weiter vorhanden ist das gewohnte elektronische Programmheftli (EPG). Wer will, darf sich also auch weiterhin durch Zeitstrahl (Zukunft und Vergangenheit) und Sendersammlung (inklusive Favoritenlisten) klicken.
Selbst produzierter 4K-Content

Natürlich stellt sich auch beim Swisscom TV die Frage, woher denn letztlich der 4K-Content kommen soll. Einerseits will man das Angebot an 4K-Satellitensender in den Dienst einspeisen. Astra und Eutelsat übertreffen sich derzeit mit entsprechenden Ankündigungen. Swisscom hofft, beim Start auch erste 4K-Inhalte in der Miet-Videothek anbieten zu können. Dabei sind sie aber von den US-Studios abhängig.
Bezüglich Bildqualität ist die neue Box auch für künftige Techniken gerüstet. Erhöhter Kontrastumfang und erweiterter Farbraum (10-Bit) werden unter dem Sammelbegriff HDR bereits von der Box unterstützt. Um davon zu profitieren, braucht man aber einen HDR-tauglichen Fernseher und muss wohl auch noch länger auf ein grösseres Angebot an HDR-Filmen warten. Auch die für nächstes Jahr angekündigte Box von Sunrise wird übrigens HDR unterstützen.
Überrascht hat die Ankündigung, dass die Swisscom-Tochter Teleclub im Sportbereich selber 4K-Content erzeugen will. Während das Schweizer Fernsehen noch immer mit der Umstellung auf Full-HD beschäftigt ist, beginnt die private Konkurrenz voraussichtlich bereits nächsten Frühling mit der Ausstrahlung von Fussballspielen in 4K-Auflösung. Der Content wird allerdings Kunden von Swisscom-TV vorbehalten sein. Gespannt wird auch darauf gewartet, welche Spiele der nächsten Fussball-EM in 4K-Auflösung erhältlich sein werden. Laut Swisscom laufen dabei schon erste Verhandlungen.
Gamen und US-Serien

Neue und bereits vorhandene Swisscom-Boxen werden sich demnächst in Spielkonsolen verwandeln. Swisscom wird nämlich - wie bereits Samsung und Philips - mit dem Spiele-Streaming-Dienst Gamefly kooperieren. Dabei laufen PC-Games auf einem zentralen Server ab, lediglich der Videostream wird auf TV oder Box gestreamt. Steuerbefehle eines drahtlosen Gamecontrollers steuern in der Gegenrichtung das Spielgeschehen. In der Praxis funktioniert das recht gut, man konnte bei der Demo problemlos mit einem Rennwagen durch die Gegend kurven, ohne dass es zu schrotterzeugenden Steuerverzögerungen kam. Die Gamequalität entspricht dabei ungefähr einer Spielkonsole der letzten Generation. Die Auflösung erreicht knapp 720p, liegt also einiges unter Full-HD (1080p) moderner Konsolen.
Swisscom-Kunden können über die Box ab Anfang nächsten Jahres gegen eine Flatgebühr unbeschränkt unter bis zu 100 Spielen auswählen oder sich einzelne Games für 30 Tage mieten.
US-Serien schnell und im Originalton

Ab sofort gehören zum Mietangebot von Swisscom-TV auch US-Fernsehserien mit Originalton. Diese sollen wenige Tage nach der US-Ausstrahlung bereits in der Schweiz verfügbar sein. Teilweise werden sie mit deutschen Untertiteln versehen. Einzelne Episoden kosten aber rund drei Franken, Serienjunkies müssen also für komplette Staffeln tief in die Tasche greifen. Ein ähnliches Angebot hatte vor wenigen Wochen bereits Hollystar angekündigt. Auch UPC Cablecom bietet US-Originale in ihrem Mietsortiment.
Was macht UPC Cablecom

Fazit: Bisher waren 4K-Inhalte praktisch nur via Netflix oder Satellitenschüssel zu haben. Ab Frühling 2016 dürfen sich nun aber Besitzer von 4K-Fernsehern endlich über ein breiteres Angebot freuen. Einerseits werden bis dann wohl erste 4K-Silberscheiben (UHD BD) und Abspielgeräte verfügbar sein. Andererseits rüsten die Fernsehversorger Netze und Boxen auf 4K auf. Dabei ist ein schneller Internetanschluss allerdings Voraussetzung. Ein einziger 4K-Stream benötigt eine Datenrate von 25 bis 30 Mbit pro Sekunde. Wollen im Familienhaushalt gleichzeitig noch andere youtuben, audiophil Musik streamen oder videochatten, gelangen auch teure Internetanschlüsse schnell an ihre Leistungsgrenzen.
Sunrise betont, dass sie mit dem Angebot konkurrenzieren kann. Die Inhalte, welche Swisscom mit „Hot from the US“ bewirbt, seien bei Sunrise TV bereits seit Frühjahr 2015 verfügbar. Ferner werden bei Sunrise am 1. November folgende Dienste freigeschaltet:
- Zeitversetztes Fernsehen auf 230+ Kanälen
- Sunrise TV App für zusätzlichen Fernsehgenuss auf fünf Smartphones/Tablets
- Neue Menuführung
- TV-Guide oder Schnellsuche mit „Push to TV“-Funktion (vom Smartphone/Tablet)
- Aufnahme bis zu 1200 Stunden (inkl. Möglichkeit von Aufnahmen im ComeBack)
- ComeBack TV Agent (einzigartige Suchfunktion)
Ferner wird Sunrise neu auch ein spezielles Internet-Modem mit schnellem WLAN speziell für das TV-Angebot anbieten.
Die Qualitäts- und Angebotserweiterung von Sunrise und Swisscom werden nicht nur das jetzige 4K-Monopol von Netflix aufbrechen, sondern auch UPC Cablecom und andere Kabel-TV-Versorger in Zugzwang bringen. Auf die Frage, wie es bei UPC Cablecom mit 4K-Box und Inhalten aussieht, erhielten wir folgende Antwort: "Diese Fragen betreffend könne wir zum jetzigen Zeitpunkt keine konkreten Details nennen."
Onlinelink:
https://avguide.ch/magazin/4k-von-swisscom-und-sunrise-neue-tv-boxen-bringen-im-fruehling-4k-und-hdr