TESTBERICHT
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Publikationsdatum
12. Mai 2008
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Der englische Lautsprecherspezialist B&W hat in der Vergangenheit immer wieder durch absolut geniale Produkte auf sich aufmerksam gemacht.

Man denke an B&W-Highlight wie „die Schnecke“ (Nautilus), das „elektronische Saxophon“ (Emphasis), ein „ schwangerer Pinguin“ (DM6) , die „Waschmaschine“ (DM70) und etliche andere, die alle von der grossen B&W-Fan-Gemeinde liebevoll mit treffenden Namen bezeichnet wurden.

Dies hat man bei B&W realisiert und dem neuseten Produkt gleich die passende Typenbezeichnung verpasst.

Der Zeppelin wird sich denn auch nahtlos in die Ahnengalerie der legendären B&W-Produkte einreihen. 

Schwer wie Lead

Aerodynamisch optimierte, in das Gehäuse aus rostfreiem Stahl angeformte Bassreflexöffnungen, ermöglichen ein bei einer dermassen kompakten Docking Station noch nie gehörtes Klangvolumen.

Die Inspiration zum Titel dieses Berichts stammt von der Namensgebung der Band Led Zeppelin, welche dem Schlagzeuger Keith Moon zugesprochen wird.

Dieser soll sich schon 1966 bei den Aufnahmen zur Yardbirds-Single Beck's Bolero geäussert haben, eine Band um den Bassisten und Gitarristen Jimmy Page würde „wie ein bleiernes Luftschiff abstürzen“ („The Band will go over like a lead zeppelin“)

Da im Englischen das Wort lead sowohl to lead [li:d] („führen“) als auch das Adjektiv lead [led] („bleiern“) bezeichnet, habe man zur Verdeutlichung der korrekten Aussprache das a weggestrichen. (Quelle: Wikipedia)

Die Doppelbedeutung des Wortes „lead“ trifft auch auf den Zeppelin von B&W zu, denn er ist, wie dieser Bericht es ganz klar zeigt, nicht nur der „Leader“ im Felde der heutigen iPod-Docking Stationen, sondern, aufgrund seiner aufwendigen State of the Art-Technologie mit seinen beachtlichen 7,3 Kilogrammen auch schwer wie „lead“.

Akustisch sinnvoll

Stets galt bei B&W: Die Form muss nicht nur beeindrucken, sie muss auch akustisch Sinn machen.

Und die leicht stilisierte Form eines Zeppelins ist geradezu prädestiniert, um stehenden Wellen im Innern des Flugkörpers den Garaus und die Wände steif und resistent gegenüber Vibrationen zu machen.

Das Gehäuse besteht aus einem Verbund von hochfestem Kunststoff und rostfreiem Stahl. Hinzu kommt das Gewicht der schweren Magnete der Chassis sowie des sehr leistungsfähigen Netzteiles, das man nicht - wie zum Beispiel beim Bose SoundDock - trickreich ausgelagert hat.

State of the Art Bestückung

Erstklassige Chassis mit Nautilus-Technologie, montiert auf einer speziell geformten Front mit minimalen Reflexionen, ergeben ein breites Abstrahlverhalten und damit ein erstaunlich räumliches Klangbild im ganzen Raum.

Wenn es eine iPod Docking Station mit State of the Art-Verarbeitung gibt, dann ist es ganz klar der Zeppelin. Er verfügt über einen integrierten Mono-Subwoofer und zwei voneinander vollkommen getrennte Zweiweg-Systeme.

Die Chassis sind allesamt Neukonstruktionen, in welche man die neusten Erkenntnisse der B&W Speaker-Technologie hat einfliessen lassen.

Der Hochtöner zum Beispiel, verfügt über eine Aluminium-Membran und ist auf seiner Rückseite, wie die grossen und sündhaft teuren Systeme der Monitor-Systeme, mit einem „Nautilus tube loading-System“ versehen, welches den rückwärtig abgegebenen, unerwünschten Sound, perfekt absorbiert.

