Superzoom-Videofotokamera
Test Bridgekamera Panasonic Lumix DMC-FZ2000

Sie ist gross und kommt etwas klobig daher, die Lumix Bridgekamera FZ2000. Der Vorteil: Auch mit grossen Händen ist sie fest und sicher zu halten. Und das ist gut so, denn mit knapp über einem Kilogramm ist sie wahrlich kein Leichtgewicht.
Das neue Bridgekamera-Flaggschiff von Panasonic ist der Nachfolger der DMC-FZ1000, die im Herbst 2014 auf den Markt kam. Von ihr hat die neue neben dem hochwertig verarbeiteten Plastikgehäuse auch den erstaunlich grossen Objektivtubus übernommen, der die Kamera wie eine digitale Spiegelreflex mit angeflanschter Kit-Optik aussehen lässt.
Der 1-Zoll-BSI-CMOS-Sensor der FZ2000 besitzt eine Auflösung von effektiven 20,1 Megapixel. Gleich viel wie der Vorgänger. Neu hingegen ist das 20-fache Zoom Leica DC Vario-Elmarit f/2,8-4,5/24-280mm (KB). Seine Konstruktion besteht aus 16 Linsen in 11 Gruppen und sorgt laut Panasonic für optische Höchstleistung mit minimalen Reflektionen oder Geisterbildern, trotz des grossen Zoomfaktors.
Führungsschienen für die beweglichen Zoomelemente sorgen wie in professionellen Videokameras für eine präzise Geradeführung. Gemäss Hersteller können damit Unschärfen im Bild deutlich reduziert werden. Im Vergleich zum Vorgängermodell FZ1000 sogar bis um rund 80 Prozent.
Das Objektiv arbeitet mit 9 Blendenlamellen. Dies ergibt einen weichen, runden Unschärfeverlauf, ein zauberhaftes Bokeh.
Während sich bei den Fotofunktionen gegenüber dem Vorgänger nicht allzu viel verändert hat, ist im Videobereich ein wahres Füllhorn an Möglichkeiten hinzugekommen. Einige davon werden auch professionelle Filmemacher zufriedenstellen.
So filmt die FZ2000 nicht nur in 4K UHD, sondern auch in echtem Cinema 4K mit 4096 x 2160 Pixel Auflösung und 24 Bildern pro Sekunde. Sie besitzt eingebaute optische ND-Filter, Motorzoom mit verschiedenen Geschwindigkeiten, unbeschränkte Videoaufnahmezeit, Zeitcode, Farbbalken mit Pegelton, Schwarzwertjustierung, Objektivringe für manuelle Fokus- und Zoombedienung und und und ...
Das Videomenü allein umfasst schon 40 Positionen, hinzu kommen noch 48 für das individuelle Setup. Da wundert man sich nicht mehr über das 345 Seiten starke Handbuch.
Kurz gefasst ist die DMC-FZ2000 ein Fotoapparat, in den eine semi-professionelle Videokamera miteingebaut wurde. Insgesamt beherrscht die Bridgekamera fast alle Funktionen und Einstellungen ihres bekannten Wechselobjektiv-Pendants GH4 – bis hin zum optional erhältlichen V-Log L-Profil.
Schreck beim ersten Einschalten
Akku unten in Fach einschieben, SD-Karte an der Seite einlegen, Gegenlichtblende montieren und dann einschalten. Achtung, nicht erschrecken: Der Objektivtubus fährt gut 5 cm nach vorne heraus in seine Aufnahmeposition! Der Antriebsmotor ist dabei so stark, dass er problemlos eine volle Kaffeetasse wegschiebt oder zum Kippen bringt.
Nochmals Glück gehabt, die Tasse war schon leer. Die Gesamtlänge der FZ2000 ist mit Gegenlichtblende auf die beachtliche Länge von 17 cm angewachsen. Einmal ausgefahren, bleibt die Grösse des Objektivs dank Innen-Zoom und -Fokussierung unabhängig von der Brennweiteneinstellung stets konstant.
Wird auf Wiedergabe geschaltet, fährt der Tubus nach kurzer Zeit – wie auch beim Abschalten – wieder ein. Dabei hält man den Objektivtubus besser nicht mit den Fingern fest, obwohl es eine ideale Position wäre. Denn es besteht wirklich die Gefahr, dass sie beim Einfahren des Objektivs eingeklemmt werden. Die Anleitung weist zwar darauf hin, aber ein Warnkleber am Tubus selbst wäre besser.
