Kleiner Champion in APS-C
Test Fujifilm X-T30: Spiegellose APS-C-Kamera

Die neue X-T30 von Fujifilm kommt klein und leicht daher. Die Kamera im APS-C-Format wiegt alleine angenehme 383 Gramm, zusammen mit dem Kit-Objektiv 18–55 mm werden es dann gut 700 Gramm. Man spürt die wertige Verarbeitung, die sich wohltuend von üblichen Kunststoffgehäusen abhebt.
Im Test hatte ich das Fujifilm X-T30-Gehäuse mit dem Kit-Objektiv Fujinon XF 18–55 mm und das Tele-Objektiv XF 55–200 mm. Alles passte problemlos in meine praktische Foto-Umhängetasche, die sonst gerade mal knapp einer Vollformatkamera mit Standardobjektiv Platz bietet. Neben der X-T30 und den beiden Optiken kam auch noch ein Blitzgerät hinein. Praktisch, kompakt und ideal auf Reisen und im Urlaub, aber auch für Event-, Porträt- und Street-Fotografie.
Äusserlich bleibt die X-T30 dem Retrolook von Fujifilm treu. Vor allem die silberne Ausführung erinnert sehr an die früheren Fotoapparate für analoge Filme. Dazu passt auch die Bedienung über mechanische Tasten und Drehrädchen, die bei der smarten Touch-Generation oft Erstaunen hervorruft. Dieser Zielgruppe kommt das berührungsempfindliche Display entgegen, über das sich viele Kamerafunktionen einstellen lassen.
Die X-T30 passt sehr gut in kleine und normalgrosse Hände. Mit meinen grossen Pranken konnte ich sie zwar gut umfassen, doch mein rechter kleiner Finger ruderte hilflos unter dem Kameraboden hin- und her. Zum Glück gibt es als Zubehör den Handgriff MHG-XT10. Ein Kollege gab mir den von seiner X-T20. Genau, der Griff passt sowohl an die X-T10, X-T20 wie auch an die neue X-T30. Wer ihn schon besitzt, kann ihn also weiterverwenden. Bravo Fujifilm!
Der Handgriff empfiehlt sich auch für eine bessere Griffsicherheit beim Einsatz von langen und schweren Optiken. In den Handgriff passen jedoch keine Akkus wie beim Batteriegriff VG-XT3. Dieser ist der grösseren Fujifilm X-T3-Kamera vorbehalten.
Wer die X-T20 mit der neuen X-T30 vergleicht, findet äusserlich kaum grosse Unterschiede. Bis auf das fehlende Tastenkreuz auf der rechten Rückseite. Dieses wurde bei der X-T30 durch einen Joystick ersetzt, von Fujifilm «Fokus-Hebel» genannt. Gleich darunter befinden sich die Menü/OK- und die Disp/Back-Taste.
Die Q-Taste für den Schnellmenü-Aufruf rutschte auf eine grössere Daumenauflage ganz nach rechts aussen. Dort ist sie leider sehr ungünstig platziert und wird durch grosse Daumen und beim senkrechten Tragen der Kamera oft ungewollt betätigt. Dies musste auch Fujifilm bestätigen und hat bereits ein Firmware-Update mit einer verlängerten Reaktionszeit der Q-Taste herausgegeben. Später soll die Taste auch komplett abschaltbar sein.

Innereien vom grossen Bruder
Die X-T30 hat viele gute Eigenschaften der Fujifilm X-T3 übernommen und man könnte sie als eine verkleinerte Version dieser Kamera bezeichnen. Fujifilm betreibt diese Produktepolitik seit der X-T1, der genau wie bei der X-T2 jeweils eine abgespeckte und deutlich günstigere Kamera folgte. Die Einschränkungen zum grossen Bruder sind jedoch minim und für die meisten Fotoprojekte unerheblich.
Die X-T30 ist nicht Staub- und Spritzwassergeschützt, besitzt nur einen Kartenslot im UHS-I-Standard und damit auch eine reduzierte Serienbildfolge. Der elektronische Sucher löst mit 2,36 Millionen Punkten rund ein Drittel weniger auf als bei der X-T3. Das Touchdisplay lässt sich nach oben und unten aufklappen und erleichtert damit Aufnahmen in Bodennähe oder überkopf. Ein seitliches Ausklappen wie beim grossen Bruder X-T3 ist jedoch nicht möglich.
Dafür hat die X-T30 viele seiner inneren Werte übernommen: vom hochauflösenden 26,1-Megapixel-X-Trans-CMOS-4-APS-C-Sensor für eine tolle Schärfe und erstaunliche Detailwiedergabe bei geringem Rauschen über die analogen Filmsimulationen bis hin zu den 2,16 Millionen Phasendetektionspixel, die 100 Prozent der Bildfläche abdecken.