Mit modernster Laser Interferometrie optimierte B&W die Mitteltöner. Sie besitzen verwindungssteife, dennoch extrem leichte Membranen aus Glass Fiber, die mit „strategisch optimal“ platzierten, harzgefüllten Schlitzen versehen sind und Partialschwingungen keine Chance lassen. Die Gehäusefront hat man so geformt, dass sich minimale Reflexionen an den Kanten ergeben.

Zeppelin im freien Fall?

Aufgepasst: Wer die Docking-Vorrichtung für den iPod als Haltegriff zum Transport des Zeppelins benutzt, riskiert einen Absturz!

Wenngleich im Manual behauptet wird, das Gerät könne man problemlos überall hinnehmen, so möchte ich hier doch gewisse Vorbehalte anbringen. Erstens musiziert dieser Zeppelin nur am Stromnetz und zweitens erfordert es doch eine gewisse Sorgfalt, das schwere, edle Teil herumzutragen.

Aufgepasst!

Auf keinen Fall sollte das sehr stabil aussehende Dock-Teil für die Aufnahme des iPods als Haltegriff benutzt werden. Es besteht die Gefahr, dass das Ding bei diesem Versuch „will go over like a lead zeppelin“.

Komfort

Mini-Zeppelin zum Steuern der Grundfunktionen des Maxi-Zeppelins samt iPod. Einziges Problemchen: Was ist hier oben und was unten?

Wie es sich für eine Docking Station gehört, wird auch beim Zeppelin der Akku des iPods aufgeladen.

Die Mini-Fernsteuerung kann jedoch nur auf die wichtigsten Funktionen des iPods zugreifen wie Lautstärke, Trackwahl, Power on-off und Quellenwahl zwischen iPod und Aux via 3.5-mm-Anschluss (analog) und optisch Mini-TOSlink (digital).

Da der iPod, ganz im Gegensatz zu vielen anderen „Wackelstationen“ der Konkurrenz – insbesondere derjenigen von Apple! - sehr stabil im Dock sitzt, kann er aber sehr gut bedient werden.

Der Zeppelin arbeitet nicht mit allen und vor allem nicht mit älteren iPods.

Voll funktionsfähig sind, laut Angaben von B&W, Geräte des Types A. Das sind die iPods der 5. Generation (5G), nano und iPhone und neuer. Begrenzt funktionsfähig sind die Geräte des Typs B, also die iPods der dritten und vierten Generation (3G/4G) und mini. Die Akkus der 3G-iPods können zum Beispiel nicht geladen werden. Nicht kompatibel sind iPods der ersten und zweiten Generation und Shuffle.

Multimedial

Damit die iPods multimediale Fähigkeiten ausspielen können, bietet der Zeppelin je einen S-Video- und einen Composite-Videoausgang für den Anschluss an einen Fernseher. Der USB-Anschluss ist leider nur für Software Updates für den Zeppelin gedacht.

Da die hier einsatzfähigen iPods multimedial arbeiten und nicht nur Musik, sondern auch stehende und laufende Bilder speichern und wiedergeben können, gibt es am Zeppelin die dazu notwendigen Anschlüsse.

Videoausgänge gibts deren zwei, einen S-Video und einen Composite-Video. Computerfreaks werden ob dem USB-Anschluss erst mal in Jubel ausbrechen, aber nur so lange bis sie realisieren, dass dieser Anschluss nur für Software Updates für den Zeppelin dient.

Also nichts mit Musik und Videos direkt ab PC und so weiter. Für den Anschluss einer weiteren Schallquelle gibt es einen Aux-Eingang mit 3,5 mm Stereo-Klinkenbuchse.

Immer der "richtige" Sound

Ein digital arbeitender Soundprozessor (DSP) justiert die Klangbalance je nach gewählter Lautstärke. Dies nannte man in der Vergangenheit eine aktive Loudness.

Dagegen ist bei einem solchen System ganz und gar nichts einzuwenden, denn unser Gehör funktioniert bekanntlich nicht linear. Das heisst, bei geringen Schallpegeln hört es Bässe und Höhen leiser als die Mitten. Dieser DSP soll nun einen "warmly detailed sound", sowohl in kleinen als auch grösseren Wohnräumen und bei jeder Lautstärke garantieren.