Die Bedienung der Kamera erfolgt in gewohnter Panasonic-Manier und bietet umfangreiche Einstellmöglichkeiten. Es stehen Einstellrädchen, Zoomhebel, Modusräder, Ringe für Zoom und Schärfe am Objektiv sowie Wahlschalter und Menütasten zur Verfügung. Im Gegensatz zum Vorgängermodell besitzt die FZ2000 nun auch einen Touchscreen, über den sich viele Bedienungsschritte per Fingerdruck ausführen lassen.
Damit durch diese Bedienungsvielfalt Foto-Einsteiger oder Gelegenheitsfilmer nicht abgeschreckt werden, verhelfen zwei intelligente Automatiken mit Szenenerkennung und ein Szenenmenü mit 24 Voreinstellungen schnell zu den ersten gelungenen Aufnahmen. Wer später auf den Geschmack kommt, darf sich bei den weitreichenden manuellen Möglichkeiten austoben.
Neben den PASM-Modi gibt es einen "Kreativmodus" mit 22 unterschiedlichen Bildeffekten wie zum Beispiel "Retro", "Früher», "Sepia", "Cross-Prozess", "Miniatureffekt" oder "Sternfilter". Damit man sein Meister-Foto nicht unwiederbringlich mit einem dieser Effekte "versaut", lässt sich die Kamera zur gleichzeitigen Aufnahme eines Bildes mit und ohne Bildeffekt einstellen.
Eigene Tastenbelegung
Neben den Tasten mit fester Aufgabenzuteilung dürfen häufig verwendete Einstellungen den sieben Funktionstasten am Gehäuse zugeordnet werden. Weitere fünf Funktionen lassen sich «virtuell» als Bildschirm-Symbole frei belegen. Dabei wird zwischen Funktionen für den Aufnahme- und für den Wiedergabebetrieb unterschieden.
Mittels Schnellmenü-Taste können mehrere Menüposten rasch aufgerufen und eingestellt werden. Auch diese Symbole sind beliebig anpassbar. Bis zu 15 Optionen stehen zur Verfügung.
Und ob dies nicht schon genug wäre, lassen sich auch noch bis zu drei aktuelle Sets von benutzerspezifischen Kameraeinstellungen registrieren und später wieder abrufen.
Um dies alles nachvollziehen zu können, hilft einem die mit der Kamera mitgelieferte Kurzanleitung nicht sehr viel. Am besten lädt man sich die ausführliche Bedienungsanleitung von Panasonics Webseite herunter.
Damit habe ich auch herausgefunden, dass sich das automatische Einfahren des Objektivs im Wiedergabebetrieb mittels Menüpunkt «Objektiv einfahren» verhindern lässt. Das habe ich dann auch gleich so eingestellt – so, dass ich meinen Kaffee wieder in aller Ruhe geniessen kann.
Bei der Funktionsauswahl blendet die Kamera übrigens jeweils Hilfstexte zu den einzelnen Menüpunkten ein. Lobenswerterweise meist in ganzen Sätzen und meist ohne kryptische Abkürzungen, wie dies bei anderen Herstellern üblich ist. Manchmal ist diese Hilfestellung dennoch "für d’Füchs", wenn dort einfach steht "Funktion aus" und "Funktion ein".
Sofort-Fokus oder erst im Nachhinein

Schon das Vorgängermodell FZ1000 verfügte über einen für Bridgekameras rekordverdächtig schnellen Autofokus, der bei allen Brennweiten zügig und treffsicher scharf stellte. Die FZ2000 übernimmt diese Tradition. Ihr Autofokus arbeitet dank des Hybrid-Kontrast-AFs mit DFD-Technologie (Depth From Defocus) genau und blitzschnell.
Das System berechnet den Motivabstand durch die Auswertung zweier Bilder mit unterschiedlicher Schärfentiefe und bezieht dabei die optischen Eigenschaften des Objektivs mit ein. In der Praxis reagierte der Autofokus tatsächlich verblüffend schnell und stellte präzise scharf – genügend Licht und Kontrast vorausgesetzt.
Noch etwas schneller geht es, wenn der "Quick-AF" aktiviert wird. Solange die Kamera ruhig gehalten wird, erfolgt eine automatische Nachjustierung der Schärfe, auch wenn die Auslösetaste nicht gedrückt wird. Beim Auslösen kann dann schneller fokussiert werden. Diese Funktion verbraucht jedoch etwas mehr Strom.