Das eingebaute Blitzgerät, das sich manuell hochklappen lässt, gibt es nur bei der X-T30. Es arbeitet im TTL-Modus oder auch manuell und kann externe Blitzgeräte fernsteuern.
Auf einen eingebauten Bildstabilisator (IBIS) muss die Fujifilm X-T30 weiterhin verzichten. Beim Fotografieren aus der Hand unter ungünstigen Lichtbedingungen wäre er eine grosse Hilfe, wenn Objektive ohne eigenen Stabilisator benutzt werden. Für Filmemacher heisst es hier wieder Stativ schleppen, Schulterrig einsetzen oder die Kamera auf einen Gimbal setzen. Nur so sind verwacklungsfreie, professionelle Aufnahmen möglich, besonders in 4K-Auflösung.

Vollautomatisch oder mechanisch

Wer das erste Mal eine X-Kamera von Fujifilm in den Händen hält, wird es merkwürdig finden, Betriebsart, Blende, Verschlusszeit und Belichtungskorrektur über analoge mechanische Rädchen zu verstellen. Für Foto-Einsteiger oder -Umsteiger von anderen Systemen gibt es deshalb bei der X-T30 eine Automatik-Einstellung, bei der die Kamera die zum Motiv passenden Einstellungen selbständig vornimmt. Mit dem vorderen Einstellrad darf dabei die Vollautomatik verlassen und eines von 14 Motivprogrammen selbst ausgewählt werden.
Die Auto-Einstellung eignet sich auch bestens dafür, die Kamera mal schnell einem andern Fotografen in die Hand zu drücken, ohne dass sich dieser gleich wie der berühmte Esel am Berg fühlt. Dennoch schadet es nicht, sich etwas näher mit den manuellen Einstellmöglichkeiten für die bekannten PASM-Modi bei der X-T30 zu befassen. Erfahrene Fotografen und Profis werden meistens damit fotografieren.
Die Bedienung der Kamera erfolgt hauptsächlich über drei mechanische Wahlräder, die komplett aus Aluminium gefertigt sind. Mit ihnen werden Aufnahmebetriebsart, Verschlusszeit und Belichtungskorrektur eingestellt. Hinzu kommt der Blendenring am Objektiv.
In den P-Modus gelangt man, indem das Einstellrad für die Belichtungszeit auf der Kameraoberseite und der Blendenring am Objektiv auf «A» gedreht werden. Nun erscheint ein «P» im Display und man kann wie gewohnt weitere Zeit-Blenden-Kombinationen, die die gleiche Belichtung bewirken, per Drehrad auswählen (Programm-Shift).
Durch die entsprechenden Einstellungen an Blendenring und Belichtungsrad werden auch die übrigen Modi erreicht. Belichtungskorrekturen gelingen über das separate Einstellrad, «mechanisch» umfasst der Korrekturbetrag +/- drei Lichtwerte. Steht das Rad auf «C» (für Benutzerdefiniert), lässt sich die Belichtungskorrektur mittels Drehrädchen auf Werte zwischen -5 und +5 LW in 1/3-Lichtwertschritten erweitern. Bei der Verschlusszeit wählt man feste Werte «mechanisch» vor und bestimmt über das hintere Rädchen elektronisch die Zwischenwerte.
Der ISO-Wert wird bei der X-T30 im Gegensatz zur grossen X-T3, die dafür ein eigenes Wahlrad besitzt, mit dem vorderen Drehrädchen bestimmt. Im Auto-Modus ist dabei eine von drei selbst bestimmbaren ISO-Limiten aktiv und passt die Werte automatisch den Aufnahmebedingungen an. Manuell dürfen Werte zwischen 160 und 12'800 ISO gewählt werden. Für Spezialfälle stehen noch 25'600 oder 51'200 (high) und 80, 100 oder 125 (low) bereit.
Wem diese traditionelle Bedienung nicht so liegt, kann die wichtigen Einstellungen im umfangreichen Konfigurationsmenü auf das vordere und hintere Drehrädchen legen. So habe ich den Blendenring auf «A» geparkt, der standardmässig automatisch arbeiten würde, jedoch im Ring- und Rad-Einstellungsmenü von «Auto» auf «Befehl» geschaltet. Das Verschlusszeit-Rad noch auf «T» stellen, und schon lässt sich mit dem vorderen Rädchen bequem die Blende verstellen, nach einem Druck darauf der ISO-Wert anpassen und am hinteren Rädchen die Verschlusszeit über den gesamten Bereich regeln.
Der Vorteil: Ich kann beim Werteändern dauernd durch den Sucher blicken. Mein Auge muss nicht erst auf die Zahlen auf Einstellrad oder Blendenring schauen. Dies ist auch im Dunkeln von Vorteil, da es keine Beleuchtung am Blendenring und den Belichtungsrädern gibt.