Ob all dem nun folgenden Lob sollte nicht vergessen werden, dass es sich auch beim Zeppelin „nur“ um eine Docking Station handelt, die schon rein vom Prinzip her einer guten HiFi-Anlage nicht das Wasser reichen kann. Der Zeppelin ist das geeignete Gerät für ins Schlafzimmer, die Küche, das Badezimmer und überall, wo eine Steckdose zur Verfügung steht...

Sound zum Abheben...

Mit seinem ausgewogenen, frischen, und für ein so kompaktes System verblüffend voluminösen Klang, brachte der Zeppelin, von einem iPod Classic und einem CD-Player angetrieben, die Hörerschaft zum Abheben.

Das Klangbild ist, wie die nicht datenreduzierte Wiedergabe der High-End Test Record „Impression“ mit exzellenten 2 Mic-Aufnahmen zeigte, sehr ausgewogen, also weder zu hell noch zu dunkel. Zudem hört man es sofort, dass hier für einmal keine mickrigen Breitbandsysteme, sondern hochwertige HiFi-Chassis zum Konzert aufspielen.

Dementsprechend sauber durchzeichnet ist der Klang, egal ob Klassik, Jazz oder Pop.

Umwerfend ist es, wie der Zeppelin sogar Orgelwerke mit echtem (!) Tiefbass wiedergeben kann. Doch auch die jüngere Hörerschaft, die eher auf „knackige Sounds“ stehen, kommt hier ganz gewiss nicht zu kurz, denn der Zeppelin ist alles andere als ein antikes Klangschiff.

Bei impulsiven Klängen und aufpeitschenden Gitarrenriffs kann er auch mal ganz gehörig an den Gehörnerven kitzeln.

Das ultrastabile Gehäuse des Zeppelins bleibt auch bei beachtlichen Pegeln und tiefen, fetten Bässen, frei von üppigen Resonanzen! Bei bassbetonten Passagen sind allerdings gelegentlich Blasgeräusche zu vernehmen, welche von der Rückseite des Zeppelins kommen. Es sind wahrhaft kleine Sturmböen, die da aus den beiden raketenantriebsähnlichen Bassreflextunnels kommen!

Doch besser kann man heute ein solches System wohl kaum mehr machen, es sei denn, es gelänge die Gesetze der Physik aufzuheben.

Aufgepasst mit iPod Equalizer!

Wer sich ab und zu mal einen soft gefärbten, sanften Schmuse-Sound wünscht, kommt um den Equalizer des iPods nicht herum.

Doch avguide.ch Leser wissen aus früheren Berichten, dass die Klangregler beim iPod Classic telweise hörbar klirren. Die EQ-Position „Weniger Höhen“ ist jedoch frei von Verzerrungen und kann für intime Momente und auch für Background-Music sehr empfohlen werden.

Absolut erstklassig ist das sehr breite Abstrahlverhalten des Zeppelins.

Der offene, für ein derartiges System weiträumige Klangbild ist nicht nur direkt vor dem Gerät, sondern im ganzen Raum zu hören. Und wenn der Zeppelin mal doch recht miese Klänge von sich geben sollte, liegt die Schuld mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bei einer zu niedrig gewählten Übertragungsrate beim Rippen der CD, dem iPod-Equalizer, oder der Aufnahme selbst.

Fazit

Lead Zeppelin? Ja gewiss! Der Zeppelin von B&W ist klar der „Leader“ im Feld der iPod Docking Stationen und aufgrund seiner kaum mehr zu überbietenden Verarbeitung und hochwertigen Bestückung auch schwer wie „Lead“.

Info

Preis 995 Franken

STECKBRIEF
Modell:
Zeppelin
Profil:
Beste iPod Docking Station des heutigen Marktes und zudem ein weiterer B&W-Meileinstein, welcher in die Hall of Fame der Audio Branche Einzug halten wird.
Pro:
unkonventionelles Design; ausgewogener, frischer und knackiger Sound ; offenes, räumliches Klangbild; sehr breites Abstrahlverhalten
Contra:
nicht gerade billig;USB-Anschluss nur für Software Updates;
Preis:
995.00 CHF
Hersteller:
Jahrgang:
2008
Vertrieb:
Masse:
640 x 173 x 208 mm
Gewicht:
7,3 kg
Farbe:
schwarz