Auch die im Datenblatt beschriebene Serienbelichtung bewegter Motive mit bis zu 12 Bildern pro Sekunde bei Einzelfokus (AFS) bzw. 7 Bildern pro Sekunde bei kontinuierlichem Fokussieren (AFC) sind problemlos in der Praxis nachvollziehbar.
Bei Dämmerlicht und Einsatz des AF-Hilfslichts bewegte sich die Scharfstell-Geschwindigkeit dann wieder im "normalen" Bereich. Ist wenig Licht vorhanden, erscheint die Fokus-Anzeige "low". In diesem Fall kann das Scharfstellen länger als gewöhnlich dauern.
Mit verschiedenen Auto-Fokusmodi lässt sich das Verfahren zur Scharfstellung dem Motiv anpassen. Dabei lässt sich sowohl die AF-Geschwindigkeit wie auch die Grösse der Fokusfelder beeinflussen. Sogar die Empfindlichkeit bzw. die Zeitdauer für die Neufokussierung kann angepasst werden. So kann zum Beispiel vermieden werden, dass unbeabsichtigt neu fokussiert wird, wenn sich ein Objekt durchs Bild bewegt.
Als Hilfe beim manuellen Scharfstellen gibt es die Kantenhervorhebung (Focus Peaking) in wählbaren Farben sowie eine Lupenfunktion zur Bildvergrösserung. Und über den Touchscreen lässt sich auch per Fingerberührung ein Motiv scharf stellen. Mit oder ohne gleichzeitiger Belichtungsanpassung.
Dank 4K-Video ist eine Fokusbestimmung auch erst nach dem Auslösen möglich (Post Focus). Die Kamera ermittelt mehrere Schärfeebenen von nah bis fern. Danach wird einfach der Bildbereich angetippt, der scharf sein soll, und das Bild mit der gewünschten Schärfeebene als 8 Megapixel grosses JPEG-Foto abgespeichert.
Die gesamte Aufnahme liegt als 4K-Einsekunden-Video mit 30 Bildern auf der Speicherkarte. Dadurch können auch mehrere Fokusebenen ausgewählt und nachträglich zu einem grösseren Schärfebereich zusammengefügt werden. Dieses "Focus Stacking" oder auf gut Deutsch "Fokus Stapeln" benötigt bei vielen Kameras entsprechende externe Software. Bei der FZ2000 wird dies gleich in der Kamera selbst erledigt.
Scharfer Sucher, Klappdisplay und 4K-Foto

Ein echtes Highlight ist der integrierte, hochauflösende OLED-Sucher mit 2,36 Mio. Bildpunkten, einem 100-prozentigen Bildfeld und einer 0,74-fachen Suchervergrösserung. Das aussergewöhnlich klare und helle Sucherbild überzeugt. Damit kann man auch gleich noch das eben geschossene Foto betrachten, ohne die Kamera von der Nase zu nehmen und aufs Display zu schauen.
Auf diesem hervorragenden Sucher lassen sich die Fotos auch unter strahlender Sonne sicher beurteilen. Wer dies schon mal auf einem Display versucht hat, wird diese Möglichkeit sehr zu schätzen wissen.
Bei manchen Bildmotiven entsteht beinahe schon ein räumlicher, dreidimensionaler Eindruck. Jedenfalls erging es mir so beim Betrachten – und Erinnerungen an die einstigen "Guckis" mit ihren Diaserien kamen auf.
Der 7,5 cm grosse TFT-LCD-Monitor mit einer Auflösung von 1,04 Megapixel lässt sich um 180 Grad zur Seite klappen und dann um 270 Grad drehen. Damit sind auch ungewöhnliche Aufnahmepositionen ohne grosse Verrenkungen möglich. Und beim Transport lässt er sich zum Schutz mit der Displayseite nach innen einfach zuklappen.
Mit 30 Bildern pro Sekunde
Für die 4K-Foto-Funktionen sind gleich zwei Positionen auf dem "Antriebsmodus-Wahlschalter" (was für ein Wort) reserviert. Zum einen für die bereits erwähnte nachträgliche Scharfstellung (Post Focus), zum andern für die Serienbilder-Funktion.