Da man die beiden Bedienungsarten noch mit Wischfunktionen auf dem Touchscreen kombinieren kann, hat jeder Anwender die Möglichkeit, die Fujifilm X-T30 nach seinen ganz persönlichen Vorlieben einzurichten. Die Kamera besitzt sehr viele Einstellmöglichkeiten, was sich in einem über 300-seitigen Handbuch niederschlägt. Dieses liegt als gedruckte Ausgabe im Karton bei, muss also nicht wie bei den meisten anderen Kameramarken zuerst vom Web heruntergeladen werden.
Oft benötigte Funktionen lassen sich auf verschiedene Arten für einen schnelleren Zugriff zusammenfassen. Man kann Kameraeinstellungen für wiederkehrende Aufnahmesituationen in sieben unterschiedlichen Kombinationen speichern. Die Tasten und Drehrädchen an der Kamera sowie vier Wischbewegungen über das Display sind ebenfalls mit vielen verschiedenen Funktionen belegbar. Und mit «Mein Menü» steht auch ein eigener Menüpunkt mit bis zu 16 Elementen bereit.
Autofokus und Gesichtserkennung
Wer den Bildsensor einer Fujifilm X-T20 schräg ins Licht hält, sieht in der Mitte ein leicht helleres Feld, das die Fläche der Autofokus-Phasenerkennung darstellt. Bei der X-T30 breitet sich diese Fläche über den gesamten Sensor aus. Die Kamera verfügt mit 2,16 Millionen über gut viermal mehr Phasendetektionspixel. Damit wird die schnelle und genaue Fokussierung, besonders bei sich bewegenden Motiven, erheblich erleichtert.
Zudem wurde die Anzahl der maximal anwählbaren Fokuspunkte von 325 (X-T20) auf 425 erhöht. Erheblich verbessert wurde auch die intelligente Gesichtserkennung. Sie greift Porträtfotografen unter die Arme und stellt Schärfe und Belichtung für Gesichter von Menschen an beliebiger Stelle im Bild ein. Damit wird verhindert, dass die Kamera zum Beispiel bei Gruppenporträts auf den Hintergrund scharfstellt.
Bei der Augenerkennung kann bestimmt werden, ob die Kamera automatisch auf ein Auge scharfstellt oder dem linken oder rechten Auge den Vorzug gibt. Dies funktioniert neu auch bei kontinuierlicher Scharfstellung (AF-C) und im Videomodus.
Im praktischen Test begeisterte mich das einfache Freistellen bei Porträtaufnahmen dank APS-C-Sensor einmal mehr. Die Gesichts/Augen-Erkennung funktionierte bei genügend Licht meistens sehr zuverlässig. Interessanterweise wurde je nach Position der Sonnenbrille des Modells von der X-T30 mal Gesicht und Augen oder mal überhaupt nichts davon erkannt. Und wieso bei einem Stofftier der Arm als Gesicht bestimmt wurde, ist mir nach wie vor schleierhaft. Im Vergleich kommt die Fujifilm X-T30 dennoch nahe an die Alpha-Kameras von Sony heran, der aktuellen Gesichts/Augen-Erkennungs-Referenz.
Der aufklappbare Bildschirm erleichterte die Kommunikation mit dem Modell. Ich muss nicht immer durch den Sucher gucken oder mich hinter der Kamera «verstecken», sondern habe es mit grösserem Umfeld im Blick und kann ihm direkt von Angesicht zu Angesicht Anweisungen geben.
Mit dem Fokushebel lässt sich der Schärfepunkt selber bestimmen. Dies gelingt sehr zügig und genau. Dabei bleibt man mit dem Auge dauernd am Sucher und kann die Grösse des Feldes mit dem hinteren Einstellrad verändern. Ist der Touchscreen beim Blick durch den Sucher aktiv, kann auch der Daumen über den Bildschirm fahren und das Fokusfeld platzieren. Bei den ersten Versuchen wollte mir dies nicht so recht gelingen. Dauernd verschob sich das AF-Feld scheinbar selbstständig. Bis ich herausfand, dass die gesamte Displayfläche aktiv war und meine grosse Nase dauernd dazwischenfunkte. Nachdem ich die aktive Fläche auf rechts unten beschränkte, war mein Daumen wieder Herr über das Autofokusfeld.
Eine weitere Möglichkeit ist das direkte Tippen aufs Motiv im Display. Dabei wird gleich der Autofokus aktiviert und, sofern im Menü eingestellt, eine Aufnahme ausgelöst. Im Serienbildmodus werden dabei solange Bilder aufgenommen, bis man den Finger wieder vom Display nimmt.
