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Publikationsdatum
22. September 2020
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Die Mitteilung der High End Society, Veranstalterin wichtiger internationaler und nationaler HiFi/Audio-Messen, kam aus heiterem Himmel. Diese grösste Messe für High-end-Audio in der Schweiz wurde dieses Jahr Corona-bedingt auf den 9. und 10. Januar 2021 vertagt. Dann soll sie bereits unter dem neuen Namen «Finest Audio Show» stattfinden. Der Untertitel «Die Schweizer HiFi-Messe» bleibt indes unverändert, womit der Inhalt der Messe weiterhin für die Allgemeinheit verständlich bleibt.

Der Name «High End Swiss» war ja nicht wahnsinnig beliebt, aber doch seit langem bekannt – und das ist bei Markennamen das Wichtigste. In der Deutschschweizer Mundart liess sich der Name gerade noch aussprechen. Mit «Finest Audio Show» sehe ich eher schwarz: Hiess es bisher «Gasch au an d'High End Swiss?», wird die neue Version «Gasch du au a d'Finest Audio Show?» wohl nicht so leicht auf der dialektischen Zunge der audiophilen Eidgenossen zergehen. Und so wird der Markenname dann vermutlich, wie so oft, oral substituiert werden. Man geht dann einfach «a d'HiFi-Mäss uf Rägesdorf», was der Marke eher schadet als nützt, denn internationale Ausstrahlung und Prominenz lässt sich mit «Regensdorf» wohl nicht erreichen, und ein Wechsel des Austragungsorts wird ebenfalls erschwert.

Der Zeitpunkt der Markennamensänderung ist mutig – mit Seitenblick auf das Bonmot von «Mut und Leichtsinn». Ich denke, die Änderung war schon länger geplant und die Veranstalterin zaudert nicht, sie durchzuziehen. Angesichts der besonderen Situation könnte man den Karren jedoch überladen: Schliesslich muss die Veranstalterin den Ausstellern und Besuchern nun eine Messe unter neuem Namen verkaufen, die zudem (ausnahmsweise) im kalten Januar stattfindet und die sich des Weiteren einem durchdachten Hygienekonzept unterordnet mit Maskentragpflicht für Besucher und Aussteller.

Für Aussteller und Personal wird das mehr oder weniger zur Tortur in Räumen, die sich nicht alle regelmässig lüften lassen, weil sie zum Teil gar keine Fenster haben und weil der kalte Januar und der Verkehrslärm dies auch nicht einfach so zulassen. Ich selbst habe an der Messe schon oft ausgestellt, in kleinen wie in grossen Räumen. Wir setzten aus akustischen Gründen die Klimaanlage ausser Betrieb (Störgeräusche) und lüfteten dann und wann. Wie das im Januar gehen soll, das wird man feststellen.

Für die Besucher ist es etwas einfacher. Sie können in Bewegung bleiben. Und an Hygienemasken hat man sich bis dahin auch schon etwas gewöhnt. Bleibt also zu hoffen, dass trotz der umzusetzenden Hygienevorschriften die Besucher der Messe die Treue halten.

Blick nach München

Gerade flattert die Information Nr. 1. an die Aussteller der High End München 2021 auf den Tisch. Die High End Society setzt sich zum Ziel, 2021 die erste internationale Audioshow nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie zu sein. Vorsorglich wurde auch bereits ein Ausweichtermin Ende 2021 kommuniziert.

Der Fokus der High End München wird auf B2B gelegt. Das bedeutet zwei Fachbesucher-Tage ohne Publikum, also mit verringerten Besucherströmen und ausreichend Zeit für intensive Kundentermine. Bislang gab es einen Fachbesuchertag und drei Publikumstage. Neu zwei Publikumstage.

Dazu wird eine neue Zulieferer-Messe, die IPS, lanciert. Parallel zur High End München wird damit den Herstellern von Zulieferprodukten für die HiFi-Industrie eine Business-Plattform geboten.

Auch an der High End München wird die Sicherheit für Besucher und Aussteller an erster Stelle stehen. Das wird auch Auswirkungen auf das Angebot an Ausstellungsflächen haben und die Aussteller sind aufgefordert, ihre Bestellungen rechtzeitig zu platzieren. Die Anmeldefrist wird zwecks optimaler Planung bereits am 30. November enden.

Fazit

Die High End Society hätte sich die Namensänderung der Schweizer Audiomesse vorerst ersparen können. Der Neustart der Audiomessen, national oder international, ist Herausforderung genug. Umgekehrt betrachtet, dürfte der Neubeginn im schlimmsten Fall kaum an der Namensänderung scheitern und so kann sie denn auch erfolgen.

Ob die neue Messemarke «Finest Audio Show» tatsächlich zum Synonym des Neubeginns werden wird, steht noch in den Sternen. Dafür ist der gewählte Markenname zu wenig aussagekräftig und lässt zudem die «Swissness» vermissen, die unsere deutschen Nachbarn einfach nicht begreifen. Wo «Swiss» draufsteht ist «Swiss» drin und wo nicht, dort nicht.

Der Blick nach München offenbart jedenfalls, dass die vermutlich weltweit bedeutendste Veranstalterin von Audiomessen an mehreren Fronten mit Hochdruck arbeitet, um das Audio-Messegeschäft wieder in Gang zu bringen. Die Konsumenten finden derweil den Weg zum Angebot auch ohne Messen. Die Branche für hochwertige Audio-Produkte jammert jedenfalls gerade mehrheitlich nicht.