Damit lässt sich aus einer 4K-Fotoserie, die mit 30 Bildern pro Sekunde aufgenommen wurde, der gewünschte Moment exakt heraussuchen und als Bild mit rund 8 Millionen Pixeln abspeichern.
Clever ist dabei die Variante "Pre-Burst". Die Kamera nimmt in einer Endlosschleife auf und nach Drücken des Auslösers erhält man 4K-Serienaufnahmen von ungefähr einer Sekunde Länge vor und nach dem Auslösen.
Mit "Loop Recording" werden die jeweils letzten zehn Minuten laufend gespeichert. Der Teil davor wird wieder gelöscht. Dadurch kann eine Aufnahme ohne Austausch der Karte fortgesetzt werden, bis sich eine Fotogelegenheit ergibt.
Unter dem Menüpunkt "Lichtzusammensetz." verbirgt sich die Möglichkeit, mehrere Einzelbilder aus 4K-Burst-Dateien zu kombinieren. Dabei werden Bereiche, die heller sind als beim vorigen Einzelbild, überlagert und zu einem Bild zusammengefasst. Eine typische Anwendung dafür ist das Einfangen von Feuerwerk auf einem Bild. Bis zu 40 Einzelbilder können kombiniert werden.
Neben diesen eher speziellen Einsätzen beherrscht die FZ2000 auch die ganze Palette der bekannten Fotofunktionen. So lassen sich HDR- und Panorama-Bilder erstellen, es gibt AF- und/oder AE-Fixierung (AF/AE-Lock), Serienbild-, Zeitraffer-, Stop-Motion-, Mehrfachbelichtungs-Funktionen und Belichtungs-, Blenden-, Fokus- und Weissabgleich-Bracketing.
Mit "AF Makro" können in Weitwinkelposition Nahaufnahmen bis zu einem Abstand von drei Zentimetern vor dem Objektiv gemacht werden. Beim "Makro Zoom" kann zusätzlich noch mit bis zu dreifachem Digitalzoom dem Motiv auf die Pelle gerückt werden, ohne die Kamera näher heran zu bewegen.
Ein eingebauter Blitz klappt nach Betätigen des mechanischen Freigabehebels auf. Seine Ausleuchtung reicht von 8 (Tele) bis rund 13 Metern (Weitwinkel). Beim Blitzen sollte unbedingt die Gegenlichtblende abgenommen werden. Durch das lange Objektiv wird das Blitzlicht sonst abgeschattet. Ein externes Blitzgerät lässt sich am Zubehörschuh anbringen.

Camcorder adieu?

Die Lumix FZ2000 bietet die aktuell wohl umfangreichste und aussergewöhnlichste Videoausstattung, die je in eine Bridge- oder Kompaktfotokamera eingebaut wurde. Da staunt nicht nur der Hobbyfilmer, auch der Profi-Kameramann wundert sich – und fragt sich gleichzeitig, ob damit der Camcorder definitiv ausgedient hat.
Fangen wir mit den Videoformaten an. Die FZ2000 beherrscht die unbegrenzte 4K-Videoaufzeichnung sowohl in Cinema 4K mit 4096 x 2160 Pixel bei 24 Bildern pro Sekunde wie auch in QFHD-4K (UHD) mit 3840 x 2160 Pixel und mit bis zu 30 Bildern pro Sekunde. Via HDMI-Ausgang lässt sich das Signal mit 4:2:2 10-Bit extern betrachten und aufzeichnen.

Im MOV- und MP4-Format kann Full-HD-Video mit einer extrem hohen Bitrate von 200 Mbit/s (All-Intra) gespeichert werden. In diesen Formaten ist auch eine variable Bildrate möglich, die von 2 bis zu 120 Bildern pro Sekunde reicht, ideal für Zeitlupen- oder Zeitraffervideos.
Ist AVCHD ausgewählt, beträgt die höchste Videoqualität Full-HD mit 1920 x 1080 Pixel, 60 Vollbilder pro Sekunde und 28 Mbit/s Datendurchsatz.
Die Systemfrequenz lässt sich ebenfalls wählen. Zwischen 59,94 Hz (NTSC) und 50.00 Hz (PAL) einfach per Menü, für 24.00 Hz (Cinema) muss die Kamera aus- und wieder eingeschaltet werden. Dies muss auch bei der Wiedergabe ab SD-Karte beachtet werden. Befinden sich Filme sowohl mit 24 Hz als auch mit 59/50 Hz auf der gleichen Karte, wird nur jeweils die Aufnahme wiedergegeben, die mit der eingestellten Kamera-Frequenz übereinstimmt.