Das manuelle Scharfstellen (MF) wird durch eine Entfernungsanzeige in Sucher und Display unterstützt. Zusätzlich stehen drei MF-Assistenten bereit. Ein vierteiliges Schnittbild in Bildmitte, eine Konturenhervorhebung (Fokus-Peaking) und neu das «Digital-Microprisma», dessen Rastermuster Unschärfen betont und verschwindet, sobald das Motiv scharf ist.
Schliesslich lässt sich der gewählte Fokussierbereich automatisch vergrössern, wenn der Scharfstellring im manuellen Fokusmodus gedreht wird. Zusammen mit dem Fokus-Peaking lässt sich damit rasch und genau manuell scharfstellen. Die Microprisma- und Schnittbild-Methode konnte mich nicht recht begeistern.
Sportsucher
Der neue «Sport-Sucher-Modus» erleichtert das Aufnehmen eines sich bewegenden Motivs. Dabei wird eine Flächenmarkierung in der Mitte des LCDs/Suchers eingeblendet, die dem 1,25-fachen Crop (ca. 16,6 Megapixel bei 3:2-Format) entspricht. Aufgenommen wird der Bereich innerhalb der Markierung.
Damit sieht man die Bewegungen des Motivs mit grösserem Umfeld und kann besser abschätzen, wo und wann es sich in die Markierung bewegt. Dies ist besonders für die Sport- und Tierfotografie nützlich und erleichtert die perfekte Momentaufnahme.
Dauerfeuer und Automatikreihe
Steht das Einstellrad auf der Position «CH», schiesst die Fujifilm X-T30 acht Bilder pro Sekunde mit mechanischem Verschluss. Wechselt man auf den elektronischen Verschluss, hat man die Möglichkeit, mit 20 Bildern in voller Bildauflösung oder mit bis zu 30 Bildern pro Sekunde und einem Sensor-Crop von 1,25 zu fotografieren. Die Auflösung beträgt dann noch 16,6 statt 26 Megapixel.
Bei diesen schnellen Serienbilderraten erweist sich die unterbrechungsfreie Sicht aufs Motiv als sehr hilfreich. Es gibt keine Dunkelphasen im Sucher und besonders bei Verfolgungen hat man das Objekt durchgehend im Blick. Neben der hohen Serienbildrate (CH) steht bei der X-T30 noch eine niedrige Geschwindigkeit (CL) mit maximal 5 Bildern pro Sekunde zur Auswahl.
Damit auch bei Serienbildern jedes einzelne Foto knackscharf wird, lässt sich die Kamera mittels zahlreicher Parameter an die jeweilige Aufnahmesituation anpassen. So gibt es beim kontinuierlichen Autofokus (AF-C) benutzerdefinierte Einstellungen für unterschiedliche Arten sich bewegender Objekte. Diese Einstellungen kombinieren die drei Parameter «Verfolgungs-Empfindlichkeit», «Geschwindigkeitsänderung des Motivs» und «Fokussierbereichs-Vorrang» im AF-Modus «Zone».
Die X-T30 hat bereits fünf Voreinstellungen und eine frei definierbare Einstellung gespeichert. In der Bilderstrecke sind die einzelnen Einstellungen erklärt.
Wer sich etwas genauer mit den vielen Parametern beschäftigt und verschiedene Kombinationen ausprobiert, wird mit der X-T30 viele gelungene und scharfe Serienbilder erhalten. Meinen Testparcours am Stadtweiher mit Verfolgen der Enten und Schwäne absolvierte die Kamera im Serienbildmodus ohne Probleme. Der Autofokus blieb am Motiv dran, auch zwischen Blättern und Ästen im Vordergrund.
Selbstverständlich beherrscht die Fujifilm X-T30 neben Serienbildern auch Automatikreihen. Es gibt das «Bracketing» für Belichtung, ISO, Weissabgleich, Dynamik und sogar für die verschiedenen Filmsimulationen. Neu hinzugekommen ist das Fokus-Bracketing, das die Schärfe automatisch Schritt für Schritt nach hinten verlagert. Damit werden auch Makroaufnahmen von vorne bis hinten knackscharf dargestellt. Idealerweise steht die Kamera dazu fix auf einem Stativ.
Die einzelnen Fotos können leider nicht in der Kamera selbst zusammengerechnet («gestackt») werden, sondern benötigen eine externe Software. Dafür ist dank des Intervall-Parameters ein Fokus-Bracketing mit Blitzlicht-Auslösung möglich. Zwar nicht mit dem internen Blitz, aber mit externen Geräten. Diese Möglichkeit beherrschen nur wenige Kameras.
Mehrfachbelichtungen, Fotos mit Filtereffekten, Panoramabilder und Intervall-Aufnahmen mit Timer stehen ebenfalls im Repertoire der X-T30.