Filmen mit Fotokameras bringt drei Hauptprobleme mit sich: Sanftes, regelmässiges Brennweitenverstellen – also Zoomen ohne Motor in Kamera oder Objektiv – ist ohne Hilfsmittel alles andere als einfach. Ebenso das Fokussieren und Nachführen der Schärfe. Dritter Punkt ist die Beeinflussung der Lichtmenge mit Filtern. Nicht umsonst sieht man an filmenden Fotokameras sperrige Aufbauten mit allerhand Zubehör daran, vorne meist ein Kompendium mit Filterhalterungen und Gegenlichtblenden.
Problempunkt drei hat die FZ2000 einfach gelöst. Mit eingebauten optischen ND-Filtern lässt sich die Lichtmenge in unterschiedlichen Stufen (1/4, 1/16, 1/64, aus) leicht manuell anpassen. Oder man überlässt der Automatik die ND-Filtersteuerung.
Problem eins lässt sich bei Bridgekameras elegant mittels Zoommotor für das fest eingebaute Objektiv lösen. So bietet die FZ2000 gleich mehrere Zoom-Möglichkeiten. Mit dem Zoomhebel beim Fotoauslöser lässt sich die Brennweite in fünf variablen Geschwindigkeiten verstellen.
Funktionstasten eins und zwei sind ab Werk mit langsamem Ein- und Auszoomen belegt. Im Individual-Menü kann jeweils eine aus drei Geschwindigkeiten ausgewählt werden. Diese können den ganzen Brennweitenbereich auf Tastendruck automatisch durchfahren oder nur so lange man draufdrückt. Sogar ein langsames Anfahren und Abbremsen bei Start und Stopp ist aktivierbar.
Auf dem Touchscreen kann per Fingerdruck auf die Zoom-Symbole in Tele- oder Weitwinkelposition gefahren werden. Und schliesslich lässt sich auch noch manuell am Objektivring zoomen. Mit etwas Übung sind nach kurzer Zeit professionelle Zoomfahrten möglich, wobei ein echter Profi beim Filmen möglichst wenig zoomen wird.
Für das zweite Problem – Scharfstellen während der Videoaufnahme – kennt auch die FZ2000 kein Patentrezept. Die meisten Autofokus-Modi fürs Fotografieren gelten auch für Videoaufnahmen. Die Scharfstellungsmethode ändert sich je nach Position des Fokushebels und der "Dauer-AF"-Einstellung im Video-Menü.
Die Schärfe kann dauernd nachgeführt werden, oder wird neu eingestellt, wenn während der Aufnahme der Auslöser halb heruntergedrückt wird. Bei genügend Licht und nicht zu hektischen Motiven kommt die FZ2000 mit dem Scharfstellen zügig nach. Ab und zu nimmt sie es jedoch gemächlicher, vor allem beim Zoomen, Schwenken oder bei einer Schärfeverlagerung auf Motive, die nicht einen Grossteil des Bildes ausfüllen. Hier kann man ihr am Display durch "Touch-Fokus" aufs Motiv wieder auf die Sprünge helfen.
Schärfepumpen trat selten auf. So fokussierte die Kamera etwa im 4K-Videoformat knackscharf auf ein Entlein, um kurz darauf plötzlich auf den dahinterliegenden rauen Stein scharfzustellen, und dann wieder zurück aufs Entlein.
Engagierte Amateure wie Profis fahren die Schärfe ja seit jeher manuell. Dabei werden sie von der FZ2000 durch "Focus-Peaking" und Bereichsvergrösserung unterstützt. Zusätzlich kann auf eine schwarzweisse Anzeige umgeschaltet werden, um die Fokussierung zu erleichtern.
Verwacklungshilfe und Bildkontrolle

Eine Videoaufzeichnung kann man in jedem beliebigen Fotomodus direkt mit der Videotaste starten. Während des Filmens können gleichzeitig Fotos geschossen werden. Der spezielle "Kreative Filme"-Modus ermöglicht das Aufnehmen von Videos mit mehreren Effekten und erweiterten Einstellungen. Fotoaufnahmen sind dabei nicht mehr möglich.
Dem Filmer stehen unzählige Hilfen und Kontrollanzeigen für gute Videoaufnahmen zur Verfügung. Ein 5-Achsen-Hybrid-Bildstabilisator korrigiert Wackler und Erschütterungen sowohl optisch als auch elektronisch. Leider nicht bei 4K- und Cinema-4K-Aufnahmen.