Videofilmen à la carte

Videofilmen mit Fotokameras wurde von Fujifilm noch vor kurzem recht stiefmütterlich behandelt. Erst mit den Kameras X-T2, X-H1 und X-T3 hat sich dies grundlegend geändert. Die X-T30 hat einiges davon abbekommen und ist mit Videofunktionen so vollgestopft, dass auch grössere und professionelle Filmkameras leicht erbleichen. Vier Menüseiten sind für die vielen Videoeinstellungen zuständig.
So wird wie bei der X-T3 bei Video das gesamte 6K-Bild des Sensors ausgelesen und auf das Videoformat heruntergerechnet. Dies ergibt sehr detailreiche und scharfe Aufnahmen. Und echte 4K-Aufnahmen im 17:9-Format (DCI, mit 4096 x 2160 Pixel) sind ebenfalls möglich. Kombiniert man seine Aufnahmen mit dem Fujifilm-Eterna-Filmlook, dessen feine Farbwiedergabe und detailreiche Tiefen für das spezielle Cinema-Feeling stehen, wird eine aufwändige Nachbearbeitung oft überflüssig.
Für Filmer mit Color-Grading-Ambitionen steht eine F-Log-Aufzeichnung (Flachgamma) zur Verfügung. Oder man experimentiert mit den verschiedenen erweiterten Dynamikeinstellungen. Über den HDMI-Anschluss kann das Videosignal auf einem externen Recorder übertragen werden. Intern wird mit 4:2:0 8-Bit auf die Speicherkarte geschrieben, über den HDMI-Anschluss sind 4:2:2 10-Bit möglich. Bemerkenswert dabei: Die X-T30 kann 4K-Filme auf der Speicherkarte aufzeichnen und gleichzeitig an das HDMI-Gerät ausgeben.
Die Fujifilm X-T30 beherrscht alle aktuellen Videoauflösungen und -formate. Gespeichert werden die Aufnahmen im MOV-Container in Auflösungen von echtem 4K DCI (17:9) mit 4096 x 2160 Pixel, in 4K UHD (16:9) mit 3840 x 2160, in Full-HD (17:9) mit 2048 x 1080 und in Full-HD (16:9) mit 1920 x 1080 Pixel. In 4K-Auflösung sind maximal 30 Bilder pro Sekunde möglich, Full-HD geht bis 60 fps.
Bei Frameraten von 50 und 60 fps kann längstens 15 Minuten am Stück gedreht werden, bei 4K-Video ist bereits nach 10 Minuten Schluss. Dann muss ein erneuter Druck auf den Auslöser erfolgen. Hier hält der grosse Bruder X-T3 etwas länger durch. Bei der High-Speed-Videoaufnahme mit 120 oder 100 fps ist eine Aufzeichnungsdauer von maximal 6 Minuten möglich. Die Auflösung ist dabei auf Full-HD beschränkt.
Filmen in der Praxis
Für Videoaufnahmen dreht man das Einstellrad ganz nach rechts auf das Filmkamera-Symbol. Eine spezielle Start/Stop-Taste für Videoaufnahmen gibt es nicht. Dazu dient der Foto-Auslöser. Am einfachsten filmt man wie schon beim Fotografieren im Automatikmodus. Der aufklappbare Bildschirm erleichtert das bequeme Filmen aus Hüfthohe, mit der Kamera am Boden oder über den Kopf gehalten.
Das Fehlen eines separaten Video-Auslösers ist einer meiner Kritikpunkte. Wer zum Beispiel an Hochzeiten fotografiert und filmt, muss jeweils umständlich und zeitraubend zwischen beiden Funktionen umschalten. Die jeweils eingestellten Werte für Blende und Verschlusszeit gehen dabei verloren. Man kann sie auch nicht wie viele andere Parameter zwischenspeichern. Beim Fotografieren zwischendurch schnell eine Videoszene aufnehmen ist so nicht möglich. Hat man das Drehrad endlich auf dem Filmkamera-Symbol stehen, ist nun das Fotografieren blockiert.
Wer im manuellen Kameramodus fotografiert hat und das Drehrad auf Video stellt, wundert sich vielleicht, wieso nicht kontinuierlich scharfgestellt wird. Vermutlich steht der Fokus-Schalter auf Einzel-AF und die Gesichtserkennung ist aus. Erst nach deren Aktivierung wird bei Personenaufnahmen bzw. Gesichtern die Schärfe automatisch nachgeregelt, auch bei Einzel-AF-Einstellung.
Besser ist es jedoch, gleich den kontinuierlichen Autofokus (AF-C) zu wählen. Dann wird dauernd fokussiert – und zwar gegenüber einer X-T20 jetzt klar schneller und genauer. Das Autofokus-Verhalten lässt sich auch beim Filmen auf die jeweilige Situation feintunen, indem AF-Geschwindigkeit und Verfolgungs-Empfindlichkeit angepasst werden.
Den Video-AF-Modus stellt man am besten auf Vario-AF, dann arbeitet er bei genügend Licht und Kontrast sehr treffsicher, wenn auch manchmal ein kurzes Pumpen festzustellen ist. Im Beispielvideo «Enten» ist gut zu erkennen, wie die Schärfe auf den Enten bleibt, auch wenn Äste und Blätter im Vordergrund erscheinen. Erst wenn diese zum grossen Teil das Bild ausfüllen, wird darauf scharfgestellt.
Im Mehrfeld-AF-Modus wählt die Kamera die Schärfe im Bild selbst aus. Diese Zufalls-Fokussierung kann man meiner Meinung nach getrost vergessen. Sehr gut funktionierte hingegen der «Push-AF». Ein Fingertipp auf den Touchscreen und die Schärfe wird dorthin verlagert. Wer möchte, kann damit auch gleichzeitig die Videoaufnahme starten.
Durch den klaren OLED-Sucher macht auch das manuelle Scharfstellen beim Filmen Freude. Verschiedene Schärfe-Ebenen können gezielt angefahren und kreativ eingesetzt werden, da sie sich bei offener Blende und dank des APS-C-Sensors sehr gut unterscheiden.
Die vier Touch-Funktionen können auch beim Filmen per Wischbewegung über das Display aufgerufen werden. Am besten belegt man die Wisch-Gesten mit dem Histogramm zur Belichtungskontrolle, der Wasserwaage und der Mikrofon-Einstellung. Neu kann auch eine Zebra-Anzeige mit wählbarer Helligkeitsschwelle eingeblendet werden.
Wer partout nichts mit Fingertippen und Wischen übers Display am Hut hat, darf die gesamten Touch-Funktionen auch abschalten und die X-T30 ausschliesslich über Rädchen, Drehringe, Joystick und Tasten bedienen.
Kompromisse
Durch das kompakte kleine Gehäuse der Fujifilm X-T30 müssen gegenüber einer X-T3 einige Einschränkungen in Kauf genommen werden. So gibt es den Mikrofonanschluss nur als kleine 2,5-mm-Buchse. Für die meisten Mikrofone ist deshalb ein Adapterkabel auf 3,5 mm unumgänglich. Das gleiche gilt für einen Kopfhörer. Er lässt sich nur mit einem 3,5-mm-Stereo-Ministecker-Adapterkabel an die USB-C-Buchse anschliessen.
Die HDMI-Ausgangsbuchse ist leider auch nur in der kleinsten und «handhabungsfeindlichsten» Micro-Ausführung vorhanden. Die praktische Abdeckklappe der Buchsen, die sich bei der X-T3 einfach aushängen lässt, wenn einem die Anschlusskabel in die Quere kommen, ist fix an der X-T30 befestigt.
Der Bildschirm der X-T30 lässt sich nach oben und unten aufklappen, für Hochformat-Aufnahmen jedoch nicht von unten anheben wie bei der X-T3. Selfie-Fans und Youtuber werden an der X-T30 keinen Gefallen finden, da sich ihr Display weder um 180 Grad noch nach oben und auf die Seite klappen und umdrehen lässt.

Bildqualität und Analogfilm-Farben

Wie schon bei der X-T3 konnte auch die X-T30 mit ihren typischen Film-Looks überzeugen. Dies sind Nachbildungen analoger Fujifilm-Klassiker wie etwa «Velvia» oder «Provia». Man mag nun genüsslich darüber streiten, ob die erweiterte SR-Automatik, die wählbaren Motiv-Programme oder die Filmsimulationen das bessere Foto bringen.
Vieles ist wie immer Geschmackssache, doch waren viele andere Personen mit und ohne Fotografie-Erfahrung von den Filmsimulationen der X-T30 begeistert. Die Bilder wirken irgendwie natürlicher, kommen nicht so «digital-elektronisch» daher. Sie gefallen bereits als unbearbeitete JPEG-Dateien direkt aus der Kamera.
Neben den Analogfilm-Simulationen – ein Alleinstellungsmerkmal von Fujifilm – trägt auch der neue X-Prozessor 4 sowie der von Fujifilm selbst entwickelte X-Trans-CMOS-Sensor dazu bei. Die Besonderheit dieses Sensors liegt darin, dass statt des sonst üblichen Vierermusters (Bayer-Matrix) ein 6-mal-6-Raster bei der Farbfilteranordnung verwendet wird. Dies reduziert die Anfälligkeit für Farbmoirés, die auftreten, wenn sich zwei regelmässige Strukturen (die des Motivs und die des Sensors) überlagern.
Die X-T30-Aufnahmen punkten mit satten Farben, exakter Farbwiedergabe und grossem Kontrastumfang. Vor allem die genaue Wiedergabe von Hauttönen überzeugte. Das beinahe völlige Fehlen von chromatischen Aberrationen (blaugrünen oder pinken Farbsäumen an starken Hell/Dunkel-Übergängen im Bild) spricht für eine optimale Zusammenarbeit zwischen Kamera und Objektiv.