Dasselbe gilt für die "Horizontausgleichsfunktion", bei der Kameraneigungen automatisch zu "ebnen" versucht werden, was natürlich nur in bestimmten Grenzen funktioniert. Zur Kontrolle lässt sich auch ein künstlicher Horizont einblenden, der mit einer grünen Linie signalisiert, dass man sich "im Lot" befindet.
Mit der Helligkeitsverteilung (Histogramm) und der Überbelichtungswarnung (Zebramuster) im Display hält man seine Belichtungseinstellungen im Auge. Beim Zebra lassen sich gar zwei voneinander unabhängige Helligkeitswerte zwischen 50 und 105 Prozent in 5-Prozent-Schritten festlegen.
Es gibt eine Spitzlichter-Warnung ("Blinkies") und neben fixen Gitterlinien-Einblendungen können zwei Linien auch nach eigenem Geschmack positioniert werden. Ein Belichtungsmesser zeigt bei Bedarf die Veränderungen von Blende und Verschlusszeit grafisch an.
Zur Abstimmung von Monitor und Sucher mit anderen Geräten lässt sich ein Farbbalken nach SMPTE-, EBU- oder ARIB-Norm mit Testton in drei wählbaren Lautstärken anzeigen und aufnehmen. Auch ein Timecode-Zähler mit "Rec Run/Free Run" und "Drop Frame/Non-drop Frame"-Auswahl ist vorhanden.
Habe ich schon erwähnt, dass sich der ISO-Wert auf dB-Gain umschalten und die Verschlusszeit statt in Sekunden in Winkelgraden anzeigen lässt?
Selbstverständlich besitzt die FZ2000 eine 3,5mm-Mikrofonbuchse für Audio-Aufnahmen mit einem externen Mikrofon und einen 3,5mm-Kopfhöreranschluss für die Überwachung des Tons. Der Mikrofonpegel kann in 19 Stufen angepasst, per Limiter begrenzt und auf dem Display angezeigt werden. Windgeräusch-Unterdrückung und Zoom-Mikro sind weitere Funktionen.
Der "Kreative Filme"-Modus ist die Special-Effects-Abteilung der FZ2000, wo vor allem der grosse 4K-Auflösungsspielraum zum Einsatz kommt. Beispielsweise für "Zeitlupe/Zeitraffer", "Dolly-Zoom" oder "4K Live Schneiden".
Ach ja, dann gibt es noch die "Snap Movie"-Funktion. Hier können die Aufnahmedauer im Voraus festgelegt und Videos wie Schnappschüsse beiläufig aufgenommen werden. Inklusive Effekte wie etwa einen Fokus beim Aufnahmebeginn verschieben oder farbige Einblenden/Ausblenden im Voraus hinzufügen.
Auslösen im Sprung
Die FZ2000 ist mit einem WiFi-Modul (IEEE 802.11 b/g/n) für die kabellose Fernbedienung und Bildübertragung ausgestattet. Mit der Smartphone/Tablet-App "Panasonic Image App" können mit der "Snap Movie"-Funktion aufgenommene Videos miteinander kombiniert und bearbeitet werden, zum Beispiel durch Hinzufügen von Musik.
Zusammengesetzte Videos und Bilder lassen sich von überall auf der Welt schnell mit Freunden und Familie teilen. Über die Smartphone-Verbindung können auch GPS-Daten zu den Bildern gespeichert werden.
Natürlich kann ein Smartphone oder Tablet auch als losgelöster Kontrollmonitor dienen und die Fernbedienung von Zoom, Fokus und Auslöser erlauben, ohne dass die Kamera selbst in Reichweite sein muss.
Beim Symbol "Aufnehmen beim Springen", prominent unter dem roten Aufnahmeknopf angeordnet, darf man mit dem Handy aufspringen sodass der Verschluss der Kamera automatisch in dem Moment auslöst, in dem das Smartphone den Höhepunkt des Sprunges erreicht.
Wer sich dies wohl alles ausdenkt? Viel sinnvoller statt solcher Gimmicks wäre wohl die Einbindung von GPS und NFC (Near Field Communication) zum einfachen Verbinden der Geräte gewesen. So muss man das "Pairing" entweder per QR-Code oder manuell via Adhoc-Netzwerk vornehmen.
Alles so schön bunt hier

Auch bei den Möglichkeiten zur Bildbeeinflussung schöpft die FZ2000 aus dem Vollen. Hier nur eine kleine Auswahl: Der Schwarzwert-Pegel (für Profis: Master Pedestal) lässt sich anpassen. Es gibt neben der Standard-Einstellung Bildstile für "lebhaft", "natürlich", "monochrom", "Landschaft", "Porträt" und "Cinema-like".
Für Filmprofis ist das kostenpflichtige Upgrade "V-Log L" erhältlich, das erweiterte Möglichkeiten in der Videonachbearbeitung bietet.
Die Helligkeitsverteilung lässt sich mittels vorgegebenen oder eigenen Gradationskurven anpassen, eine "intelligente Dynamik"-Funktion kann aktiviert werden, der Luminanzbereich lässt sich umstellen (0-255, 16-235, 16-255) und das Bild durch verschiedene Filtereffekte und Farbtonkorrekturen verändern.
Die Panasonic Lumix DMC-FZ2000 ist wie schon das Modell FZ1000 mit einem 1-Zoll-Sensor mit 20,1 Megapixel Auflösung ausgestattet. Die grösste Bildauflösung beim Fotografieren bleibt somit unverändert und beträgt im 3:2-Verhältnis 5472 x 3648 Pixel.
Fotos lassen sich auch in den Verhältnissen 4:3, 16:9 und 1:1 erstellen. Das JPEG- und das RAW-Format stehen in verschiedenen Kombinationen zur Verfügung, neben dem sRGB- kann auch der AdobeRGB-Farbraum ausgewählt werden.
RAW-Aufnahmen können im eingebauten Konverter bearbeitet werden, um zum Beispiel Bildstil, Belichtung, Weissabgleich oder Effekte anzupassen. Das Resultat wird dann als JPEG-Datei gespeichert, wobei sich die Bildgrösse noch bestimmten lässt.
Superzoom und Bildqualität
Was sich gegenüber der FZ1000 geändert hat, ist das Objektiv. Es hat mit 24–480 mm nicht nur einen grösseren Brennweitenbereich, auch die maximale Blende wurde von f8 auf f11 erhöht. Die Anfangsblende im verlängerten Telebereich beträgt nun f4.5 statt f4 wie beim Vorgänger.
Der Bau solcher Superzoom-Objektive geht immer mit Kompromissen bei der Bildqualität einher. Mit einer Anfangsblende von f2.8 bei 24 mm Weitwinkel gelangt genügend Licht zum Sensor, um auch bei weniger optimalen Verhältnissen wie Dämmerlicht oder in schlecht beleuchteten Räumen gute Fotos ohne störendes Rauschen zu schiessen.
Den 24 mm Weitwinkel, übrigens mit angenehm wenig "bauchiger" Verformung, gibt es aber nur beim 4:3-Fotoformat. Bei 3:2 sind es noch 25 mm, bei 16:9 nur noch 31 mm. 4K-Fotoaufnahmen müssen sich gar mit nur 36 mm Weitwinkel begnügen. Die Blende erreicht auch schnell höhere Werte, also weniger Lichteinfall. Bei 80 mm ist es bereits f4.0, bei 250 mm schon f4.5.
Das heisst, bei gleich viel Licht braucht es immer mehr elektronische Verstärkung (ISO-Werte) Richtung Tele-Anschlag. Ist dann noch eine kurze Belichtung oder höhere Blende gewünscht, kommt man schnell ans Limit.
Fotos bis ISO 400 sind ok, die Detailschärfe stimmt, wobei so manche "Pixelpeeper" bei 100-Prozent-Betrachtung schon ein leichtes Helligkeitsrauschen in einfarbigen Flächen bemerken werden. ISO 800 zeigt dann bereits auch etwas Farbrauschen, Details sind noch genügend scharf. Oberhalb von ISO 1600 wirken die Bilder weich und teilweise "vermatscht".
Wie immer ist dies alles Ansichtssache. So sind auch noch ISO-3200-Bilder für Normalanwender oder Handyknipser absolut akzeptabel, wenn sie auf Smartphones oder Tablets angeschaut werden.
Bei der Farbtreue und Vielfalt weiss die FZ2000 zu überzeugen. Auch der manuelle Weissabgleich arbeitet sehr gut. Die herbstlichen Aufnahmen mit ihren braunen und grünen Farbabstufungen kamen sehr stimmig daher.