Das Auflösungsvermögen ist je nach Motiv sehr gut, die Detailwiedergabe wird auch bei hohen ISO-Werten kaum durch Rauschen vermindert. Da kaum Farbrauschen vorhanden ist, wirkt das Helligkeitsrauschen sehr natürlich.
Die Aufnahmen entstanden alle mit dem Objektiv Fujinon XF 18–55 mm F2.8-4 R LM OIS (Kleinbildäquivalent: 27–84 mm ), das zusammen mit der Kamera im Kit erhältlich ist, und dem Fujinon XF 55–200 mm F3.5-4.8 R LM OIS. Beide besitzen einen Bildstabilisator und ermöglichen es damit auch bei wenig Licht mit längerer Belichtungszeit aus der Hand zu fotografieren. Das Kit-Objektiv überzeugt durch ein einfaches Freistellen von Motiven dank seiner grossen Offenblende von F/2.8.
Das Telezoom-Objektiv ist durch seine kompakte Bauform etwas weniger lichtstark, dafür problemlos mitzunehmen, und holt mit seiner langen Brennweite, die 84–305 mm im Kleinbildformat entspricht, auch entferntere Motive bildfüllend heran. Dabei hilft einem das kleinste AF-Feld der X-T30, eines aus einem Raster von 425(!) Feldern, gezielt zwischen anderen Motiven hindurch genau auf das gewünschte Objekt scharfzustellen.
Die Beispielfotos der Bilderstrecke stammen direkt und unverändert aus der X-T30, wurden mit der Standard-Filmsimulation «Provia» aufgenommen und nur in der Grösse reduziert. Fotografiert wurde aus freier Hand.
RAW-Aufnahme und Entwicklung
Natürlich darf man mit der X-T30 auch im Raw-Format fotografieren. Es lassen sich damit neben vielen anderen Einstellungen nachträglich auch die Filmsimulationen ändern und das Foto als neue JPEG-Datei speichern. Dies geht zum einen in der Kamera selbst, zum andern – und viel komfortabler – in einer Raw-Konverter-Software.
Dazu gibt es die Software «Raw File Converter EX» von Fujifilm/Silkypix oder das «Fujifilm X Raw Studio», das via USB-Kabel die Leistung des Bildprozessors der Kamera nutzt, um Raw-Dateien schnell und in hoher Qualität in JPEG-Bilder umzuwandeln.
Wer Adobes Photoshop oder Lightroom besitzt, wird auch im dazugehörenden Raw-Konverter fündig. Die Filmsimulationen lassen sich dort über die Kamerakalibrierung auswählen. Allerdings sind einige Fotografen von den Umwandlungs-Resultaten der Fujifilm-Raw-Dateien in der Adobe-Software nicht besonders begeistert.
Die Filmsimulation «Provia» steht bei der X-T30 für die Standard-Farbwiedergabe. «Velvia» umfasst eine kontrastreiche Palette satter Farben und ist für Naturaufnahmen geeignet. «Astia» erweitert die Palette von Hauttönen bei Porträtaufnahmen und erhält die leuchtenden Blautöne des Himmels bei Tageslicht. Diese Einstellung wird deshalb für Porträtaufnahmen im Freien empfohlen.
«Classic Chrome» bringt den Reportage-Look mit weichen Farben und verstärkten Schattenkontrasten für eine ruhige Optik. «Pro Neg. Hi» und «Pro Neg. Std.» werden für Porträts empfohlen. Der erste bietet etwas mehr Kontrast als der «Std.». Dieser erweitert dafür die Bandbreite der Hauttöne, zeichnet etwas weicher und ist gut für Porträtaufnahmen im Studio geeignet.
«Eterna» bringt gedämpfte Farben und tiefe Schatten, ähnlich wie beim gleichnamigen Kinofilmmaterial. Es lässt gut weiterbearbeiten, sieht aber auch schon «out of cam» angenehm aus.
Die Schwarz-Weiss-Filmsimulation «Acros» ermöglicht sehr fein abgestimmte Tonwertabstufungen, tiefe Schwarztöne und eine sehr gute Detailwiedergabe. Bei «Acros» wie auch bei der «Schwarz-Weiss»-Standard-Simulation lassen sich noch Gelb-, Rot- und Grün-Filter hinzurechnen sowie einen rötlichen oder bläulichen Stich (warmer oder kühler Farbstich) hinzufügen.
Mit dem Effekt «Filmkorn» lässt sich den Aufnahmen ein typischer Analogfilm-Charakter verleihen. Dieser Effekt kommt besonders bei Ausdrucken deutlich zur Geltung. Mit «Farbe Chrom» verstärkt man die Farben in den Schattenbereichen.