Chromatische Aberration halten sich angenehm in Grenzen. Aufgefallen sind sie vor allem in Blau bis Grünblau in der linken oberen Bildecke und an Kanten von Ästen und Zweigen vor hellem weissen Himmel.
Die Videobildqualität wird besonders Hobby- und Semi-Pro-Videofilmer begeistern. Die 4K-Aufnahmen sind immer wieder ein Augenschmaus. Profifilmer werden mit Full-HD, 50P und 200-Mbit/s-Datenrate auch sehr gut bedient.
Der Unterschied von 4K- und Full-HD-Video, auf einem guten 4K-Monitor betrachtet, fällt sehr minim aus und ist nur für ein geschultes Auge wirklich wahrnehmbar. Differenzen sind dann vor allem in der räumlichen Darstellung auszumachen, die bei 4K noch intensiver ausfallen.
4K-Aufnahmen mit 25 Vollbildern pro Sekunde zeigen das unvermeidliche Rucklen. Technisch wäre Panasonic sicher in der Lage, auch in der FZ2000 4K-Video mit 50 und 60 Bildern zu bieten. Doch irgendwie muss man sich noch von der neuen Lumix DMC-GH5 abgrenzen können, die nächstes Jahr erscheint.
Die Blende mit ihren neun Lamellen zeigt ein wirklich schönes Bokeh. Dank Einsatz eines Galvanometers (das eine mechanische Drehbewegung proportional zum elektrischen Strom erzeugt) reagiert sie unmittelbar auch auf plötzliche Veränderungen der Helligkeit. Damit gibt es keine schrittweise ("stepping") Veränderung der Blende beim Filmen. Kleinigkeiten, die Videoprofis jedoch sehr goutieren.
Fazit

Die Bridgekamera Panasonic Lumix DMC-FZ2000 hat ihre Zusatzbezeichnung "Hybrid" wahrlich verdient. In ihrem Gehäuse vereint sie ausserordentlich viele Foto- und noch mehr Videofunktionen.
Sie eignet sich für alle, die keine Wechselobjektive brauchen, aber dennoch die Griffigkeit und Geschwindigkeit einer DSLR und den enormen Brennweitenbereich einer Superzoom-Kamera möchten.
Dafür nehmen sie gerne auch ein nicht wirklich kompaktes Kunststoffgehäuse in Kauf. Das 20-fache Zoomobjektiv ist zusammen mit dem 1-Zoll-Sensor ein guter Kompromiss, was Auflösung, Bildqualität und Einsatzmöglichkeiten betrifft.
Hobbyfilmer und professionelle Anwender werden von den neu hinzugekommenen Videomöglichkeiten beinahe erschlagen. Die Bedienung wird Einsteigern dank Vollautomatik und Touchscreen leichtgemacht. Die FZ2000 lässt aber auch genügend manuelle Eingriffe zu, um Foto- und Videokünstler nicht in ihrer Kreativität einzuschränken.
Abstriche werden Outdoor-Aktivisten machen müssen, denn die Kamera ist nicht wetterfest abgedichtet.
Wer bereits eine FZ1000 besitzt und damit vor allem fotografiert, muss selbst entscheiden, ob ihm der Aufpreis für die zusätzlichen Videofeatures des neuen Modells wert ist.
Eine bestimmte Zielgruppe für diese eierlegende Wollmilchsau ist schwierig auszumachen. So können familiengerecht Baby- und Haustier-Profile gespeichert werden und gleichzeitig profilike 4K-Video in Cinema-Auflösung mit 4:2:2-Abtastung und 10-Bit gedreht werden.
+ gute Bildqualität bis ISO 800
+ schneller Foto-Autofokus im gesamten Zoombereich
+ Full-HD, 4K und Cinema-4K-Video
+ eingebaute optische ND-Filter
+ schwenkbarer Touchscreen
+ hochauflösender OLED-Sucher
+ umfassende Videoeinstellungen
+ Speicherung eigener Einstellungen
- nicht wetterfestes Kunststoffgehäuse
- kein eingebautes GPS und kein NFC
- 4K-Video nur mit max. 30 Vollbilder
- «weiche» Bilder ab ISO 1600
Onlinelink:
https://avguide.ch/testbericht/superzoom-videofotokamera-test-bridgekamera-panasonic-lumix-dmc-fz2000