Aus der Ferne bedienen
Die Gratis-App «Fujifilm Camera Remote» steuert viele Kameraeinstellungen drahtlos per Smartphone oder Tablet. Am einfachsten koppelt man die X-T30 mit einem Smartgerät über Bluetooth miteinander (Pairing). Mit meinem Android-Tablet wollte dies im Test zuerst einfach nicht funktionieren. Erst als ich die Ortungsdienste sowohl für das Tablet wie auch für die Remote-App aktivierte, fanden beide zueinander.
Sobald die Verbindung steht, kann man Fotos und Videos fernauslösen, einzelne Fotos aufs Smartgerät übertragen, durch die Bilder auf der Kamera blättern und ausgewählte Bilder per WLAN im Netz sichern, Standortdaten zur Kamera hochladen oder Firmware aktualisieren.
Blende, Verschlusszeit, ISO-Wert, Weissabgleich, Filmsimulation, Blitzmodus oder Belichtungskorrektur lassen sich über das Smartgerät verändern. Im Fernauslöser-Betrieb dient das Smartphone oder Tablet als einfache Start/Stop-Taste. Dabei ist nur die energiesparende Bluetooth-Verbindung notwendig.
Manchmal hakte es noch etwas bei der Verbindungsaufnahme oder die Rückmeldung von der Kamera bei Werte-Veränderungen war langsam. Unter Android blockierte die Verbindung ab und zu ganz und musste neu gestartet werden.
Eine weitere Möglichkeit bietet das sogenannte «Tethered Shooting». Es wird oft im Studio eingesetzt und verbindet Kamera und Computer per USB-Kabel oder Wi-Fi. Die Bilder werden sofort nach der Aufnahme automatisch auf PC oder Notebook heruntergeladen und können dort auf dem grossen Bildschirm begutachtet werden.
Für das einfache Herunterladen gibt es die Gratis-Software «Fujifilm X Acquire». Mehr Möglichkeiten bietet das kostenpflichtige «Fujifilm Tether Shooting Plug-in», das Adobe Photoshop Lightroom voraussetzt.

Fazit

Sehr gute Bildqualität, toller Autofokus, umfassende Foto- und Video-Ausstattung und kompakte Abmessungen: Die Fujifilm X-T30 ist eine ideale Hybridkamera für Fotografen und Filmemacher, die gerne mit leichtem Gepäck unterwegs sind.
An die etwas andere Bedienung und den Old-Fashion-Look gewöhnt man sich in kurzer Zeit. Soll es schnell und unkompliziert gehen, stellt man die X-T30 auf Vollautomatik. So kann man sie auch mal jemandem in die Hand drücken, um von sich ein Foto schiessen zu lassen. Denn eine Selfie-Kamera ist sie definitiv nicht.
Dafür wurden ihre Autofokus-Leistungen und die Videomöglichkeiten stark verbessert und ausgebaut. Wer dies nicht benötigt, ist mit dem Vorgängermodell X-T20 weiterhin sehr gut bedient. Die etwas grössere Auflösung der X-T30 fällt kaum ins Gewicht.
Professionelle Filmemacher müssen sich mit den Einschränkungen bei Bedienung und Anschlüssen durch das kompakte Gehäuse im Klaren sein. Hier ist die grössere X-T3 klar im Vorteil. Davon abgesehen ist die Fujifilm X-T30 eine tolle kleine Kamera, die in Leistung und Bildqualität ihrem grossen Bruder kaum nachsteht.
Die Fujifilm X-T30 ist in den Farbvarianten Schwarz, Silber sowie «Arcoal Silver» erhältlich. Der X-T30 Body ist für 1079 Franken erhältlich (UVP). Das X-T30 Kit mit Fujinon XC 15–45 mm F3.5-5.6 OIS PZ kostet 1129 Franken, und das X-T30 Kit mit Fujinon XF 18–55 mm F2.8-4 R LM OIS 1469 Franken.
Sehr rauschfreie Fotos
AF-Geschwindigkeit
Gesichts- und Augenerkennung
Serienbild- und Bracketing-Funktionen
Aufklappbares Touchdisplay
Analogfilm-Simulationen
4K DCI- und UHD-Video mit 30fps
10-Bit/4:2:2-Video extern
F-log-Video
Vielseitig konfigurierbar
Keine HDR-Funktion
Display nicht Selfie/YouTuber-tauglich
Ungünstig platzierte Q-Taste
Griffsicherheit bei grossen Händen
Kein separater Videoauslöser
Videoaufnahmezeit-Limiten
Kein externes Akku-Ladegerät im Lieferumfang
Onlinelink:
https://avguide.ch/testbericht/kleiner-champion-in-aps-c-test-fujifilm-x-t30-spiegellose-aps-c-kamera